Seminar für potenzielle Bauherren ja/nein?

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B

Bauexperte

Hallo zusammen,

ich bin vor Kurzem gefragt worden, weshalb ich nicht monatliche Tages-Seminare für potenzielle Bauherren anbieten würde. Gegenfrage: „Weshalb sollte ich das tun? Die VBZ sowie einige bekannte Verbände bieten regelmäßig ähnliche Kurse an.“ Erwiderung: „Was nichts kostet, ist auch nichts.“

Mein Kopfkino arbeitet seitdem munter vor sich hin und versucht, die unsortiert umher schwirrenden Fragmente zu einem Ganzen zusammenzufügen; ebenso, den Wahrheitsgehalt der Erwiderung zu durchleuchten. Bin ich dadurch einer befriedigenden Antwort näher gekommen? Ganz klare Antwort: Nein; bisher jedenfalls nicht; bin gleichermaßen eine Antwort schuldig.

Über allem steht ebenso die Frage, wie aufnahmefähig ist der Mensch überhaupt? So ein Seminar sollte im Mindesten - vergleichbar einem guten Erstgespräch - 3 Stunden dauern; eher länger, da ein Seminar _auch_ von spontanen Diskussionen belebt werden sollte. Beratungsgespräche führe ich überwiegend abends und weiß daher, das ist nicht eben wenig; die meisten Interessenten sind anschließend unübersehbar geschafft. Dennoch bedarf es einer Reihe von Wiederholungen, bis sich Grundwissen festgesetzt hat. Also eher 2-Tages-Seminare?

So langsam aber sicher, bereitet mir mein persönliches Kino Kopfschmerzen, deshalb stelle ich einige, meiner Fragmente ungefiltert zur Diskussion und hoffe auf hilfreiche Antworten/Erfahrungswerte, welche den Nebel meiner Betriebsblindheit hoffentlich lichten können.
  • was gehört in ein Seminar für potenzielle Bauherren?
  • welche Informationen sind ergebnisorientiert?
  • was muß ein Seminar von anderen, ähnlichen Angeboten unterscheiden?
  • braucht es alternative Angebote überhaupt?
  • weshalb überhaupt ein weiteres Angebot?
  • sollte die Arbeitsweise von Hausverkäuferinnen/Verkäuferschulungen Teil des Seminars werden?
  • Mehrwert?
  • Dauer?
  • Zeitpunkt? Abends oder eher am Wochenende?
  • was sind potenzielle Bauherren bereit, für ein solches Seminar zu investieren?
  • braucht es papierne Unterlagen als give away, das Gehörte nachzulesen?
  • u.v.m.
Wenn ihr euch an eure Anfänge zum Thema Hausbau erinnert, was hättet ihr euch an Informationen gewünscht? Oder rückwirkend betrachtet - welche Infos haben letztlich gefehlt? Was wünschen sich Menschen zum Thema Hausbau zu wissen, welche noch ganz am Anfang ihrer Überlegungen stehen?

Danke fürs lesen + lichten

Liebe Grüsse, Bauexperte
 
Uwe82

Uwe82

Also grundsätzlich finde ich die Idee nicht schlecht, mit dem, was ich heute weiß. Nur meistens denken Bauherren vorher ja, dass das alles gar nicht so schwierig sein kann und sehen wahrscheinlich den Nutzen eines solchen Angebots nicht. D.h. "Werbung" dafür ist definitiv notwendig, von allein geht da kaum einer hin .

Schwierig wird auf jeden Fall die Themenwahl, denn es sollte ja eigentlich alles was den Bauherren betrifft besprochen werden:
  • Vorüberlegungen
  • Grundstück
  • Erster Raumplan
  • Kosten auflisten und überwachen
  • Partner suchen, bewerten und entscheiden
  • Planung und Bemusterung
  • Ausführungsüberwachung
  • Arbeiten danach
  • ...
Da sind so viele unterschiedliche Themen dabei, die auch teilweise sehr trocken sind. Als Berater und Trainer weiß ich, dass das in einem Tag viel zu viel sein wird und die Leute maximal 30% noch davon behalten.

Zum Einen müssen also Unterlagen her (die sind sehr aufwendig zu erstellen) und zum Anderen müssen mehrere Auflockerungen zwischendurch rein, z.B. so etwas wie "Es soll jeder mal seinen Wunschgrundriss auf mm-Papier zeichnen", um zu sehen, dass das gar nicht so einfach ist.

Damit wäre die Dauer eher zwei Tage und damit auch die Frage nach dem Preis. Wenn ich sehe, was bei uns die Seminarentwicklung an Zeit verbraucht, dürfte das gar nicht so einfach sein, da auf Null raus zu kommen. Außer man sponsort die Veranstaltung ein wenig als "Werbeseminar" für die eigenen Leistungen.

