Erheblicher Wasserschaden im Neubau - doch wodurch?

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Simon-L

Guten Abend!

Nachdem wir nun fast 2 Jahre in unserem neuen Haus wohnen und bisher keine nennenswerten Probleme oder Mängel hatten, haben wir vorgestern überraschend einen Wasserschaden im Keller feststellen müssen.
"Angefangen" hat es mit einem kleinen, nassen Fleck bei der Tür des Heizraums, inzwischen wissen wir, dass Wasser auf der gesamten Bodenplatte stehen muss, sprich unterm Estrich, und sich auch schon leicht in nahezu alle Wände hochgezogen hat.
Ich werde versuchen die Gegebenheiten so kompakt wie möglich, aber so detailliert wie nötig zu beschreiben.

Erstmal ein paar Stichpunkte:

- Bodenprobe aus dem Sommer 2020 hat ergeben, dass kein Grundwasser bzw. drückendes Wasser vorhanden ist
- Bodenplatte wurde aus 25cm WU-Beton hergestellt. Da es ein Wohnkeller ist, wurde der gesamte Boden zusätzlich von innen abgeschweißt
- Da sich der Keller unterhalb der Kanalebene befindet, haben wir eine Hebeanlage, die Abwasser aus einem kleinen Badezimmer (nicht in Verwendung) sowie dem Kellerhals abpumpt
- Die Abflussrohre liegen unter der Bodenplatte und wurden dann durch diese hindurchgeführt. Selbiges gilt für die Entlüftungsleitung der Hebeanlage
- Diese besteht aus einer geschlossenen Kammer, ebenfalls unter der Platte, sowie einer 2. Kammer, die von oben zugänglich ist. Hier darf normalerweise gar kein Wasser drin stehen, da alles in der unteren Kammer zugeführt und abgepumpt wird. Letztendlich für uns also eine reine Revisionsöffnung.
- Das besagte Badezimmer im Keller ist noch im Rohbauzustand, da es aktuell nicht benötigt wird. Der Duschbereich, also grob 1x1m, ist komplett frei, sodass man auf die Bodenplatte bzw. Teerpappe gucken kann
- Weiterhin sind der Heizraum sowie der Flur noch nicht gefliest, der Estrich ist also sichtbar

So, nun kurz zum Ablauf:

- Nachdem der Fleck auf dem Estrich bemerkt wurde und klar war, dass er nicht "von oben" kommt, habe ich die Hebeanlage geöffnet, die zur Hälfte voll Wasser stand. Es tropfte seitlich rein. Nachdem wir ausgeschlossen hatten, dass es sich um eine defekte Leitung handelt (Fußbodenheizung und Abwasser der Entkalkungsanlage laufen in der Nähe), haben wir festgestellt, dass sich Wasser innerhalb des Estrichs bzw. der Dämmschichten befinden muss.
- Daraufhin haben wir bemerkt, dass sich Feuchtigkeit bereits an ALLEN Wänden, egal ob Innen- oder Außenwand, hochgezogen hat - allerdings immer nur bis minimal über den Estrich.
- Schlimm genug, aber erschreckend war der Blick in die nicht vorhandene Dusche des Badezimmers, hier stand das Wasser fast 10cm hoch drin
- Wir haben alles abgepumpt, anfangs in Eimer, und damit mindestens 150-180 Liter Wasser rausgeholt
- Es kam weiteres Wasser nach, zu Beginn konnte man es richtig laufen sehen, inzwischen ist es zum Glück weniger geworden. Mittlerweile reden wir, denke ich, über ca. 250 Liter abgepumptes Wasser
- Sowohl der Sanitärbetrieb, als auch der Rohbauer waren vor Ort, bisher haben wir den Fehler aber nicht gefunden. Ein Leckorter soll kommen, aber erst Anfang der Woche

Auszuschließen ist:

