Baufinanzierung:Welche Möglichkeiten haben wir?

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ille1975

Hallo Karla,

ein Neubau macht gegenüber einer gebrauchten Immobilie mehr Sinn. Du hast auf der einen Seite weniger Nebenkosten, KFW70-Förderung und kannst deine Instandhaltungsrücklagen will nicht sagen vernachlässigen , aber doch erstmal geringer ausfallen lassen. Bei einer gebrauchten Immobilie solltest Du von Anfang an zusätzlich zu den Zins-und Tilgungsraten auch Instandhalt.Rücklagen bilden. Man weiß nie, was man wirklich gekauft hat. Sind irgendwelche Mängel zugekleistert, ist der Energiepaß, falls überhaupt vorhanden, ein wenig frisiert.
Für 250.000,00 (200.000,00 Wunsch-FK + 50.000 Eigenkapital) solltet Ihr schon ein nettes Häuschen gebaut bekommen.
Als Beamtin bekommst du bei den Banken ein gutes Rating, dein Einkommen ist sicher bis zur Pension. Viel wichtiger als, 10.000,00 mehr oder weniger zu finanzieren, ist die Auswahl der Baufirma. Hol dir eine Auskunft über Creditreform, ob die auch wirklich zahlungskräftig. Haben vielleicht Bekannte Erfahrungen mit Baufirmen? Bauforen sind ja ganz nett, aber was hindert eine Baufirma, sich als Privatperson auszugeben.
Mach dich mit der Finanzierung vertraut. Gängig sind 10 oder 15 Jahre Zinsfestschreibung über ein Annuitätendarlehen. Sicherheit kostet Geld. Vieleicht tun es auch 10 Jahre. Nutze einen Tilgungsrechner. Man kann über Tilgungswechsel und Sondertilgung die Restschuld nach 10 Jahren erheblich reduzieren. Was kann der als Partner an Einkommen mit einbringen. Je mehr Du dich mit allem vertraut machst und je mehr du verstehst, desto sicherer wirst Du auch. Was auch immer passiert, Zinssatz +1 % Tilgung mußt eh immer erbringen. Wenn Du mit deinem Gehalt auch noch die Haus Nebenkosten und deine Familie satt bekommst, bist du an deiner Schmerzgrenze. Betrachte das Einkommen deines Partners dann als Sondertilgung, Rücklage, größeren Urlaub oder was auch immer.
Nehmt euch Zeit und macht Euch mit allem vertraut. Überlasst die ganzen Entscheidungen nicht Hausverkäufern und Bankberatern. Ihr selbst müßt es über die nächsten Jahre ggfs. ausbaden.

Viele Grüße
Ille1975
 
B

Bauexperte

Hallo Karla,

Ich bin mittlerweile schon verunsichert. Ob Bauen das Richtige für uns ist? Oder sollten wir uns lieber nach einem Häuschen aus dem Bestand umsehen und es im Rahmen unserer Möglichkeiten sanieren/modernisieren, auch wenn das hieße, auf energie- kostensparende Dämmung, neuere Fenster und die gewünschte Fußbodenheizung zu verzichten.
Deine Verunsicherung rührt vmtl. daher, dass Du/Dein Männe Informationen lediglich aus dem Internet bezieht? Als Einstieg ist es immer gut, willst Du allerdings für Dich verwertbare Praxis erfahren, mußt Du schon an die „Front“ ;) Hier im Forum und anderen, findest Du Aussagen zu unterschiedlichsten Anbietern; suche Dir unter den positiven Aussagen einen Wettbewerber aus und vereinbare einen Beratungstermin. Im Gespräch selbst werden sich durch die getätigten Aussagen weitere Fragen ergeben, welche Du dann direkt stellen kannst – ich könnte mir gut vorstellen, dass Du anschließend eine Perspektive für Eure weiteren Entscheidungen hast.

Oberste Priorität hat allerdings die Frage der Finanzierung; hierzu hat Ille 1975 Dir praxisnahe Informationen aufgeschrieben. Es ist – egal welche Entscheidung Ihr trefft – immer gut zu wissen, was Ihr finanzieren „könnt“, denn dann entscheidet Ihr im konkreten Fall, was Ihr finanzieren „wollt“. Auch dieses Beratungsgespräch mit einem unabhängigen Finanzierer Deiner Wahl, wird Dich ein ganzes Stück in Sachen Sicherheit voranbringen. Aus meiner Erfahrung weiß ich, dass nicht der letzte Prozentpunkt einer Finanzierung den Ausschlag geben sollte, sondern die Abstimmung auf die persönliche Situation, evtl. steuerliche Aspekte sowie die Zahl, welche am Ende monatlich aufzubringen ist - ohne an die Grenze des Machbaren zu gehen.


Ich war tatsächlich davon ausgegangen, dass es wirtschaftlicher sei, ein wenig mehr Geld für einen nebenkostenarmen Neubau zu investieren, als weniger Geld in einen Bestandsbau, bei dem ich mit höheren Nebenkosten zu rechnen habe.
Diese Annahme ist auch richtig, allerdings ist ein Neubau nicht „nebenkostenarm“, wenngleich – stellst Du alle zu berücksichtigen Optionen gegenüber – der Neubau klar die Nase vorn hat, nicht nur, weil Du nach Fertigstellung ein neues, nach den gültigen Regeln der Technik erstelltes Häuschen Dein eigen nennen kannst.

