Wie kann man die Energieeinsparverordnung umgehen und den Behördenwahnsinn vermeiden?

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C

chand1986

Hallo Farilo,

ich finde gut, dass du selber nachdenken willst, ob eine Lösung wirklich sinnvoll ist. Dir fehlt allerdings physikalisches Grundwissen, um zu erkennen, ob du denn richtig gedacht hast oder nicht. Das schließe ich zumindest aus vielen Fragen, die du im Verlauf des Threads gestellt hast.

Grundsätzlich und vorweg: Es ist richtig, sich aus mehreren Quellen zu informieren. Man muss sich aber der Gefahr des "confirmation bias" bewusst sein. Diesem Denkfehler unterliegst du, wenn du Quellen, die dein subjektives Gefühl belegen, stärker gewichtest als solche, die dir nicht genehme Informationen anbieten. Deshalb besonders vorsichtig sein, wenn du Hr. Fischers Position "nachvollziehbar" findest - vielleicht fändest du sie ja gegenteilig, wenn du mehr wüsstest!

Ein schlagendes Gegenargument ist z.B., dass er seine persönliche Erfahrung zum Allgemeinzustand umdeutet: Er arbeitet gegen fehlerhafte Dämmungen -> er sieht ausschließlich die fehlerhaften -> er macht daraus ein grundsätzliches Problem. Dabei betrifft es in Wirklichkeit 0,X% der gedämmten Objekte, während fachlich richtig ausgeführte Dämmungen halten was sie versprechen - und zwar in den übrigen 99,...% der Fälle. Wer hier eine Sicht übernimmt, nur weil sie ein (Vor)urteil bestätigt, denkt eben gerade nicht selbst, deshalb Vorsicht!

Ebenfalls überdenken solltest du deinen ökonomischen Ansatz, ob sich das in Geld gerechnet alles lohnt. Nur als Beispiel: Du kannst evtl. ( kenne ja dein Objekt nicht ) schon durch eine Dämmung des Daches nutzbaren Raum schaffen, wo vorher nur sehr eingeschränkt nutzbarer Raum war ( heiß im Sommer, kalt im Winter ). In diesem Fall hast du Raum geschaffen, der dich in dieser Form bei Erwerb evtl. mehr gekostet hätte, als die Dämmung. Und schon könnte man das ganze als Gewinn ansehen, selbst dann, wenn es keine kurzfristige Amortisierung über die reinen Heizkosten gäbe. Je nachdem, wie man es rechnet... auch hier musst du klar sein, ob du Wertsteigerungen deines Objektes ( im reinen Geldsinn ) und Nutzwertsteigerungen ( von unbewohnbarem Raum zu potentiellem Lebens- oder gutem Lagerraum ) mit einrechnen willst oder nicht.

Nun zur Physik: Vernünftig gedämmte Häuser sind im Sommer kühler und im Winter wärmer als ansonsten baugleiche Häuser ohne eine solche Dämmung. Ob die Dämmung jetzt in dickeren Steinen, Kunststoff, Naturmaterialien, etc. besteht, ist für das grundlegende Prinzip irrelevant.
Die physikalisch relevanten Fragen sind:

- wie kriege ich im Sommer Wärme nicht in das Haus bzw. aus dem Haus und
- wie kriege ich im Winter Wärme in das Haus bzw. nicht aus dem Haus

Du siehst, die Frage mit der man anfangen sollte ist also: Wie kommt Wärme überhaupt rein?

Die wahrscheinlichen Wege sind 1.) Sonnenlicht, das durch die Fenster direkt den Innenraum erwärmt. 2.) Zufuhr von Außenluft, die wärmer ist als die Innenluft. 3.) Heizen. 4.) Die Außenhülle wird so lange erwärmt, bis diese Wärme durch Dach und Mauerwerk in's Innere geleitet wurde.

Der nächste Schritt ist zu überlegen, wie Wärme das Haus wieder verlässt.

Die wahrscheinlichen Wege sind a) Zufuhr von Außenluft, die kälter ist als die Innenluft. b) Aktive Kühlung ( z. B. Klimaanlage ). c) die Innenhülle wird so lange erwärmt, bis diese Wärme durch Dach und Mauerwerk nach außen geleitet wurde.

Was kannt man mit diesen Infos jetzt machen? Nun, man kann zunächst die Grundannahme treffen, dass eine Temperatur im Haus, die im Sommer wie im Winter als angenehm empfunden wird, wünschenswert ist. Dann kann man aus den o. g. 1.) bis 4.) und a) bis c) schon mal rein logisch ein paar Dinge ableiten:

- In sehr warmen oder sehr kalten Perioden ist Lüften kein Freund der gewünschten Wohlfühltemperatur ( wegen der Punkte 2.) bzw. a) ).

- Solarer Eintrag von Wärme durch die Fenster mag je Jahreszeit mal erwünscht, mal unerwünscht sein. Punkt 1.) ) Gleichzeitig mag man es gerne hell...

