Fassadendämmung oder Dachdämmung, Hausisolierung, Fachberater?

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R

ReLaX

Hallo zusammen,

wir sind ein glückliches Ehepaar, welches gerade auf der Suche nach einen geeigneten Haus ist.
Gerade eben erst haben wir angefangen und uns stehen viele Fragezeichen ins Gesicht geschrieben.

Ein Haus steht in näherer Auswahl und hat laut Internetinformation einen Endenergiebedarfvon 156 kWh/(m²*a).
Es ist ein Reiheneckhaus mit 118m² Wohnfläche mit Gas-Zentralheizung aus dem Jahre 1973 im schönen NRW.

Wir haben uns das Expose zukommen lassen und nun tauchen dort 2 Werte auf.
Zu einen wieder der auf der Internetpräsenz aufgezeigte Endeenergiebedarfswert des Gebäudes von 156 kWh/(m²*a).
Zum Anderen der Primärenergiebedarfswert des Gebäudes von 180 kWh/(m²*a). Wo genau ist der unterschied zwischen den beiden Angaben?
Laut Makler liegen die Gas-Kosten im Jahr bei 1200€. Ist das bei den oben genannten realistisch?

Falls man jetzt auf die Idee kommt neu dämmen zu wollen, welche Ersparnisse kann man erreichen?
Als Fassadendämmung gibt es 3 Möglichkeiten wie ich gelesen habe und natürlich gibts auch die Möglichkeit einer Dachdämmung.
Was ich gelesen habe ist, dass eine aufwendige Fassadendämmung maximal 30% Ersparnis bringen soll.
Dagegen lesen wir bei der Dachdämmung Werte von 20%.
Die Gas-Heizung kann man natürlich auch noch tauschen, die Rechnung lassen wir aber erstmal.

Die Frage für uns ist, lohnt sich eine Neudämmung überhaupt? Firmen werden mir sagen, dass ich besser neu dämmen soll. Das wird aber keine objektive Meinung sein, da nicht neutral! Ein Haus bewohnt man, bis die Treppen nicht mehr zu steigen sind bis zur Rente.
Heißt mit 30 Jahren sind's noch 35 Jahre Wohnzeit. Natürlich hat man auch eine Aufwertung des Hauses durch Dämmung erreicht, die man beim späteren Verkauf teilweise wieder rein bekommt.

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Nun zu den 3 Beispielrechnungen, die ich gemacht habe:
fassadendaemmung-oder-dachdaemmung-hausisolierung-fachberater-108874-1.png

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Eine weitere Frage ist, wie kann man auch im späteren Verlauf (Haus schon gekauft und 5 oder 10 Jahre bewohnt) dämmen? Ist das möglich ohne große Einschränkungen, wenn man dort schon wohnt? Oder sollte man in jedem Fall vor Einzug die Dämmarbeiten machen lassen?

Vielen Dank im Voraus für alle Info's & Beiträge!

ReLaX ;-)
 
N

nordanney

Dämmen ist auch ein wenig die Frage des "grünen Gewissens", nicht unbedingt nur um wahnsinnig Geld zu sparen.

Bei einem 40 Jahre alten Haus solltet Ihr allerdings das Haus als Ganzes betrachten, wenn Ihr energetisch Sanieren möchtet:
- Dämmung Fassade
- Dämmung Dach
- Dämmung Dachdecke
- Dämmung Kellerdecke
- Neue Fenster
- Neue Heizung
- Warmwasserbereitung im Gasverbrauch enthalten? (Falls ja, wird die von Dir gerechnete Einsparung deutlich geringer, da nur ein Teil des Gasverbrauchs für die Heizung reduziert werden kann. Für den Warmwasseranteil gibt es dann keine Einsparung).

Wenn das Haus z.B. noch die uralten Fenster drin hat, würde ich (persönliche Meinung) mir eher Gedanken um die Fenster machen.

Fassadendämmung kann man immer machen, selbst wenn Ihr die Fenster nach außen versetzen lasst, ist es kein großer Dreck, der Euch entsteht.
 
O

oleda222

Aus rein wirtschaftlichen Gesichtspunkten lohnt sich Dämmung im Bestand häufig nicht, wenn Du davon ausgehst, dass sich die Energiekosten nicht (nach oben) ändern.

Ob es angenehm ist, in einer Bude aus den 70igern zu wohnen die zieht, möglicherweise feucht ist usw. steht ja auf einem anderen Blatt. Ob dadurch später höhere Folgekosten für Sanierung von Feucht/Schimmelschäden entstehen usw usf. ebenfalls.

Lohnt sich ein neuer Fernseher wenn die alte Röhre ohne Fernbedienung noch funktioniert?
 
L

Legurit

156 vs 180 mag rechnerisch vs. real sein? Im Neubau spielen noch die Energiebereitsteller eine Rolle zur Berechnung der Primärenergie (Strom hat einen höheren Primärenergie-Faktor als z.B. Gas... ändert nichts dran, dass der Wärmebedarf der gleiche ist) - die Idee ist, dass einige Energiequellen emissionsärmer sind als andere. Das sollte hier aber nicht relevant sein.
1200 € p.a. kann hinkommen. Meine Eltern haben ein RMH und zahlen knapp 800 € p.a.
1200 € / 0.7 € * 10 / 180 = 95 qm... oder 108 qm. Wieviel q hat das gute Stück denn?
Stammt die Heizung von 1973?! Dann müsstest du die übrigens tauschen.