Eine Bestandsimmobilie ist – sofern sie noch jung ist – nur dann preiswert, wenn Du sie aus einer Versteigerung heraus erwerben kannst; es liegt also ein menschliches Schicksal darunter, welches Du zu Deinem Vorteil nutzen kannst. Der Investitionsrahmen, den Du hier genannt hast, wird Dir allerdings eine Gebrauchtimmobilie im Bereich ab 15 – 20 Jahre bescheren, je nach Lage und Grundstücksgröße. Es versteht sich von selbst, dass – neben den normalen Renovierungskosten – weitere Sanierungsmaßnahmen ins Haus stehen werden; die wenigsten Hausbesitzer haben Rücklagen gebildet, anstehende Sanierungsmaßnahmen in Angriff zu nehmen. Auch wenn Du bei einer Bestandsimmobilie vordergründig weniger Gebühren zu bedienen hast – lediglich Grunderwerbsteuer, Notar und Gerichtskosten – so können die Sanierungskosten doch weit über die Nebenkosten eines Neubaus hinausgehen. In diesem Zusammenhang ein Tipp: kaufe keine Bestandsimmobilie ohne Wertgutachten; lasse im Zweifelsfall selbst eines erstellen, wenn Du Dich in ein Haus verguckt hast. Es ist gut investiertes Geld!

Das scheint für die Experten hier wahrscheinlich sehr naiv gedacht sein, aber ich war an sich überzeugt, mit der Höhe meines Einkommens, meinem sicheren Job und dem Eigenkapital gute Möglichkeiten gehabt zu haben, das Abenteuer Neubau zu wagen.
Das Problem ist nicht Dein Einkommen oder Deine Situation, soweit Du sie hier geschildert hast. Du gehst nur – wie übrigens die meisten Bauherren zu Anfang ihrer Suche, also normal – von falschen Parametern aus. Einige User haben Dir bereits geschrieben, dass Du mit dem Kapital, welches Du einsetzen willst, kein Bauvorhaben wirst realisieren können; es sei denn, Du gehst mit Deiner Familie aufs platte Land, wo die Grundstücke im Bereich TEUR 30-40 gehandelt werden.

Zur Stabilisierung Deines Selbstvertrauens, beherzige den wirklich guten Rat von Ille 1975 und kläre Deine finanziellen Möglichkeiten. Du wirst feststellen, dass Du dann mit anderen Augen auf die weite Finanzierungswelt schauen wirst, ggfs. sogar bereit bist/sein kannst, ein wenig mehr Geld in die Hand zu nehmen, ohne kostbare Lebensqualität dafür zu opfern.

Freundliche Grüße
 
I

ille1975

Hallo Karla,

bei meiner Aussage, daß für 250.000,00 ein nettes Häuschen möglich ist, bin ich von meinem eigenen Bauvorhaben ausgegangen. Wie Bauexperte beschrieben hat, mußte ich dazu aufs "platte Land" gehen. Dort gab es das grd. für. 90/qm. In der Großstadt/meinem Arbeitstort liegen die Grundstückspreise so bei 230-300 qm. Wir haben ohne Keller gebaut, auf Schnickschnack (Erker und co.) verzichtet, dafür aber Wert auf Energieeinsparung gelegt. Auf deine Familie werden einige Kompromisse zukommen, die Ihr intensiv diskutieren solltet. Wir sparen uns das zweite Auto, ich nutze öffentliche Verkehrsmittel und brauche zur Arbeit 35-40 min. Ich spare mir den Stellplatz, Benzin u.s.w. und komme für 50,00 im Monat zur Arbeit. Dafür haben wir ein kleines energiesparendes Häuschen in einem Neubaugebiet mit vielen Familien. Meine Tochter sehe ich pro Tag ca. eine Stunde weniger. Wenn viel zu tun ist, ist sie vielleicht sogar schon im bett. Meine Frau kann das Häuschen mit Ihren Gehalt als Erzieherin tragen, sollte ich ausfallen. Und Erzieherinnen braucht dieses Land ganz sicher dringender als Banker. Wenn wir Lust haben können wir tilgen bis der Arzt kommt, Reserven anlegen und sollten mal so richtig im Geld schwimmen, sogar einen Anbau aus Häuschen setzen. In der Stadt hätte ich das Häuschen sicher finanziert bekommen, allerdings hätte es meine Frau nicht tragen können. In der Stadt mit Keller wäre eine Finanzierung, wenn überhaupt, sehr teuer geworden. Und hätte mir vermutlich die nächsten 25 Jahre unruhige Nächte beschert. Als Beamtin mit 2900,00 netto hast du fast schon "Luxusproblem". Deine Wünsche klingen doch bisher sehr durchdacht und gut überlegt. Sofern sich deine Familie auf ein Häuschen geeinigt hat, Ihr eine Baufirma gefunden habt, der ihr vertraut und Finanzierung habt, die euch ruhig schlafen läßt, ist euer Bauvorhaben eigentlich nahezu wasserdicht.

Viele Grüße
Ille1975
 
K

Karla

Hallo!

Ich bedanke mich erstmal für Eure Antworten.
Zwischenzeitlich hat sich eine ganz andere Option für uns ergeben, so dass wir nun erstmal über einen Bestandskauf nachdenken.
Dazu habe ich nun auch einige Fragen und suche mir nun den richtigen Platz hier im Forum, sie zu stellen.

Gruß,
Karla
 
Zuletzt aktualisiert 25.04.2024
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