Hausbau /-kauf bei den Verhältnissen machbar?

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B

Bonnie_Ham

Hallo,

mein Freund und ich stehen vor der Entscheidung, eine gut erhaltene Bestandsimmobilie zu kaufen oder aber zu bauen (und so "nie wieder" bzw. für eine lange Zeitspanne keine ungeplanten Kosten zu haben).

Wie ihr wisst, sind die Angebote derzeit rar gesät - oder unglaublich überteuert. Hier bei uns (Ruhrgebiet) ist letztens ein 200 Jahre altes Haus ohne Anschluss an das Kanalnetz, ohne Heizung, dafür mit "Elektrik" aus dem Baujahr und direkt an den Bahngleisen für über 130k verkauft worden.

Ich bin 35, mein Freund 34. Kinder haben wir nicht und sind auch noch unschlüssig, ob wir mal welche möchten.
Wir arbeiten beide in Vollzeit, er unbefristet in der Metallbranche mit 13 Monatsgehältern und ich als Beamtin. Gemeinsam haben wir monatlich 4.500 € netto plus sein 13. Monatsgehalt, was sich auf zwei Zahlungen (Urlaubs- und Weihnachtsgeld) aufteilt.

Eigenkapital haben wir recht wenig, ca. 15.000 €, da wir bisher unser Geld gern in Reisen, viel auswärts essen usw. gesteckt haben. Dass das nach einem Hauskauf sehr wahrscheinlich nicht mehr geht, ist uns vollkommen bewusst.
Einen Teil des Eigenkapitals werden wir für unsere Hochzeit in 2 Monaten ausgeben, so dass ich sagen würde, dass wir die Finanzierung mit NULL Eigenkapital angehen, da der Rest, der nach Abzug der Kosten für die Hochzeit da ist, für eine Küche etc. als Puffer behalten möchten.

Auf der Ausgabenseite steht aktuell
- Warmmiete 950 €, 750 € kalt
- Stromkosten 50 €
- Handyverträge 20 €
- Internet+Festnetz 30 €
- Versicherungen 400 € (inkl. meiner privaten KV)
- Tanken 80 €
- Autokredit 240 € (das andere Auto ist bezahlt)
- Sparraten 800 + 400 €
- Lebensmittel inkl. Drogerie 300 €
- 300 € Altersvorsorge

Macht 3.470 € Ausgaben (Sparraten dabei schon inbegriffen) im Verhältnis zu 4.500 € Einnahmen = 930 €, die derzeit für "unnötiges Zeug" wie Wochenend-Trips, Essen gehen etc. darauf gehen.

Was haben wir noch an Einnahmen? Irgendwann in hoffentlich weiter Ferne erben wir beide mal ein Haus, aber das kann man ja nicht wirklich rechnen, oder?

Eine besichtigte Immobilie und einen Wunsch nach Kostenschätzung haben wir unserem Finanzberater bereits vorgelegt, Kostenpunkt der Immobilie: 260.000 € (RMH mit Garage)
Zu renovieren wäre dort nichts. Heizung, Fenster, Türen, Garten, Bodenbeläge, wurde alles vor 4 Jahren erneuert.
Berechnet wurde uns eine Vollfinanzierung.
Das Angebot habe ich nicht schriftlich vorliegen, da wir erst einmal nur eine grobe Schätzung wollten.
Da kamen wir auf eine monatliche Rate iHv 1.080 € (plus Nebenkosten wie Grundbesitzabgaben, Sparen für Investitionen etc.), komplette Kreditsumme wäre nach 28 Jahren abbezahlt.

Was meint ihr - macht es mit unseren Einkommensverhältnissen überhaupt Sinn, noch nach Neubauten zu schielen? Oder sollten wir bei der "gebrauchten" Immobilie zuschlagen?
 
