Immobilienkauf ohne Eigenkapital - meine Fragen / Sorgen

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Internetzer081

Hi zusammen,

ich bin neu hier und habe lange Zeit überlegt, ob ich mich hier anmelden soll.
Meine Frau und ich (und unsere Tochter) planen eine Immobilie zu kaufen.

Kaufpreis: 265.000 € zzgl. Notar- und Grundbuch -> Maklerprovision fällt nicht an.
Finanzierung ist mit der Bank durchgesprochen und befindet sich aktuell im Antragsverfahren.

Monatliche Rate liegt bei 1700 €. Unser Gesamteinkommen inkl. Kindergeld liegt aktuell bei 5500 € und wir verfügen nicht über Eigenkapital.
Wir sind 40, 38 und 5 Jahre alt.

Weitere Kinder soll es nicht mehr geben (uns reicht ein kleiner Teufel).

Aus der Vergangenheit haben wir noch einen Kredit mit knapp 50.000 € offen, der zusätzlich mit 640 € abgezahlt wird und in 2032 abgeschlossen ist.
Ich habe somit großzügig gerechnet, dass 3000 € monatlich für das Haus, Nebenkosten, Versicherungen und Kredite draufgehen und wir dann knapp 2500 € zum Leben und für Rücklagen übrig hätten.

Die Immobilie kenne ich sehr gut, da ich dort damals selbst mit angepackt habe, als die Besitzer eingezogen sind. Wir würden etliches an Inventar inkl. der maßgeschneiderten Küche geschenkt bekommen und hätten somit für den reinen Einzug so gut wie keine Kosten. Die Heizung ist noch gut in Schuss (Öl) und die Heizkörper und Fenster sind so gut wie neu (der Besitzer ist Handwerker). Wir hätten auch den Vorteil, dass wir in der Familie alle Sorten von Handwerkern hätten und vieles selbst gemacht werden könnte.

Unser Wunsch nach dem Eigenheim ist u.a. auch daraus entstanden, weil wir in unserem jetzigen Mietshaus eine Partei haben, die ein regelrechter Kinderhasser ist und wir möchten das nicht unserer Tochter nicht weiter zumuten (und der Vermieter kümmert sich einen Sch.... darum). Natürlich könnte man jetzt sagen "sucht euch doch einfach eine neue Mietwohnung". Der Wohnungsmarkt bei uns ist eine Katastrophe, speziell wenn es um 4- Zimmer Wohnungen geht. Da ist man teilweise schon bei 1300 € + NK und wirtschaftet dann nun mal nicht in seine eigene Tasche sondern in die des Vermieters. Wir haben unsere Jobs hier und auch die Kita und auch die künftige Schule sind allesamt fußläufig zu erreichen.

Ich suche daher einen Austausch mit Usern, die ebenfalls eine ähnliche Situation hatten, um meine weiteren Zweifel vielleicht durch einen anderen Blickwinkel ausmerzen zu können.

Doch was sind meine Zweifel?
- in der Finanzierung würde ich bis ich 70 bin, die Immobilie abbezahlen (sofern keine Sondertilgungen geleistet werden würden)
- große Angst, in dem Szenario das Haus zu verlieren, wenn z.B. die Raten nicht mehr bedient werden könnten

Was wären weitere Dinge, die euch vielleicht auch erst nach dem Kauf aufgefallen sind und an die ihr vorher nicht gedacht habt? Versicherungstechnisch würde ich das Ganze natürlich absichern (Lebensversicherung und/oder Berufsunfähigkeit).

Wenn man mich persönlich fragen würde, was ich bräuchte, um keine Zweifel mehr zu haben? 2000-3000 € mehr jeden Monat. In dem Falle hätte ich hier auch keinen Beitrag erstellt.

Ich freue mich auf einen Austausch mit euch.

Beste Grüße
 
N

nordanney

Doch was sind meine Zweifel?
- in der Finanzierung würde ich bis ich 70 bin, die Immobilie abbezahlen (sofern keine Sondertilgungen geleistet werden würden)
- große Angst, in dem Szenario das Haus zu verlieren, wenn z.B. die Raten nicht mehr bedient werden könnten
Jetzt hast Du keine Zweifel,
- dass Du mit 70 dann eine Miete von 2.000€ für eine kleine Wohnung bezahlen musst?
- dass Du auch zur Rente eine kleine Restschuld mit z.B. 450€ bedienen könntest?
- dass die Miete jedes Jahr steigen wird, während die Rate sich kaum verändern wird bzw. bestenfalls sinkt - und Du parallel von Gehaltssteigerungen profitierst?
- dass Du Deine Mietwohnung verlieren wirst, wenn Du die Miete nicht mehr zahlen kannst?

