KfW70 mit Gasbrennwert und Solar auf keinen Fall möglich

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T

TeuPhil

Da bin ich ganz deiner Meinung! Ich bin auch nicht mehr weit von der völligen Resignation entfernt. Würde ich nur den Zinsvorteil der KfW-Bank als Lohn für die Mühe betrachten, geht die Rechnung ohnehin für die erforderlichen Maßnahmen nicht auf. Sollte aber doch mal ein Wiederverkauf anstehen, wird der Energieausweis eine Rolle spielen...

Aber wie du schon sagst, letztlich zwängt einen die Energieeinsparverordnung in ein hässliches Korsett und Nachhaltigkeit, Effizienz und Ökonomie bleiben auf der Strecke.

Aber sollte es doch noch die ein oder andere unentdeckte und sinnvolle Stellschraube geben, die meinen Primärenergiebedarf um die letzten paar erforderlichen kWh senkt, nehm ich die gern mit .
 
lastdrop

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Wie klblb schon sagte, vielleicht Kfw70 nicht überbewerten, vor allem nicht zum alleinigen Zwecke eines Energieausweises, der ja noch nicht mal aussagt, wie viel Energie Du am Ende tatsächlich verbrauchen lässt.

Wir haben ein 2-jähriges Haus (Doppelhaushälfte) gekauft (ohne Energieausweis, 35,5 Porenbeton, Gasbrennwerttherme, Solarthermie, keine Kontrollierte-Wohnraumlüftung) mit der Angabe des Verkäufers, dass es kein KfW70-Haus ist, der Verbrauch aber nahe an KfW70 herankommt. Hätte ich mir ja durch Rechnungen noch bestätigen lassen können.

Im Nachhinein muss ich sagen, ja, so ist es auch. Aber auf einen Energieausweis kann ich dann tatsächlich verzichten. Und auch bei einem späteren Verkauf wirst Du unabhängig vom Energieausweis vielleicht sogar belegen können, dass Dein Verbrauch unter KfW70 liegt.
 
B

Bauexperte

Hallo Phil,


ich bin kein Experte in diesen Dingen - insbesondere, da mehrere Wege nach Rom führen, kann Dir aber aus meiner beruflichen Praxis heraus antworten.

Unsere Kfw 70-Effizienzhäuser sind im Standard der Gebäudehülle, mit folgenden Werten ausgestattet:

Bodenplatte: 0,26 W/(m2K) => Referenzgebäude 0,35 W/(m2K)
Fenster (Glas und Rahmen): 0,9 W/(m2K) => Referenzgebäude 1,3 W/(m2K)
Wand (36,5 monolithisch): 0,23 W/(m2K) => Referenzgebäude 0,28 W/(m2K)
Dach: 0,17 W/(m2K) => Referenzgebäude 0,20 W/(m2K)

Berücksichtigt man die Wärmebrücken => 0,05 W/(m2K) => erhalten wir im Regelfall unter Einsatz einer Luft-Wasser-Wärmepumpe und wenn das Gebäude nicht gerade auf der Zugspitze steht, einen rechnerischen Primärenergiebedarf von Q 58,3 kWh(m2a) [Referenzgebäude Q 83,41 kWh(m2a)]; siehe Anlage.

Allerdings haben wir von Haus aus schon andere Werte durch die BB abgedeckt; die 200 mm Dämmung in Deiner Auflistung sind nur ein Punkt von weiteren, in welchen wir vmtl. abweichen.

Wünscht ein Bauherr den Einbau einer Gasbrennwerttherme mit solarer Heizungsunterstützung, so darf er im Regelfall davon ausgehen, daß dies zur Erlangung vom KfW 70-Status nicht reicht; hier ist meistens der Einbau einer Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung erforderlich. Dies reicht in den allermeisten Fällen, den KfW-Förderkredit in Anspruch zu nehmen; in ganz seltenen Fällen (kommt auf den Standort an) muß mit zusätzlicher Dämmung nachgeholfen werden. Im nächsten Step (KFW 55, Anlage) fehlt lediglich eine Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung sowie ein gefüllter Stein mit dem Wert 0,20 W/(m2K).

Ich habe eingangs geschrieben, daß mehrere Wege nach Rom führen; das ist wörtlich zu verstehen, denn es gibt mehrere Rechenarten, den KfW-Nachweis zu führen. Und dann gibt es noch Unterschiede in den Personen, welche den Nachweis führen. Wir haben Statiker, welche Beton in Wasser rechnen und wiederum andere, welche sich an den tatsächlichen Gegebenheiten orientieren. Da letztlich Alles am Papier hängt, kann es gut sein, daß Dein Planer zur 1. Kategorie gehört oder den "vermeintlich" schlechteren Rechenweg beschreitet.

