Temperaturen Außenwand, Taupunkt etc.

4,00 Stern(e) 4 Votes
M

Maik87

Hallo zusammen, ich hoffe, dass ich meine Frage auch stellen darf, wenn es sich nicht um einen Neubau sondern um einen Bestandsbau (Mitte 60er) handelt! Folgende Situation: Ich wohne seit einigen Wochen in einer neuen Wohnung und habe bei schlechtem Wetter draußen Feuchtigkeitsprobleme an der Außenwand. Der Vermieter hat mir darauf hin einen Gutachter geschickt. Der kam zu folgendem Ergebnis: - aktuelle Raumtemperatur 15,5°C (ich hatte kurz vorher noch gelüftet) - aktuelle relative Luftfeuchtigkeit 40% - Temperatur Innenwand 18°C - Temperatur Außenwand 9,7-9,9°C Gedeutet hat er das Ergebnis mündlich so: Die Temperatur der Innenwand sagt aus, dass der Raum durchgängig Zuwenig geheizt wurde. Die Temperatur reicht nicht für die gesetzliche Mindestanforderung von 20°C. Dadurch Wäre die Außenwand zu stark abgekühlt und an dieser würde nun die Luftfeuchtigkeit kondensieren. Dem Naturgesetz nach also Fehlverhalten im Lüft-/Heizverhalten. Wenn er dies nun schriftlich an den Vermieter schickt freu ich mich schon über die Gutachterrechnung und eventuell der Abmahnung wegen falscher Wohnungsnutzung... Nun habe ich ein wenig recherchiert: 1. Wieso finde ich im Internet regelmäßig Angaben über gefährliche Temperaturen unter 12°C, wenn der Taupunkt jedoch von der relativen Luftfeuchtigkeit und der Lufttemperatur abhängig ist? Lt. Internetrechner habe ich einen Taupunkt von 1,5°C - da sind 9,7°C doch absolut unkritisch, oder? 2. Kann der Raum rechtlich gesehen wirklich zu kalt sein? Ich finde keine Angaben was mieterseitig gemacht werden muss - außer Frostsicherheit. 3. Ist eine Temperaturdifferenz zwischen Innen- und Außenwand von über 8°C wirklich statthaft und muss mieterseitig unbedingt gegengeheizt werden oder liegt hier bereits ein Baumangel hinsichtlich unzureichender Isolierung bzw. durnässter Wände vor? Derzeit habe ich nur das mündliche Ergebnis des Gutachters. Dieser schließt jedoch einen Baumangel aufgrund der Messergebnisse aus. Wie deutet ihr die Ergebnisse? Ich danke euch schon einmal im Voraus!!
 

€uro

Hallo,
... Der Vermieter hat mir darauf hin einen Gutachter geschickt. ..... Wenn er dies nun schriftlich an den Vermieter schickt freu ich mich schon über die Gutachterrechnung und eventuell der Abmahnung wegen falscher Wohnungsnutzung...
Diese Gutachten muß man nicht anerkennen. Eine einmalige, momentane Punktmessung ist völlig ungeeignet, den Gesamtzusammenhang zu beschreiben bzw aufzuklären. Ich benutze für solche Fälle Datenlogger.
... Nun habe ich ein wenig recherchiert:....
Es existiert ein sog. Schimmelpilzkriterium nach DIN 4108-2 bzw. DIN ISO 10211-2, ein Temperaturfaktor fRSI >= 0,7 welcher einzuhalten ist. Die Einhaltung lässt sich für abweichende Randbedingungen ermitteln.
Hier spielt der Bauteilaufbau, Innenfeuchte, RT etc. eine Rolle. Das Bauteil ist dabei fest vordefiniert. fRSI also überwiegend durch nutzerseitige Randbedingungen bestimmt. Ausnahme, das Bauteil ist von außen durch schlechte Bauwerksabdichtung durchfeuchtet.
... Wieso finde ich im Internet ...
Vor Eigeninterpretationen aus dem Internet sollte man sich als Laie hüten!
... und muss mieterseitig unbedingt gegengeheizt werden ...
Ja, geheizt und gelüftet. Je schlechter die Dämmung der Außenwand, um so mehr. Wenn man eine Wohnung oder Objekt mit geringer Dämmung der Außenwand bezieht, muß man auch mit dem notwendigen Mehraufwand an Heizenergie leben. Man kann sich ja vorher informieren!
... Derzeit habe ich nur das mündliche Ergebnis des Gutachters. Dieser schließt jedoch einen Baumangel aufgrund der Messergebnisse aus. Wie deutet ihr die Ergebnisse?
Aus der Ferne lässt sich das überhaupt nicht beurteilen.

v.g.
 
H

Hopegro

Lt. Internetrechner habe ich einen Taupunkt von 1,5°C - da sind 9,7°C doch absolut unkritisch, oder?
Kommt darauf an... Selbst bei 40 % Raumfeuchte und 15 Grad Raumtemperatur können Sie eine feuchte Wand haben, wenn diese genügend kalt ist. Und da Sie die genannten Werte nach dem lüften gemessen haben, dürften diese nicht gerade realistisch sein. Hier müsste tatsächlich eine Langzeitmessung erfolgen.

Aber legen wir mal ihre Werte zu Grunde: Wissen Sie was sich im Zentimeterbereich vor der Außenwand abspielt? Messen Sie mal die Lufttemperatur einen Zentimeter von der Außenwand entfernt. Hier werden Sie keine 15,5 Grad mehr haben, sondern deutlich weniger. Wenn Sie hier eine Temperatur von um die 12 Grad messen, dann haben Sie in diesem kleinen Luftpolster bereits eine relative Luftfeuchte von 90 %, die dauerhaft an ihrer kalten Außenwand anliegen. Die Wand wird sich also feucht anfühlen obwohl der Taupunkt noch gar nicht erreicht ist. Auch das können Sie in den Tabellen ablesen. Aber man muss auch das nötige Hintergrundwissen mitbringen...

So ist das eben mit Eigeninterpretationen...

Hier kann ich @Euro nur recht geben. Sie müssen für eine höhere Raumtemperaturen sorgen.

Hopegro
 
Zuletzt aktualisiert 24.04.2024
Im Forum Bauplanung gibt es 4838 Themen mit insgesamt 97081 Beiträgen


Ähnliche Themen
Alle Bilder dieser Forenkategorie anzeigen
Oben