NIBE F730 Wärmepumpe Erfahrungen - KFW55 Haus

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Mirawe

Hallo Forum,

als einer von 17 neuen Nutzern der F730 in unserem Ort werde ich mich hier auch zu dem Thema beteiligen, nachdem ich mit einigen anderen Hausbesitzern (Doppelhaushälfte, REH, RMH) die jeweiligen Heizanlagen optimiert habe und teils hier und teils im schwedischen Forum so manche interessante Info fand. Für die verantwortliche Sanitärfirma war es wohl ein Novum, mit dem Gerät zu arbeiten. Entsprechend waren die Einstellungen näher an Werkseinstellungen als an die Häuser angepasst. Mittlerweile konnte der Verbrauch in Wintermonaten schon etwa um 50-80% reduziert werden (selbst tageweise bei gleichen Außentemperaturen verglichen). Es dürfte aber noch ein Stückchen bis zum Optimum zu gehen sein.

Nach Studium einiger wiss. Publikationen zu EAHPs (AWPs) wie der NIBE u. älteren Modellen könnte die Voreingenommenheit auch aus der früheren geringen Effizienz solcher Geräte stammen. Die schwedischen Regulationen bewirkten immerhin die Entwicklung effizienterer AWPs in den letzten Jahren.

Derzeit sind gerade neben laufendem Logging (NIBE Uplink Private API alle 30s sowie auf USB-Stick mit 40 Variablen) und genauer Stromzählererfassung (ESP8266-IoT-Board zum Zählen der Lichtimpulse) auch noch Temperaturverlaufsmessungen über eine 32x24 Pixel FLIR Temperatur-Imager (z.B. für FBH oder Rohrkomplexe in Heizkreisverteilern) geplant.

Später wäre noch die Direktsteuerung einiger Parameter (z.B. Lüftung) oder Temperaturprognose-Regelung mit MPC über den internen RS485-Bus (ohne Modbus-Box) denkbar - aber frühestens im nächsten Winter.
Hallo Alpha,

ich werde im Herbst diesen Jahres in eine neugebaute Doppelhaushälfte ziehen (zur Miete), deren Fußbodenheizung und Warmwasserbereitung über eine Nibe F730 läuft. Da mir das Prinzip AWP bis dato unbekannt war, habe ich mich per Google ein wenig schlau gemacht und war ein wenig verstört über die vielen negativen Bewertungen zu AWP, insbesondere zu den Geräten von NIBE.
Ich glaube, dein Beitrag war der erste, der das Thema wertneutral angegangen ist und sich konstruktiv mit der Optimierung beschäftigt.

Da wir direkt zur Heizsaison umziehen, würde ich die AWP gleich zu Beginn an optimieren wollen.
Könntest Du mir hier ein paar Tipps geben, oder eine "Anleitung", wie Du an die Optimierung herangegangen bist?
 
