Schwimmend verlegtes Parkett nachträglich verkleben möglich?

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X_SH5_X

Parkettleger lernen ihr Handwerk über die AUsbildungsphase von rd. 3,5 Jahren, dazu noch in der Folgezeit in ihrer Gesellenphase.
Sie lernen, was ein ordnungsgemäßer Untergrund ist, was erforderlich ist, um die mineralischen Ausgleichsmassen fest mit dem Untergrund zu verbinden, bei Langdielen messen sie die Holzfeuchte vor der Verklebung, da sich dieser Werkstoff durch Quelldruck erheblich ausdehnen kann.
Für die Verklebung, auch das lernen sie, ist die richtige Winkelhaltung des Mutterspachtels erforderlich, mit Wechsel der Zahnleiste, wenn diese durch Verschleiß abgeschabt ist, damit die korrekte Klebstoff-Auftragsmenge zur Arretierung der Parkettdielen erfolgen kann.
Das alles kann man nicht en passant aus der Heimwerkerliteratur lernen!
Deswegen mein gut gemeinter Rat: Derartige Gewerke dem Fachbetrieb überlassen, der die vielen einzelnen "Fettnäpfe" erkennen kann - im Gegensatz zum Heimwerker.
Mehr Geld an der richtigen Stelle auszugeben kann der preiswertere Weg sein.
So führe ich an dieser Stelle nur den (von mir damals bearbeiteten) Fall auf, dass der Heimwerker Parkett in seinem Wohnzimmer selbst fest verklebte, aus ästhetischen Gründen aber keine Randfuge ließ.
Das Parkett fügte sich der klimatischen Raumbedingung (in einem Sommer), und drückte durch Quelldruck den Hausgiebel an der Außenwandseite um 5cm nach außen.
Im Ergebnis musste ein Statiker ans Werk. Der Boden wurde zwar freigeschnitten, es mussten jedoch Stützmaßnahmen im Sinne der Statik durchgeführt werden.
Letztendlich hätte der Bauherr von dem nun gegen ihn gerichtlich erstrittenen Betrag wäwhrend der Zeit, wo ein Parkettlegerbetrieb die Arbeiten ausgeführt hätte, mit seiner Frau auf die Malediven reisen können.
Nicht jedes Gewerk gehört in Laienhände!
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Gut gemeinter Rat: KlaRa
Danke für deine Ausführung. Aber wenn man es so sieht, dürfte man ja keinerlei Sachen daheim alleine machen. Für alles gibt es Gewerke die es gelernt haben.
Ich verstehe schon was du mir sagen willst. Daher will ich ja auch erstmal in einem kleinen Zimmer anfangen.
 
Y

ypg

Deswegen mein gut gemeinter Rat: Derartige Gewerke dem Fachbetrieb überlassen, der die vielen einzelnen "Fettnäpfe" erkennen kann - im Gegensatz zum Heimwerker.
Die Frage an Dich @KlaRa … für den TE:
Müsste ich hier vorab Ausgleichsmasse auf den Estrich machen um wirklich einen komplett ebenen, planen Boden zu bekommen? Oder reicht es beim Verkleben auch so aus, da die Bretter ja fest verklebt sind.
 
KlaRa

KlaRa

Moderator
@ypg:
Gerade Langdielen reagieren auf grenzwertüberschreitende Unebenheiten sehr sensibel. Je größer das Format (gilt gleichfalls auch für keramischen Platten), desto höher muss die Oberflächenebenheit des Untergrundes hergestellt werden.
Ein Ausgleich durch Trittschall-Dämmmatierial ist weder ausreichend noch fachgerecht. Weil die Aufgaben einer Trittschalldämmung nicht im Höhenausgleich liegen.
Aber auch die Bewertung, ob eine ausreichende Ebenheit bereits herhestellt ist oder noch herzustellen ist, muss fachgerecht erfolgen. Da reicht es nicht, subjektiv und ohne die Kenntnis der Grundlage dessen, was bewertet werden muss, vorzugehen. Das meinte ich u.a. auch mit der Ausbildung zum Parkettleger.
Das Feld, welches es zu beachten gilt, ist sehr umfangreich.
Und jeder Verleger, ob er aus dem Handwerk kommt oder als Do-it-yourselfer die Arbeiten ausführen möchte, ist verpflichtet, sich selber über alle Fachregeln in Kenntnis zu setzen.
Um die letzte Frage korrekt zu beantworten:
Alte Spachtelmassen können (anders herum: das ist in den meisten Fällen so !!) durch die Nutzung im Laufe der Jahre ihre Eigenschaften verlieren.
Dazu gehört nicht nur ein aufgehobener Haftverbund (sie liegt also lose), sondern auch, dass sie nicht mehr über ihre notwendige Festigkeit verfügt.
Die Fachregeln besagen, dass alle alte Spachtelmassen bis zur Estrichoberfläche hin komplett zu entfernen sind, wenn eine Neuverlegung erfolgt.
Gerade bei Parkett ist dieser Aspekt besonders wichtig, da durch die Holzdielen (aufgrund klimatischer Bedingungen) sehr große Kräfte aufgebaut werden, die am Untergrund "zerren".
Wenn damit die alte Spachtelmasse ihre Aufgaben nicht mehr erfüllen kann, aber trotzdem die neuen Dielen verlegt werden, kann das durchaus zum Totalschaden des (verklebten) Bodens führen.
Und das ist nicht nur einfach so dahingesagt, sondern -leider- die Praxis, welche ich dann und wann für Gerichte zu bewerten habe.
Deswegen auch mein Rat, derartige Gewerke den Fachbetrieben zu überlassen, da die Sicherheit der Gewährleistung dann besteht.
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Gruß: KlaRa
 
