Hallo jekyll,
natürlich gibt es noch seriöse Baufirmen. Leider kommen die zu selten zum Zuge. Wenn wir z.B. Angebote erstellen, in denen alle anfallenden Baukosten enthalten sind, bekommt den Zuschlag zu 95% ein anderer. Dies liegt in der Hauptsache in der Mentalität der Bauinteressenten begründet. Wenn diese z.B. fünf Angebote vorliegen haben, bekommt der den Auftrag, der den billigsten Preis angibt. Ein Vergleich der Baubeschreibungen und Leistungen der Firmen wird von Laien vorgenommen und nicht von Fachleuten geprüft (kostet ja Geld).
Ein Verkäufer hat ja logischerweise kein Interesse, die angehenden Bauherren über alle Kosten zu informieren, sondern er muß sein Angebot möglichst billig erscheinen lassen, damit er eine Chance hat, den Auftrag zu bekommen.
Jeder Bauherr sollte also überlegen, mit wem er sich einläßt und ob es sich lohnt, wegen irgendwelcher Rabattaktionen, Küchengutscheinen etc. sein gesamtes Projekt zu riskieren, nur um vermeintlich Geld zu sparen.
Wir ziehen vom Gesamtbudget der Interessenten erstmal alle Kosten ab, die sowieso entstehenden, egal mit welcher Firma er dann baut. Der verbleibende Betrag steht dann als Hauspreis einzugsfertig inkl. aller Sonderwünsche zur Verfügung. Dies ist in der Regel für Bauherren sehr schmerzhaft. Ich gebe Dir mal ein Beispiel:
Der Bauherr hat ein Budget von 250.000 €, das Grundstück hat Hanglage und er möchte 150 m2 Wohnfläche bauen.
Folgende Kosten entstehen:
Grundstück 600m2 a 100 € = 60.000 €
davon 5% für Steuer und Notar = 3.000 €
Nebenkosten ca. 20.000 €
Nutzkeller ca. 35.000 €
Erdarbeiten ca. 15.000 €
neue Küche ca. 8.000 €
Doppelgarage ca. 20.000 €
Außenanlagen ca. 15.000 €
Also sind erstmal 176.000 € weg, ohne daß da ein Haus steht. Wenn man jetzt von den verbleibenden 74.000 € noch die Sonderwünsche wie Wärmepumpe, Solar, Wintergarten, Erker, Kamin und und und abzieht, bleibt fast nichts mehr übrig. Jetzt trennt sich die Spreu vom Weizen.
Realistische Bauherren steigen jetzt in ein Beratungsgespräch ein, um gemeinsam mit uns nach Kompromissen zu suchen (Haus kleiner, anderes ebenes Grundstück, Verzicht auf Keller und Sonderwünsche, evtl. Eigenleistungen beim Tapezieren und den Außenanlagen usw.)
Die Mehrzahl unterschreibt bei einer anderen Firma, Haus 99.999 € inkl. Küchengutschein, Aufpreis Keller 9.999 €, Nebenkosten 10.000 € und ein Verkäufer der sagt: Wir machen das schon! In der Summe schön billig und ein gutes Gefühl hat der Bauherr auch. Später lesen wir dann in den Foren, was alles schief gelaufen ist ;)
Natürlich ist es ärgerlich, wenn ein Jahr Planung innerhalb von 2 Minuten über den Haufen geworfen wird, aber bauen heißt nun mal Kompromisse eingehen zu müssen und dafür gibt es nur drei Möglichkeiten:
Das Haus, das Grundstück, das Budget. Wenn man jetzt zwei dieser drei Punkte aussucht, wo man als Bauherr nicht kompromißbereit ist, ergibt sich automatisch der verbleibende Punkt, wo man Kompromisse eingehen muß. Ich hoffe, Dir ein wenig bei Deinen Überlegungen geholfen zu haben und wünsche Dir ein schönes Wochenende.
