Zusatzkosten für die Positionsänderung von Steckdosen

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C

carusine

Hallo zusammen,

wir haben eine Wohnung gekauft, die als Teil eines Mehrfamilienhauses noch im Bau ist. Mit dem Notarvertrag gibt es einen Grundriss mit Beispielmöblierung und eine Baubeschreibung, die die Anzahl der Steckdosen pro Raum enthält. Wir haben nun einige Änderungen an der Elektroinstallation dem benannten Elektriker mitgeteilt, d.h. die Position der Steckdosen und Schalter in den jeweiligen Räumen teilweise verändert. Schalter sollen beispielsweise links statt rechts neben der Tür und Steckdosen nicht hinter einem Schrank, den wir dort hinstellen wollen, sondern 1 Meter links oder rechts davon an derselben Wand installiert werden. Die Anzahl der Steckdosen bleibt gleich, übereinstimmend mit der Baubeschreibung. Mit der Benennung des Elektrikers wurde ein Elektroplan an uns übergeben, der nach der Beispielmöblierung angefertigt wurde. Einige Änderungen gegenüber dieses Elektroplans, die wir angeben werden nun mit jeweils 50 EUR berechnet, so dass uns zunächst 1000 EUR, mittlerweile noch 400 EUR in Rechnung gestellt werden sollen. Begründet werden die Kosten als "Versetzungsarbeiten". Der Bauträger fand 1000 EUR zu viel und hat mit dem Elektriker dann 400 EUR vereinbart (eigentlich ein Vertrag zu Lasten Dritter, nämlich uns - zwei einigen sich darüber was ein Dritter bezahlen soll). Der Bauträger findet den Begriff "Versetzungsarbeiten" nicht unbedingt treffend (wir halten es für Unsinn, da nichts versetzt wird, weil es nicht existiert), begründet die Inrechnungstellung aber mit "logistischem und terminlichem Aufwand". Wir waren an einem Tag 1 h dort und ansonsten per E-Mail. Dafür 400 EUR zu verlangen ist einfach bodenlos. Aus unserer Sicht besteht überhaupt kein Aufwand und außer der Anzahl der Steckdosen wurde nichts im Notarvertrag festgehalten - die Beispielmöblierung auf dem Grundriss ist mit dem Grundriss Teil dieses Vertrags - aber kann man daraus ableiten, dass man die Position der Steckdosen/Schalter so haben muss, wie sich das irgendjemand irgendwann einmal ohne Sinn und Verstand ausgedacht hat?
Lohnt es sich, deswegen einen Rechtsstreit anzufangen?

Vielen Dank für Meinungen/Antworten.
 
B

Bauexperte

Guten Abend,

Der Bauträger begründet die Inrechnungstellung aber mit "logistischem und terminlichem Aufwand". Wir waren an einem Tag 1 h dort und ansonsten per E-Mail. Dafür 400 EUR zu verlangen ist einfach bodenlos. Aus unserer Sicht besteht überhaupt kein Aufwand und außer der Anzahl der Steckdosen wurde nichts im Notarvertrag festgehalten - die Beispielmöblierung auf dem Grundriss ist mit dem Grundriss Teil dieses Vertrags - aber kann man daraus ableiten, dass man die Position der Steckdosen/Schalter so haben muss, wie sich das irgendjemand irgendwann einmal ohne Sinn und Verstand ausgedacht hat?
Ohne "Sinn & Verstand" würde ich es nicht nennen wollen, denn es hat durchaus Methodik und hat nur am Rande etwas damit zu tun, daß Du 1 h Zeit investiert hast.

Beim Geschosswohnungsbau - hier Mehrfamilienhaus - sind die Positionen der Steckdosen im Vorfeld festgelegt. Dies zu dem Grund, daß der beauftragte Elektriker einfach "durch arbeiten" kann. Ändern sich jetzt einzelne Positionen, muß der Elektroplan geändert werden, er oder seine Mitarbeiter müssen abweichend vom Ursprungsplan arbeiten. Ich könnte mir ebenfalls vorstellen, daß der Elektriker auf diesem Wege versucht, seine Marge etwas zu seinen Gunsten zu verbessern; was soweit legitim ist.

