Baufinanzierung - Grundschuld statt Eigenkapital?

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A

aero2016

Finanzbeamte sollten bei sowas halt doppelt vorsichtig sein. Schwieriges Thema.

In meinem Kopf ist der worst case dass einer von uns stirbt und der andere dienstunfähig wird. Das heißt er müsste von seinem Ruhegehalt leben, dann könnte er sich die Rate natürlich nicht mehr leisten. Irgendwo wohnen muss man ja aber immer (also auch Miete zahlen)?

Ich glaube in dem Fall bin ich dann doch vielleicht auch beamtenuntypisch pragmatisch - wenn wir uns das Haus nicht mehr leisten können müssen wir verkaufen oder vermieten und von der Miete die Rate bezahlen. Hilft ja nichts. Und das Haus abzahlen hätte natürlich den Vorteil Kapital zu binden. Die Häuser werden ja aktuell nicht unbedingt billiger.
Für den Todesfall könnte man ja eine Risikolebensversicherung in Höhe der Kreditverbindlichkeit abschließen. Kostet ein paar Euro/Monat.
 
face26

face26

Das eine ist, der Fall, Ihr könnt aus unterschiedlichsten Gründen den Kredit nicht mehr bedienen. Wurde ja schon einiges darüber geschrieben. Wie groß das Risiko ist, müsst Ihr selber beurteilen.
Zwei Fälle die ich in der Praxis schon viel häufiger gesehen habe:

- Scheidung/Trennung
- Eltern wollen/müssen Ihr Häuschen verkaufen

Beide sind nicht sonderlich elegant zu lösen und können zu blöden Zeitpunkten auftreten.
Was macht ihr denn, wenn Ihr Euch in ein paar Jahren trennt, keiner von beiden allein die Rate tragen kann und das Häuschen nicht zu einem Preis verkauft werden kann der Darlehenssumme + Kosten deckt? (Gibt noch ein paar weitere Trennungsszenarien die blöd sind).
Denkt auch daran, dass Eure Eltern ab dem Zeitpunkt nicht frei über ihr Haus verfügen können. Egal aus welchem Grund, Pflege, Auswanderungswunsch, kein Bock mehr, was auch immer...Eure Eltern müssen immer Eure Bank fragen.

Und auch das Verhältnis zu den Eltern kann sich ändern. Muss nicht, aber haben schon viele gesagt: "Ich kenne meine Eltern." Heisst nicht, dass man sich gleich verstreitet...aber ihr wärt nicht die ersten, die dann irgendwann das zu spüren bekommen - natürlich total ungerechtfertigt und nur als Retourkutsche, weil sie sich weigern an die Regel zu halten, dass Eure Kinder/Ihre Enkelkinder nicht jedes mal neues Spielzeug/Schoki/etc. bekommen wenn Sie bei den Großeltern sind.

Muss alles nicht eintreffen...aber man sollte sich überlegen, warum nehme ich diese Risiken in Kauf?

Weil's nicht anders geht? Oder weil ich 1/10 Zins sparen möchte?
Hätten meine Eltern die Kohle auch so auf dem Konto liegen?
Ist's die eigengenutzte Immobilie der Eltern? Oder das sechste unbelastete Mietobjekt?
 
G

guckuck2

Noch ein Horrorszenario: Eltern sterben und mit den Erben startet der Streit über die Verwertung der Immobilie.
Für das ganze Prozedere fallen auch mehr Gebühren für die Grundschuldbestellung an.

Ich würds so machen wie nordanney schrieb.
Eltern beleihen ihr Haus zB 100.000€ und leihen euch diese Privat. Macht ein Darlehensvertrag (das ist auch ggü möglicher Miterben nur fair) mit meinetwegen 0,3% Zinsen. Entspricht etwa der Verzinsung eines Tagesgeldes. Die bezahlt ihr auch brav und die Eltern versteuern diese auf brav bzw. nutzen Freibeträge. Das sind Peanuts p.a.
Ob sie euch die Zinsen in Form einer netten Einladung zum Italiener wieder „zurück“ geben, ist dann wirklich nicht mehr nachverfolgbar. Sowieso wären die Beträge doch absolute Bagatellen.
In schlimmstenfalls sind die nicht erhobenen oder zu niedrigen Zinsen eben Schenkungen, die problemlos von den geltenden Freibeträgen gedeckt sind.