- Eingang und Ausgang von Wärme durch Dach und Mauerwerk hängen von deren Dicke, deren Fähigkeit Wärme zu leiten ( dies ist eine Eigenschaft mit erheblichen Unterschieden, je nach Material ) dem Unterschied der Temperatur zwischen drinnen und draußen sowie der Fläche der Dach- bzw. Wandteile ab, die direkter Sonnenstrahlung ausgesetzt sind.

Wegen des letzten Punktes sollte dir jetzt eigentlich klar sein, wie eine Dämmung funktioniert. Dämmmaterialien leiten Wärme sehr schlecht - folglich kommt Wärme bei kühleren Außentemperaturen auf dem Weg durch Dach und Wände ( und geschlossene Fenster ) schlechter nach draußen und bei wärmeren Außentemperaturen umgekehrt schlechter nach innen.
Der oben getroffenen Grundannahme der Wohlfühltemperatur folgend, macht Dämmung also unbedingt Sinn. Noch weiter oben habe ich schon dargelegt, dass sie, je nach Blickwinkel, auch rein ökonomisch Sinn machen kann.

Die von dir als "Enterprisetechnologie" betitelte Kontrollierte Wohnraumlüftung ( Kontrollierte-Wohnraumlüftung ) ist ein auf dem, was ich hier dargestellt habe, logisch folgender Ansatz. Lüften ist in vielen Fällen und zu vielen Zeiten eigentlich kontraproduktiv, Feuchtigkeit muss aber wie schon zu allen Zeiten aus dem Haus gebracht werden. Lösung: Eine Maschine das Ganze machen lassen, die bei Bedarf Wärme zurückgewinnt.

Das muss man nicht mögen und noch weniger muss man es machen, logisch ist es dennoch. Auch mit einer solchen Maschine kann man überdies die Terrassentür offen haben, um die Grillgäste am Esstisch zu bespaßen.

Ich hoffe, ich habe dir etwas "Gedankenfutter" geben können, du scheinst ja noch auf dem Bildungsweg zu sein .

Abschließend noch was zu dem subjektiv von euch wahrgenommenen Wohnklima. Auch hier sehe ich den Bestätigungsfehler am Werk: Mit einer skeptischen Grundhaltung gegenüber Dämmungen habt ihr Häuser besichtigt, habt euch unwohl gefühlt und schuld war daran dann was? Logisch, die Dämmung!

Euer Unwohlsein kann dabei aber hunderte anderer Ursachen haben. Zu hell, zu dunkel, zu viel Hall, zu niedrig, zu hoch, falsche Farben, nicht die Wohlfülmaterialien, ein unbekannter Geruch ( nichts sitzt näher an unserem Emotionszentrum als der Geruchssinn! ), kein See vor dem Fenster, unangenehme Außengeräusche, etc. pp.

Gerade in sehr alten Häusern mit den Originalfenstern gibt es ständigen Luftaustausch mit Außen. Das beeinflusst z. B. den Geruch und kann evtl. auch ein Gefühl bewegter Luft erzeugen. Wem das ein Wohlgefühl beschert, darf trotzdem nicht vergessen: Im Winter heißt das Heizen, Heizen, Heizen. Und das heißt nicht bloß Kosten, sondern auch ständig trockene Winterluft von draußen aufzuheizen - innen ist es dann warm UND sehr trocken. Das ein paar Wochen und eure Augen und Schleimhäute zeigen euch, was sie vom Wohlfühlklima halten.
 
P

Peanuts74

Das primäre Ziel ist nicht dein Geldbeutel, sondern der Klimaschutz.

Beantwortest du jetzt noch meine Fragen?
Der Klimaschutz, der war gut...
Wir in D mit paar tausend neuen Energiesparhäusern retten die Welt.
Ich bin auch für Energiesparen (verbrauche auch nur 6,5 L auf 100 km wenn es sein muss), jedoch ist der Trend der letzten Jahre absurd...
 
77.willo

77.willo

Das ist deine Privatmeinung - die ich absolut nicht teile. Hier ging es um die Intention des Gesetzgebers.
 
P

Peanuts74

Ich sagte ja, generell finde ich Energie sparen und etwas für die Umwelt tun gut und wichtig. Nur sollte man lieber Anstrengungen in die absoluten Müll- und Gifterzeugerländer dieser Welt stecken, statt hier in D die eh schon strengen Bestimmungen und sparsamen Häuser immer weiter zu dämmen und immer strengere Vorschriften zu machen, die einen schlichten Hausbau für Normalverdiener inzwischen fast unerschwinglich macht.
 
Nordlys

Nordlys

Moderne Häuser haben oft ein ....es ist zu Warmfeeling. Und es ist irgendwie stickig Gefühl. Abhilfe kann sein. Radiatoren statt Fußbodenheizung. Keim Wandfarben diffusionsoffen. Kein Gipsputz, sondern durchgängig Kalkzement oder gar Lehmputz. Zwangsbelüftete Fenster. Karsten
 
A

Alex85

Warum sind Radiatoren denn ne Lösung für zu warme Räume im Vergleich zur Fußbodenheizung? Man stellt sie halt runter wenn sie zu warm eingestellt ist
 
Zuletzt aktualisiert 28.03.2024
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