X

X_SH5_X

@ypg:
Gerade Langdielen reagieren auf grenzwertüberschreitende Unebenheiten sehr sensibel. Je größer das Format (gilt gleichfalls auch für keramischen Platten), desto höher muss die Oberflächenebenheit des Untergrundes hergestellt werden.
Ein Ausgleich durch Trittschall-Dämmmatierial ist weder ausreichend noch fachgerecht. Weil die Aufgaben einer Trittschalldämmung nicht im Höhenausgleich liegen.
Aber auch die Bewertung, ob eine ausreichende Ebenheit bereits herhestellt ist oder noch herzustellen ist, muss fachgerecht erfolgen. Da reicht es nicht, subjektiv und ohne die Kenntnis der Grundlage dessen, was bewertet werden muss, vorzugehen. Das meinte ich u.a. auch mit der Ausbildung zum Parkettleger.
Das Feld, welches es zu beachten gilt, ist sehr umfangreich.
Und jeder Verleger, ob er aus dem Handwerk kommt oder als Do-it-yourselfer die Arbeiten ausführen möchte, ist verpflichtet, sich selber über alle Fachregeln in Kenntnis zu setzen.
Um die letzte Frage korrekt zu beantworten:
Alte Spachtelmassen können (anders herum: das ist in den meisten Fällen so !!) durch die Nutzung im Laufe der Jahre ihre Eigenschaften verlieren.
Dazu gehört nicht nur ein aufgehobener Haftverbund (sie liegt also lose), sondern auch, dass sie nicht mehr über ihre notwendige Festigkeit verfügt.
Die Fachregeln besagen, dass alle alte Spachtelmassen bis zur Estrichoberfläche hin komplett zu entfernen sind, wenn eine Neuverlegung erfolgt.
Gerade bei Parkett ist dieser Aspekt besonders wichtig, da durch die Holzdielen (aufgrund klimatischer Bedingungen) sehr große Kräfte aufgebaut werden, die am Untergrund "zerren".
Wenn damit die alte Spachtelmasse ihre Aufgaben nicht mehr erfüllen kann, aber trotzdem die neuen Dielen verlegt werden, kann das durchaus zum Totalschaden des (verklebten) Bodens führen.
Und das ist nicht nur einfach so dahingesagt, sondern -leider- die Praxis, welche ich dann und wann für Gerichte zu bewerten habe.
Deswegen auch mein Rat, derartige Gewerke den Fachbetrieben zu überlassen, da die Sicherheit der Gewährleistung dann besteht.
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Gruß: KlaRa
Hallo KlaRa,
möchte da nochmal kurz einhaken. Ich weiß jetzt nicht genau ob das hier eine generelle "Empfehlung" deinerseits ist oder ob es sich konkret auf meinen Fall bezieht. Alte Spachtelmasse haber wir nicht unter dem Parkett, es wurde auch nicht versucht mit Hilfe von Trittschalldämmung irgendwelche Unebenheiten zu kaschieren (außer jetzt ein wenig an dem Übergang die Höhe auszugleichen).
Vorher war in den meisten Räumen Teppich. Dieser wurde rausgerissen und die Böden wurden abgeschliffen. Es waren jetzt keine großen Unebenheiten vorhanden aber ich vermute halt, dass halt hier auch nur kleinste Unebenheiten Probleme bereiten können. Ist ja nicht überall so, dass es knarrt, nur in einigen Bereichen.
Vielleicht lasse ich das Ganze auch erstmal so, man gewöhnt sich ja an vieles.... ;)
 
B

BBaumeister

Kleine Unebenheiten sollten kein Problem sein. Hochstehende Stellen (dazu können auch dicke Tropfen von Wandfarbe zählen) sollten aber entfernt werden. Minimale Höhenunterscheide sind aber kein Problem. Falls die Höhenunterschiede zu groß sind, solltest du aber mit Ausgleichsmasse arbeiten. Eine sehr lange Wasserwaage kann hier helfen. Deine Dielen sind sehr dick, deshalb passen sie sich Höhenunterschieden kaum an und liegen schnell mal hohl. Bei sehr dünnen Dielen hat man dieses Problem nicht. Ansonsten sollte alles so klappen, wie du es beschrieben hast. Ein Problem könnte höchstens dann entstehen, wenn du einzelne Dielen nicht völlig unbeschädigt voneinander lösen kannst und dann an den Fugen kleine Schäden sichtbar werden.
 
H

hampshire

Das alles kann man nicht en passant aus der Heimwerkerliteratur lernen!
Danke für deine Ausführung. Aber wenn man es so sieht, dürfte man ja keinerlei Sachen daheim alleine machen.
Das widerspricht ja nicht einander. Wenn man es selber macht muss man eben bereit sein im Zweifel etwas Lehrgeld zu bezahlen oder Abstriche bei der Qualität zu machen. Das tust Du gerade ohne Jammern, also alles gut.
Respekt vor dem Können der Könner ist in jedem Fall angebracht. Diese gibt es unter den Handwerkern und auch unter den Heimwerkern.
 
Zuletzt aktualisiert 19.04.2024
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