Es gilt daher aus meiner Sicht zunächst zu klären, welchen Aufschluß der Notarvertrag bzw. die Baubeschreibung über das Vorgehen bei Abweichungen vom Standard vorsieht. Erst dann läßt sich eine verbindliche Aussage treffen.

Lohnt es sich, deswegen einen Rechtsstreit anzufangen?
Imho Nein; weil Du mußt einen RA beauftragen. Dieser RA kostet Geld (vmtl. vergleichbar oder mehr als die € 400,00) und zu guter Letzt enden solche Streitigkeiten häufig in einem Vergleich.

Liebe Grüsse, Bauexperte
 
C

carusine

Danke für die Antwort,

manche Steckdosen wurden hinter Kleiderschränke positioniert. Besonders sinnvoll ist das nicht.
Der Bauträger ( er hat die Elektropläne erstellt und dem Elektriker zur Verfügung gestellt) verlangt kein Geld für die Änderung des Elektroplans. Meine Eltern sind Architekten und haben selber den neuen Elektroplan erstellt ( professionell am PC!). Der Elektriker hat ihn bekommen und muss nur den alten gegen den Neuen austauschen. (Er hat selber keinen Elektroplan erstellen sondern den fertigen vom Bauträger erhalten).Die Wohnung befindet sich im 3 Stockwerk und momentan ist nur das Erdgeschoss fertig. Also es muss nichts versetzt werden, da noch nichts steht. Und alles wird mit 50eur ohne MwSt in Rechnung gestellt- ob die Position von einer Steckdose um 1m geändert wird oder um 5cm- alles kostet 50eur ohne MwSt.
Würde es Sinn machen, wenn wir uns an den Notar wenden, bei dem der Kaufvertrag unterschrieben haben?
 
W

Wastl

Dem Notar ist das ziemlich egal. Du hast gekauft was in deinem Vertrag stand. Wenn dein Elektroplan nicht Bestandteil des Vertrages war, dann hast du bestellt wie der Bauträger vorgibt. Demnach musst du jetzt für Änderungen zahlen.
Der Betrag ist aus meiner Sicht zu hoch, aber da heißt es jetzt friss oder stirb. Elektroleistungen komplett raus zu nehmen wird dir wohl auch einen Mehraufwand bescheren .
 
B

Bauexperte

Guten Abend,

Würde es Sinn machen, wenn wir uns an den Notar wenden, bei dem der Kaufvertrag unterschrieben haben?
Nein, der Notar hat lediglich den "Papierkram" für Dich und den Verkäufer auf rechtliche Füße gestellt; für die Baubeschreibung ist er nicht zuständig.

Ich werde zunehmend neugierig ... was hast Du wo und zu welchem Preis gekauft? Haben Deine Eltern die Verträge überprüft oder ggf.. ein RA?

Liebe Grüsse, Bauexperte
 
Der Da

Der Da

Je nach Bauträger-Vertrag, kannst du froh sein, überhaupt in die Planung eingreifen zu dürfen.
400 € sind vielleicht erst mal schmerzhaft, aber ich würde sie jetzt einfach bezahlen. Das wird am Ende die günstigste Variante sein

alternativ sofern noch möglich: Nimm die Putz und Tapezierarbeiten raus aus dem Vertrag, und lass die Steckdosen später versetzen.
Schlitze klopfen und Dosen bohren kann man selbst machen, das Spart etwas Geld.
ich nehme an der Bauträger wird wenig begeistert davon sein, die Innenausbauarbeiten zu verlieren, denn daran verdienen die meisten überhaupt erst mal Geld.
 
Zuletzt aktualisiert 19.04.2024
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