- Leitungswasser -> Die Wasserleitungen der Kellerwohnung sind gar nicht angeschlossen und auch sonst dreht sich der Zähler absolut nicht, wenn kein Verbraucher an ist. Sonstige Wasserleitungen sind im Heizraum sichtbar und nicht undicht o.ä.
- Heizungswasser -> So viel ist vermutlich nichtmal im ganzen Haus auf den Fußbodenheizung-Leitungen drauf und die Anlage hält ihren Druck perfekt
- Hebeanlage -> Funktioniert einwandfrei. Pumpt bei ca. halbem Füllstand zuverlässig ab und würde im Falle des Falles Alarm schlagen und alles genauestens protokollieren. Es gibt keinerlei fehlerhafte Einträge in den letzten Monaten
- Defekte Abwasserrohre -> Wir haben sowohl schlagartig große Wassermengen zugeführt, als auch die Hebeanlage ausgeschaltet und das Rohrsystem volllaufen lassen. Das hat echt lange gedauert, aber als alles voll war, haben wir den Stand eine ganze Weile durch ein Abwasserohr beobachtet und der Pegel ist nicht gesunken. Also keine Undichtigkeit
- Kanalrückstau -> Müsste man bereits an anderer Stelle bemerken und das Wasser stinkt auch nicht o.ä

Viel kürzer ging es leider nicht, sorry...

Langsam bleibt meines Erachtens nur noch Grundwasser übrig, das von unten durch die Bodenplatte drückt, was durch die doppelte Abdichtung eigentlich nicht passieren dürfte.
Da die Wände an sich nicht nass sind, außer halt ganz unten auf Bodenhöhe, halte ich einen Defekt an dieser Stelle für unwahrscheinlich.

Nach Sichtung einiger Bilder aus der Bauphase ist uns aufgefallen, dass die durchgeführten Rohre, bis auf eines, scheinbar keine Abdichtung haben. Bei einem sieht man eine Art schwarze Manschette, bei den anderen beiden ist nichts zu sehen.

Haltet ihr es für denkbar, dass sich das Wasser an den Rohren vorbei hochdrückt? Und kann das wirklich zu solchen Wassermassen und der Verteilung auf der gesamten Bodenplatte führen? Da alle Wände nass sind, muss das Wasser ja überall hingekommen sein.
Fraglich ist natürlich auch noch, ob das gesamte Wasser wirklich AUF der Bodenplatte stand, oder wir beim Abpumpen nachkommendes Wasser aus dem Erdreich mitgenommen haben. Aktuell unmöglich zu sagen.

Die Hebeanlage hat übrigens auch eine Gummi-Manschette, die sich innerhalb des Betons befindet. Hier wurde allerdings eine Ecke für das Entlüftungsrohr ausgeschnitten.

Uns ist natürlich klar, dass es in den letzten Monaten unglaublich viel geregnet hat und das Grundwasser dadurch sicherlich stark gestiegen ist. Aber diesen Zustand kann ich mir, natürlich als Laie, einfach nicht erklären. Passen 250 Liter Wasser zwischen Bodenplatte und Estrich?! Einfach Wahnsinn.

Danke vorab fürs Lesen und eventuelle Tipps. Lg!
 

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A

Allthewayup

Wow, wie ähnlich sich unsere Storys sind…
Bei mir wurde das Futterrohr des Druckschlauchs der Hebeanlage nicht verbaut und deshalb drückte mir dort Grundwasser in den Keller. Dieses Futterrohr haben sie bei dir glücklicherweise verbaut.
Es sieht tatsächlich so aus, also ob bei dem rechten (längeren) grünen KG Rohr der Mauerkragen (so nennt man diese Dichtmanschette) fehlt. Sicher bin ich nicht es gibt sie nämlich auch in dem gleichen Grün wie das KG 2000 Rohr, sodass man sie schnell mal übersieht.
Das Wasser kann theoretisch nur durch eine der Durchdringungen der Bodenplatte kommen. Was ist mit den weißen Rohren, wie tief reichen diese in die Bodenplatte?
Dieses eine Rohr bei dem du die fehlende Abdichtung vermutest, wo liegt das heute? Ich vermute da versperrt der Estrich den Blick auf die rohe Platte? Dann würde ich da als erstes aufstemmen lassen. Wenn das bereits die Ursache ist, kann man sich um ein Sanierungsverfahren Gedanken machen. Bei uns kamen gleich 3 Verfahren zur Anwendung.
 
