Grundriss Erstentwurf - Hinterhofbebauung - 1,5 Geschosse

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11ant

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Ich möchte ja nicht für jede Kleinigkeit bei ihm anrufen, was ich geändert haben möchte oder was noch nicht passt. Naja ich versuche in den nächsten Tagen/ Wochen mal zu sammeln was man sinnvoll über den Haufen schmeißt und was man geändert haben möchte. Gut, dass wir genügend Zeit haben..
Zunächst solltet Ihr den Entwurf radikal zerknüllen. Nicht, weil daran vieles falsch gewesen wäre, aber etwas Entscheidendes: nämlich seine Entstehung. Der Architekt ist (oder Ihr seid mit ihm) zu früh auf die zeichnerische Ebene eingebogen. Was vorliegt, ist nun aufgrund bereits unnütz weit gediehender zeichnerischer Ausdifferenzierung optisch ein Entwurf, hat tatsächlich aber erst Vorentwurfsqualität. Hier wurde mit Vollgas gestartet, das gefährdet die Haltbarkeit jedes Motors. Entwickelt lieber in Clean Code from the Scratch einen neuen Vorentwurf, Patchpatchpatch wäre Flickwerk. Viele Bauherren sind ungeduldig und lechzen gierig nach Visualisierungen, derer ihr degeneriertes räumliches Vorstellungsvermögen so nötig bedarf. „Moderne“ Architekten stellen sich darauf ein, und präsentieren rasch CAD-Zeichnungen. Besser ist jedoch, mit Listen und Serviettenskizzen zu beginnen. Das strapaziert zwar die Laiengeduld, dennoch spielt steriles Besteck eine tragende Rolle für eine gelingende Operation. Hat man zu früh mit dem Zeichnen angefangen, sollte man daher auf keinen Fall auch so weitermachen. Sonst verdirbt auch eine einzelne Schimmelspore die nächste Generation der Joghurtkultur.

Es ist auch garnicht so einfach alle Ideen, und hier echt guten Kritiken, herauszufiltern und diese valide und sinnvoll den Architekten vorzubringen.
Die wichtigste Reifungsphase eines Entwurfes ist die Teigruhe zwischen den HOAI-Leistungsphasen 2 und 3. An diesem Punkt hat man bereits drohende Verstopfung im Ideendarm, weil sich Material für drei Häuser angesammelt hat, aber nur eines gebaut werden kann. Als logische Folge müssen Gedanken im Umfang der zwei überzähligen Häuser entweder friedlich verabschiedet werden, oder sie sorgen über die Dauer des gesamten weiteren Planungsprozesses für Alpträume.

Man hat mit dem Ergebnis der Leistungsphase 2 (also dem Vorentwurf nach erfahrener Väter Sitte) auch genau die richtige Grundlage, um dem Bauamt für kleines Geld eine Voranfrage zu stellen und mit drei Steinern und drei Hölzern die Kostenschätzungen zu kalibrieren. Nebenbei stellt man dabei fest, ob eine Verwirklichung ausnahmsweise in einer der Bauweisen signifikant günstiger wäre als in der anderen (daher der Name „Weichenstellung“). Zusätzlich geben die jeweiligen Antworten auf die Frage 2 einen entscheidenden Impuls, ob der Architekt den Entwurf aus dem bisherigen Vorentwurf entwickeln oder einen bewährten Gegenvorschlag für die Baufamilie anpassen sollte.

Die idealerweise etwa sechswöchige Teigruhe ist daher die klügste Investition des ganzen Planungsprozesses. Wer im dritten Gang anfährt und die Vorentwurfsentwicklung überspringt, bringt sich um wertvolle Erkenntnisse, legt ganz nebenbei den Grundstein für vermeidbaren Ärger und läßt jede Menge Nerven auf der Strecke. Aus meiner bescheidenen Sicht als freier Bauberater ist das ein sehr hoher Preis für den schnellen Weg zu 3D-Zeichnungen.
 
