Tipps Hausbaufirmen in BaWü Süd

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Zuletzt aktualisiert 24.04.2024
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C

Construbo

!!! Beipackzettel - Bedienungsanleitung für Laien: der nachfolgende Text darf nur gründlich gekaut geschluckt werden. D.h. man halluziniere sich hinter jedem Satzende einen Zeilensprung und eine Leerzeile. Ich habe hier nur deshalb Fließtext geschrieben, weil es sonst eine mannshohe Seite geworden wäre. !!!


Ich beginne zu begreifen, daß Du wohl noch weniger verstanden hast, als Dir selber klar ist. Also, fangen wir ganz bei Abraham an:
Unter dem Begriff "Fertighaus" sammelst Du offenbar alle Anbieter eines "fertigen Hauses" im Sinne von "Schlüsselfertigbau" und siehst wohl prinzipiell zwei Wege, nämlich diesen und im Gegensatz bzw. alternativ dazu die Komposition von Einzelgewerken.
Einen Begriff des "Fertighauses" gibt es auch im allgemeinen Sprachgebrauch, er bezeichnet dort ein vorgefertigtes Haus. D.h. da wird ein Haus nicht komplett auf der Baustelle ortgefertigt, sondern in zwei Phasen; nämlich der Rohbau wandtafelweise in einer Produktionshalle und dann per Tieflader-LKW zur Baustelle, und dort wird dann aufgestellt und der Innenausbau vorgenommen. Die Mehrheit der Hersteller solcher Häuser praktizieren diese Methode mit Holzrahmentafeln (inkorrekt, aber üblich "Holzständer" genannt). Gewichtsbedingt schwerer zu transportieren und daher von weit weniger Herstellern gemacht, geht dies auch mit Porenziegeln, Blähton oder anderen "Steinmaterialien". Gewichtsmäßig mittelschwer und am Markt am jüngsten gibt es außerdem auch "Holzmassiv" Wandtafeln verschiedener Bauvarianten.
Die "Fertig"haushersteller sind sämtlich Generalunternehmer ("GU") bzw. soweit sie "Ausbauhäuser" anbieten Rohbau-GU, nennen sich aber nicht so. Der Begriff des GU wird häufig nur für diejenigen GU verwendet, die klassisch ortgefertigte Häuser bauen ("Stein auf Stein"), also "mauern". Generalunternehmer bedeutet, kaufmännisch gesehen als einzige Vertrags-Gegenpartei des Bauherrn tätig zu werden, d.h. als Bauunternehmer alle Gewerke des Hausbaus anzubieten - zumindest aber den Rohbau - und die Handwerker der Ausbaugewerke als seine Arbeitnehmer oder Subunternehmer zu beschäftigen. Für den Bauherrn bedeutet dies: eine Unterschrift und einen Paketpreis. Generalunternehmer bieten ihre Werkleistungen sowohl bei Ausschreibungen von Architekten an, aber auch bei Bauherren selbst. Viele Bauherren halten naiv Architekten für Grundrissemaler, weswegen sie deren Honorare als unnötig hoch empfinden, und hätten diese Leistung gerne "unter der Hand billiger". Das haben viele GU erkannt, selber Architekten unter Vertrag genommen, und bieten den Hausbau nun inklusive der Planungsleistungen an. Ganz besonders oberschlaue Bauherren möchten noch mehr sparen, und halten für den geschicktesten Weg, die Gewerke einzeln zu vergeben, da sie vom Summieren der jeweilig günstigsten Auftragslose träumen. An dieser Stelle würde sich der Geiz in den Schwanz beißen, da ihnen dann ja auch der "Kostnixextra" Architekt des GU fehlen würde. Also betätigen sich manche GU als Rohbau-GU inklusive Genehmigungsplanung und lassen den Bauherren weiter in Ruhe von seiner Oberschläue träumen. Da gibt es eben mehrere Sichtweisen. Die nach meinem Dafürhalten klügste ist, mit einem Architekten sein Haus zu planen - und zwar nicht nur bis zur Genehmigung, sondern schlüsselfertig im bildlichen Wortsinn. D.h. der Architekt "malt" das Haus nicht nur, sondern schreibt auch die Auftragsvergabe aus (dabei wiederum halte ich für klug, den Architekten auch GU auf die Aufträge mitbieten zu lassen) und hat auch die Bauleitung. Und um das Faß der gelernten Begriffe zum Überlaufen zu bringen, gibt es auch noch Bauträger. Das sind GU, die Grundstücke kaufen und im Paket mit darauf gebauten Häusern weiterverkaufen. Aus Liquiditätsgründen tun sie dies zunehmend nicht wie früher weit üblicher mit schon fertig gebauten Häusern, sondern mit Verträgen, die Häuser erst nach Unterschrift zu bauen anzufangen. Der Käufer kann dabei noch wesentlichen Einfluß auf die Planung nehmen, fühlt sich dadurch als Bauherr (der er hier rechtlich nicht ist) und verlernt dadurch den Unterschied zwischen GU und Bauträger (BT). In der Folge plappern Häuslebauinteressenten nach Kontakten mit BT generell von "Bauträgern", auch wenn sie GU meinen.

