Heizen im "Neubau" nur mit Splitgeräten. Erfahrungen?

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D

dertill

Nachdem wir unser Häuschen vor 4 Jahren von 50er Jahre Standard umfassend renoviert haben, wachsen wir langsam raus und planen, auch aus beruflichen Gründen, den Umzug auf ein anderes Grundstück.
Dabei soll eine bestehende Scheune zweigeschossig ausgebaut und mit einem eingeschossigen Anbau versehen werden.
Thema soll hier erstmal die Beheizung sein. Wenn alles spruchreif ist (kann auch noch einige Monate dauern), freue ich mich auf den Austausch zu den Themen Grundriss und allem anderen.
Renoviert werden soll, da bisher nicht beheizt und nicht zu Wohnzwecken genutzt, auf mindestens Gebäudeenergiegesetz 2020 Standard, je nach Förderszenario auch niedriger.
Ich rechne mit einer Heizlast von maximal 40 W/m² bei ca. 100-110m² im EG und 60m² OG und zusätzlichem Warmwasserbedarf für 2 Erwachsene + 3 Kinder.

Rein technisch sollte es kein Problem sein, die Räume nur über Luft/Luft Wärmepumpen mit Multisplitgeräten (3 Inneneinheiten EG + 4 Inneneinheiten OG) zu beheizen und die Warmwasserbereitung über eine Brauchwasser-Wärmepumpe zu realisieren.

Wieso?
Der Bestandsbau (ca. 8x10 m sollen zu Wohnzwecken genutzt werden) hat keine besonders hohe Decke und es sollen, um den Baustil der Scheune aufzugreifen, weitgehend Holzdielen verwendet werden. Eine Fußbodenheizung oder Deckenheizung wird also schwerer zu realisieren. Die Außenwände nach Süden und Westen sollen im wesentlichen aus Fenstern (toller Ausblick) bestehen, daher fallen dort auch Heizkörper raus.
Die Kosten, die Installateure momentan für Luft-Wasser-Wärmepumpe inkl. Installation aufrufen sind jenseits von Eden und generell soll viel Arbeit in Eigenleistung erbracht werden (das Anschließen der Geräte natürlich nicht).
Die Scheune ist insgesamt 30 * 10 m groß und bietet genug Nutzfläche zur Aufstellung der Brauchwasser-Wärmepumpe um auch im Winter vorgewärmte/frostfreie Luft zu nutzen.
Wegen der großen Fensterfronten (Verschattung wird mitgedacht) ist eine Klimatisierung im Sommer evtl. Sinnvoll und gleich enthalten.
Neue Geräte haben einen sehr guten COP ohne die Gefahr der Falschauslegung durch den Heizi und laufen auch bis -15°C. Wir wohnen in SH nahe der Ostsee, -15°C hatten wir schon lange nicht mehr und im EG soll zudem ein Kaminofen installiert werden.
Belüftet werden soll das Gebäude mit dezentralen Lüftern mit Wärmerückgewinnung, wegen der Deckenhöhe.

Hat hier jemand schon praktische Erfahrungen mit der Beheizung nur mit Splitgeräten gemacht? Bisher habe ich dazu wenig gefunden, nur einen DIY-Kanal auf Youtube.

Eine Alternative wäre eine Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung und Wärmepumpe. Da müssten wir mit dem Obergeschoss und dem Aufbau aber schauen und der Dämmstandard müsste sehr hoch sein. im OG nach oben zum Dach ist eigentlich noch genug Platz nur die erste Balkenlage begrenzt die Raumhöhe im EG. Ich wollte aber ungern eine Beheizung direkt über die Lüftung, um trockene Luft im Winter zu vermeiden und aus Wartungsgründen (lange Luftwege in Rohren -> Keimbildung) und die Kosten für so eine Komplettanlage dürften auch nicht ohne sein.
 
B

Benutzer200

Um welche Höhen geht es denn tatsächlich? Wenn Du in Richtung Gebäudeenergiegesetz oder besser sanierst, wirst Du um eine Bodendämmung im EG eh nicht herum kommen.

P.S. Ich habe noch nicht rein mit Klima geheizt, aber schon zwei WPs selbst installiert mit geringer Aufbauhöhe und Fußbodenheizung. Daher meine Frage nach der Höhe.
 
D

Deliverer

Jop, guter Punkt. Es gibt Systeme mit ~4 cm Aufbauhöhe.

Zu den Luft-luftwärmepumpe: Ich habe zwei von den Dingern. Man kann damit gut heizen, was ich auch schon hin und wieder getan habe. Heizungsausfall, Übergangszeit...
ABER es wird niemals so komfortabel sein können, wie Flächenheizungen. Man hat immer, wenn auch nur langsam eine Luftumwälzung. Aufgrund der Aufhängung nahe Decken auch noch eine erzwungene. (Abhilfe könnten hier Truhengeräte schaffen...)
D.h. es kann nicht Geräuschlos gehen, auch wenn moderne Geräte sehr leise sein können. Und es ist eben durch den nicht vorhandenen Strahlungsanteil der Wärme auch nicht so angenehm. Je nachdem was unter den Dielen ist, braucht es dann halt doch noch warme Socken...

