Eigenkapital auch einsetzen?

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F

flyrider

Hallo und guten Tag!
Wir gehören zur Fraktion "Geld-ist-auf keiner-Bank-mehr-sicher" und wollen nun (auch aus diesem Grund) aber auch langgewünscht, ein Haus bauen.
Ein passendes Grundstück (2Tqm/90T€) haben wir schon gefunden (noch nicht gekauft, aber sicher) und wollen dieses aus unseren Eigenmitteln (ges. ca 250T€, aber auch unantastbare Teile wie Betriebsrente uä) bezahlen, BEVOR wir den Kredit beantragen... Ist das ein Denkfehler, aber soweit ich weiß, zählt das Grundstück ja dann auch als Kapital, oder..?
Wir hatten nun eine unabhängige Finanzmaklerin hier, die uns auch sehr sehr geholfen hat, alles zu ordnen und alle versteckten Finanzen aufzuspüren...
Sie hat uns nun allerdings ein Modell vorgeschlagen, in dem ein großer Teil des Eigenkapital auf der Bank liegenbleibt (ca.100T) und wir einen Kredit in Höhe von ca. 210T€ aufnehmen sollen, weil wir derzeitig unter 4% Zinsen abschließen würden und unsere (Alt)Verträge z.T. bis zu 5% bringen... Außerdem rät sie uns aus verschiedenen Gründen von einem SAB Kredit ab (warum auch immer, weil die keine Provision zahlen :confused , obwohl wir in die "innerstädtische-Bebauungsförderung" 85T zu 2% (!) fallen würden...
Dies ist im Ganzen nun eigentlich ein bisschen an unserem Wunsch vorbei, das Geld, was wir ja sauer verdient haben (keine Erbschaft) quasi vor einem evtl Bankencrash zu sichern...auch wenn das vielleicht doof klingt...
Meine Frage: ist das denn üblich, soviel Geld bei einem Hausbau liegen zu lassen..? Die Dame ist uns sehr sympathisch, aber natürlich ist klar, dass sie ja hauptsächlich bei einem Kredit (je nach Höhe) verdient...
Deshalb mein Zweifel, mein LG vertraut ihr blind...
Bin für alle Antworten dankbar, auch über Erfahrungen.
LG fly
 
G

GeorgPuetz

Das bezahlte Grundstück zählt als Eigenkapital.

Das SAB-Darlehen (20 Jahre fest zu 2% - wenn ein Kind berücksichtigt wird) ist sehr günstig und würde ich natürlich mitnehmen. Wenn ihr in der Lage seit eine Liquiditätsreserve zu halten (10 bis 20.000 Euro) ist das völlig o.k. Aber nicht derart viel wie von der Finanzverkäuferin vorgeschlagen. Außer, es steht fest, wann man den nächsten großen Betrag benötigt.

Grundsätzlich sollte vor dem Grundstückskauf sicher sein, dass das Projekt insgesamt finanziert wird. Damit ihr nicht mit dem Grundstück da steht und es dann wegen Kreditablehnung nicht weiter geht.

Denke daran, dass alle Berater nur Verkäufer sind. Ein wahrer Berater verkauft nichts, sondern nimmt für seine Dienstleistung ein Beratungshonorar - so wie Verbraucherzentrale oder Honorarberater. Nur dann kann man frei von Profisionsinteressen beraten.
 
F

flyrider

Hallo Georg,
vielen Dank für die Antwort! Da lagen wir mit dem Grundstück ja nicht falsch...
Ja, sie würde von uns Honorar kriegen... aber nur für einen vermittelten Kredit.
Dumm wahrscheinlich, dass sie uns gesagt hat, falls SAB - müssen wir das allein machen..Ansonsten kriegt sie 2% auf die vermittelte Summe...
Die Finanzierung ist relativ sicher, da müssen wir uns nach ihren Aussagen keine Sorgen machen. Wir werden jetzt eine Summe von ca 30T zurückhalten, dann sind wir ja wahrscheinlich auf der sicheren Seite...
LG fly
 
J

Jimmy80

Hi,

ja, mit 30 Tausend Euro Reserve habt ihr auf jeden Fall genug, um eventuelle Zusatzkosten gemütlich schultern zu können.
 