H

HilfeHilfe

Hallo , euch sollte Bewusstsein das bei einer älteren Immobilie mit Nebenkosten ( inkl Rückstellungen ) 1.500€ pro Monat weg sind . Darüber hinaus das Risiko Kind . Es kostet Geld ( kosten und Teilzeit Beschäftigung ) . Das also solltet ihr für euch für die Zukunft bedenken ! Und ja , bei 4.500€ netto plus Zusatzbonus seid ihr miese Sparer. Einen Neubau sehe ich bei Chance 0
 
Z

Zaba12

Schneller als bei einer 110-120% Finanzierung (in eurem Fall) kann man das Geld nicht aus dem Fenster schmeißen. Nicht nur das Ihr auf die 100% schon schlechte Zinsen bekommt, zusätzlich bekommt Ihr auf die restlichen 10-20% (Makler, Grundsteuer, Notar, etc.) noch schlechtere Zinsen, da diese meistens über Konsumentenkredite abgewickelt werden.

Wo landet man da bei 2,9% Zinsen?

Mal so als Rechenbeispiel - wo man auf ein 260k€ Haus 130k€ Zinsen zahlt:

Kosten Immobilie: 260k€
Erwerbsnebenkosten: 33k€
Darlehen: 293k€

20 Jahre Zinsbindung, Zinsen 2,9%, Tilgung 2% = 1200€ Rate zzgl. 450€ Nebenkosten + 150€ Rückstellungsbildung da "altes" Haus.

Somit müsst Ihr mit ungefähr 1800€ die nächsten 20 Jahre fürs Haus rechnen und habt noch weitere 10 Jahre vor Euch, da dann noch eine Restschuld von 137k€ vorliegt.
 
K

Knallkörper

Es klingt vielleicht etwas hart. Aber mit eurem durchschnittlichen Gehalt und ohne Eigenkapital liegt ein Haus wahrscheinlich über euren Verhältnissen. Eure Sparrate, wenn sie reell ist, finde ich hoch. Wenn ihr das noch 3-4 Jahre durchziehen könnt, sieht die Sache schon anders aus.

Euer Motiv für den Hauskauf solltet ihr dringend hinterfragen. Ein altes Haus stellt euch ganz schnell vor unerwartete Ausgaben. So billig wie jetzt werdet ihr nie wieder im Leben wohnen, das muss euch klar sein.
 
B

Bonnie_Ham

Und ja , bei 4.500€ netto plus Zusatzbonus seid ihr miese Sparer.
Das wissen wir, wir haben immer sehr gut gelebt, aber genau deshalb eben kaum Eigenkapital. Bisher sind wir mehrmals im Jahr (teuer) verreist, bei Geschenken wurde nicht auf den Euro geachtet, wir sind mindestens 1x die Woche Essen gegangen, usw.
Dazu kommt noch, dass ich meine Autos immer bar bezahlt habe, sprich, Eigenkapital war immer wieder da, es ist nur auch immer wieder ausgegeben worden.
Früher waren diese ganzen "ernsten" Themen wie Haus, Kinder etc. so weit weg, dass wir die Notwendigkeit des Sparens erst jetzt für uns entdeckt haben (und dies natürlich auch so beibehalten wollen).

Schneller als bei einer 110-120% Finanzierung (in eurem Fall) kann man das Geld nicht aus dem Fenster schmeißen. Nicht nur das Ihr auf die 100% schon schlechte Zinsen bekommt, zusätzlich bekommt Ihr auf die restlichen 10-20% (Makler, Grundsteuer, Notar, etc.) noch schlechtere Zinsen, da diese meistens über Konsumentenkredite abgewickelt werden.

Wo landet man da bei 2,9% Zinsen?

20 Jahre Zinsbindung, Zinsen 2,9%, Tilgung 2% = 1200€ Rate zzgl. 450€ Nebenkosten + 150€ Rückstellungsbildung da "altes" Haus.