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Muck2019

HI Mirawe,
wir nutzen bei uns die Abluftwärmepumpe Nibe F750 ohne Außenluftmodul mit Fußbodenheizung und sind damit sehr zufrieden. Ich habe inzwischen auch schon sehr viele negative Berichte über diese Heizung gelesen, meine aber, dass fast alle von falschen EInstellungen der Wärmepumpe herführen. Leider kennt sich fast keiner mit dieser Pumpe aus und stellt sie auch völlig falsch ein. Ich habe bei uns die Pumpe komplett neu eingestellt und bin seit Anfang an happy damit. Vielleicht noch zur Erklärung anhand der F750 mit praktischen Messdaten wie diese funktioniert: Bei uns saugt die Pumpe an 5 Stellen im Haus die Luft ab zur Pumpe und dann weiter nach Draußen. An anderen in Summe 7 Stellen kommt frische und gefilterte Außenluft in die Räume (Eine Zugluft ist nicht zu spüren). Die abgezogene Raumluft hat bei uns im Mittel 22Grad. Die Pumpe bzw. der Verdichter kann je nach Heizlast mit ca. 100W gemessen (laut Datenblatt min 400W) oder mit Max. 2,8kW arbeiten (elektr. Leistungsaufnahme). Bei Maximalleistung wird die verbrauchte Abluft aus dem Haus auf bei mir -20°C abgekühlt...gemessen an der Auslassöffnung außen am Haus. Also aus +22Grad werden -20°. Das sind bei einem 1:1 Tausch schon mal 44grad. Der durchschnittlich gemessene Cop bei uns beträgt ca. 3,5. Dies ist nicht der beste Wert bei Wärmepumpe aber für mich ok. Mein Ziel war min 3,0.
Wenn du die AWP richtig einstellen willst, ist das Wichtigste diese möglichst lange und ohne Unterbrechung laufen zu lassen (Hier werden jetzt viele Aufschreien, aber ja bei einer AWP ist das so). Dies erreichst du mit der richtigen EInstellung der Heizkurve sowie den Gradminuten. Du musst immer berücksichtigen, dass bei allen Wärmepumpe der Anlauf bzw. Start sehr energieaufwändig ist (Also die Anzahl der Starts möglichst gering halten). Die Nibe hat die großen Vorteil, dass sie ihre Leistung sehr variabel gestalten kann. Da die Nibe aber generell recht schwach ist, sind hohe Vorlauftemperatur. dort schwierig. Die F750 schafft bei uns zwar Max. 64°, jedoch tut sie sich ab ca. 37° recht schwer. Also alle Temp. über 35°C senken stark die Effizientz. Wenn die Heizung z.B. nur Nachts arbeiten darf, muss sie die Fußbodenheizung von ca. 23grad auf ca. 30grad aufgewärmt werden. Läuft sie auch tagsüber ist die Differenz bei uns 2-3grad...viel weniger Arbeit für die Pumpe. Unser Warmwasser hat 53° und wir baden gerne...das schafft die Pumpe problemlos, muss sich aber mehr anstrengen als stärkere Wärmepumpe. Die Angaben, dass die F750 auch für Häuser bis zu 200m^2 geeignet ist, würde ich anzweifeln. Ich persönlich würde hier nur bis Max 170m^2 gehen. Aber die m^2 Angabe ist wieder von der Rechenart abhängig. Wie haben offiziell 217m^2, aber netto Heizfläche nur ca. 140m^2. Achtung auch bei der Heizleistung von 8kW: Diese gilt nur für das Heizungssystem F750. Das System besteht aber aus Wärmepumpe UND Heizstab. Die Wärmepumpe allein schafft 6kW thermisch. Du solltest auch die Luftmenge so einstellen, dass nicht zu viel Luft abgezogen wird, aber auch nicht so wenig, dass die Wärmepumpe ständig enteisen muss. Bei uns steht die Lüftung auf 65%. Welche Menge dies genau ist, müsste ich nachschauen.
Ich hoffe, ich habe es noch recht verständlich geschrieben. Wie gesagt sehe ich den größten Nachteil der Nibe AWP in der notwendigen komplexen Einstellung in Kombination mit viel Unwissenheit. Ein großer Vorteil ist, dass du nicht mehr lüften musst, auch nicht nach einem Bad. Wenn der Heizbedarf der Immobilie die Heizleistung der F750 (ohne Heizstab) nicht überschreitet, ist sie eine gute Wahl.
P.s.: Aktuell außen +2,5°, Wärmepumpe auf 30% Leistung (ca. 900W), Abluft 22Grad, Fortluft -0,5Grad und Vorlauftemperatur 29grad
 
B

boxandroof

Interessanter Bericht.

Kannst Du auch etwas zum absoluten Stromverbrauch im Jahr bei Dir sagen?
Du heizt komplett über die FBH oder auch über die Zuluft?

größten Nachteil der Nibe AWP in der notwendigen komplexen Einstellung
Das würde ich nicht als den größten Nachteil sehen, auch bei anderen Wärmepumpen wird regelmäßig vergessen,sie passend zum Haus einzustellen.
 
L

lesmue79

Stromverbrauche würde mich auch interessieren wenn ich lese das die die Niebe sich ab 37°C Vorlauf schwer tut, man aber täglich Warmwasser mit 50°C aufwärts haben möchte. Ergo müsste die Differenz ja elektrisch begeheizt werden? Oder wird Warmwasser anders erzeugt, bzw. ist noch ne Photovoltaik-Anlage mit im Boot?
 
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4lpha0ne

Hallo Alpha,

ich werde im Herbst diesen Jahres in eine neugebaute Doppelhaushälfte ziehen (zur Miete), deren Fußbodenheizung und Warmwasserbereitung über eine Nibe F730 läuft. Da mir das Prinzip AWP bis dato unbekannt war, habe ich mich per Google ein wenig schlau gemacht und war ein wenig verstört über die vielen negativen Bewertungen zu AWP, insbesondere zu den Geräten von NIBE.
Ich glaube, dein Beitrag war der erste, der das Thema wertneutral angegangen ist und sich konstruktiv mit der Optimierung beschäftigt.

