Innenwand verputzen; Zeitpunkt reiben

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M

Mari

Ich muss im Keller ein paar Wände verputzen. Eine Wand dient derzeit zum üben. Gerade Flächen bekomme ich mit Kalk-Zementputz ganz gut hin. Ich setze die Schnellputzleisten, mache erst einen Spritzbewurf und ziehe nach einer gewissen Zeit die Deckschicht drauf. Bis hierhin klappt alles super.

Mir fehlen allerdings noch Tipps, wann bzw. womit ich am besten den Putz ausreibe. Weiterhin gibt es ja noch den Unterschied zwischen ausreiben und glätten, der mir noch nicht 100%ig klar ist. Als Faustformel zum Zeitpunkt habe ich derzeit die Regel: Wenn der Putz sich kaum noch mit dem Finger eindrücken lässt, dann anfangen.

Auf den Kalk-Zementputz soll später Scheibenputz drauf.

Meine Fragen:

1. Womit und wann sollte ich den Putz ausreiben? Kunststoff- oder Filzreibebrett? Gibt es hier ggfs. mehrere Arbeitsgänge, also z.B. nach 2 Std. ausreiben mit Kunststoffreibebrett und am nächsten Tag mit Schwammreibebrett oder Filzreibebrett drüber zum glätten (hab ich so mal gelesen)?

2. Was ist der genaue Unterschied zwischen reiben und glätten?

3. Ich habe häufig gelesen, dass Putz nicht gerieben werden darf, wenn danach z.B. Fliesen drauf kommen. Warum nicht?

Für Eure Hilfe schon vorab vielen Dank.
 
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AallRounder

Tipps vom Laien-Verputzer

Ich bin kein Profi, habe aber 2 komplette Häuser innen + außen per Hand geputzt, ein drittes nur innen (außen: Verblendmauerwerk). Hab Dämmputz, Zementputz (Kellersockel), Kalkzementputz und Gipsputz verarbeitet. Daher etwas Erfahrung.
M.E. ist Deine Arbeitstechnik ok, um mind. 15 mm Gesamtputzstärke zu bekommen. Das müsste der Putzmörtel in einlagigem Auftrag leisten. Wenn Du alles nochmals mit Scheibenputz überziehen willst, sollte die Oberfläche des Kalkzementputz nicht zu glatt sein; also m.M. nach keinen Kult treiben.

zu 1.
Nach dem Spritzbewurf wirfst Du vermutlich den Rest an, ziehst mit nem Aluscheit über Deinen Schnellputzprofilen ab und schmeißt dann die restlichen Löcher aus. Ich Lass beim einlagigen Putzen jetzt die Wand nen paar Stunden in Ruhe (und mach inzwischen die nächste). Wenn der Putz soweit angezogen hat, daß er beim Reiben nicht mehr abfallen kann, aber sich trotzdem noch gut verteilen läßt ("Elastizitätsmodul"), greif ich mir ein möglichst großes Kunststoffreibebrett und verreibe alle Übergänge und Kleinlöcher an der Oberfläche. Dabei nimmst Du überschüssigen Mörtel weg und lagerst ihn wo er fehlt um. Deine Zeitpunktbestimmung ist richtig, wenn der Putz dranbleibt, keine Absackungen entstehen und nach dem Abbinden nichts hohl liegt.
Das mit dem Filzen kannst Du Dir m.E. komplett sparen wegen des Scheibenputzes. Eine zu glatte Oberfläche verschlechtert die Haftung.

zu 2.
Das kann ich nur nach meinem Verständnis beantworten. Der Fachmann hat da sicher die besseren Definitionen. Reiben wäre für mich das normale Abreiben mit einem Kunststoff-oder Holzreibebrett zum Abschluss der obersten (oder einzigen) Putzlage. Dabei sollen Übergänge und kleine oberflächliche Löcher verschwinden. Große Gefahr ist dabei das "Totreiben", also reiben wie irre, daß der Putz schon absandet. Auch in der obersten Schicht soll noch genügend Bindemittel drin sein ! Bei Kalkputzen reibt man m.E. extra mit Kalkwasser ab, um das besser hinzubekommen.
Glätten ist m.E. die Schaffung einer Endoberfläche. Ich würde glätten auch mit Filzen gleichsetzen, weil es m.M. nur mit dem Filzbrett richtig glatt wird.
Filzen bei Kalkputzen, Kalkzementputz und Gipsputz mach ich unter Wasserzugabe auf die Wand und aufs Brett, damits spiegelglatt wird. Beim Gipsputz nach dem Austrocknen noch einmal mit dem Schleifer rüber.

zu 3.
Meinst Du wirklich "gerieben" und nicht "geglättet" ? Ich arbeite nach der Grundregel, daß bei Folgebeschichtungen jeglicher Art eine etwas raue Oberfläche verbleibt, um die Haftung der Folgeschicht nicht unnötig zu verschlechtern. Abreiben (s.o.) tu ich den Putz immer, damit eine homogene Oberfläche entsteht.