Thema KfW 70-Effizienzhaus - Sofern die Fördermittel für Dich nachrangig sind (so viel günstiger sind sie aktuell eh nicht), würde ich mir nicht so viele Gedanken machen. Ein Einfamilienhaus, gebaut nach Energieeinsparverordnung, ist nicht wirklich schlecht; aus meiner persönlichen Sicht nicht selten die bessere Wahl, berücksichtige ich den nicht eben kleinen monetären Aufwand. Wichtig ist imho auch nicht, daß auf dem Papier steht "Sie haben ein Einfamilienhaus, gefördert nach KfW 70, gebaut", sondern der reale Verbrauch an Energie. Im Verkaufsfall wird dies einen potenziellen Käufer mehr interessieren, als alles andere

Liebe Grüsse, Bauexperte
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T

TeuPhil

Ich habe heute Kontakt zu einem KfW-lizenzierten Energieberater aufgenommen und dem auch noch mal die Umstände und Rahmenbedingungen genannt. Er zeigte sich ebenfalls sehr verwundert darüber, dass der Primärenergiebedarf für KfW70 trotz Kontrollierte-Wohnraumlüftung/Wärmerückgewinnung und Solarthermie nicht hätte erreicht sein sollen und vermutete beim Abgleich einiger Daten Berechnungsfehler (welcher Art auch immer).

Ich hab jetzt also 2 Optionen.

1) Ich lass den Energieeinsparverordnung-Nachweis (und Nachweis über KfW-Effizienzhaus) noch mal genau prüfen und ggf. korrigieren. Die Wahrscheinlichkeit, dass ich dann doch ein förderfähiges Haus hätte wäre wohl ziemlich groß. Hier ginge es nur darum, am Ende einen Energieausweis zu besitzen, der einem bspw. anstelle der Effizienzklasse B, ein A auswirft. Kostenpunkt, geschätzte 500€.

2) Um auch den KfW-Kredit in Anspruch nehmen zu können, muss der KfW-Gutachter natürlich für die komplette Planung und Baubegleitung beauftragt werden um am Ende das benötigte Zertifikat ausgeben zu können. Auch wenn er hier den vom Bundesrechnungshof vorgegebenen Arbeits- und Prüfaufwand zu meinen Gunsten herunterbrechen würde, wäre der Kostenaufwand, der sich ja nach den Landesgebührenordnungen richtet, mit mehreren tausend Euro zu berechnen. Hust.....

Ich werd also wohl wirklich den ganzen KfW-Quatsch bleiben lassen, noch mal eine Beratung in Anspruch nehmen, um sicher zu gehen, dass mein Konzept nicht so ganz am Bedarf vorbeigeplant ist und ggf. erst später - sollte doch mal ein Wiederverkauf zur Rede stehen - den Energieausweis korrigieren lassen.

Fragt sich nur, was mache ich mit meinem bisherigen Planer, falls der es sich mit der Berechnung wirklich zu leicht gemacht hat und somit zumindest tlw. falsche Werte zugrunde gelegt hat, wodurch die aktuelle Energiebilanz des Hauses schlechter ausfällt, als tatsächlich...
 
B

Bauexperte

Hallo,

2) Um auch den KfW-Kredit in Anspruch nehmen zu können, muss der KfW-Gutachter natürlich für die komplette Planung und Baubegleitung beauftragt werden um am Ende das benötigte Zertifikat ausgeben zu können. Auch wenn er hier den vom Bundesrechnungshof vorgegebenen Arbeits- und Prüfaufwand zu meinen Gunsten herunterbrechen würde, wäre der Kostenaufwand, der sich ja nach den Landesgebührenordnungen richtet, mit mehreren tausend Euro zu berechnen. Hust.....
Mit Verlaub - das ist Blödsinn ....

Der Herr Energieberater - was überhaupt ist ein lizenzierter Energieberater? - muß dir "vorne" das Formular 153 ausfüllen (dazu muß der Statiker auch rechnen) und am Ende nochmals den Nachweis führen, daß tatsächlich ein KfW 70-Effizienzhaus gebaut wurde. Das kostet mitnichten mehrere Tausend Euronen!

Fragt sich nur, was mache ich mit meinem bisherigen Planer, falls der es sich mit der Berechnung wirklich zu leicht gemacht hat und somit zumindest tlw. falsche Werte zugrunde gelegt hat, wodurch die aktuelle Energiebilanz des Hauses schlechter ausfällt, als tatsächlich...
Im das Ergebnis der Unterredung mit o.g. Energieberater mitteilen und dann schauen, was passiert


Liebe Grüsse, Bauexperte
 
T

TeuPhil

Hallo Bauexperte,

"lizenziert" ist vielleicht falsch. Der Sachverständige muss aber durch die KfW zugelassen sein und damit die Berechtigung haben, die entsprechenden Zertifikate auszustellen. Das trifft bspw. auf meinen Bauingenieur nicht zu. Hätte ich das vorher gewusst, wäre ich sicher auch anders an die Sache herangegangen.

Das der Prozess der Zertifizierung mit solchen Kosten verbunden sein soll, schockiert mich einerseits zwar genauso, andererseits wurde ich hier auf die Merkblätter zum Programm 153 (energieeffizientes Bauen) der KfW verwiesen, wo die Anforderungen an den Sachverständigen beschrieben sind. Dies in Verbindung mit der Tatsache, dass nahezu jeder Gutachter grds. teuer bezahlt ist, lässt das irgendwie nachvollziehbar erscheinen.

Aber ich werde, was die Kosten anbetrifft, auf jeden Fall noch mal etwas nachbohren. Die berechnen sich ja nicht zuletzt auch nach Aufwand - und der kontaktierte "Energie-Effizienz-Experte" wohnt nur 1km von mir entfernt.
 
Zuletzt aktualisiert 25.04.2024
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