Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung - Sinn oder Unsinn?

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B

Bauexperte

Hallo,

Unser Haus soll Erdwärme mit Fußbodenheizung erhalten. Es wird mit Ytong ohne zusätzliche Dämmung gebaut. Zudem will unser Bauunternehmen eine Abluftanlage von Lunos einbauen. Aus den Feuchträumen (Bäder, Küche, Hauswirtschaftsraum) wird die feuchte Luft herausgezogen. Durch den entstehenden Unterdruck wird, lt. Beschreibung, über Lüftungsschlitze in den Wohnräumen frische Luft angesogen. Damit wäre ein ausreichender Luftaustausch gegeben und die ggf. entstehende Feuchtigkeit abgeführt.
Laut Planung soll die Erdwärmeheizung in dieser Konstellation, abgesehen vom ersten Jahr, einen Verbrauch von ca. 600 Euro für Strom haben.
Persönlich – rein vom Gefühl her, würde ich dies gerne in eine dezentrale Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung umwandeln. Unser Planungsingenieur stellte allerdings die Frage in den Raum, wann und ob sich die höheren Kosten (3.000 – 4.000 Euro) amortisieren.
Ist Dein Planungsingenieur aus dem Hause Deines Anbieters oder extern hinzugezogen?

**Zentrale Abluftanlagen mit dezentraler Außenluftnachströmung sind technisch einfacher, weil sie nur ein Abluftkanalnetz, jedoch kein Zuluftkanalnetz benötigen. Die Außenluft strömt durch mehrere Wanddurchlässe nach. Diese Systeme bergen jedoch einen entscheidenden Nachteil: Die Außenluft kommt im Winter unvorgewärmt, also kalt ins Zimmer und ihre Raumweise Dosierung ist stark vom Winddruck abhängig.

Dezentrale oder zentrale Abluftanlagen blasen die verbrauchte Luft mitsamt ihrer Wärme aus dem Haus hinaus. Die Heizung muss die nachgesaugte kalte Außenluft in jedem Zimmer von Außentemperatur auf Raumtemperatur aufwärmen. Das kostet Energie. Gegenüber der Fensterlüftung erzielt eine reine Abluftanlage also keine Energieeinsparung, sondern lediglich den Komfort einer automatischen Feuchteabfuhr, Frischuftversorgung und einer besseren Dosierbarkeit. Baut man dagegen eine zentrale Zu- und Abluftanlage mit Rohrleitungen für Zu- und für Abluft, kann man diese Rohre zusammenführen und in einem Abluft-Zuluft-Wärmetauscher mit der Wärme der Abluft die kalte Frischluft vorwärmen – das geht übrigens auch bei dezentralen Lüftungsanlagen.

Moderne Zu- und Abluftanlagen mit Wärmerückgewinnung (WRG) gewinnen von der Abluftwärme bis zu 94 Prozent zurück. Mit ihnen kann die kalte Außenluft im Winter ohne zusätzliche Heizenergie schon auf beispielsweise 17 Grad Celsius vorerwärmt werden.

*** Aus gesundheitlichen und wirtschaftlichen Gründen kann im Neubau auf die kontrollierte Lüftung nicht verzichtet werden.

Diese bestehen in der Kombination kostengünstiger Wärmedämmmaßnahmen mit Wärmerückgewinnung aus der Wohnungslüftung. Auf dem Markt für Wohnungslüftungsgeräte gibt es eine Vielzahl von Geräten, die sich bezüglich ihres Aufbaus und ihrer Leistungsdaten unterscheiden. Kaufinteressierte und Planer sind darauf angewiesen, herstellerneutrale technische Informationen über vergleichbare Einzelgeräte zu erhalten. Dies kann ziemlich mühsam werden. Sie müssen diese Informationen aufwendig zusammentragen. Hinzu kommt, dass eine reine Beschreibung eines Gerätes nicht immer zufriedenstellend sein kann. Hilfreich für die Auswahl eines passenden Gerätes ist ein neutraler Testbericht, der eine direkte Vergleichsmöglichkeit mit anderen Geräten gestattet.

Voraussetzung für die Auswahl des passenden Gerätes ist die Erstellung eines sinnvollen Lüftungskonzeptes.

Egal wie rum – das Haus heizt sich mit der Zeit auf.
Wir können uns auch im 21. Jahrhundert nur vor Kälte schützen, nicht aber sinnvoll vor Wärme. Dieses Problem bekommst Du nur annähernd gelöst, in dem Du dickeres Mauerwerk verbaust, konsequent auf Fenster auf der Südseite verzichtest oder diese zumindest in der sonnenreichen Jahreszeit mittels Verschattungsanlagen konstant verdeckt hältst. Alles andere ich Wunschdenken oder erfordert den Einsatz von Klimageräten; btw. ein System, welches die Fußbodenheizung auch zum "kühlen" auslegt, kannst Du Dir schenken, weil Du die 2° Unterschied kaum wahrnehmen wirst ... außer bei den Erstellungskosten.

