Grundstückskauf / Finanzierung in aktueller Situation - ja / nein?

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fuchsbau22

Liebe alle,

ich habe hier schon eine ganze Zeit lang mitgelesen. Nun würde ich mich über eine Einschätzung eurerseits zu folgendem Thema freuen: Gemeinsam mit meinem Partner habe ich mich im November 2021 auf ein Grundstück für ein Einfamilienhaus in einem Baugebiet beworben, nachdem wir in einem Gespräch mit unseren beiden Hausbanken grünes Licht für das Projekt Eigentum bekommen haben.
Entgegen unseren Erwartungen (Grundstücke wurden nach Kriterien vergeben, von denen wir nur eines erfüllen) haben wir Ende Mai 2022 nun die Möglichkeit erhalten, eines der Grundstücke zu reservieren. Kostenpunkt für das Grundstück sind 89.610 Euro (für 618qm) + Nebenkosten (ca. 6.000-7.000 Euro). Da die Reservierungsfrist Ende Juni ausläuft und wir bisher kein konkretes Projekt geplant haben, würden wir zunächst nur das Grundstück kaufen, um später in Ruhe mit den Planungen und dem Bau zu beginnen. Lt. Kaufvertragentwurf muss ab August binnen 3 Jahren "angefangen werden zu bauen" – es ist also noch etwas Zeit.
Nun hat sich die Zins- und Baukostensituation seit November 2021 leider drastisch geändert. Zudem sind Neubauprojekte mangels Festpreis aktuell kaum kalkulierbar, sodass wir tatsächlich gern erst einmal abwarten würden, wie sich die Situation entwickelt, um nicht während des Baus feststellen zu müssen, dass uns das Projekt finanziell um die Ohren fliegt. Gleichzeitig hat das Grundstück für uns die optimale Größe und Lage – 15km von der nächsten Großstadt entfernt, in der wir beide arbeiten. Zudem ist das Grundstück mit 145 Euro/ qm im Verhältnis zu Preisen, die in anderen Gemeinden im Umkreis der Stadt aufgerufen werden, günstig (woanders beginnt der qm-Preis bei 200-250 Euro/ qm). Auch das Verhältnis zum Bodenrichtwert ist günstig: Der liegt im Nachbarbaugebiet bereits bei 140 Euro/ qm. Kurzum: Das Grundstück ist ideal, die Zins- und Baukostensituation nicht.
Die Frage ist nun, ob wir das Risiko eingehen sollen, das Grundstück erst einmal zu kaufen, um zu einem späteren Zeitpunkt zu bauen. Wir gehen nicht davon aus, dass die Zinsen sinken, hoffen aber, dass die Baukosten sich einpendeln und zumindest wieder kalkulierbar sind. Zudem würden wir weiter Eigenkapital ansparen.

Aktuell sieht unsere Situation so aus:
- Sie: 28 J. alt, Er: 30. J. alt
- Keine Kinder, geplant: max. 1 in ca. 7 Jahren
- Haushaltsnetto: 5.300 Euro, Er: 3.300, Sie: 2.000 – Er: Beamter auf Lebenszeit (mit vorhersehbaren Gehaltssteigerungen), Sie: Teilzeit-Angestellte im Öff. Dienst (aktuell keine Vollzeit-Möglichkeit; Beamtenlaufbahn A13 angestrebt)
- Eigenkapital: 40.000 Euro, die wir seit Oktober 2019 angespart haben. In dieser Zeit haben wir außerdem Bafög-Schulden in einem Schlag zurückgezahlt (ca. 10.000 Euro), vorher haben wir studiert.

Das Risiko, das wir eingehen würden, wenn wir das Grundstück jetzt kaufen, aber aufgrund der aktuellen Situation nicht mehr bebauen könnten, ist der Verlust von Steuern und Zinsen, wenn wir das Grundstück zurück an die Gemeinde geben würden. Das sind ca. 18.000 Euro – eine stolze Summe, weshalb wir überlegen, ob wir das Grundstück nun kaufen oder die Reservierung lieber aufgeben und das Projekt Eigentum auf unbestimmte Zeit (oder für immer) verschieben.

Liebe Grüße!
 
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Myrna_Loy

Ich würde das Projekt durchziehen aber nicht ein für immer und ewig beste Traumhaus aller Zeiten in XXL und allem schischabumm bauen.
 
WilderSueden

WilderSueden

Das Grundstück ist häufig der schwierigste Teil beim Hausbau. Also nehmen und abwarten, was günstiges in normaler Größe könnt ihr auf jeden Fall drauf bauen.
 
N

Neubau2022

Würde es auch nehmen. Auch wenn 3 Jahre bis zum Bau sehr lange erscheint, die Zeit vergeht sehr schnell. Fang also am besten gleich nach der Entscheidung zu planen an.
 
F

fuchsbau22

Unsere Ansprüche sind auch nicht riesig. Es reichen ca. 130-140 qm, ohne Schnickschnack.
Uns macht halt eine sehr hohe monatliche Rate Angst, da wir ja doch das meiste finanzieren müssten. Und hier im Forum werden ja doch riesige Summen aufgerufen für EFHs.
 
F

fuchsbau22

Die Alternative wäre, sich nach Bestand umzuschauen und zu hoffen, dass der günstiger wird. Ich beobachte den Markt da seit mehr als 1 Jahr und sehe aktuell, dass hier in der Region viele Häuser immer wieder reingestellt werden – allerdings noch ohne merkliche Preiskorrektur nach unten. Dazu kommt, dass Bestand bisher nicht drin war, weil 10% der Kaufsumme als Nebenkosten häufig zu hoch für uns sind. Die meisten Häuser mit akzeptablem Standard gehen hier für 400.-600.000 Euro weg. Die Frage ist, ob sich das durch die veränderte Zinssituation nun zu unserem Vorteil ändert oder ob Bestand weiter auf einem hohen Preisniveau bleibt. Für uns käme da aber auch eher ein Haus mit Neubau-Standard (ab 2010) infrage, auf keinen Fall ein krasses Sanierungsobjekt.
 
Zuletzt aktualisiert 19.04.2024
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