Zum Thema Sanierung: ich würde es nicht machen. 160 kWh/qm a sind zwar kein Neubau, aber auch kein Siedlungshaus. Wenn das Dach eh irgendwann neu gemacht werden soll kannst du das im Zuge dessen machen. Das Haus funktioniert ja, wie es da steht (das ist nicht zu verachten). Wenn du nun im Jahr 3 merkst, dass es immer kalt vor dem Fenster ist und du dich unwohl fühlst kannst du es immer noch tauschen - dann aber um den Wohnkomfort zu steigern und nicht weil dir das jemand schön gerechnet hat.
 
Koempy

Koempy

Wir haben uns bewußt gegen die Außenwanddämmung entschieden. Den Rest haben wir aber erneuert und gedämmt.
Also wir bereuen unsere Entscheidung bis jetzt nicht.
Aber eine nachträgliche Fassadendämmung rechnet sich wirtschaftlich meistens überhaupt nicht.
 
wpic

wpic

Wiki: "Der Primärenergiebedarf (nach Energieeinsparverordnung kurz: QP) eines Systems umfasst zusätzlich zum eigentlichen Energiebedarf an einem Energieträger die Energiemenge, die durch vorgelagerte Prozessketten außerhalb der Systemgrenze bei der Gewinnung, Umwandlung und Verteilung des Energieträgers benötigt wird (Primärenergie)"
Wiki: Endenergie ist der nach Energiewandlungs- und Übertragungsverlusten übrig gebliebene Teil der Primärenergie, die den Hausanschluss des Verbrauchers passiert hat"

Rechnung: € 1.200 brutto = € 1.008 netto / 5,28 Ct7kWh (Gaspreis Raum Euskirchen) = 19.098 kWh / 118m2 = 161 kWh/m2. Der Wert des Ausweises stimmt also, was man nicht von allen Ausweisen behaupten kann.

Die energetische Sanierung eines Hauses sollte nicht nur unter dem Aspekt betrachtet werden, möglichst viel dieser Endenergie einzusparen, sondern in einem Haus zu wohnen, in dem die sog. "Behaglichkeit" gegeben ist. Die Raume sollten baukonstruktiv und vom Dämmstandard so beschaffen sein, das man gerne darin wohnen möchte. Zur Behaglichkeit, die nicht mit der berüchtigten dt. "Gemütlichkeit" zu verwechseln ist, ist eine physiologische/psychologische Komponente, die nicht zu unterschätzen ist. Zentraler Wert ist z.B. ein max. UNterschied zwischen Raumlufttemperatur und Oberflächentemperatur der Innenseite der Außenwände von max 2-3 °C = min. 18°C. Dieser Wert wird von schlecht gedämmten Altbauten oft erheblich unterschritten: der Nutzer dieser Räumlichkeiten rückt von kalten Wänden ab und fühlt sich unbehaglich. An besonders kalten Stellen (Wärmebrücken) kann es zu Kondensatausfall aus der warmfeuchten Luft und nachfolgend zu Schimmelbildung kommen.

Eine energetische Gebäudesanierung muß zwingend im Gesamtzusammenhang des Gebäudes betrachtet und geplant werden. Dazu gehört die Dämmung der Bauteile von der Kellerdecke/Bodenplatte bis zur Decke über OG/das Dach, die Fenster, die Haustechnik (Heizung, Lüftung). Werden nur einzelne Bauteile gedämmt, werden die ungedämmten Bauteile verstärkt zum Ausfallpunkt für Kondensat. Neue Fenster in einer ungedämmten Fassade haben den gleichen Effekt.

In Deinem Fall lohnt sich eine sog. Gebäudenergieberatung nach BAFA-Standard, die auch gefördert wird. Ein qualifizierter Berater, möglichst ein Architekt/Bauingenieur mit vertieften Kenntnissen der Altbausanierung, berechnet mit einer zugelassenen Software nach einer BAuaufnahme den energetischen Ist-Zustand des Gebäudes und erstellt Varianten der Dämmung und der Heizung, jeweils mit dem berechneten Endenergiebedarf und dem Amortisationszeitraum.

Lohnenswert ist i.d.R. die Dämmung der obersten Geschossdecke (=Nachrüstverpflichtung nach Energieeinsparverordnung bis 2 Jahre nach Kauf), zugleich am preiswertesten. Alle anderen Maßnahmen müssen in einem Konzept geprüft werden, das auch Umbauwünsche, eventuelle Bauschäden/Feuchteschäden und baukonstruktive Besonderheiten integriert (Bauwerksabdichtung).

Vor dem Kauf solltet Ihr das Haus mit einem Gutachter/Architekt/Bauingenieur im Rahmen einer Immobilienkaufberatung unter diesen Aspekten prüfen lassen, um den Sanierungs und Modernisierungsaufwand realistisch für Eure Finanzierungsplanung einschätzen zu können.
 
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Zuletzt aktualisiert 28.03.2024
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