Bewertung der Bausubstanz - Haus aus den 70-er Jahren

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Frank_Schuster

Hallo liebe Bau-Experten

wir möchten diese Woche ein Haus besichtigen, das wir evtl. kaufen möchten. Es wurde Anfang der 70er Jahre gebaut und ist verklinkert. Es ist eine Öl-Heizung verbaut und unterkellert. Für die Lage und Größe ist der Preis verhältnismäßig gut, aber ich würde gerne Eure Einschätzung zur Bausubstanz wissen. Ist das alles nachhaltig und gesundheitstechnisch unbedenklich („moderne Baustoffe“?). Ich bin kein großer Handwerker und müsste das meiste professionell machen lassen. Hier sind die wesentlichen Daten aus der Baubeschreibung:

Fundamente: Betonfundamente aus Betonkies und Zement, Stärke nach Statik.
Kellermauerwerk: Mauerwerk aus Kalksandsteinen in Kalkzementmörtel, 36,5 und 24 cm stark.
Kellerdecke: Stahlbetondecke aus Betonkies und Zement mit Stahleinlagen aus Baustahlgewebe.
Aufgehendes Mauerwerk: Mauerwerk aus Gitterziegeln 32 cm stark, ohne Luftschicht.
Geschossdecken: Stahlbetondecken aus Betonkies und Zement mit Stahleinlagen aus Baustahlgewebe, Stärke nach Statik.
Dach: Satteldach aus Fichtenbauholz mit Eindeckung aus braunen Hohlfalzziegeln.
Treppen: Stahlbetontreppen, Keller mit Zementestrich, in den Geschossen, Auflagen aus Marmor.
Fenster: Einfache Holzfenster aus Kiefernholz mit Dreh-Kippbeschlag.
Haustür: Blendrahmentür aus Leichtmetall mit Lichtfüllung.
Zimmertüren: Sperrholztüren mit Futter und Bekleidung aus Sperrholz.
Innenflächen: Glatter Wand- und Deckenputz aus Kalkmörtel, in der Küche Bad und Toilette, Wandplatten.
Fußboden: Schwimmender Zementestrich mit Kunststoffbelage, im Bad, Bodenplatten.
Außenflächen: Verblendung mit Verblendersteinen in brauner Farbe.
Garage: Fundamente aus Stampfbeton.
Mauerwerk: Mauerwerk aus Gitterziegeln in Kalkzementmörtel.
Decke: Stahlbetondecke mit Stahleinlagen aus Baustahlgewebe, Stärke nach Statik.

Wie ist Eure Einschätzung dazu? Sind die verbauten Materialien in Ordnung? Gibt es irgendetwas, das auf jeden Fall gemacht werden müsste? Bei den Fenstern sind wir uns natürlich jetzt schon sicher, dass die erneuert werden müssen.

Vielen lieben Dank im Voraus!

Freundliche Grüße
Frank Schuster
 
J

Joedreck

Rätselraten. Die Baustoffe die BISHER genannt worden sind, sind eher unbedenklich und können von der Substanz her gut sein.
Zwischen den Außenwänden und dem Klinker ist die Frage, ob dort ein paar cm Platz sind. Oder bezieht sich das "ohne Luftschicht" darauf? Sonst ist eine Einblasdämmung interessant.

Sicher wirst du die Fenster/Haustür machen müssen.
Dach nach Begutachtung neu. Mindestens dämmen!
Keller trocken?
Elektrik schon saniert? Sonst wahrscheinlich neu.
Wasser/Abwasserrohre prüfen. Beim Rundumschlag im Zweifel neu machen.
Bäder Zustand? Schon neu?
Türen noch die alten?
Von wann ist die Ölheizung? Zustand vom Öltank?
Wände 8 mal übertapeziert = miese lange Arbeit!
Fußbodenbeläge = ACHTUNG! Verwendeter Kleber kann Asbest beinhalten.

Stellt euch die Frage, warum das Haus so günstig ist. Ist es durch Freunde/Verwandte angeboten worden, oder ist es so viel günstiger als alles Andere inseriert worden?

Meine Tipps nach zweimaliger Sanierung: Ihr braucht Zeit, Nerven, Geld für Unvorhergesehenes und nochmal Zeit. Firmen zu finden, die "mal eben was machen" ist quasi unmöglich. Teilweise wird richtig die Hand aufgehalten, insbesondere bei Kleinstaufträgen. Beim etwas älteren Bau kann zudem immer eine Überraschung lauern. Damit muss man umgehen können.
Und meine Erfahrung zeigt auch: was man nicht sofort macht/machen lässt, macht man wahrscheinlich nie. Also nix mit "Elektrik lass ich dann in zwei Jahren machen". Kalkulier das durch, macht euch Gedanken.
Aber: Sanieren macht Spaß! Es ist aufregend, man kennt das Haus danach im Detail und ich persönlich lebe dort sehr gern drin. Trotz der ganzen Anstrengung im Vorfeld
 
F

fach1werk

Wir haben vor dem Neubau einige Male solche Häuser totgerechnet. Dann haben wir mit einem Regieunternehmen neu gebaut. Der Vorteil: Der Grundriss ist auf uns zugeschnitten und nichts ist alt und möchte in überschaubarer Zeit nochmal ordentlich Kapital fressen.
Der Nachteil: Wir hatten die Fäden nicht in der Hand und konnten weder entdeckten Murks noch fragwürdige Subunternehmer deren Auftraggeber nicht wir waren ausschalten. Der Murks wurde nach langwierigen Beweissicherungsverfahren nachgearbeitet, den Vorgang kann ich nicht empfehlen.
Heute würde ich deshalb nicht wieder so handeln sondern durchaus ein gebrauchtes Haus sanieren. So ein Haus ist immer ein Überraschungsei, es kommt bestimmt irgendwo etwas heraus und das Etwas wird Kosten, Zeit und Mühe, vielleicht auch Kompromisse auslösen. Dafür bekommt man im Bestand oft Grundstücke und Lagen, die für Neubauten vergriffen sind.
Meine Empfehlung wäre, einen Sachverständigen für die Werthaltigkeit durchzuschicken und dann dem Bauchgefühl Raum zu geben. Mit der Sachlage allein kommt man auch nicht weit genug.

Wünsche Euch ein glückliches Händchen
Ģabriele
 
11ant

11ant

nach zweimaliger Sanierung: [...] Sanieren macht Spaß! Es ist aufregend, man kennt das Haus danach im Detail und ich persönlich lebe dort sehr gern drin. Trotz der ganzen Anstrengung im Vorfeld
Wie frisch steckte Dir die Erinnerung an die erste Sanierung denn noch in den Knochen, als Du an die zweite herangegangen bist ?; und: juckt Dich schon die nächste ?
 
J

Joedreck

Wie frisch steckte Dir die Erinnerung an die erste Sanierung denn noch in den Knochen, als Du an die zweite herangegangen bist ?; und: juckt Dich schon die nächste ?
Da lagen 7 Jahre zwischen. Und die erste war frisch genug in Erinnerung, dass ich viele Fehler kein zweites Mal gemacht habe. Aber ein paar Dinge würde ich doch wieder anders machen.
Die nächste juckt schon etwas. Allerdings gibt es kaum was attraktives auf dem Markt. Das nächste Objekt würde ein Mietobjekt werden denke ich.
 
Zuletzt aktualisiert 19.04.2024
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