Das sollte man für den Ernst- oder Todesfall in der Ehe wissen!

4,80 Stern(e) 4 Votes
B

Bauexperte

Hallo Voki,

Ich bin sehr dankbar, dass Yvonne das wichtige Thema hier ausgeführt hat. Man drückt sich so gerne um so wenig erwünschte Sachverhalte.
Da schließe ich mich gerne an - Danke Yvonne :) - und formuliere noch eine Bitte an Dich.

Du scheinst heute launig/entspannt genug zu sein, daß ein weiterer - ggfs. auch längerer Text - Dich vielleicht nicht schreckt? Ich würde mir nämlich wünschen, daß Du noch ein wenig zum Thema Scheidung/Trennung und damit verbunden, Vorbeugung von später häufig hässlichen Streitigkeiten aus dem Nähkästchen plaudern würdest.

Danke!

Liebe Grüsse, Bauexperte
 
V

Voki1

Das will ich gerne tun, aber hier ist das Thema insgesamt eher sehr umfangreich, während erbrechtliche Sachverhalte verglichen eher simpel sind. Fraglich ist, wo man beginnen soll. Ich versuche eine gewisse Gliederung, damit man sich hier strukturiert bewegen kann.

I. Grundsätzliches

a) Der Normalfall

Der Himmel hängt voller Geigen. Man fühlt sich in der Beziehung wohl und plant die gemeinsame Zukunft. Unser Nestbautrieb sorgt dann dafür, dass wir uns gemeinsam einrichten. Zunächst oft in einer angemieteten Wohnung oder im Eigentum eines Partners. Irgendwann kommt dann oft der Bauwunsch. Hier wird es dann i.d.R. recht teuer und das Paar verschuldet sich häufig umfangreich. In dieser Phase hoffentlich kein Problem und die Raten und Lebenshaltungskosten sind - bei guter vorheriger Planung - leistbar. Das Leben ist schön. :)

b) Die Rettung der nachlassenden Partnerschaft

Es ist nicht mehr so schön, wie man sich das für sich erhofft hat. Die Geigen sind verstummt und der Alltag hat die Partner eingeholt. Dem Kribbeln folgt die tägliche Routine. Immer wieder haben die Partner nun keine großen Gemeinsamkeiten mehr. Es wird irgendwie oft langweilig und man alle die Geschichten schon gehört. Die Partner reden immer weniger richtig miteinander.

Gleichzeitig sind die Zinsen gerade niedrig. Ein Haus wollten beide immer gerne nach ihren Wünschen haben. Man kann sich das Wohnen im großen / mittleren Eigenheim auf dem eigenen Grundstück gut vorstellen. Die Beziehung blüht auf, denn man hat ein ganz wesentliches gemeinsames Interesse entdeckt. Die Vorbereitungen machen Spaß, man redet viel über die Ausführungen und wie toll das alles werden wird. Das Leben ist schön. :)

II. Die ersten Probleme

a) Eigenleistungen

Das Leben ist irgendwie zwar schön, aber eben auch anstrengend. Das Finanzierungskonzept ist auf wesentliche Eigenleistungen ausgelegt. Klar, man wusste zwar, dass es anstrengend werden wird, aber gemeinsam schafft man das schon. Nun merken die Partner schnell, dass der zeitliche und körperliche Einsatz doch wesentliche umfangreicher ist, las man das zunächst vermutet hat. Die dauerhafte Beschäftigung mit dem Bau zehrt an den Nerven. Zeit für die Partnerschaft und die Familie ist immer weniger da. Was macht der Kerl da nur stundenlang auf der Baustelle? Wieder das ganze Wochenende weg und sichtbar ist irgendwie nichts geschafft worden. Können wir wirklich in 8 Wochen einziehen? Das haben wir uns ganz anders vorgestellt. Die Mietwohnung ist schon gekündigt, bzw. das vorhandene Eigentum ist verkauft. Wir müssen raus. Wohin nur? Es regnet.