Könnt Ihr mir noch andere Argumente PRO dezentrale Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung an die Hand geben?
Siehe oben.

Zudem - bei der Wahl einer Lüftungsanlage gibt es aus meiner bescheidenen Sicht nur 2 Wahlmöglichkeiten, welche ganz sicher nicht vom Gesichtspunkt der Amortisation betrachtet werden sollten, denn das tun sie und müssen sie imho auch nicht. Schimmel im Neubau ist etwas, was sich mit herkömmlicher Fensterlüftung - schon gar nicht mit Fensterfalzlüftungen - bekämpfen läßt. Die heutige - und ganz sicher die zukünftige Energieeinsparverordnung - schreiben immer dichter werdende Häuser vor; über Sinn und Zweck lässt sich trefflich streiten, läuft aber ins Leere, da dieser Trend sich nicht mehr umkehren läßt. Bauherren werden gezwungen, wenn sie die Kredite der KfW in Anspruch nehmen wollen - immer dichter zu bauen. Mit dieser Dichtigkeit der Hülle kaufen sie sich negative Begleiterscheinungen ein, welche wiederum mit einem weiteren Mehr an Technik bekämpft werden muß. Hierzu gibt es die dezentralen und die zentralen Lüftungssysteme; auf eine der beiden Möglichkeiten - immer mit Wärmerückgewinnung - sollte jeder kluge Bauherr, je nach Budget, zurückgreifen.

Grundsätzliches aus meiner Erfahrung; heutzutage sind beide Partner einer Baugemeinschaft (ob Ehepaar oder Lebensgemeinschaft) berufstätig und nicht in der Situation, die Erfordernisse an die Lüftung des Hauses innerhalb der ersten 2 Jahre zu gewährleisten. Obgleich die Steine heute mehrheitlich geklebt werden, kommt durch den Estrich noch jede Menge Wasser ins Haus, welches auch wieder hinaus muß => und der geneigte und "internetgebildete" Bauherr möchte auch gerne gestern nach Unterschrift ins Haus einziehen Die später im Haus lebenden Bewohner produzieren auch pro Mensch und Tag 4 l Wasser, welches in die Atmosphäre des Einfamilienhaus entlassen wird. Das gilt btw. noch stärker bei FH, da die - despektierlich genannt - Plastikfolie den Abtransport des Wassers verhindert.

Eine dezentrale Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung kostet für ein durchschnittliches Einfamilienhaus incl. Lüftungskonzept um die TEUR 5. Dieses sinnvoll investierte Geld erspart den Ärger mit Schimmel und sorgt darüber hinaus dafür, daß im Haus kein miefiger Geruch anzutreffen ist. Gleiches gilt für zentrale Anlagen, die Kosten hierfür liegen aber bei TEUR 13-15 und sind nicht von allen Bauherren aufzubringen.


Quellen:
** Bund der Energieverbraucher
*** TZWL e.V. - Europäisches Testzentrum für Wohnungslüftungsgeräte e.V.

Liebe Grüsse, Bauexperte
 
P

perlenmann

@Bauexperte und Admin: Irgendwas ist aber hier ganz im argen. Ich kann mich zwar hier im Forum ganz normal mit Firefox bewegen, aber mein Eintrag wurde auch gelöscht. Das nervt. So Probleme wie hier hab ich in keinem anderen Forum.

So noch mal zum Topic:

Pro: Schallschutz (Wie soll der bei dez. erfolgen?
Pollenfilter hast Du selber schon erkannt.
Schonmal im Winter das Fenster im Bad leicht geöffnet, nur so n kleiner Zugmit -10Grad kalter Luft?! Dann weißt Du was es heißt wenn die Zuluft erwärmt ist.
kostenmäßig werden sich die Mehrkosten vermutlich nie rechnen, es ist aber ein Komfort gewinn
Außerdem kann ein Wäremtauscher auch die warme Luft von draußen abkühlen wenn es im Haus kühler ist. Trotzdem wird eigentlich bei Hitze die Lüftung auf min. gestellt und nachts stärker gelüftet.
 