Vielleicht kannst Du mit meinen Laientipps was anfangen oder ein Experte sagt jetzt, daß alles Quatsch ist. Dann lern ich auch noch was dazu.
 
M

Mari

Tipps vom Laienputzer AW

Hallo "Laienputzer",

das nenn ich mal eine perfekte Hilfe. Mein Fehler war vermutlich, dass ich nur mit dem Filzbrett gearbeitet habe. Die einzige Frage, die sich mir noch für zukünftige Aufgaben stellt: Wenn ich eine wirklich glatte Oberfläche z.B. für Tapezieren herstellen möchte, wann müßte man mit dem Filzen beginnen?

Also bei gewissem Erstarrungsgrad reiben mit dem Kunststoffreibebrett, und dann noch mal ein paar Stunden warten oder gleich im Anschluss filzen?

Und noch mal vielen vielen Dank für Deine Antwort. Gibt mir zumindest viel Sicherheit und bestätigt mir, dass ich nicht ganz so viel falsch mache. ))
 
A

AallRounder

Hallo Mari, na das freut mich, daß es Dir hilft,

nur mit dem Filzbrett war vermutlich Quälerei. Die Kunststoffbretter sind zum "Reiben", bis sie nur noch 1 mm dünn sind und durchbrechen. Hab schon dutzende davon auf dem Gewissen.

Ich hab fast alle Innenwände neu putzen müssen (mit Dämmputz für Ziegelmauerwerk), alle anderen ausbessern in zig Quadratmetern. Die Wände waren mir nicht glatt genug, deshalb bin ich wändeweise noch mal mit Gips rüber.
Die Fensterwände mach ich im Frühjahr mit Kalkglätte, da hab ich keine Feuchteprobleme. Der Gips saugt und das ist bei bewitterten Wänden nicht so toll. Da ich Verblendmauerwerk hab und erst in einigen Jahren zur Fugensanierung komme, kann kapillar Wasser nach innen gelangen. Ein 20 mm Innenputz steckt das weg, aber ohne Gips !

Zur Filzerei: Wenn Du ne ganze Wand von 6 x 3m machst, wirds stressig. Keine Zugluft, Fenster zu, möglichst hohe Luftfeuchte halten. Erst die ganze Fläche "spachteln", danach ganz schnell ohne Pause zurück zum Anfang und von oben nach unten mit der Bürste nass-spritzen, daß das Wasser richtig runterläuft. Dann Filzbrett mit dem Filz horizontal nach oben halten, satt Wasser raufspritzen und dann kurz vor der Wand um 90° drehen und ran an die Wand ! Schöne Kreise ziehen und alle Kellenabsätze glätten. Keine Mikrolöcher aufreißen ! Richtiger Zeitpunkt beim Gips ist m.E., bevor die Stellen dunkel werden. Ich hab bei Miniflächen gemerkt, daß ich auch schon nach ganz kurzer Zeit gut filzen konnte, aber mit weniger Druck. Am besten gings bei ca. 6 mm Auftragsstärke und 65 % rel. Feuchte bei 10 ° Außentemperatur. Da konnte ich auch bei einer 20 qm Wand noch nach 3 Stunden aufziehen gut am Anfang filzen.

Du kannst natürlich auch den KZP filzen. Aber ob das so schön glatt wird wie mit Gips ? Den Gips kannst Du nämlich noch schleifen, das ist wirklich glatt ! Wähle dann eine diffusionsoffene Grundierung vorm Tapezieren, möglichst noch verdünnt, damit die Wände nicht versiegelt werden.

Beim Kalkputz kannst Du schon besser filzen. Da wird nach dem Trocknen eine extra Lage Kalkglätte aufgezogen, etwas stehengelassen und dann wie oben geschrieben beim Gips mit dem Filzbrett geglättet. Eine extra Kalkglätteschicht ist m.E. besser, als die 2. Lage vom Kalkmörtel zu filzen, weil schon durch die Reiberei wegen des "Verschwindens" des Bindemittels Vorsicht geboten ist.

Alternative Lehm:
Ich bin kein "Lehmi" und verfolge die Glaubenskriege der Gipser und Lehmis voller Entsetzen. Dadurch werden Lehmneulinge nur abgeschreckt. Ich bleib beim "normalen" Putz, weil unser Haus bisher auch kein Lehm hatte und ich allergisch gegen den Häcksel bin, der oft drin ist. Du kannst aber gerne auch diese Alternativ-Schiene verfolgen, aber meine paar Tipps beziehen sich nur auf Zement-, Kalk-und gipshaltige Putze.

Grüße
 
Zuletzt aktualisiert 25.04.2024
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