Das waren meine spontanen Gedanken dazu
 
kbt09

kbt09

Viele Themen brauchen auch Wiederholungen bzw. erst mal die Chance verarbeitet zu werden, bevor man bereit ist, die nächsten Infos sinnvoll aufzunehmen. So dass man auch an eine Aufteilung über 5 bis 6 Termine nachdenken muss. Ich könnte mir z. B. vorstellen innerhalb eines Monats, jede Woche einen Termin abends, ca. 3 Stunden, und jeden 2. Samstag, ca. 5 bis 6 Stunden .. mehr so als Workshop zur praktischeren Aufarbeitung der Wochentermine.
 
T21150

T21150

  • was gehört in ein Seminar für potenzielle Bauherren?
  • welche Informationen sind ergebnisorientiert?
  • was muß ein Seminar von anderen, ähnlichen Angeboten unterscheiden?
  • braucht es alternative Angebote überhaupt?
  • weshalb überhaupt ein weiteres Angebot?
  • sollte die Arbeitsweise von Hausverkäuferinnen/Verkäuferschulungen Teil des Seminars werden?
  • Mehrwert?
  • Dauer?
  • Zeitpunkt? Abends oder eher am Wochenende?
  • was sind potenzielle Bauherren bereit, für ein solches Seminar zu investieren?
  • braucht es papierne Unterlagen als give away, das Gehörte nachzulesen?
  • u.v.m.
Du stellst ja komplizierte Fragen heute.

OK. Ich hab grad Zeit zum Antworten.

  • was gehört in ein Seminar für potenzielle Bauherren?
  • TM: Bauweisen. GU, GÜ, Architekt, Aufklärung über Schlüsselfertig in "", KFW. Finanzierung. Grundstückssuche. Interpretation von Bebauungsplänen. Baurecht. Rolle der Baunebenkosten. Heizungsarten. Klimatisierung. Relevante Gewerke und Umfang. Baukontrolle. Rolle des Bauherren.

  • was muß ein Seminar von anderen, ähnlichen Angeboten unterscheiden?
    TM: Es sollte komplett neutral sein, von Anbietern und Bauweisen. Vor- und Nachteile herausstellen. Jeder hat andere Kriterien. Das Seminar sollte auf alle möglichen Fallen und Gefahren beim Hausbau hinweisen.
  • braucht es alternative Angebote überhaupt?
    TM: Ja.
  • weshalb überhaupt ein weiteres Angebot?
    TM: Weil sich angehende Bauherren mit vielen Fragen quälen und wegen mangelndem Wissen keine objektiven Entscheidungen treffen können, die auf ihre jeweilige Situation passen.
  • sollte die Arbeitsweise von Hausverkäuferinnen/Verkäuferschulungen Teil des Seminars werden?
    TM: Ich denke nein, man kann das Thema anreißen, aber nicht vertieft. Wenn, dann ein getrennter Kurs für das Thema.

  • Mehrwert?
    TM: Ein Bild schaffen, Entscheidungshilfen geben, ermöglichen, dass entsprechende Gewichtungen von den zukünftigen Bauherren getroffen werden können. Checklisten für angehende Bauherren bereitstellen.

  • Dauer?
    TM: Man überfordert Leute schnell. Ich denke, 4 h reichen. Man kann ja zwei Kurse die auf einander aufbauen anbieten.

  • Zeitpunkt? Abends oder eher am Wochenende?
    TM: Wochenende. Am Abend sind die Leute von der Arbeit doch eh fertig. Samstag oder Sonntag, 14.00 - 18.00h.

  • was sind potenzielle Bauherren bereit, für ein solches Seminar zu investieren?
    TM: Schwer zu schätzen. Ich denke, 100 bis 150 Euro (pro Familie), wenn das gut aufgezogen ist, ist es das wert. Wenn 10 Leute kommen, kommt auch der Vortragende auf seine Kosten.
  • braucht es papierne Unterlagen als give away, das Gehörte nachzulesen?
    TM: Ja. Natürlich auch evtl. als Link oder USB Stick.
 
Zuletzt bearbeitet:
B

Bauexperte

Hallo,

Danke, daß ihr eure Gedanken zum Thema mit mir teilt!

Nur meistens denken Bauherren vorher ja, dass das alles gar nicht so schwierig sein kann und sehen wahrscheinlich den Nutzen eines solchen Angebots nicht.
Das ist - aus meiner Sicht - das größte Hindernis beim Projekt; dicht gefolgt von den Kosten für dieses Angebot.