Ich würde daher ein dauerhaftes Heizen mit Klimaanlagen nur dann machen, wenn die Heizlast nahe Passivhaus liegt. Und das hat nichts mit der Effizienz zu tun - die ist bei hochwertigen Geräten selbst bei zweistelligen Minusgraden inzwischen kein Problem mehr.

Kleine Ergänzung zu den Dielen: Wir hatten Dielen auf Unterkonstruktion auf Rohbetonboden im Altbau. Diese haben wir rausgerissen und konnten mit den 4,5 cm der Unterkonstruktion ein Dünnschicht-Fußbodenheizung-System einbauen lassen und sind damit wieder auf Ausgangshöhe gelandet. Darunter ist dann zwar keine Dämmung mehr, da es aber das OG ist, ist das nicht so dramatisch. Der Oberbelag ist jetzt dreischicht-Eichenparkett. Was uns viel mehr zusagt, als die Dielen, obwohl die frisch abgeschliffen und noch wirklich hübsch waren.
 
D

dertill

Um welche Höhen geht es denn tatsächlich? Wenn Du in Richtung Gebäudeenergiegesetz oder besser sanierst, wirst Du um eine Bodendämmung im EG eh nicht herum kommen.
Momentan ist dort noch ein alter Betonboden mit Gefälle hin zu den Außenwänden verbaut (alter Kuhstall). An der Außenwand ist der Betonboden 5-10 cm über Geländeroberkante und der Abstand Bodenplatte zur Deckenbalkenunterkante 232 cm bzw. Oberkante 250 cm. Ich würde die Deckenbalken sichtbar lassen und nur Gipskarton dazwischen unter den Fußboden vom Obergeschoss bzw. diesen nach oben hin aufbauen.

Der ganze Betonboden käme natürlich raus, sonst wird das mit Gebäudeenergiegesetz Standard nichts. Stehenbleiben würden nur die Streifenfundamente unter den Außenwänden und zwei Streifenfundamente in der Mitte. Dort stehen noch Pfosten welche ebenfalls Last abtragen. Der Beton im Innenraum sieht aus wie nachträglich eingebracht. Das muss dann aber ein Statiker beurteilen ob sich dieser problemlos entfernen lässt.

Als Aufbau würde ich dann Schaumglasschotter und obenauf eine Holzdielung auf Lagerhölzern einbringen. Alles ohne neue Bodenplatte oder Estrich. Am Ende wird man dann wieder bei ca. 230 cm lichter Höhe landen. Tiefer geht wegen der GOK nicht.

Die LBO Schleswig-Holstein schreibt als lichte Raumhöhe in Wohnräumen 240 cm vor. Die Antwort auf eine erste Anfrage im Bauamt hierzu (ich habe beruflich ohnehin mit denen zu tun) war schonmal ganz positiv aber natürlich ohne Gewehr.

Hier eine Fußbodenheizung unterzubekommen sehe ich nicht. Vielleicht geht es und mit dem ohnehin benötigten Architekten und Planer werden wir die Fragen sicherlich auch durchgehen.

Die Frage war halt, ob es realistisch ist, das Haus nur mit Splitgeräten zu beheizen und insbesondere ob hier Erfahrungen vorliegen. Ich kenne die Geräte aus eigener Erfahrung kaum und schon gar nicht neuere Geräte.

Der Punkt mit der Luftumwälzung stimmt natürlich und Strahlungswärme vom Fußboden ist auch angenehm. Die Kombination von Umluft + Kaminofen finde ich aber ganz interessant, da möchte man ja gerne, dass die aufgeheizte Luft im Raum verteilt wird. Das ganze Energiekonzept muss halt am Ende Passen, mal schauen. Ziel ist halt, das Bisschen Wärme was noch benötigt wird, möglichst günstig in die Hütte zu bringen.

Danke schonmal für die Hinweise, vielleicht findet sich ja noch Jemand mit anderen Punkten, welche ich übersehen habe.
 
M

Myrna_Loy

Ich kenne diese „Heiztechnik“ aus den USA, wo ich aufgewachsen bin. Ein Teil meiner Familie lebt dort und ich muss sagen, ich schätze Deutschland als Wohnort, da es hier gute Heizungen gibt. Die Häuser sind dort zwar nicht besonders gut isoliert, was den Comfort noch mal senkt, aber es ist eine sehr unangenehme Form von Wärme, die auch viel Staub aufwirbelt. Für Allergiker extrem unangenehm. Die warme Luft hat auch die Tendenz, oben zu bleiben, so dass es um die Füße eher kühler ist, dafür ist der Kopf warm. Der Energieverbrauch ist auch nicht ohne. Wäre mit das Letzte, was ich für ein dauerhaft bewohntes Haus als Heizung planen würde.
 
Zuletzt aktualisiert 29.03.2024
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