Lebensdauer von Fertighäusern Erfahrungen

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R

ReinikUL

Hallo zusammen,

ich würde gerne besser verstehen, was unter Lebensdauer verstanden wird.
Beim recherchieren bin ich auf Daumenregeln gestoßen wie "Moderne Fertighäuser haben eine Lebenserwartung von bis zu 90 Jahre, Fertighäuser aus den 1970er Jahren von 50 Jahren".

Nun finde ich Immo Angebote für Fertighäuser aus den 1970er Jahren, die bei ca. 500-600k € liegen. Bodenrichtwert in der Gemeinde in der ich Suche lag 2021 bei ca. 210€, bei 500qm Grundstück sind wir bei 105k €, heißt das der Verkäufer für ein Haus, dessen maximale Lebenserwartung erreicht/überschritten ist, immer noch 400-500k € will. Dafür bekomm ich doch ein neues Fertighaus?!

Da drängt sich mir die Frage auf: Was genau besagt die Lebenserwartung? Laufe ich Gefahr, das ein 1970er Fertighaus in paar Jahren einstürzt? Oder ist damit gemeint, dass eine Sanierung nicht mehr wirtschaftlich ist?
 
B

Benutzer200

Die Lebensdauer ist quasi die Zeit, in der die Immobilie wirtschaftlich genutzt werden kann. Durch Instandhaltung, Modernisierung oder gar Sanierung kann die Lebensdauer auch mehrere hundert Jahre sein = geh mal in eine schöne "Alt"stadt. Da stehen Häuser von 1435 - die sind top in Schuss und stehen noch (aber man auch investieren müssen).
Laufe ich Gefahr, das ein 1970er Fertighaus in paar Jahren einstürzt?
Somit ganz klares "Nein". Aber das 70er Jahre Haus (egal ob Fertighaus oder nicht) ohne Sanierung ist nicht mehr zeitgemäß. Da muss investiert werden, um die "Lebensdauer" wieder zu verlängern.
 
B

blubbernase

Da drängt sich mir die Frage auf: Was genau besagt die Lebenserwartung? Laufe ich Gefahr, das ein 1970er Fertighaus in paar Jahren einstürzt? Oder ist damit gemeint, dass eine Sanierung nicht mehr wirtschaftlich ist?
Beides nicht.

Damit ist wahrscheinlich in den meisten Fällen die Restnutzungsdauer gemeint. Ein Haus hat eine statistische Restnutzungsdauer. Wenn man nichts macht, dann läuft die nach ein paar Jahrzehnten ab. Dann ist das Haus in der Bewertung nichts mehr wert. Kann aber trotzdem noch völlig gut in Schuss sein. Technik und Sanitäranlagen sind dann aber veraltet.

Trotzdem kannst du dafür Miete verlangen und das Haus wirtschaftlich nutzen. Ich habe eine Halle im Besitz, die 1956 gebaut worden ist. Deren Restnutzungsdauer ist auch schon längst abgelaufen, saniert ist da nichts, nur alles gepflegt. Trotzdem bekomme ich Miete für die Halle. Und da hier die Bank auf den Ertragswert schaut und nicht auf den Sachwert, kann ich die auch als Sicherheit hinterlegen.
 
A

Allthewayup

Wir wohnen derzeit noch in einem Fertighaus aus dem Jahre 1977/78. wir reißen es heuer ab, da eine große Veränderung an der Substanz schlichtweg nicht möglich ist. Das fängt bei der Gründung/Statik an und hört bei der Raumaufteilung auf. Dazwischen liegen: unterdimensionierte Elektrik, Asbest/Schadstoffe so weit das Auge reicht, Geruchsbildung (bitte mal nach „Fertighausgeruch 70er Jahre“ im Netz suchen), usw.
Das trifft sicherlich nicht zwangsläufig auf alle Fertighäuser zu. Aber auch andere Besitzer haben berichtet das z.B. eine Umfangreiche Sanierung den Geruch nie zu 100% beseitigt hat. Nachdem in unserem Fall die Statik das größte (nicht lösbare) Problem darstellt, reißen wir es ab. Es fehlen 1-2 Zimmer für die wir aufstocken müssten.

Für ein alleinstehendes Paar allerdings wäre mit 300.000€ hier definitiv noch was machbar.
Der Neubau kostet uns komplett übrigens das doppelte.

*Edit: Der Kamin war mal einsturzgefährdet und musste nachträglich abgestützt werden.
 
11ant

11ant

ich würde gerne besser verstehen, was unter Lebensdauer verstanden wird.
Beim recherchieren bin ich auf Daumenregeln gestoßen wie "Moderne Fertighäuser haben eine Lebenserwartung von bis zu 90 Jahre, Fertighäuser aus den 1970er Jahren von 50 Jahren". [...] Laufe ich Gefahr, das ein 1970er Fertighaus in paar Jahren einstürzt?
Leider nein ;-)
Ein Fertighaus aus 1970 ist zwar in vielen Punkten modisch reif für die Tonne, wird Dir den Gefallen, von selbst einzustürzen, aber dennoch nicht tun. Regelmäßig hat es zu erwarten, daß Du mit seinem Standard nicht zufrieden sein und es grundlegend verjüngen möchtest. Es ist maximal unsmart, und hat regelmäßig eine bereits in sich zusammengesackte Zwischenspantendämmung. In Kombination damit, daß Du auch die Fenster wirst tauschen wollen, wirst Du zum Rundumschlag ausholen. Technisch waren Fertighäuser in den Sechzigern noch ihrem Image adäquat barackig, was sich zunächst sehr schleichend besserte. Ab etwa 1980 wurden Fertighäuser richtig gut, waren damals effizienzhausmäßig den Steinhäusern um Längen voraus, und Anfang bis Mitte der Neunziger Jahre wurden sie zudem zu einem starken Innovationstreiber für die modische Architekturqualität des gesamten Kataloghausmarktes. Wenn Du ein "Fertig"haus im Volksmundsinne (also ein Holzrahmentafelhaus) suchst (und nicht vorhast / bereit bist, es von innen zu strippen), dann schaue nach Baujahren ab 1980 (alte Bundesländer, bzw. Neckermann & Konsorten gab es auch in der ehemaligen DDR). Die allermeisten Anbieter von damals sind allerdings inzwischen verkauft worden oder haben fusioniert. Aus den frühen 80ern erinnere ich ExNorm als einen Hersteller, der explizit das Thema Baubiologie fokussierte.
 
R

ReinikUL

Danke schon mal für die Antworten.

Das ein Haus nach 50 Jahren Anforderungen an Grundriss, Dämmung, Saitäranlagen etc. nicht mehr erfüllt ist mir klar.

Mich wundert nur, warum die Lebensdauer von Massivhäusern mit 120-150 Jahren angegeben wird, bei Fertighäusern aber mit max. 90.
Der Grundriss von heute wird in 50 Jahren nicht mehr aktuell sein, egal ob Fertighaus oder aus Stein.

Daher rührt meine Frage, was die Lebensdauer eigentlich aussagt.
 
Zuletzt aktualisiert 28.03.2024
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