Estrichleger verwendet andere Zusatzstoffe als vereinbart.

B

Bulle2k1

Hallo zusammen,

ich hätte eine Frage an die Fachleute hier, speziell an diejenigen mit Erfahrung im Estrichbereich.

Bei mir wurde ursprünglich ein Zementestrich mit Retanol Xthinn angeboten, um trotz begrenzter Aufbauhöhe eine hohe Festigkeit, schnelle Belegreife und geringe Schwindung zu erreichen.

Am Ausführungstag wurde dann jedoch – ohne vorherige Rücksprache – eine andere Kombination verwendet, nämlich:

  • ML7 Q7 Zusatz für Zementestrich,
  • Stahlfasern,
  • Floorwitt Zement CEM I N.42,5.

Mir wurde erklärt, diese Kombination würde ein vergleichbares Ergebnis liefern wie Retanol Xthinn.

Meine Frage an euch:
Kann diese Mischung qualitativ tatsächlich als gleichwertiger Ersatz für Retanol Xthinn angesehen werden?
Insbesondere was Festigkeit, Trocknungs- bzw. Belegreifezeiten, Schwindverhalten und Maßhaltigkeit bei geringen Aufbauhöhen betrifft?

Ich würde mich über fachliche Einschätzungen oder Erfahrungen freuen – gern auch Hinweise, worauf ich im Nachhinein achten bzw. welche Werte ich ggf. prüfen lassen sollte.

Vielen Dank vorab!
 
B

Bierwächter

Manchmal frage ich mich obs auf anderen Baustellen absolut keine Probleme gibt, wenn man so nen Aufwand wegen dem hier betreibt. :D
Ich würd mir da null Kopf machen aber bin auch kein Estrich pro.
 
KlaRa

KlaRa

Moderator
@"Bulle2k1"
Das von Dir angesprochene Thema ist für den Laien komplex, deswegen von meier Seite die Aufklärung:
Zunächst ist, auch rechtlich, entscheidend, was seinerzeit vertraglich hinsichtlich der Estrichfestigkeit geplant bzw. vereinbart wurde!
Das schreibst Du nicht, die Notwendigkeit der Angabe konntest Du vielleicht auch nicht beim Start Deiner Anfrage wissen.
weitergehend ist es so, dass nach DIN 18560 Teil 2 (Estricharbeiten) unterschiedliche Einbaudicken im Wohnungsbau, je nach Festigkeitsklasse und auch, ob es ein Heizestrich ist oder nicht, festgelegt sind.
Du schreibst von einer "begrenzten Aufbauhöhe".
Was soll man darunter verstehen?
Allgemein ist es so, dass für einen Standardestrich im Wohnungsbau eine Einbaudicke von mind. 45mm bei einer Biegezugfestigkeit BZF F4 erforderlich sind.
Bei einem Zement CEM I N.42,5. wird wohl eine Biegezugfestigkeit von F5 erreicht werden, heißt: der Estrichmörtel kann 5mm dünner eingebaut werden.
Bei dem Produkt "Retanol Xthinn " handelt es sich um ein Estrichzusatzmittel für eine schnellere Früh- und größere Endfestigkeiten
(CT-C40-F6).
Solche Produkte, so meine Erfahrung, KÖNNEN, müssen aber nicht funktionieren.
Einen Zement mit höherer Druckfestigkeit zu wählen (sicher, Druckfestigkeit hat nichts zu tun mit der BZF) ist immer der sicherere Weg, einen tragfähigeren Estrich zu erhalten (als mit Estrichzusätzen).
Wenn also am Anfang vertraglich nichts vereinbart wurde, solltest Du den Weg über einen festeren Zement akzeptieren.
Du fragtest an nach
* Festigkeit
* Trocknungs- bzw. Belegreifezeiten
* Schwindverhalten (die Maßhaltigkeit ist von der Auswirkung das Gleiche wie das Schwindverhalten)
Zur Festigkeit habe ich schon geantwortet.
Die Dauer der Austrocknung wird bei Zementestrichen durch die (hier höhere) Festigkeitsklasse nicht beeinflusst.
Hinsichtlich des Schwindverhaltens ist es so, dass mit zunehmender Eigenfestigkeit (siehe: Zement CEM 42,5) auch das Schwindverhalten, damit auch die Rissanfälligkeit vergrößert wird.
Aber Vorsicht: keine Panik jetzt!!
Dem Estrichleger war das sicher bekannt, ansonsten hätte er den Estrichmörtel nicht faserbewehrt.
Gut, Stahlfasern sind seit rund 15 Jahren "out", heute nimmt man Polypropylenfasern.
Aber durch den Faserzusatz, egal ob STahl oder Kunststoff, wird die Rissgefahr und die Rissbreite beim Austrocknen des Estrichs minimiert.
Wenn hier und da ein Riss in einer Breite von 0,1mm bis 0,2mm auftritt, na dann ist das so - und kein Beinbruch, heißt: kein Mangel.
--------------------------
Zusammenfassung:
höhere Mörtelfestigkeiten werden sicher, daher primär, durch einen Zement mit höherer Festigkeit erreicht.
Mit dem Austrocknungsverhalten hat das nichts zu tun.
Geringfügig größeres Schwindverhalten und dadurch bedingte Rissgefahr beim Austrocknen wird durch Faserzusatz bei der Estrichherstellung (eine entsprechende Einsatzmenge vorausgesetzt) weitgehend neutralisiert.

Ich hoffe, ich konnte Dich hier beruhigen?!
Gruß in die Runde: KlaRa
 
Zuletzt aktualisiert 03.12.2025
Im Forum Estrich gibt es 142 Themen mit insgesamt 1131 Beiträgen
Oben