Y

ypg

Also, hier mal meine Skizze. Skizze deshalb, weil ich Eure Maße nur übernommen habe (hier: Hausbreite) und ich auf die Maße verzichte.
Wenn man sie als Randbebauung nach Norden verlegt, bekommt man zwar eine etwas größere Hofeinfahrt und knapp irgendwie im Süden einen Meter „weniger“ Garten, aber darauf sollte man ehrlich gesagt, sehr gern, sehr sehr gern verzichten, wenn man ein lichtdurchflutetes Haus bekommt und sogar noch das Haus zum Westen öffnen kann. Westen ist im Sommer viel wichtiger, Süd ist in den O-O-Monaten für die Innenräume wichtig. Zudem wirkt ein Garten größer, wenn man ihn auch diagonal anschauen kann.
Hier mal gesammelte Gedanken:
a) habe ich den Wintergarten nicht mit eingeplant, weil ich ihn für definitiv verzichtbar finde. Schande auf mein Haupt, ich habe ihn vergessen, weil so etwas bei mir nicht in einer Neubauplanung existiert. Aber: Wenn man meint, dass man unbedingt so ein „Flair“ braucht, dann sollte man dieses „Flair“ mit in das Haus einbeziehen und nicht anhängen.
b) habe ich als letztes den Garten eingebracht und festgestellt, dass Ihr 1100qm habt. Das ist definitiv sehr viel und wurde leider von mir überlesen, und da bin ich sicherlich nicht die Einzige. Das spielt allerdings für die Lage des Hauses und die Gestaltung des Grundstücks eine große Rolle. Der Architekt quetscht das Haus in eine Grundstücksecke und ich habe es leider durch die Garagendiskussion nachgemacht. Und was bleibt? Eine völlig nüchterne und schlicht dröge Einfahrt, wie sie hässlicher ja eigentlich nicht sein kann.
Wenn ich das vorher bedacht hätte, hätte ich aufgelockerter geplant und nicht so eng. Wenn man zB ein kleines Rondel oder ähnlich plant, hat man einen Hof, der sich auch Hof nennen darf, und der würde mit lockerer Bepflanzung und Hausbaum auch zu dem gewünschten modernen Landhausstil passen.
Und nach meinem Empfinden macht es die Optik, wenn man auch großzügig das Grundstück nutzt. Ob man nun 17 oder 20 Meter Tiefe nach hinten hat, spielt keine Rolle. Aber wenn man es vorn auch lockerer mit +3Meter plant, kann man mal tatasächlich ohne Randbebauung ein Haus planen, um welches man rumgehen könnte.
Fazit: Ich würde es so nicht wieder planen. Und wenn es hier nicht um die Nordgarage und eine Öffnung nach Westen gehen würde, dann hätte ich in diesem Moment wohl auch den Delete-Taste gedrückt.
c) Größe des Hauses: wie schon gesagt, ich habe Eure Breite übernommen. Nach meinem Geschmack und Wissen um Kosten kann das Haus in der Breite gut auf einen halben Meter verzichten, in der Länge auch einen Meter. Und zwar im Allraum.
d) die Worte „viele Eigenleistungen“ machen natürlich immer die kritischen Stimmen leise, wenn es um die Hauskosten geht.
Persönliches Preislimit (Haus + Ausstattung): ca. 500.000 €,
Jetzt zu deiner Frage: Selbst Mauern, Estrich etc. Verlegen werden wir nicht, aber wir haben für fast alle Gewerke Freunde und Familie, die handwerklich den Bau machen können und werden. Wir selber werden als Bauhelfer da sein. Wir werden den Bau also fast komplett ohne Firma machen können.
Leider der Klassiker: Man glaubt, dass man nichts an Arbeitsleistungen bezahlen muss, der befreundete Handwerker aber soll nach Feierabend wochenlang parat stehen. Das wird meist nichts. Wenn Du sagen würdest: ja, ich und Frau wollen Sabatical machen und machen fast alles selbst, dann kann Es funktionieren. Aber es wird nichts, wenn man auf die Leistung anderer angewiesen ist, die ihre 40 Stunden/Woche für ihren AG da sein müssen. Und auch ein Selbstständiger muss seine Brötchen verdienen. Da gehen Bezahl-Aufträge vor.
Das jetzt aber nur festgehaltene Gedanken, über die man sinnieren könnte.
Hier der Entwurf:

Grundrissplan eines Hauses mit Wohnzimmer, Küche und Garten.

2D-Grundriss eines Wohnhauses mit Zimmern, Büro, Bad und Galerie
 
Zuletzt aktualisiert 24.10.2025
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