€uro

Hallo Bauexperte,
....Aus gesundheitlichen und wirtschaftlichen Gründen kann im Neubau auf die kontrollierte Lüftung nicht verzichtet werden...
So pauschal formuliert ist das falsch. Ich habe genügend BV unter den Randbedingungen der Energieeinsparverordnung 2009 begleitet, ohne Lüftungsanlage. Von Schimmel bis heute keine Spur!
.... Voraussetzung für die Auswahl des passenden Gerätes ist die Erstellung eines sinnvollen Lüftungskonzeptes.
Korrekt, leider hapert es meist bereits an diesen Grundlagen.
....Wir können uns auch im 21. Jahrhundert nur vor Kälte schützen, nicht aber sinnvoll vor Wärme.
Das sehe ich anders. Bei sinnvoller Baukonstruktion (passiver sommerlicher Wärmeschutz), lässt sich eine sommerliche Hitzeperiode auch ohne Einsatz Technischer Kälte gut überstehen.
.... Mit dieser Dichtigkeit der Hülle kaufen sie sich negative Begleiterscheinungen ein, welche wiederum mit einem weiteren Mehr an Technik bekämpft werden muß.
Nur ein Schelm mag hierbei Böses vermuten
....Grundsätzliches aus meiner Erfahrung; heutzutage sind beide Partner einer Baugemeinschaft (ob Ehepaar oder Lebensgemeinschaft) berufstätig und nicht in der Situation, die Erfordernisse an die Lüftung des Hauses innerhalb der ersten 2 Jahre zu gewährleisten.
Nur um die zeitweise Baufeuchte herauszubringen, benötigt man keine Lüftungsanlage auf Dauer.
Im Sinne der DIN 1946-6, ist auch Fensterlüftung eine anerkannte LtM (Lüftungstechnische Maßnahme).
Das Geschäft mit der Angst vor Schimmel generiert allerdings gute Umsätze. Insbesondere GU/GÜ machen hiervon regen Gebrauch


v.g.
 
B

Bauexperte

Hallo €uro,

So pauschal formuliert ist das falsch. Ich habe genügend BV unter den Randbedingungen der Energieeinsparverordnung 2009 begleitet, ohne Lüftungsanlage. Von Schimmel bis heute keine Spur!
Ausnahmen gab und wird es immer geben. Ich schreibe das hier nicht, weil ich es mir aus den Händen sauge; es entspricht meiner Erfahrung der letzten Jahre. Natürlich geht es auch ohne Lüftung, dann entstehen aber ebenfalls Mehrkosten, wie Du weißt.

Das sehe ich anders. Bei sinnvoller Baukonstruktion (passiver sommerlicher Wärmeschutz), lässt sich eine sommerliche Hitzeperiode auch ohne Einsatz Technischer Kälte gut überstehen.
Das habe ich auch nicht negiert und bereits angedeutet, wie es gehen kann

Nur ein Schelm mag hierbei Böses vermuten
Ich vermute schon lange nicht mehr ...

Im Sinne der DIN 1946-6, ist auch Fensterlüftung eine anerkannte LtM (Lüftungstechnische Maßnahme).
Ich weiß, das macht es aber nicht besser.

Das Geschäft mit der Angst vor Schimmel generiert allerdings gute Umsätze. Insbesondere GU/GÜ machen hiervon regen Gebrauch
Angst verbreiten kannst Du weitaus besser als ich

Liebe Grüsse, Bauexperte

 
B

Bauexperte

Hallo Perlenmann,

@Bauexperte und Admin: Irgendwas ist aber hier ganz im argen. Ich kann mich zwar hier im Forum ganz normal mit Firefox bewegen, aber mein Eintrag wurde auch gelöscht. Das nervt. So Probleme wie hier hab ich in keinem anderen Forum.
Der aktuelle Firefox ist ein Problem, da gibt es leider nichts dran zu rütteln. Dein Beitrag wurde jedenfalls weder vom Admin noch von mir gelöscht

Liebe Grüsse, Bauexperte
 
S

Shism

Ausnahmen gab und wird es immer geben. Ich schreibe das hier nicht, weil ich es mir aus den Händen sauge; es entspricht meiner Erfahrung der letzten Jahre. Natürlich geht es auch ohne Lüftung, dann entstehen aber ebenfalls Mehrkosten, wie Du weißt.
Ich frage mich ganz ketzerisch, ob deine Erfahrungen evtl daher kommen, dass Ihr bevorzugt mit Porenbeton baut?
Ich habe schon oft gehört dass PB mehr Feuchtigkeit während der Bauphase speichert und nicht so schnell trocknet.
Die Anforderungen an das Lüftungsverhalten der Bewohner sind daher, gerade in den ersten 1-2 Jahren, verschärft...

Zum Thema erwärmte Zuluft: auch bei Fensterfalzlüftern findet eine gewisse Erwärmung statt... bei Messungen bei -5° Außentemperatur war die Zuluft beim Eintritt in den Raum bereits auf 8° erwärmt... zwar nicht das Niveau einer Kontrollierte-Wohnraumlüftung mit Wärmerückgewinnung aber deutlich mehr als die meisten vermutlich geschätzt hätten.
 
Zuletzt aktualisiert 29.03.2024
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