Bodentiefe Fenster: Dauerhafte Zugluft im Sockelbereich trotz Nachbesserungen

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MelCRoe

Hallo zusammen,

seit dem Einbau meiner bodentiefen Fenster vor 5 Jahren kämpfe ich mit deutlicher Zugluft im unteren Anschlussbereich, insbesondere Richtung Boden und Ecken. Anfangs war die Luftströmung so stark, dass man sie sogar pfeifen hören konnte. Besonders um die Füße spüre ich ständig kalte Luft, und im Sommer dringen sogar Insekten/Ameisen ein.

Bisherige Maßnahmen durch die Firma:
  • Jährliche Nachbesserungen (Ausglasen, zusätzliche Dichtungen)
  • Aufbohren der Rahmen ab Mitte Höhe und Einspritzen von Dichtmasse
  • Einbringen einer blauen Abdichtmasse in den Ecken
Technische Beobachtungen:
  • Sockelabdichtung wurde über Befestigungswinkeln, nicht darunter oder dahinter, ausgeführt
  • Trotz aller Maßnahmen ist die Abdichtung weiterhin nicht dauerhaft luftdicht
Meine Fragen:
  1. Wie sollte die Abdichtung im Sockelbereich fachgerecht ausgeführt werden?
  2. Welche Maßnahmen sind dauerhaft wirksam, wenn die Abdichtung über den Winkeln sitzt?
  3. Kann durch die Bohrungen im Rahmen oder eingespritzte Dichtmasse Schaden entstanden sein?
  4. Gibt es standardisierte Verfahren oder Materialien, um den Luftzug dauerhaft zu beseitigen?
Anbei mal ein Foto, auf dem zu erkennen ist, wie die Abdichtung unten angebracht wurde.
Über Rückmeldungen würde ich mich sehr freuen.

Unfertiger Innenraum mit großen Eckfenstern und Aussicht auf grüne Landschaft
 
N

Nauer

Hi,

vorweg: Was du da schilderst, ist ganz sicher kein Einzelfall und ehrlich gesagt hätte man schon längst erwarten dürfen, dass nach mehreren Jahren und diversen Nachbesserungen endlich dauerhaft Ruhe einkehren müsste. Der Hund liegt aber vermutlich, wie so oft, im Detail: Die Fensterabdichtung muss zwingend auch unterhalb (!) der Befestigungswinkel geführt werden, und genau das scheint nach deiner Beschreibung nicht zu passen. Das Bauhandwerk kennt da keine Kompromisse – entweder umlaufend korrekt abgedichtet (innen luftdicht, außen diffusionsoffen, dazwischen gedämmt) oder eben Murks.

Die nachträglich eingespritzte Dichtmasse ist im Prinzip eine Notlösung, die in der Praxis oft gar nicht hält, wenn vorher die bauseitigen Grundlagen verhauen wurden (wie du es selbst wohl auch schon bemerkt hast). Außerdem kann das Aufbohren der Rahmen auf Dauer Probleme machen, u.a. mit der Statik oder sogar der Garantie. Und Ameisen und Zugluft sind ohnehin alarmierende Warnzeichen – da gelangen offenbar teils erhebliche Undichtigkeiten bis in den Wohnbereich. Deine Fotos zeigen, dass der Übergang zum Boden betonartig offenblieb, da hilft auch keine noch so liebevoll eingearbeitete Abdichtung in den Ecken. Wurde mal ein Blower-Door-Test gemacht?

Standardisierte Verfahren gibt’s natürlich: Zunächst muss im Bereich der Schwelle eine durchgehende, geklebte Folienschicht (“RAL-Montage”) vorhanden sein – und zwar auf der warmen Seite, also vor der Dämmung und über sämtliche Anschlüsse, ohne Unterbrechung. Alles andere ist schlichter Pfusch, der gerne nur kaschiert statt gelöst wird. Bei dir müsste alles geöffnet, gereinigt und sauber mit einer passenden Folie/Flüssigkunststoff (z.B. illbruck oder Soudal) samt neuem Anschluss dauerhaft abgedichtet werden. Ein Gutachter oder ein wirklich erfahrener Fenstermonteur ist hier Pflicht, bloß keine weiteren Flickschustereien – die verschlimmern das nur noch.