b) Finanzielle Probleme

Das Leben war schön, aber nun können wir uns einen gemeinsamen Urlaub nicht mehr so recht vorstellen. Auch Essen gehen ist irgendwie immer mit einem schlechten Gefühl verbunden. Die Rechnungen vom Baumarkt sind noch offen und es muss noch soviel gekauft werden. Es ist noch nicht im Ansatz fertig. Dabei wurde uns doch vom Bauträger / Architekten versprochen, dass wir gut und ausreichend geplant haben. Auch der Banker hat gesagt, dass wir mit der monatlichen Rate gut hinkommen werden ( wenn wir keine ganz so großen Sprünge machen). Nun fehlt das Geld an allen Ecken und Enden und ein Ende der Kosten ist irgendwie nicht absehbar. Wir haben den Überblick verloren. Mein Partner ist ein Allerwertesten. Hat nicht richtig aufgepasst und sich reinlegen lassen. In was hat er uns da reingeritten. So habe ich das nicht vorgestellt. Mein Partner gibt mir die Schuld, weil ich angeblich auf die Ausstattungen soviel Wert gelegt habe, dass wir von Standard so weit entfernt sind, wie es nur geht. Gibt mir die Schuld. Selber Dummerchen. Es regnet.

III. Nochmal zu den Geigen

Diese Phase ist die schönste Zeit, die man sich vorstellen kann. Wir lieben uns und das gemeinsame Ziel haben wir direkt vor den Augen. Wir vertragen uns. Hier möchte man, dass es ewig so bleibt. Man geht fair miteinander um. Man möchte, dass auch nach der Beziehung der Partner und die Kinder gut versorgt sind, klar, man ist ja fair und dieser Umstand wird eh nie eintreten.

Die Beschäftigung mit unangenehmen Dingen will im Grunde niemand. Schon gar nicht, wenn doch momentan alles so super ist. Aber gerade jetzt ist genau die richtige Zeit, damit Vereinbarungen fair, ausgewogen und weitsichtig getroffen werden können. Verträge sind dazu da, dass man sich verträgt. Man braucht sie im Grunde aber erst dann, wenn es gerade nicht mehr so gut läuft.

IV. Trennung / Scheidung

a) Schuldhafte Trennung

aa) Gewalt

Es geht nicht mehr. Mein Partner hat sich verändert. Die finanzielle Situation hat das Leben unschön gemacht. Wir müssen jeden Cent dreimal umdrehen. Leisten können wir uns gar nichts mehr. Mein Partner hat sich verändert. Ich werde angeschrien oder er / sie redet tagelang nicht mehr mit mir. Unsere Kinder bekommen die angespannte Situation direkt mit. Die merken das, auch wenn wir uns (unausgesprochen) alle Mühe geben, dass sie es nicht mitbekommen. Irgendwie wirken sie matt und träge. Sie sind quengelig und leiden schon. Man kann es nicht verbergen, dass es bergab geht mit der Beziehung. Neulich bin ich geschlagen worden. Es geht nicht mehr. Wir müssen hier raus.

ab) Fremdgehen

Irgendwas stimmt nicht. Keine Zeit mehr. Keine zwischenzeitlichen Anrufe und auf Woanders-Nachrichten wird nicht reagiert. Dabei habe ich doch gesehen, dass er / sie noch online war gerade. Was soll das? Das Auto steht immer häufiger woanders und über Nacht wird auch weggeblieben. Angeblich Dienstreisen. Dabei ist er / sie doch neulich noch gesehen worden.

b) Auseinanderleben

Wir haben uns auseinander entwickelt. Es geht nicht mehr. Ich kann ihn / sie einfach nicht mehr angucken, nicht mehr reden hören. Es geht mir schlecht. Ich will weg.

V. Fazit

Ich habe so umfangreich geschrieben weil klar werden soll, dass es wirklich unterschiedlichste Situationen gibt. Ich habe nur eine Bruchteil der möglichen Szenarien erfasst. Klar ist aber auch, dass man bei der Verschlechterung einer Beziehung oft nicht besonders weit von einer Trennung / Scheidung entfernt ist. Problematisch ist das deshalb, weil wir uns menschlich verhalten. Eben gerade meistens nicht sachlich versuchen, dass Beste aus unseren Problemen zu machen und eine Trennung fair und gerecht anzugehen. Ohnehin ist es schwierig zu definieren, was nun eigentlich fair und gerecht zu bedeuten hat.