J

jens.knoedel

Bodenplatte aus WU Beton. Und wie ist der Anschluss der Wände? Kommt es vielleicht einfach aufgrund der Regenfälle der letzten Woche durch den Anschluss der Wände auf der Bodenplatte durch?
 
OWLer

OWLer

Wie sehen die Kellerwände aus? Auch WU Beton?

Gibt es Fotos vom fertig (gegossenen) Keller von außen?
 
andimann

andimann

Moin!


Ach du dickes Ei, ihr habt ein wirklich ernstes Problem.... trotzdem noch frohes und gutes neues Jahr!

Haltet ihr es für denkbar, dass sich das Wasser an den Rohren vorbei hochdrückt? Und kann das wirklich zu solchen Wassermassen und der Verteilung auf der gesamten Bodenplatte führen? Da alle Wände nass sind, muss das Wasser ja überall hingekommen sein.
Ja, ohne jeden Zweifel. Grundwasser kann einen ziemlichen Druck aufbauen, das kommt dir durch jede noch so kleine Ritze. In meinem Elternhaus habe ich mehrfach Wasser durch die Kellerwände kommen sehen, das kam wie durch eine kleine Leitung! Das war für mich der Grund kompromisslos mit weißer Wanne zu bauen, habe auf Keller leer schöpfen keine Lust mehr.

Auf den ersten Blick ist es mir unbegreiflich, wie man auf die Idee kommen kann, bei einem Keller die Anschlüsse durch die Bodenplatte zu legen. Aber irgendwelche Gründe wird der Planer gehabt haben….


Wenn ihr da schon 250 l Wasser abschöpfen konntet, gehe davon aus, dass noch ein Mehrfaches in der Estrichdämmung steckt. Die wieder trocken zu bekommen wird eine größere Herausforderung.


Was habt ihr für einen Estrich? Zement oder Anhydrit? Letzterer müsste ohnehin komplett raus. Bei Zement werden ihr wohl nicht drum rumkommen, alle Bodenplattendurchbrüche freizulegen und neu abzudichten. Wenn ihr Fußbodenheizung im Keller habt, bedeutet das am Ende auch den gesamten Estrich im Keller zu erneuern. Sprich, ihr werdet euch auf ein Rückversetzen des Kellers in den Rohbauzustand einstellen müssen.


Das waren die schlechten Nachrichten, hier die guten:

Da ihr erst 2 Jahre im Haus wohnt, ist das nicht euer Problem, sondern das eures GUs. Das sollte über die Gewährleistung laufen. Besteht unbedingt auf der „großen“ Sanierung, auch wenn die für euch erstmal noch schlimmer und erschreckender ist (=Keller wieder in den Rohbau, ggfs. Haus für einige Wochen nicht bewohnbar).

Der wird sich mit Händen und Füßen wehren, (ohne nun weitere Details zu kennen würde ich die Schadenssumme irgendwo zwischen 25 und 50 k€ ansetzen, kann auch noch deutlich mehr werden) aber den Kampf müsst ihr ausfechten.

Wenn das nicht absolut perfekt wieder trocken und neu abgedichtet wird, werdet ihr über kurz oder lang massive Probleme mit Feuchtigkeit und Schimmel im Keller haben. Und dass dann nach Ablauf der Gewährleistung.



Viel Glück!



Andreas
 
Zuletzt aktualisiert 27.04.2024
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