Fußbodenheizung auf Holzbalkendecke

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S

ShawN46

So langsam nähern wir uns dem Fußbodenaufbau... (wie das immer so ist, sind im Laufe des Abrisses einige Sachen zu Tage getreten die wir nun eben auch machen, obwohl ursprünglich nicht geplant. Da wir aber alles in Eigenleistung machen, hält sich der (zusätzliche) finanzielle Aufwand im Rahmen und die Zeit spielt für uns nur eine untergeordnete Rolle)

Liegen die Türstürze wirklich so bequem hoch ?
Nein, die Stürze haben wir alle hochgesetzt. Betraf aber lediglich das 1.OG und daher waren es "nur" 4 Stürze. Die angesprochenen 10-12 cm Platz haben wir zur Balkontür, diese soll drin bleiben daher ist es der begrenzende Faktor, aber das wird mit Sicherheit reichen.


Mich treibt nun eine andere Frage zum Fußbodenaufbau um: Eigentlich wollten wir die Flächen zwischen den Balken mit Ausgleichsschüttung begradigen, dann 22mm starke OSB-Platten verlegen auf welchen das Fußbodenheizungssystem (Zewotherm ZEWO Klimaboden) verlegt wird. Um die für eine Holzbalkendecke typischen Schwingungen zu reduzieren wollten wir die OSB-Platten mit langen Schrauben in die Holzbalken befestigen.

Ein Bekannter hat uns nun davon abgeraten die OSB-Platten zu verschrauben, da es die Schwingungseigenschaften nicht verbessert und laute Laufgeräusche in die darunter liegende Etage verteilt.

Seine Meinung/Erfahrung ist, dass man die Schwingungen der Decke nur über mehr Masse reduzieren kann und er würde daher die Zwischenräume der Balken mit Lehm oder sogar Betonplatten ausfüllen...


Mir ist natürlich klar, dass bei einer Holzbalkendecke gewisse Abstriche beim Trittschall und auch bei Schwingungen gemacht werden müssen, daher würde ich gerne eure Erfahrungen und Tipps zu einem sinnvollen Fußbodenaufbau hören!

Wäre ggf. ein zweischichtiger Aufbau (z.B. OSB-Platten die mit den Balken verschraubt werden, dann eine Isolierschicht zur Reduzierung der Trittschallübertragung und darauf schwimmend verlegt fermacell Estrich-Platten) sinnvoll(er)?


Vielen Dank im Voraus



Gruß
 
Zuletzt bearbeitet:
11ant

11ant

Seine Meinung/Erfahrung ist, dass man die Schwingungen der Decke nur über mehr Masse reduzieren kann und er würde daher die Zwischenräume der Balken mit Lehm oder sogar Betonplatten ausfüllen...
Und was soll dieses immense Gewicht halten ?

Schwingungen reduziert man mit federnder Lagerung. Ich habe in diesem Forum immer wieder das Gefühl, daß sich unter Trittschall das gleiche wie Luftschall vorgestellt wird, lediglich mit anderer Abstrahlrichtung. Trittschall ist aber keine sekundäre Schwingung, die über die Luft auf ein Bauteil auftrifft. Sondern im Moment der Erzeugung mechanisch. Zum Totlaufen in Masse oder gegen Steifigkeit braucht es entsprechend ganz andere Kaliber (genauer: unangemessene, wie in diesem Vorschlag).

Ich würde da mein Heil eher in Aufzehrung der "Schlagenergie" und in Kraftschlußvermeidung bei den Bauteilen und ihrer Montage suchen.

"In die Zwischenräume der Balken" gehört Schweres da gar nicht, sondern oben darauf. Auch hier scheint mir wieder: daß man sich eine Holzbalkendecke im wesentlichen wie eine liegende Fertighauswand vorstellt.
 