Wenn Sie fremdgeht und er der Verdiener war. Er hat immer viel gearbeitet und das Geld für die Familie verdient und war deshalb oft, viel und lange unterwegs. Die Beziehung hat gelitten. Sie hat sich mittlerweile neu verliebt. Ist irgendwie so passiert und war überhaupt nicht gewollt. Da ist vorher etwas in ihr gestorben. 2 / 3 Kinder sind vorhanden. Jetzt trennt sie sich und will das Leben mit ihrem neuen Partner verbringen, der aber erst sehr viel später .... (!!!) in das gemeinsame Haus wird einziehen wollen.

Was passiert mit dem Haus? Verkaufen? Wie soll der Unterhalt geregelt sein? Sie verdient nur stundenweise Geld und die Kinder sind noch jung. Die Unterhaltszahlungen werden hoch sein und er wird das Gefühl bekommen, dass sie sein Geld mit dem neuen Kerl durchbringt. Er will nicht dafür zahlen.

Was ist fair und gerecht?

Fair wäre m.E., dass Sie die bisherige Familenführung weiter aufrecht erhält. Die Kinder müssen versorgt sein. Das meint nicht nur den finanziellen Aspekt, sondern auch die Betreuung. Damit letztere möglich ist, muss die Frau hierzu zeitlich in der Lage sein. Ein Vollzeitjob macht da nur Sinn, wenn die Kinder größer sind oder die Betreuung anderweitig sichergestellt werden kann.

Auch hier gibt es ganz viele Szenarien und es verbietet sich jeder Versuch einer Verallgemeinerung. Deutlich wird aber wieder, dass solche Dinge in Zeiten mit großen Gemeinsamkeiten am Besten besprochen werden können. Ein Rechtsanwalt für Familienrecht hilft hier bei der Abfassung von Trennungs- / Scheidungsfolgenvereinbarungen, die alle möglichen Absprachen enthalten können. Diese werden dann auch i.d.R. ausgewogen und fair formuliert sein und späteren Streit um die geklärten Dinge reduzieren können.

Verletze Gefühle, Enttäuschungen und etwaige Rachegedanken können diese Vereinbarungen nicht verhindern. Eine sie bilden eine Grundlage dafür, dass man sich hinterher emotional angefasst unfair verhält und zu sinnvollen Regelungen nicht mehr in der Lage ist.

Es hilft also ungemein. Trennung / Scheidung und die Gründe hierfür bleiben dennoch Blödsinn. ;-)
 
B

Bauexperte

@ All

Ich habe vieles und mehr von dem, was Voki1 beschrieben hat, im Laufe der Jahre erleben müssen; beruflich sowieso, aber ebenso auch im privaten Umfeld. Da gab es Momente, wo ich mir eine Leiter gewünscht hätte, zumindest aber die Möglichkeit, mich der intimen Situation zu entziehen. "Intim" daher, da es ab einem gewissen Punkt in der "bald-nicht-mehr-Beziehung", nicht mehr um sachliche Inhalte geht, sondern nur noch um das verwundete "ich" beider Partner.

Ich bin dankbar, daß Yvonne diesen Thread eröffnet hat und dankbar, daß Voki1 sein Wissen mit uns allen teilt. Aus meiner Sicht ist es für Partnerschaften unerlässlich, sich mit beiden Themen zu beschäftigen; Vorsorge zu treffen. Insbesondere dann, wenn Kinder zum Leben gehören und wenn - wie z.B. beim Abenteuer Hausbau - viel Geld bewegt wird. Dann zu beschäftigen, wenn es gerade nicht regnet, sondern es Sonnenschein im Überfluß gibt. Auch wenn "Scheidungsfolgenvereinbarungen" bei 40° Hitze ein scheixx Thema ist ;)

Denkt bitte darüber nach ...

Österliche Grüße
 
Zuletzt aktualisiert 29.03.2024
Im Forum Bauland / Baurecht / Baugenehmigung / Verträge gibt es 3121 Themen mit insgesamt 42263 Beiträgen

Ähnliche Themen
16.08.2017Eigenleistungen seriös planen Beiträge: 13
02.02.2012Eigenleistungen? Was ist machbar? Beiträge: 13
06.04.2023Bewertung Bauvorhaben mit maximalen Eigenleistungen Beiträge: 36
14.01.2018Eigenleistungen / Baunebenkosten bei Neubau Beiträge: 15

Alle Bilder dieser Forenkategorie anzeigen
Oben