Schaut hier in der Rubrik "Erfahrungen mit Hausbaufirmen" in Kombination mit den Namen der nächstgelegenen Kreisstädte rund um Euren Bauort (und/oder mit Namen von Euch bereits bekannten regionalen Bauunternehmern) - dort werden Euch Rezensionen solcher Unternehmen und ihrer Mitbewerber begegnen. Wenn alle Stricke reißen ;-) könnt Ihr gerne auch gmx (de) hinter meinen Mitgliedsnamen setzen, so lange Ihr hier noch nicht zur Tafelrunde der Foren-Intramail-PN-Berechtigten gehört. Aber erst sicher hinsetzen, tief durchatmen, wie gesagt vor dem Schlucken gut kauen, und ggf. beim Günni einen Doornkaat ordern - weisse Bescheid, Hchz :)
Sehr hilfreiche Informationen; vielen Dank dafür! Völlig korrekt, als Laien kämen wir nie auf die Idee, Gewerke einzeln zu vergeben. Vielmehr ist unser Plan, die komplette Begleitung/Betreuung durch einen Bauingenieur/Architekten in Anspruch zu nehmen! Sobald wir konkretere Informationen haben, stellen wir auch sehr gerne die ersten Entwürfe hier rein.
 
J

Jokeep1337

Hallo Zusammen,

danke für die Tipps bis hierhin. Wir haben noch kein Grundstück und werden dann bestenfalls damit anfangen.

Wir stellen uns ein Mehrgenerationenhaus mit ausgebautem Keller vor, so dass wir quasi 2 Wohnungen vermieten können. Habe ich das also richtig verstanden, vom Grundstücksuchservice wird hier eher abgeraten?

Die Basis für die Angebote waren einfach Projekthäuser, welche wir dann ohne Grundstück quasi in der Theorie eingerichtet haben. Bei Allkauf Haus haben wir z.B. ein Angebot für genau solch ein Mehrgenerationenhaus inkl. ausgebautem Keller, mit allem drum und dran (exkl. Grundstück). Nur frage ich mich, ob da wirklich alles dabei ist, oder wir uns dann während dem Bauprozess massiv ärgern würden, weil eben doch einiges versteckt oben drauf kommt.

Da das Grundstück und das bebaute Haus ja doch recht stark voneinander abhängig sind, ist es wirklich sinnvoll vorerst nur nach Grundstücken zu suchen?