Ganz rational: Dieselben Risiken wie beim Eigentum hast Du auch bei der Miete. Nur mehr Flexibilität. Und dem Mega-Nachteil, dass Du eine immer weiter steigende Miete bezahlen wirst, bis Du entweder ins noch teurere Heim gehst oder mit den Füßen voran aus der Mietwohnung getragen wirst.

P.S. Meine Immobilienfinanzierung endet rechnerisch mit meinem 85sten Geburtstag... Bin aber auch Banker und gehe da rationaler ran.
Wenn man mich persönlich fragen würde, was ich bräuchte, um keine Zweifel mehr zu haben? 2000-3000 € mehr jeden Monat. In dem Falle hätte ich hier auch keinen Beitrag erstellt.
Mit mehr Gehalt hättest Du zu 99% einen anderen Lebensstil und andere Vorstellungen ans Eigenheim. Die Probleme wären dieselben.
 
Papierturm

Papierturm

In Ergänzung zu dem, was @nordanney geschrieben hat:

Das einzige, was bei mir ein rotes Lämpchen angehen lässt, ist das fehlende Eigenkapital.

Bitte da mal in sich gehen: Wo ist bisher das Geld hingegangen, was nun in die Rate gesteckt werden soll?
(Quasi alles, was über die jetzige Kaltmiete hinaus geht.)

Hierauf braucht es die Antwort nicht hier fürs Forum, sondern für die eigene Einschätzung. Sich einschränken fällt vielen Menschen schwer. Wenn jetzt das Gehalt erst kürzlich kam, oder große unvorhergesehene Ausgaben kamen, oder Bafög o.ä. zurückgezahlt werden musste, alles OK. Ansonsten aber würde ich, wenn der Kauf so lange warten kann, mal versuchen ein paar Monate die Rate zurückzulegen.
 
I

Internetzer081

Ganz rational: Dieselben Risiken wie beim Eigentum hast Du auch bei der Miete. Nur mehr Flexibilität. Und dem Mega-Nachteil, dass Du eine immer weiter steigende Miete bezahlen wirst, bis Du entweder ins noch teurere Heim gehst oder mit den Füßen voran aus der Mietwohnung getragen wirst.

P.S. Meine Immobilienfinanzierung endet rechnerisch mit meinem 85sten Geburtstag... Bin aber auch Banker und gehe da rationaler ran.

Mit mehr Gehalt hättest Du zu 99% einen anderen Lebensstil und andere Vorstellungen ans Eigenheim. Die Probleme wären dieselben.
Hi nordanney, danke für deine Worte. Ich bin immer sehr an dem Wissen von Bankern oder Finanzdienstleistern interessiert, weil die meist nicht nur Plan A sondern auch einen Plan B oder auch C haben, an den man als "Normalo" nicht denkt.

Bzgl. des Lebensstils gebe ich dir teilweise recht. Durch das Dilemma mit den Schulden (der o.g. Kredit), bin ich gebrandmarkt. Ein teurer Fehler, den ich damals nicht besser gewusst habe (Umschuldung und Zusammenlegung von Schulden) und den ich jetzt noch ein paar Jahre bedienen muss.

Und tatsächlich habe ich nicht an die steigenden Mieten gedacht. Den Weg ins Heim würde ich meiner Familie im Fall der Fälle ersparen.
 
M

MachsSelbst

Das mit dem fehlenden Eigenkapital ist wohl tatsächlich der größte Punkt. Du sprichst davon, dass dich eine 4-Zimmerwohnung zur Miete wohl 1.300 plus Nebenkosten kosten würde... dein Haus hat auch Nebenkosten und zwar in der Regel höhere als für die Mietwohnung.
Versicherungen, Strom, Öl, Wasser, Abwasser, Müll, Grundsteuer... da kommen schnell problemlos 500, 600 EUR/Monat zusammen, also 2.300 EUR/Monat inkl. Rate. Bei dem Preis wird das Haus auch alles andere als gut wärmeisoliert sein? Baujahr? kWh/m²/a laut Energieausweis?

Wenn ihr aktuell, ich schätze mal 800 EUR Miete bezahlt plus 350 EUR Nebenkosten, dann verdoppelt sich dieser Posten in eurem Budget mal eben... und ihr seit Ende 30/Anfang 40 und habt keinen Penny auf der hohen Naht... das ist schon sehr ungewöhnlich, normalerweise haben Paare mit Immobilienwunsch in diesem Alter kleine sechsstellige Beträge angespart...

Auch wenn ihr Handwerker im Bekanntenkreis habt, es werden da irgendwann Sanierungen anstehen. Könnt ihr Geld für sowas ansparen, um das im Zweifel auch mit ner Fachfirma machen zu lassen? Nach meiner Erfahrung hat gerade dann, wenn man jemanden braucht, keiner Zeit oder Lust einem zu helfen...
 
Zuletzt aktualisiert 16.11.2025
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