"Corona" Passus im Bauvertrag

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S

schlckr7

Hi zusammen,

nach langer monatelanger Suche haben wir uns zu 90% für einen Bauträger entschieden, mit dem wir Ende des Jahres beginnen wollen zu bauen. Auf dem Grundstück müssen noch Abrissarbeiten ausgeführt werden, Mieter ausziehen etc. - daher zieht sich der Prozess

Der Bauträger möchte jetzt gerne in dem Bauvertrag einen Passus einfügen, der besagt, dass wenn sich die Baupreise bis September "massiv" ändern, er vom Vertrag zurücktreten kann. Grund sind nicht absehbare Entwicklungen in der Branche (Schwierigkeiten bei Materiallieferungen etc).

Mit der Bank ist dieses Unterfangen nicht zu vereinbaren, da wir neben der 14tägigen Widerrufsfrist keine weiteren Möglichkeiten haben werden, aus dem Vertrag zu kommen.

Uns bringt das in eine schwierige Situation, da wir zwar jetzt den Bauvertrag unterzeichnen können und mit der Finanzierung dann bis Herbst warten - letztlich aber bis September alles im Ungewissen ist. Planung, Finanzierung und eben auch Arbeiten auf dem Grundstück müssen in Vorkasse erfolgen. Wenn der Vertrag im September gekündigt wird - stehen wir ohne Bauträger da.

Findet ihr die Klausel "normal"?

LG
 
rick2018

rick2018

Nein es ist nicht fair. Höhere Gewalt und Ähnliches ist meist schon in den Verträgen drin.
Momentan gibt es fast keine Probleme mit Materiallieferungen. Ich denke auch nicht dass es sich verschlimmert.
Die Handwerker welche in Kurzarbeit (anscheinend jeder 5. Betrieb) sind sind dies eher weil sie sich nur auf Industriekunden ausgerichtet haben. Private Kunden wurden abgewiesen. Ein weitere Grund sind ausländische Mitarbeiter die aktuell nicht kommen wollen/dürfen.
In der Baubranche wird die Krise erst noch ankommen. Es wird eher wieder ein Käufermarkt.

Wir haben bei einem Gewerk z.B. Eine Vereinbarung getroffen dass bei Preisabweichung des Materials ab >+-10% gutgeschrieben bzw. nachberechnet wird. Macht aber auch nur Sinn wenn man dies nachprüfen kann. Solche Regelungen sollten nicht einseitig sein. Das wäre sie aber in eurem Fall. Würde nochmals das Gespräch suchen und wenn keine Einigung zustande kommt einen anderen Anbieter suchen.

Sicher dass die Mieter ausziehen? In der aktuelle Lage könnte dies sich auch verzögern. Ebenfalls der Abriss. Bei uns haben auch die Deponien zu.
Bei unserem Abtuss gab es auch so Probleme mit dem Amt bezüglich der Entsorgung. Auch ohne Corona ein knappes Jahr Verzögerungen...

Ist der Job so sicher dass ihr euch jetzt eine Finanzierung ans Bein bindet? Eigenkapital ist wohl nicht viel vorhanden sonst könntet ihr den Abriss locker so zahlen. Hier reden wir ja nicht von 100k€...
Ich würde die Situation eher als Chance sehen. Auch wenn man sich innerlich schon auf dem Bau usw. eingeschossen hat macht es eventuell Sinn “einen Schritt zurück zu gehen“. Die Zeiten sind Nahe dass sich die Handwerker um Aufträge bemühen müssen. Gleiches gilt für die GUs.
Du hast ja keinen Bauträger sondern einen GU an der Hand.
 
S

schlckr7

Nein es ist nicht fair. Höhere Gewalt und Ähnliches ist meist schon in den Verträgen drin.
Momentan gibt es fast keine Probleme mit Materiallieferungen. Ich denke auch nicht dass es sich verschlimmert.
Die Handwerker welche in Kurzarbeit (anscheinend jeder 5. Betrieb) sind sind dies eher weil sie sich nur auf Industriekunden ausgerichtet haben. Private Kunden wurden abgewiesen. Ein weitere Grund sind ausländische Mitarbeiter die aktuell nicht kommen wollen/dürfen.
In der Baubranche wird die Krise erst noch ankommen. Es wird eher wieder ein Käufermarkt.

Wir haben bei einem Gewerk z.B. Eine Vereinbarung getroffen dass bei Preisabweichung des Materials ab >+-10% gutgeschrieben bzw. nachberechnet wird. Macht aber auch nur Sinn wenn man dies nachprüfen kann. Solche Regelungen sollten nicht einseitig sein. Das wäre sie aber in eurem Fall. Würde nochmals das Gespräch suchen und wenn keine Einigung zustande kommt einen anderen Anbieter suchen.

