Wandgestaltung im Bestandsbau

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erwind2

Hallo,

ich habe in einer Wohnung aus den 70er Jahren die Raufaserapete entfernt. Darunter ist nun ein einlagiger Gipsputz zum Vorschein gekommen, der an einigen Stellen Risse und Löcher aufweist.

Eigentlich wollte ich keine Tapete mehr anbringen, sodass ich mit dem Stuckateur besprochen habe ein Armierungsgewebe einzuarbeiten und darauf zu spachteln, sodass eine glatte streichfertige Wand entsteht.

Die Kosten dafür sind nun doch höher als gedacht, sodass ich nun doch wieder eine Tapete anbringen möchte, aber definitiv keine Raufasertapete mehr. Ich habe in einem Neubau eine für mich optisch schöne gitterförmige Tapete gesehen, die etwas Struktur hat (also nicht komplett glatt sind), bei denen der Unterschiede zu gestrichenen Putz auch sehr gering ist m.E.; siehe Bild: links Tapete, rechts gestrichener Gipsputz.

Der Zustand in der Wohnung ist wie auf den folgenden Bildern abgebildet.

Wie erreiche ich nun den Zustand aus dem ersten Bild?
1. Wand/Decke schleifen, Löcher in der Wand verspachteln und direkt tapezieren oder
2. Wand/Decke schleifen, Malervlies anbringen und dann tapezieren?

Bei Variante 2 würde mich interessieren, wie sehr das Malervlies mit der Tapete aufträgt. Wie im Bild zu sehen ist, ist der Türrahmen eine Stahlzarge und steht nicht weit ab. Ich möchte vermeiden, dass die Wand dann bündig mit dem Türrahmen abschließt. Der Türrahmen sollte schon noch etwas abstehen.

Nahaufnahme einer Wand mit zwei Oberflaechen: links Putz, rechts glatte Wand.

Ecke eines renovierungsbedürftigen Raums mit abgeblättertem Putz an Decke und Wand

Weiße Wand mit Spachtelputz-Flecken und kleinen Löchern, Baufehler sichtbar
 
N

Nauer

Hi,

bei Deinen Fotos sieht man recht klar, dass der alte einlagige Gipsputz noch halbwegs tragfähig ist, aber eben nicht so ordentlich daherkommt, dass man ohne Zwischenschicht eine ruhige Oberfläche erwarten dürfte. Genau deswegen wirkt die im Neubau gesehene Struktur so homogen: Dort ist der Untergrund nahezu makellos vorbereitet worden, bevor die Tapete draufkam. Bei Dir wäre ein Direktauftrag zwar denkbar, aber nur, wenn Du die Wand wirklich sorgfältig schleifst, ausbrichst, nachspachtelst und alle Spannungsrisse beseitigst. Die Gefahr ist, dass Du ansonsten jede kleine Unebenheit als Schattenwirkung siehtst, sobald eine Struktur tapete drauf ist. Hast Du mal geprüft, ob die Risse nur oberflächlich sind oder wirklich in den Putz hineinlaufen?

Der Einsatz von Malervlies bringt den Vorteil, dass Du die Wand mechanisch stabilisierst, kleine Rissbewegungen entkoppelst und später deutlich weniger Risiko für Durchdrücker hast. Gleichzeitig wirkt Vlies optisch neutral und verändert die Tapetenstruktur nicht negativ. Der Mehraufwand ist überschaubar, und Du bekommst eine im Ergebnis weit ruhiger wirkende Fläche. Wichtig ist, das Vlies nicht "auf gut Glück" einzukleben, sondern wirklich vollflächig satt in Kleber zu betten. Ein kleiner Lufteinschluss genügt, und später sieht man plötzlich eine unschöne Falte.

Variante Nummer eins funktioniert eigentlich nur dann, wenn die Putzoberfläche strukturell einwandfrei ist. Bei Dir sieht man mehrere Fehlstellen, die zwar zu spachteln wären, aber im Verbund mit alten Rissen ein gewisses Restrisiko bergen. Und genau dieses Risiko wird bei strukturierten Tapeten manchmal unterschätzt, weil man meint, die Struktur kaschiert alles. Das ist ein Trugschluss. Eine Gegenfrage an Dich: Möchtest Du lieber eine Fläche, die optisch harmonisch bleibt, oder willst Du in erster Linie die Kosten so niedrig wie möglich halten?

Wenn Dein Ziel der Zustand aus dem ersten Bild ist, führt der Weg in der Regel über Malervlies. Rein schleifen und flicken kann funktionieren, wird aber häufiger als gedacht unruhig. Ein klitzekleiner Tippfehler im Untergrund, etwa ein nicht ganz plan gezogener Spachtelzug, zeigt sich später wie eine feine Welle. Da ärgert man sich jedes Mal drüber.

Viel Erfolg!
 
E

erwind2

Um wieviel erhöht sich denn die Wandstärke durch das Malervlies? Ich möchte, dass die Türzargen noch etwas abstehen.

Und müssen die Wände geschliffen werden vor dem Anbringen des Malervlies? Die Tapetenreste wie auf den Bildern zu sehen verhindern wohl eine gute Haftung des Vlies? Welche Maschine ist hier zu empfehlen?
 
N

Nauer

Hi,

die Stahlzargen bleiben trotz Malervlies sichtbar abstehend, da das Vlies inklusive Kleberauftragung meist unter einem Millimeter liegt. Prüfe vorher, ob die Zargen wirklich überall gleich weit vorstehen, kleine Toleranzen wirken sich kaum aus.
Schleifen solltest Du auf jeden Fall, lose Putzkanten, Grate oder alte Tapetenreste müssen runter, sonst haftet das Vlies nicht richtig. Eine leichte Grundierung danach kann helfen.
Als Maschine reicht ein Exzenterschleifer mit 120–150er Körnung, notfalls auch Handschleifklotz. Sandigen Putz lieber vorher binden lassen. Denk darüber nach, vorher eine dünne Spachtelglättung aufzubringen, damit das Vlies vollflächig sitzt.
Malervlies selbst trägt extrem wenig auf, der entscheidende Faktor ist die saubere Vorbereitung und nicht die halben Millimeter Dicke. Kleber nicht zu dick auftragen, sonst gibts kleine Kanten am Rahmen.
 
Zuletzt aktualisiert 18.11.2025
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