Das nehmt ihr als Eigenkapital mit zur Bank und drückt entsprechend den Beleihungswert. Und ja das lohnt sich, zwischen 100% und 80% sparste über die Jahre Zehntausende Euros.
 
S

saralina87

Danke für eure ganzen Antworten - dann weiß ich schon mal mehr.

Ich werde noch mal mit meinen Eltern sprechen und auch mit dem Mann von der Interhyp.
Was ich noch nicht ganz verstehe:
Wenn mir meine Eltern Geld leihen (mit der Grundschuld auf ihrem Haus, ohne wird vermutlich aufgrund ihres Alters schwierig und dass sie ihre Anteile am Betrieb verkaufen möchte ich nicht) und ich ihnen das Geld zurückzahle und ich mir das nicht mehr leisten kann, dann haben meine Eltern doch im Endeffekt dasselbe Problem, vorausgesetzt sie können die Raten nicht bezahlen, oder nicht?

Ich verstehe eure ganzen Bedenken durchaus, aber für mich klingt das als wäre es insgesamt eine ziemlich blöde Idee ein Haus zu finanzieren, es kann halt immer was passieren (Risikolebensversicherung besteht übrigens schon!). Da bekommt man es schon ein bisschen mit der Angst zu tun. Ich schätze unser Risiko tatsächlich als minimal ein, da wir über unser Ruhegehalt, Dienstunfähigkeitsversicherung und Familienzuschlägen wirklich gut abgesichert sind.

Aber dann werde ich da noch mal eine ordentliche Aufstellung für sämtliche Supergaus aufstellen! Danke so weit!
 
G

guckuck2

Beim privaten Kredit bist du der Schuldner deiner Eltern. Wenn du nicht mehr zahlen kannst oder willst, könnten sie es einfach dabei belassen. Wenn sie die Forderung eintreiben wollen, könnt ihr euch auf eine Anpassung der Rate vereinbaren, die Rate aussetzen oder oder oder. Im schlimmsten Fall gehst du in die Privatinsolvenz und dein Haus ist weg.
Wenn das Haus deiner Eltern direkt durch deine Bank mit belastet ist und du zahlst bei der Bank nicht mehr, können sie das Haus deiner Eltern verwerten. Das ist ne ganz andere Perspektive.
 
Tassimat

Tassimat

Ich verstehe eure ganzen Bedenken durchaus, aber für mich klingt das als wäre es insgesamt eine ziemlich blöde Idee ein Haus zu finanzieren, es kann halt immer was passieren (Risikolebensversicherung besteht übrigens schon!). Da bekommt man es schon ein bisschen mit der Angst zu tun.
Nein nein, nicht falsch verstehen. Ich finde es super ein Haus zu finanzieren. Man muss sich nur diverser Risiken bewusst sein und sich auf Wunsch mit Versicherungen eindecken. Und man sollte sich bewusst sein, dass ein Haus unter gewissen Umständen wie Trennung, Unterhaltszahlungen etc. allein einfach nicht mehr zu halten ist und verkauft werden muss. Ist dann halt so.

Unter diesem Aspekt ist eine Vollfinanzierung voll ok, aber es existiert das Zusatzrisko, dass man bei einem (Not-) Verkauf in den ersten Jahren mit einem Berg Schulden dastehen wird. Das ist halt der Gegensatz zu genügend Eigenkapital. Das Eigenkapital ist zwar dann weg, aber nach dem Notfallverkauf trotzdem schuldenfrei.
 
Zuletzt aktualisiert 25.04.2024
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