Viele Grüße
 
11ant

11ant

GU (inklusive Fertighausanbieter und Bauträger) schlagen pauschal was für sich auf (und zwar nicht wenig), bieten in der Regel aber einen Festpreis.
Dieser Aufschlag ist ein Mythos und marktwirtschaftlich Quatsch. Der GU preist hier - meist ohne auch theoretisch Ahnung von Versicherungsmathematik zu haben - seine Erfahrung ein, wie ein Effekt, den der Bauherr bei Einzelvergabe auch hätte, bei ihm ebenso wirkt, nämlich, daß man manchmal den preisgünstigsten nicht nehmen kann, weil der nicht passend Zeit hat, und die Wunschrechnung "wir kombinieren einfach alle Billigsten zur niedrigstmöglichen Gesamtsumme" folglich nicht aufgehen kann. Der eigentliche "Aufschlag" ist eine Prämie für das Risiko von Steigerungen der Einkaufspreise während der Gültigkeit seiner Preisgarantie. Und, ja , klar - siehe unten, Stichwort Regiestunden: falls er aus dem vorgenannten Zeitgrund einen noch neuen Mitspieler in sein Team einwechseln muß, steigt sein Abstimmungsrisiko. Das sind aber sämtlich Risiken, die der Bauherr bei Eigenvergabe auch selbst hätte - der Unterschied ist also eher nur der, daß er dies hier schon beim Angebot sieht, und nicht vom dicken Ende kalt erwischt wird.
Bei Einzelvergabe lässt sich der Architekt für die Ausschreibungen und Koordination bezahlen, bindet sich aber in der Regel nicht das Kostenrisiko auf.
Ich kann Dir versichern, daß das Honorar für die Vergabeleistungen des Architekten vom Lehrgeld blutiger Anfänger meist merklich überschritten wird. Wer dabei regelmäßig am vollmundigsten den Vogel abschießt, sind übrigens diejenigen Selbermacher, die beruflich "irgendwas mit BWL" zu tun haben - insbesondere Excel Follproviehs, deren Lieblingsfortbildungen Verhandlungstrainings sind. Geübte Auftragnehmer lesen die Lücken zuerst. Ein Kostenrisiko bindet sich der Architekt übrigens - abgesehen von seiner schwer in bare Münze zu fassenden Berufshaftpflicht für sorgfältiges Vorgehen bei der Ermittlung - überhaupt nicht ans Bein.
Entsprechend ist wichtig dass man mit einem Architekt arbeitet der von Anfang an mit ordentlichen Schätzungen arbeitet. Hier im Forum gibt es genügend Stories von Architekten bei denen 20% Kostenüberlauf normal sind.
Dieses Phänomen trifft hauptsächlich solche Bauherren, die in Zeiten des boombedingten Architektenmangels entweder á la Rentnercops Architekten aus dem Ruhestand reaktivieren (die das Einkaufen ihren werten Gattinnen überlassen und seit der Euro-Einführung nicht mehr wissen, was in Hamburg die Butter kostet) oder einen seit Jahren nur noch in Wolkenkuckucksheim dozierenden Professor in die Praxis zurückbitten. Nach zehnjähriger Mutterschaftspause berufsrückkehrenden Architektinnen passiert derlei seltener, weil die oft erstmal wieder nur Planung machen und ab Vergabe an den bauleitenden Kollegen abgeben. Beim Professor kommt an dieser Stelle der Hiwi ins Spiel, der in den Lehrbüchern veraltete Tabellen findet (und daher mit falschen Grundlagen "rechnerisch korrekt" weiterarbeitet).
Mit Einzelvergabe kann man sicherlich ein paar Euro sparen, aber man trägt halt das Kostenrisiko.
Einzelvergabe ist auf jeden Fall ein russisches Roulette, bei dem Anfänger eigentlich immer schaffen, auch ein faules Ei zu fischen. Und es ist ein Kakophoniekonzert, wenn man es ohne "Dirigent Architekt" macht. Der dickste Schraubenschlüssel ist die Detailplanung, ohne die man sicher wie das Amen des Klabautermanns auf ein Riff namens Regiestunden aufläuft - außerdem kann man dann gleich mal eine Palette mehr Bauschaum zur fröhlichen Selbstbedienung hinstellen. Einzelvergabe ist gut - aber als Eigenvergabe ohne Detailplanung und ohne einschlägige Erfahrung ein Waterloo, wie es im Buche steht.
 