KlaRa

KlaRa

Moderator
Hallo Fragesteller.
Es ehrt mich natürlich, dass Du Wert auf meine Meinung legst!
Zum Teil 1: die Höhenbegradigung
Eine Ausgleichsschüttung dient immer zum Flächenausgleich. Beispielsweise dann, wenn der Untergrund stark uneben ist oder die Grenzwerte der Winkelabweichung nicht akzeptabel sind. Dann liegt der Fußboden "schief".
Bei freiliegenden Tragbalken, welche diese Ebenheitsanforderungen nicht erfüllen, geht man allerdings anders vor. Hier muss man die zukünftige Lastenverteilungsebene (eine Dielung, OSB- oder Holzspanplatten) eben ausrichten. Das kann nur nur nach einem Höhennivellement der Balkenlage und danach durch Unterlegung mit zugeschnittenen Holzkeilen, die auf den Tragbalken verleimt werden (!!) erreichen.
Eine 22mm starke OSB-Plattenverlegung, auf welcher die Wärmedämmplatte von Zewotherm verlegt wird, kann durchaus eine Lösung sein.
Teil 2: die Lastenverteilungsebene
Entscheidend für die Dicke der Dielen oder OSB-Platten ist allerdings der Abstand der Tragbalken. Bei einem 45cm-/50cm-Abstand reichen 22-er Dicken aus. Sonst biegen sie sich zu stark bei Belastung durch.
(Zitat) "Um die für eine Holzbalkendecke typischen Schwingungen zu reduzieren wollten wir die OSB-Platten mit langen Schrauben in die Holzbalken befestigen."
Antwort: Na, das lasst mal schön sein!
Auf die Höhen-ausgerichteten Tragbalken befestigen wir mittels unterer Leimraupe (oder besser: Tackern) möglichst dicke Vliesstreifen, auf welchen die OSB-Platten schwimmend aufliegen. Sonst schaffen wir uns über die Verschraubungen die Schallbrücken "frei Haus" ins Gebäude.
Richtig ist, dass man sich bei Holzbauweise von einem optimalen Trittschallschutz verabschieden muss.
Teil 3: Schallschutz zwischen der Gefachung
Betonplatten zwischen den Gefachungen? Nun, das lasse ich einmal offen für Bewertungen mit dem gesunden Menschenverstand.
Aus der reinen Theorie heraus mag das ja stimmen. Aber praktisch ist das unmöglich zu bewerkstelligen!
Die Gefachungen sollten aber tatsächlich mit trockenen, staubfreien mineralischen Materialien hoher Dichte gefüllt werden. Die Baustoffhändler bieten da sicherlich das geeignete Material an.
Ein zweischichtiger Aufbau wäre natürlich immer besser als ein einschichtiger, allerdings hängt das von der gegebenen Aufbauhöhe ab.
Dann könnte man auf die Tragbalken auch 19-er Platten auflegen, hierauf Mineralwolle-Trittschalldämmung (ideal für Holzbauweise) und darauf dann die 22-er OSB-Platten mit der Systemplatte des Fußbodenheizungsherstellers.
Je dünner die obere Lastenverteilungsebene ist, desto eher kommt diese in Schwingung.
Bei Trommelfellen beispielsweise wird kein Musiker mit möglichst dicken Fellen arbeiten wollen. Nur dünne Membranen schwingen gut. So wie auch dünne Gipsfaserplatten ....
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Ich hoffe, dass ich ein wenig Licht ins Dunkle bringen konnte!
Gruß: KlaRa
 
A

Altbau1930

Danke für deine ausführliche und kompetente Erklärung, KlaRa!

Wir möchten auch in unserem Haus aus den 30er Jahren mit Holzdecken in einem jetzt "normalen" Raum ein Bad einbauen.

Um wie viel cm kommt der Boden am Ende mit Fliesen höher, wenn ich alles ordentlich ab Balken aufbauen und abdichten will?

Man muss bei solchen Vorhaben ja immer die Türhöhen und Stürze beachten.
 
KlaRa

KlaRa

Moderator
Hallo unbekannter Fragesteller.
Primär ist die Frage an einen Statiker zu stellen, welche Auflasten bei gegebenen Tragbalkenabmaßen überhaupt möglich sind.
Ich führe dies nicht grundlos auf, das muss (!!) vorher abgeklärt werden.
Ohne die keilförmigen Unterlegungen zwecks Höhenausrichtung zu berücksichtigen werden für die Lastenverteilungsschicht (auf Tragbalken) 19mm anfallen, hierauf flächig eine Mineralwolle-Dämmschicht, z.B. "Floorrock GP" mit 30mm (Gesamt: 49mm), 22 mm OSB-Platte als Lastenverteilungsschicht (Gesamt: 71mm) + Alternative Abdichtung + Fliesenklebstoff + Fliesen = 15mm, dann kämen wir auf ca. 86mm Aufbauhöhe.
Etwas Höhe sparen könnte man nur, wenn man die Trittschalldämmung von 30mm auf 20mm reduzierte. Zuungunsten des Trittschallschutzes, versteht sich.
Zwischen 80 bis 95mm Aufbauhöhe werden damit bei überschlägiger Betrachtung des Aufbaus immer fällig!
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Vom Schreibtisch aus grüßt
KlaRa
 
S

ShawN46

Hallo KlaRa,

erst mal auch auf diesem Weg noch mal vielen Dank für deine ausführliche(n) Erklärung(en)!


Im Erdgeschoss setzt sich der Boden aus Wölbsteinen zwischen T-Trägern zusammen. Früher waren über diese T-Träger Holzbalken (laut Baubeschreibung Lagerhölzer) gelegt und befestigt, welche die Lastverteilung übernommen haben.

Nun haben wir ja den gesamten Bodenaufbau entfernt und überlegen welche neue Lastverteilungsschicht sinnvoll wäre, damit die Wölbsteine keine Last tragen müssen?

Wir wollen eigentlich die Räume zwischen den T-Trägern mit Aussgleichsschüttung auffüllen und dann Estrichplatten mit 30mm Stärke + 10mm Holzfaser (zur Wärmeisolierung nach unten/Keller) verlegen.

Die Frage ist ob dies als Lastverteilungsebene geeignet ist?


Vielen Dank im Voraus!


Gruß + schönes Rest WE
 
Zuletzt aktualisiert 25.04.2024
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