D.h. "Werbung" dafür ist definitiv notwendig, von allein geht da kaum einer hin .
Ja; ein nicht gerade kleiner Brocken ohne Vitamin B

Schwierig wird auf jeden Fall die Themenwahl, denn es sollte ja eigentlich alles was den Bauherren betrifft besprochen werden:
  • Vorüberlegungen
  • Grundstück
  • Erster Raumplan
  • Kosten auflisten und überwachen
  • Partner suchen, bewerten und entscheiden
  • Planung und Bemusterung
  • Ausführungsüberwachung
  • Arbeiten danach
  • ...
Diese Punkte, wenigstens rudimentär, anzusprechen, funzt imho nur dann, wenn ich in Hausbau mit Architekt und Hausbau mit BT/GU/GÜ unterscheide; wo wir dann definitiv bei mehreren Tagen angelangt wären.

Außer man sponsort die Veranstaltung ein wenig als "Werbeseminar" für die eigenen Leistungen.
Das wird sich überhaupt nicht vermeiden lassen. Wenn ich ein Seminar buchen würde, wollte ich doch auch etwas mehr, als den Namen des Vortragenden wissen. Also entsteht Werbung schon bei der Vorstellung dessen, wer ich bin und was mich zur Seminarleitung befähigt

Viele Themen brauchen auch Wiederholungen bzw. erst mal die Chance verarbeitet zu werden, bevor man bereit ist, die nächsten Infos sinnvoll aufzunehmen.
Das ist so. Dir Frage lautet, wie viel davon muß ein Seminar sinnvollerweise wie abdecken?

So dass man auch an eine Aufteilung über 5 bis 6 Termine nachdenken muss. Ich könnte mir z. B. vorstellen innerhalb eines Monats, jede Woche einen Termin abends, ca. 3 Stunden, und jeden 2. Samstag, ca. 5 bis 6 Stunden .. mehr so als Workshop zur praktischeren Aufarbeitung der Wochentermine.
Ich schicke vorweg - das kann ich nicht leisten; ich verdiene mein Geld ja nicht mit Vorträgen.
Die Kosten, welche ich für diesen zeitlichen Umfang in Rechnung stellen müsste, würden auch kaum auf Gegenliebe treffen

Pro Woche einen Termin könnte ich dagegen einplanen; das würde den Seminaristen auch die Möglichkeit bieten, Fragen zu wiederholen und damit zu vertiefen.

Du stellst ja komplizierte Fragen heute.
Schuldig im Sinne des Vortrags

was gehört in ein Seminar für potenzielle Bauherren?
  • TM: Bauweisen. GU, GÜ, Architekt, Aufklärung über Schlüsselfertig in "", KFW. Finanzierung. Grundstückssuche. Interpretation von Bebauungsplänen. Baurecht. Rolle der Baunebenkosten. Heizungsarten. Klimatisierung. Relevante Gewerke und Umfang. Baukontrolle. Rolle des Bauherren.
Finanzierung/Heizung/Klima sind ihrerseits - und jeweils für sich genommen - recht komplexe Themen; allein dafür bräuchte es eigenständige Seminare. Insofern würde ich diese Dinge im Rahmen der Vorbereitung nur temporär in das Seminar mit einbinden.

Ich bin ein Freund davon, nur das zu tun, anzubieten, was ich sicher und (weitestgehend) stolperfrei vertreten kann; ein Bauchladen gehört ganz sicher nicht dazu. Hier würde ich, wie auch im Berufsleben, immer zum Gespräch mit dem jeweiligen Fachmann/-Frau anraten!

was muß ein Seminar von anderen, ähnlichen Angeboten unterscheiden?
  • TM: Es sollte komplett neutral sein, von Anbietern und Bauweisen. Vor- und Nachteile herausstellen. Jeder hat andere Kriterien. Das Seminar sollte auf alle möglichen Fallen und Gefahren beim Hausbau hinweisen.
Abseits der Vorstellung meiner Person - welche kaum werbefrei sein kann, bin ich bei Dir.
weshalb überhaupt ein weiteres Angebot?
  • TM: Weil sich angehende Bauherren mit vielen Fragen quälen und wegen mangelndem Wissen keine objektiven Entscheidungen treffen können, die auf ihre jeweilige Situation passen.
Es gibt schon so viele gute Informationsquellen und Vorträge. Weshalb sollten potenzielle Bauherren ihr Geld in ein Seminar investieren, welches ich ausstatte? Ich kann weder kostenlos anbieten - das tue ich hier schon zu genüge; noch mehr und mein Partner fragt berechtigt nach dem Zustand meines Verstandes - noch will ich zu Ramschpreisen feilbieten. Ein gutes Seminar braucht viel Vorlauf und noch mehr Vorleistung, sollen die Teilnehmer einen messbaren Nutzen davon haben.
was sind potenzielle Bauherren bereit, für ein solches Seminar zu investieren?
  • TM: Schwer zu schätzen. Ich denke, 100 bis 150 Euro (pro Familie), wenn das gut aufgezogen ist, ist es das wert. Wenn 10 Leute kommen, kommt auch der Vortragende auf seine Kosten.
Die VBZ verlangt € 1.86 pro Gesprächsminute/telefonischer Beratung; der BHS eine Mitgliedschaft - jede weitere Leistung ist aufpreispflichtig; der Verband Privater Bauherren nimmt € 280,00 für die Mitgliedschaft (Zugriff auf die Checklisten) plus 1 "kostenlosen" Beratungsstunde in Sachen Neubau. Darüber hinaus bieten alle vorgenannten Vereine weitere, kostenpflichtige Leistungen an.