11ant

11ant

Wir haben noch kein Grundstück und [...] stellen uns ein Mehrgenerationenhaus mit ausgebautem Keller vor, so dass wir quasi 2 Wohnungen vermieten können.
Das ist insofern eine unglückliche Kombination, da das zusammen ja dann drei Wohnungen ergäbe, und mit einer Begrenzung auf derer zwei recht viele Baugebiete dann aus der ohnehin teils sehr knapp bemessenen Auswahl herausfielen.
Habe ich das also richtig verstanden, vom Grundstücksuchservice wird hier eher abgeraten?
Das "eher" kannst Du eher streichen.
Die Basis für die Angebote waren einfach Projekthäuser, welche wir dann ohne Grundstück quasi in der Theorie eingerichtet haben.
Wo kamen diese "Projekthäuser" denn her ?
Da das Grundstück und das bebaute Haus ja doch recht stark voneinander abhängig sind, ist es wirklich sinnvoll vorerst nur nach Grundstücken zu suchen?
Abgesehen von der polennahen Prärie (MV/BB) oder bedingt auch noch dem ehemaligen Zonenrandgebiet in Hessisch Sibirien findet man heutzutage meist nur noch Grundstücke zu kaufen, auf die das Haus ohne viel Verschiebepotential ins Baufenster paßt. Eine Keller-Frage wird einem damit nicht selten schon aus der Hand genommen. Planung ohne Grundstück ist konkret-bildlich mit fixierter Räumekonstellation also die sprichwörtliche Rechnung ohne den Wirt. Abstrakt, also wieviel Platz wird gebraucht und bevorzugt wie zu Etagen verbunden, ist die Klärung jedoch schon früher möglich und ratsam. Also Wunschliste jetzt und Grundrisse erst nach Grundstücksfindung - es sei denn, man ist lokal so flexibel, daß man die Prioritäten umkehren und das Grundstück nach den gewünschten Hausmaßen suchen kann. Das ist in der aktuellen Marktlage aber schwieriger.
 
WilderSueden

WilderSueden

Da das Grundstück und das bebaute Haus ja doch recht stark voneinander abhängig sind, ist es wirklich sinnvoll vorerst nur nach Grundstücken zu suchen?
Ohne Grundstück kein Bebauungsplan und ohne Bebauungsplan kannst du alles planen was du gerne nachher in die Tonne kloppen möchtest. Gerade weil 3-Familienhäuser (und davon reden wir bei euch, nicht von einer Einliegerwohnung) in vielen Bebauungsplänen schwer umsetzbar sind. Bei uns ginge es wohl (keine Grundflächenzahl) aber ob das schön wird? Ideal für so etwas wäre vermutlich mäßige Hanglage (=Licht in der Kellerwohnung), ein Bebauungsplan mit 2 Vollgeschossen, großzügiger Geschossflächenzahl und ohne Grundflächenzahl. Am besten noch ohne Stellplatzvorgabe da du bei den üblichen 2 Plätzen pro Wohneinheit dann Platz für 6 Autos bereitstellen müsstest.

Was die Anbieter anbelangt...jeder Anbieter hat seine Nische und seinen Ruf. Manche bieten vor allem Ausbauhäuser an, manche im unteren Preissegment, manche im gehobenen Preissegment. In Villingen-Schwenningen findest du alle Arten von Anbietern die aber lediglich in der Hinsicht vergleichbar sind dass sie Fertighäuser machen.
Und da dein Projekt aus dem üblichen Rahmen für Bauunternehmen fällt (Einfamilienhaus oder Doppelhaushälfte) würde ich mir auch überlegen einen Architekten zu engagieren nachdem ihr ein Grundstück habt.

@11ant Von einer Einzelvergabe direkt durch den Bauherrn habe ich nie geredet. Würde ich auch dringend davon abraten falls man nicht zufällig im Hauptberuf Bauleiter o.ä. ist und in seiner Firma während der Bauzeit nur noch Teilzeit arbeitet. Es ging eher um die Varianten GU oder Vergabe durch Profi. Der GU lässt sich sein Preisrisiko natürlich bezahlen. Und warum ein Architekt sich verschätzt ist für den Laien häufig schwer ersichtlich. Er weiß ja noch nicht einmal dass der Architekt sich verschätzt.
 
Zuletzt aktualisiert 24.04.2024
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