Somit müsst Ihr mit ungefähr 1800€ die nächsten 20 Jahre fürs Haus rechnen und habt noch weitere 10 Jahre vor Euch, da dann noch eine Restschuld von 137k€ vorliegt.
Jein. Da es sich bei dem konkreten Fall um einen Privatverkauf handelt, fallen keine Maklerkosten an. Der Notar ist ein Freund von uns. Dadurch sparen wir bei den Kaufnebenkosten deutlich.
Das Finanzierungsangebot kommt von der Volksbank, vermittelt durch einen Berater von Dr. Klein.
In die Kreditsumme sind außer den Kaufnebenkosten auch bereits 10.000 € für Renovierungsarbeiten eingerechnet worden. Und nach Ablauf von 28 Jahren wären wir fertig, es gäbe keine Restschuld. Der Kredit liefe über 28 Jahre, nicht 20. Eine Anschlussfinanzierung möchten wir ja eben vermeiden.
Dann liegen uns die Zahlungsaufstellungen und Infos über die Grundbesitzabgaben der jetzigen Besitzer vor: Die Grundbesitzabgaben belaufen sich auf monatlich 100 €, zzgl. Strom, zzgl. 60 € Hausgeld (es handelt sich bei den Reihenhäusern um eine WEG).
Alle "teuren" Dinge wie Heizung, Fenster, Türen, Dach sind erst 2 Jahre alt. Können da noch so viele Überraschungen auf uns zukommen?

Es klingt vielleicht etwas hart. Aber mit eurem durchschnittlichen Gehalt und ohne Eigenkapital liegt ein Haus wahrscheinlich über euren Verhältnissen. Eure Sparrate, wenn sie reell ist, finde ich hoch. Wenn ihr das noch 3-4 Jahre durchziehen könnt, sieht die Sache schon anders aus.

Euer Motiv für den Hauskauf solltet ihr dringend hinterfragen. Ein altes Haus stellt euch ganz schnell vor unerwartete Ausgaben. So billig wie jetzt werdet ihr nie wieder im Leben wohnen, das muss euch klar sein.
Das ist kein Problem, diese Befürchtung haben wir ja auch schon gehabt. Wir fragen uns nur das, was wir auch dauernd von Bekannten und Freunden gefragt werden - "wie schaffen denn andere Leute das?". Oder was wir auch ständig hören ist "also wenn ihr das nicht schafft, wer denn dann?"
Wenn man sich aktuell umschaut, wer alles ein Haus gekauft oder gebaut hat, und die Leute erzählen teilweise nicht ohne Stolz, wie schwierig es war, eine Bank zu finden, die sie finanziert (für 10 Jahre), dann denkt man sich "na, dann sollte für uns wirklich kein Problem sein".
Aber wir möchten natürlich auch nicht in die Falle laufen.

Unser Motiv für den Kauf ist ganz einfach: Wir zahlen monatlich für eine Zweizimmerwohnung schon nicht ganz wenig Geld. Und wir wissen, was man hier für eine gleichwertige Wohnung mit drei Zimmern (in die wir mit Nachwuchs ja ziehen müssten) mittlerweile bezahlt. Da liegt man mit Nebenkosten ebenfalls schon bei 1.200 €. Ich mag mir nicht ausmalen, wie sich das noch entwickelt und was wir dann im Laufe unseres Lebens an Miete bezahlen.
 
R

Rumpelkopf

Ich finde eure Überlegungen und Ansichten nachvollziehbar und bewerte die Ausgangslage als gesunden Grundstock dafür, zu dem gebe ich euch den Tipp, eben diese Freunde die es schaffen mal zu fragen, wie sie es schaffen.

Ihr gebt 300 Euro für die Altersvorsorge aus wie du schreibt, zu dem zahlt ihr Mietkosten, den Konsum könntet ihr herunterschrauben.

Auch bewertet eure Bank das Vorhaben scheinbar positiv, da möchte man euch ermuntern, das Vorhaben weiter zu verfolgen.
 
Zuletzt aktualisiert 28.03.2024
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