Da wir direkt zur Heizsaison umziehen, würde ich die AWP gleich zu Beginn an optimieren wollen.
Könntest Du mir hier ein paar Tipps geben, oder eine "Anleitung", wie Du an die Optimierung herangegangen bist?
Hallo Mirawe,

nun bekam ich dank Mucks interessantem Beitrag eine Benachrichtigung. Dein Beitrag ging leider im Sommerurlaub bei mir unter. Seid ihr nun schon in der Doppelhaushälfte?

Ich werde in nächster Zeit noch mehr schreiben, da ich so viel Info am Stück zeitlich nicht aufbereiten kann. Meine Datenaufzeichnung läuft weiterhin ununterbrochen und wird nun wieder interessanter. Mir fiel dabei auch auf, dass die USB-Aufzeichnung gern einmal aussetzt (von Maschine u. auch Stick abhängig). Da ist es gut, dass parallel noch das Logging aus dem Internet mitläuft. Die neuen Auswertungen muss ich dann auch noch machen.

Hier sind schon einmal ein paar wichtige Punkte (teils auch hier im Thread schon erwähnt):
  • die Zusatzheizung sollte richtig eingestellt sein bzw. werden, da sie die meisten Kosten verursacht, aber der Kompressor selbst oft mehr leisten kann als mit aktueller Einstellung möglich (ohne im Extrembereich zu laufen) -> Temperaturbereich für ZH-Einsatz überprüfen
  • die Heizung im Haus sollte auch richtig eingestellt sein (bei den Stellmotoren in den Verteilerkästen)
  • Fußbodenheizung sind sehr träge, dennoch regelt die Heizanlage ohne geeignete zusätzl. Sensoren indirekt auf die Rücklauftemperatur (dadurch, dass kühleres Rücklaufwasser nicht so schnell die gewünschte Vorlauftemperatur erreicht), was schon einmal kühle Nächte und molligwarme Tage verursachen kann - auch mit 24h Filterzeit (in den erw. Einstellungen) -> hier kann man mit Zeitsteuerung etwas entgegenwirken, aber eine Wettervorhersage ersetzt das auch nicht (z.B. sonniger Tag + klare Nacht vs. wolkig)
  • die Anlage fängt bei unseren Häusern (Doppelhaushälfte, RHs, REHs) gemächlich mit 20 Hz den Kompressorbetrieb an und läuft dann träge in höhere Bereiche, während dabei konstant die kalte Luft mit Lüftung hereingezogen wird -> da kann die 20 Hz erst einmal für einen Wärmeverlust sorgen. Wir haben das z.B. über kleine Sperrbereiche (20-x Hz) geregelt, wo die Heizleistung des Kompressors schneller in wirksamen Bereichen ist. Ich werde einmal die Heizleistung bei versch. Kompressorstufen herauskramen. Es gibt da ja Kurven von Nibe (oder hier im Thread?).
  • Für die Lüftung, die konstant durchläuft u. mehrere Häuser voll an Luftmasse jeden Tag durchzieht haben wir - auch als Maßnahme gegen die dadurch verursachte trockene Luft mit <25% Luftfeuchtigkeit trotz Duschen+Baden+Kochen+Wäsche - den Synchronbetrieb aktiviert, wo die Lüftung nur bei Heizbetrieb auf der Normalstufe (war 50%, ist hier auf 55%) läuft und sonst auf Stufe 2 geht (hier auf das Minimum 20% gestellt). Somit wird für die gezogene Luft im Austausch auch immer geheizt bzw. BW erwärmt. Allerdings sollte das gut überlegt sein. Die Empfehlung für Luftqualität ist nunmal das tägliche vielfache Durchlüften des gesamten Hauses. Aber in meinen Augen ist das auch abh. von der Anzahl der Bewohner.
Mit den Maßnahmen ging die Arbeitszahl (bzw. Cop) - nur geschätzt wg. Wärmemengenberechnung der Anlage - von ca. 2 auf ca. 4 hoch. Die Heiz/WW-Kosten im letzten Februar betrugen dann 92€ für ein 146 m² KfW 70 Doppelhaushälfte.
 
Zuletzt aktualisiert 25.04.2024
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