Sicher dass die Mieter ausziehen? In der aktuelle Lage könnte dies sich auch verzögern. Ebenfalls der Abriss. Bei uns haben auch die Deponien zu.
Bei unserem Abtuss gab es auch so Probleme mit dem Amt bezüglich der Entsorgung. Auch ohne Corona ein knappes Jahr Verzögerungen...

Ist der Job so sicher dass ihr euch jetzt eine Finanzierung ans Bein bindet? Eigenkapital ist wohl nicht viel vorhanden sonst könntet ihr den Abriss locker so zahlen. Hier reden wir ja nicht von 100k€...
Ich würde die Situation eher als Chance sehen. Auch wenn man sich innerlich schon auf dem Bau usw. eingeschossen hat macht es eventuell Sinn “einen Schritt zurück zu gehen“. Die Zeiten sind Nahe dass sich die Handwerker um Aufträge bemühen müssen. Gleiches gilt für die GUs.
Du hast ja keinen Bauträger sondern einen GU an der Hand.
Hi Rick,

danke für deine Einschätzung.

Wir wollen ein Doppelhaus zur Vermietung bauen (beide Parteien) - das Grundstück muss hierfür eben noch vorbereitet werden (Abriss und Umnlegung von Leitungen). Es handelt sich hierbei um ein Grundstück, auf dem ein alter Maschinenschuppen steht. Diesem Mieter wurde zum 01.10. gekündigt - ja, eine Verzögerung ist möglich, da er schon gesagt hat, dass er nicht ausziehen will. Der Abriss wird bei 20k EUR liegen.

Eigenkapital besteht in Form des Grundstücks (300k) und +/- 20k auf der Bank.

Richtig, wir haben einen GU an der Hand mit dem wir seit Dezember/Januar verhandeln. Wir würden die Finanzierung jetzt anstoßen, um eben Geld für die Vorbereitung des Grundstücks inkl. Abriss umzusetzen und weil wir uns grundsätzlich mit dem GU einig sind.

Du sagst also, wir sollten mit der Unterzeichnung noch bis Sommer warten um zu schauen, wie sich die Lage entwickelt? Ich habe in erster Linie Bedenken bzgl. dieses Passus (aus dem auch wir rauskommen würden, wenn sich die kosten +- 1,5% verändern)

LG
 
rick2018

rick2018

@schlckr7 Aktuell ist alles Glaskugel.
Ihr habt nicht viel flüssiges Eigenkapital auf der Kante. Zu der Jobsituation hast du nichts gesagt.
Gerade wenn es einen jetzt nicht drückt (Wohnung gekündigt + schwanger...) würde ich aktuell abwarten. Zumal es bei euch um eine Immobilie zur Vermietung geht.
Lieber das Geld zusammenhalten und mal ein halbes Jahr bis Jahr abwarten. Dann sieht man eventuell etwas mehr. Die Baupreise werden eher sinken wie steigen da die Nachfrage nachlassen wird. Im Baugewerbe kommt es immer mit Verzögerung.
Die Zeit läuft für euch nicht gegen euch.
Wenn du nichts machst bekommst du etwas Zinsen für deine 20k und hast zusätzliche Sicherung. Für das Grundstück zahlst du nur Grundsteuer.
Baust du jetzt, hast du in der unsicheren Zeit Aufwendungen für Zinsen, Tilgung, Grundsteuer und auch noch keine Einnahmen.
Ohne eure genaue finanzielle Situation zu kennen gehe ich trotzdem davon aus dass es nicht sinnvoll wäre. Ansonsten wäre euer Puffer größer.
Ein Doppelhaus kosten ja auch gleich locker 500-600k€. Rechnet sich das mit dem Vermieten bei euch bzw. ist der Wohnraum so teuer?
Überlege dir wie hoch die Opportunitätskosten sind bzw. wann du mal Gewinn machst. Eventuell macht es mehr Sinn das Grundstück zu veräußern (muss ja eine attraktive Lage sein sonst würdet ihr ja sowas nicht planen) und das Geld gut und recht sicher (gesplittet) anzulegen.
 
S

schlckr7

Hi Rick,
danke dir! Unsere Jobs sind sicher (soweit man das heute überhaupt sagen kann) und unsere finanzielle Situation würde ich als "gut" bezeichnen. Wir wollen langfristig (+30 Jahre) investieren und haben uns daher für das Projekt entschlossen. Grundstück gehört uns, Zins ist mit 1% auf 20 Jahre akzeptabel - nur geht es eben um die Auswahl des GU. Hier hilft mir deine Meinung, dass man eher wartet als überstürzt.

Ich werde dem Anbieter noch mal schreiben und schaue mal auf seine Reaktion. Zur Not wartet man eben den Sommer ab und schaut was passiert.

Ach ja, Hamburger Umland mit 10-11 EUR den m² Miete

LG
 
Zuletzt aktualisiert 19.04.2024
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