Das, was Du als Seminarumfang beschreibst, kann - beim vorgeschlagenen Kostenrahmen - kein Plus ergeben. Ich wage sogar zu behaupten, daß es noch nicht mal kostenneutral aufgeht; es sei denn, Du meinst pro Abend.

Liebe Grüsse, Bauexperte
 
T21150

T21150

Das, was Du als Seminarumfang beschreibst, kann - beim vorgeschlagenen Kostenrahmen - kein Plus ergeben. Ich wage sogar zu behaupten, daß es noch nicht mal kostenneutral aufgeht; es sei denn, Du meinst pro Abend.
Hi Bauexperte,

ich meinte das schon per Abend. Volkshochschulkurse um 150 Euro für 25 Abende....lassen wir das. Das ist hier Bau, nicht die VHS.

Den Anlauf in den Ruin zeitlich und monetär wollte ich mit dem Vorschlag nicht starten. Gute Arbeit gehört halt schon ordentlich bezahlt.

Bei 4h Dauer kann man die Themen die ich genannt habe nicht alle nicht vertiefen. Das wäre Irrsinn, das geht in 4h gar nicht.
Aber das Wichtige ist doch: Die meisten haben davon noch nie was gehört. Stichpunkte. Knackpunkte. Begriffe, die hängen bleiben plastisch und nachhaltig vermitteln. Erarbeiten müssen sich die Leute das alles später natürlich weiter selbst. Oder kaufen vom Fachmann weitere Leistungen ein, das tut ja Deine Firma also Du selbst). Das Seminar soll neutral sein. Ja. Aber Du bist Fachfrau.

Es gibt schon so viele gute Informationsquellen und Vorträge. Weshalb sollten potenzielle Bauherren ihr Geld in ein Seminar investieren, welches ich ausstatte? Ich kann weder kostenlos anbieten - das tue ich hier schon zu genüge; noch mehr und mein Partner fragt berechtigt nach dem Zustand meines Verstandes - noch will ich zu Ramschpreisen feilbieten. Ein gutes Seminar braucht viel Vorlauf und noch mehr Vorleistung, sollen die Teilnehmer einen messbaren Nutzen davon haben.
- Du bist vom Fach. Du hast sehr viel fundierte Ahnung.
- Von den von Dir genannten tollen und sagenhaften Seminaren - sind die geheim? Wo liest man was darüber? Richtig. Nirgendwo. Nicht mal in gescheiten Haus-Bau-Zeitungen. Die Leute, einschließlich mich selbst und aller die ich kenne die gebaut haben, gehen doch unbeleckt und mit "klappt-schon-irgendwie" an den Bau ran und erleben nachher später die tollsten Überraschungen. Viele wären vermeidbar, wenn man erste Stichpunkte und Knackpunkte im Hinterkopf hat. Hat aber keiner der Anfänger.
- Zudem bist Du in der Lage, unabhängig von einem Haushersteller etwas zu bieten.
- Ich schätze Dich so ein, dass Du in der Lage bist (locker), die wesentlichen Inhalte und Anstöße eines solchen Seminars in wenigen Stunden lebendig und plastisch zu vermitteln. Vom Nutzen bin ich überzeugt, das bekommst Du spielend hin.
- Du bist kein Verein oder dergleichen, sondern ein realer Mensch vom Fach
- Du kannst in jeder Diskussion während und nach des Vortrags Rede und Antwort stehen
- Du hast ein sehr großes Einzugsgebiet
- Es besteht klare Nachfrage (man sieht ja hier im Forum die ganzen Fragen)
- Die Nachfrage wird definitiv in den nächsten Jahren bestehen bleiben oder sogar noch anwachsen
- Somit halte ich es für gut möglich, dass ein Zusatz-Verdienst in sachgemäßem Verhältnis Deines Aufwands für das Seminar erzielbar ist (und Geld verdienen ist keine Schande).

Thorsten
 
Zuletzt bearbeitet:
Zuletzt aktualisiert 20.04.2024
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