B

Bauexperte

Hallo,

Wir werden jetzt eine Summe von ca 30T zurückhalten, dann sind wir ja wahrscheinlich auf der sicheren Seite...
LG fly
Typische Baunebenkosten,welche in jeder Hausbau-/Finanzierungskalkulation berücksichtigt werden sollten:

1. Grundstück

- 5% Grunderwerbsteuer - kommunal unterschiedlich
- evtl. Maklergebühren, ca. 3,57% vom Grundstückspreis – kommunal unterschiedlich
- ca. 1,5% Notarkosten, gerechnet vom Grundstückspreis
3 x Eintragung ins Grundbuch (1. Auflassungsvormerkung, 2. Eigentumsübergang, 3. Eintragung der Grundschuld)

2. Finanzierung

- evtl. Beratungs-/Abschlusskosten Finanzierung, ca. 1,5 % der kompletten Darlehenssumme
- ca. 0,25% Bereitstellungszinsen, gemessen an der Darlehenssumme

3. Bauvorbereitung

- ca. € 2.800-€ 3.200,00 Vermessungsleistung (qualifizierte Lagepläne / Höhenvermessung / Absteckung / Vermessung des Gebäudes)
- Bereitstellung der Anschlüsse für Bauwasser / Baustrom, ca. € 6,00 - € 8,00 Miete für Standrohr/Tag, ca. € 300,00 Miete für Baustromzähler plus Verbräuche
- Gebühren (für Hausnummer, Genehmigung Entwässerung, Baugenehmigung), ca. € 1.000,00 – € 1.500,00, kommunal unterschiedlich
- Bauherrenhaftpflichtversicherung ca. € 80 - € 150,00/Jahr, je nach Versicherungsgesellschaft

3. Erdbau

- Abtransport des überschüssigen Erdreichs (normale Bodenverhältnisse) bei Keller, ca. € 1500,00
- Innere Erschließung (Schmutz-/Regenwasserleitungen), ca. € 2,500 – je nach Leitungsweg
- Revisionsschächte, Rigole bzw. Versickerungsschacht, ca. € 1.900,00 - € 2.200,00
-*‐ Reserve für Gründungsnebenkosten ca. € 8.000,00 für Bodenaustausch und/oder Ähnliches

4. Hausanschlusskosten

- Strom/Gas/Wasser/Telekom, Anschluss an die Kanalisation, ca. € 8000,00 - € 8.500,00 -
kommunal unterschiedlich 5. Gebühren
- Abnahme der Entwässerungsleitung, ca. € 150,00 - kommunal unterschiedlich
- Schornsteinfeger (Abnahme des Schornsteins / Gasanlage - Achtung Gebühr fällt 2 x an), ca.
€ 200,00 - kommunal unterschiedlich
- Katasteramt (Übernahme der Daten des Vermessers in die Liegenschaftskarte), ca. € 150,00 –
kommunal unterschiedlich

Insgesamt ca. € 35 - € 40.000,00

IN DIESER AUFLISTUNG SIND DIE ERFORDERLICHEN MITTEL FÜR BODENBELÄGE, Malerarbeiten SOWIE AUßENANLAGEN NOCH nicht BERÜCKSICHTIGT!

Freundliche Grüße
 
F

flyrider

Hallo noch mal,
danke für die ausführliche Auflistung!
Ist doch immer gut, wenn man mit Fachleuten spricht...
Zu 1.) Grundstück inklusive ALLER Nebenkosten haben wir auf 100T € runtergehandelt und schultern das vorab aus den Barmitteln.
Zu 2.) Wir würden wahrscheinlich komplett SAB und KfW finanzieren, was zahlt man da an Abschlussgebühren? (falls das jemand weiß)
Zu 3.) Hausnummer gibts schon.. wegen der Laube..? Danke für den Versicherungsrichtwert, die braucht man aber erst ab Baubeginn oder?
Zu 3.) Bodenaustausch, wann macht man das denn?? Und diese Schächte gehören nicht zum eigentlichen Haus?...oder ist das dieser Abwasserschacht?
Puh, das muss ich mir aufschreiben, für die Befragung der Baufirmen...
Zu 4.) Es liegt theoretisch schon Energie(auch Drehstrom) und Wasser (in einer Laube), allerdings müssen wir beim Bau wahrscheinlich die alte Wasserleitung ausbuddeln. Sollte man diese Möglichkeit nutzen oder lieber vorab die komplette Erschließung? Für die gesamte Erschließung haben wir 12000 gerechnet... Passt das?
Vielen Dank schon vorab und beste Grüße!
fly
 
Zuletzt aktualisiert 28.03.2024
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