Jetzt mal ehrlich: Hast du eine detaillierte Fotodokumentation beim Einbau gemacht oder gäbe es noch Pläne der Ausführung? Und: Gab’s vom Fensterbauer ein eindeutiges Montagedetail oder einfach “irgendwie dicht gemacht”? Mich würde interessieren, ob der Estrichleger die Anschlüsse noch mal beschädigt oder komplett umgangen hat – da liegt auch oft irgendwas im Argen. Es wird höchste Zeit, dass einer der Verantwortlichen endlich mal rechenschaft ablegt statt weiter herumzudilettieren.

Viel Erfolg
 
M

MelCRoe

Hallo Nauer,

erstmal ganz herzlichen Dank für Deine Mühe diese Zeilen zu schreiben. Ich finde es ausgesprochen toll, dass es noch Menschen gibt, die ihr Fachwissen "gratis" zur Verfügung stellen.
Bei der nachträglich eingefüllten Dichtmasse handelt es sich um Illbruck SP925; der Sachverständiger, den wir nun hinzugezogen haben (leider viel zu spät :-() hat Kontakt zum Hersteller Tremco aufgenommen; der gibt an, dass eine solche Ausführung absolut ungeeignet wäre, um eine Undichtigkeit in der raumseitigen Luftdichtigkeitsebene zu beseitigen.
Ich bin echt so enttäuscht von unserem Fensterbauer. Er stand hier mit einem angeblichen Gutachter, der zu dieser Maßnahme riet.
Das war eine richtig große Aktion; Fenster ausglasen, Profile aufbohren und das Zeugs da rein. Bei den festverglasten Fensterelementen sieht man davon nichts; allerdings haben wir hier auch einige Türen, bei denen genauso vorgegangen wurde. Da sieht man natürlich beim Öffnen diese Bohrlöcher mit einem Stopfen versehen, aber aus denen am Rand noch blaue Masse austritt. Ich dachte echt, dass wir sowas akzeptieren müssen ... sehr naiv :-(
Wenn es danach wenigstens mal dicht gewesen wäre ...
Ja, blower door tests haben wir machen lassen; der Wert war bei 0,79 1/h ... was scheinbar gut ist.
Aber an anderer Stelle sagte man mir, dass das Ergebnis nicht zwangsläufig bedeutet, dass die Fenster dicht sind.
Es war insgesamt eine merkwürdige Aktion mit dem blower door Testmenschen, der mir erzählen wollte, dass Fenster nie ganz dicht eingebaut werden können ... :) Ich denke es versteht sich von selbst, dass diese Person von unserem Fensterbauer gebucht wurde :)
Wirklich übel, wie diese Maschinerie zu funktionieren scheint :-(
Ja, ich habe immer wieder Bilder gemacht. Nachdem die Fenster gesetzt wurden, kamen die Winkel ans Profil unten und DANACH die Abdichtung über die Winkel.
Das Bild, das ich hochgeladen habe zeigt den Status vor dem Verlegen der Fußbodenheizung. In dem Zug wurde am Rand entlang "nur noch" dieses grüne Dämmband gelegt und dann kam der Estrich.
Was der Estrichleger jetzt falsch gemacht haben könnte ... keine Ahnung ....
Soweit ich mich erinnere hat er lediglich seinen Estrich da draufgekippt und verteilt :)
Ich weiß nicht was du mit Montagedetail meinst; aber unser Fensterbauer hat in seinem Angebot klar beschrieben, mit welchen Materialien er die Abdichtung vornimmt. Es handelt sich auch nicht um eine "kleine Klitsche", sondern einen ... ich würde schon sagen ... größeren Hersteller aus der Nähe von Siegburg (Am liebsten würde ich den Namen nennen .. bin wirklich extrem wütend :-( ... aber ich glaube das verstößt hier gegen Regeln)
Wir haben heute die Stellungnahme unseres Sachverständigen bekommen, die ich an den Fensterbauer weitergeleitet habe; und eine Fristsetzung von 2 Wochen für einen kompetenten Lösungsvorschlag gesetzt.
Ich befürchte, dass sich die Sache noch lange hinziehen wird. Meiner Meinung nach muss hier ein richtig großer Aufriss (im wahrsten Sinne des Wortes) gemacht werden, um unser Haus dicht zu bekommen....
Könnte mir vorstellen, dass wir hier leider noch vor Gericht ziehen müssen :-(
 
Zuletzt aktualisiert 27.11.2025
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