NIBE F730 Wärmepumpe Erfahrungen - KFW55 Haus

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Muck2019

Hi,
geheizt wird bei uns nur über die Fußbodenheizung. Eine Lüftungsheizung haben wir nicht. Den Handtuchtrockner zähle ich als Heizung nicht mit, da er eh nur minimal Wärme abgibt. Die Heizung läuft bei unserem eigenem Haus seit 02/2019. Bis 06/2019 lief sie auf Maximalleistung auch mit Heizstab über Baustrom zum Trocknen. In der Zeit habe ich auch verschiedene Tests gefahren und die Einstellungen komplettiert. Bei drei weiteren beinahe identischen Häusern mit der F750 liegt der Gesamtjahresstrombedarf des Heizungssystems bei 4.000-4.500kWh (über drei Jahre gemessen). Die Heizungen sind gut eingestellt, haben aber noch Optimierungspotential. Ich habe zwar die Erfahrungsdaten dieser Häuser, konnte mich dort aber nicht so in den Einstellungen entfalten wie in dem von uns bewohnten Haus. Aus diesem Grund bleibe ich lieber bei unserem Haus mit Erfahrungsberichten.

Bei uns ist der Heizstab für WW deaktiviert und für die Heizung darf er nur bei -1.000 Gradminuten langsam sich zuschalten. Wir haben teilweise recht viel Besuch mit einem hohen Wasserverbrauch, welches die Gradminuten schrumpfen lässt. Der Wassertank der F750 ist recht klein, daher haben wir auch 50°C am unteren Kessel eingestellt. Oben am Kessel sind es ca. 53°C. Wie gesagt schafft die Wärmepumpe ohne Heizstab die 64°C maximal. Aber für alles über 37°C muss man Zeit mitbringen. Den Kessel einmal komplett abgekühlt auf unten 15°C und oben gut 30°C bedeutet bei ca. 50Hz (ca. 45% Leistung) ca. 90-120min Arbeit der Wärmepumpe (Ich lass die Wärmepumpe erst bei -600Gradminuten auf höhere Leistungen gehen). Hier habe ich die Gewichtung 90min WW und 30min Fußbodenheizung eingestellt. Bis 37°C geht es recht schnell und dann dauert es eben. Bei Wärmepumpe generell sollte man sich an den Gedanken gewöhnen, dass das WW meistens kälter ist, als z.B. bei Gasthermen. Die meisten Wärmepumpe haben WW-Temp. von ca. 45°C-55°C. 60°C und auffährst ist unüblich und wird aus meiner Sicht auch nicht benötigt. Um Bakterien abzutöten wurde auch schon wissenschaftlich bestätigt, dass selbst dort 70°C nicht ausreichen und diese dann auch an allen Stellen des Wassersystems hinkommen müssen und nicht nur im Tank.
Vom Gesamtverbrauch entfallen ca. 25% bei uns auf WW-Erzeugung. Da es nur 25% für WW sind, fallen dort die hohen Temp. im Verbrauch nicht so stark auf. Sollte aber die Heizung des Hausen eine Vorlauftemperatur von über 35°C benötigen bei einer typisch deutschen Außentemp von +5 bis -5°C, ist das Haus zu schlecht gedämmt für diese Heizung aus meiner persönlichen Sicht. Wir nutzen Heizkurve 3 mit Korrektur +2 und müssen die Zimmer mittels Thermostat "drosseln". Wir heizen nicht über den Abgleich, da dieser uns zu ungenau und anfällig ist. Theoretisch könnten wir die Vorlauftemperatur. noch weiter Reduzieren um unsere 22°C in den Zimmern zu halten, wir wollen aber in den Bädern unsere 24°C haben und eine schnellere Reaktionszeit. Dadurch haben wir den von 4Iphaone angesprochenen Tag/Nacht Effekt nicht so stark. Ohne Sonnenschein schwankt unsere Raumtemp um ca. 0,3°C. Mit Sonne dank unserer großen Südfenster spart uns ein Sonnentag gefühlte zwei Tage heizen .
Einen genauen Jahresverbrauch für unser eigenes Haus kann ich euch leider noch nicht geben. Laut Wärmeberechnung werden wir 11.500kWh Wärmemenge inkl. WW benötigen, entsprechen einem Stromverbrauch von 3.285kWh mit unserem Cop von 3,5...plus Lüftungsverbrauch im Sommer. Die Lüftungsreduzierung bei inaktiver Wärmepumpe haben wir ebenfalls eingestellt. Derzeit liegt die Heizung in allen Werten besser als angegeben und vorher berechnet (Verbrauch/Außentemp etc. beinhaltet). Um die Kosten mach ich mir recht wenig Gedanken, da wir nur HT 0,2EUR/kWh und NT 0,18EUR/kWh zahlen. Zudem haben wir eine 7,5kWp 100%-Süd-Photovoltaik-Anlage. Unsere Jahreskosten beim Strom komplett mit Haus, Heizung und Photovoltaik werden demnach bei ca. 500EUR Brutto liegen. Demnächst kommt noch ein Solarcarport mit 2,5kWp hinzu um speziell in den Wintermonaten noch unabhängiger zu werden.

@4lpha0ne: Ich bin schon sehr auf deine weiteren Einstellungen gespannt. Den Cop von 4,0 würde ich natürlich auch gerne erreichen . Derzeit ist unser Haus noch recht feucht, aber ob dies den Cop allein um 0,5 verändert kann ich mir nicht vorstellen.
 
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Mirawe

Hallo zusammen,

vielen Dank für diese Infos, die Details finde ich sehr hilfreich, um die eigene Optimierung in Angriff zu nehmen.
Wir wohnen jetzt seit 4 Wochen in der Doppelhaushälfte und kommen bisher auf einen Verbrauch von 350 kWh für 100m².

Als kompletter Neueinsteiger habe ich aber ein paar grundsätzliche Fragen:
  • Woher holt Ihr Euch die konkreten Infos bzgl. Wärmemenge, etc? Ist das alles nur online verfügbar, oder kann man das an der Anlage selber einsehen? Beim Temperaturprotokoll hätte ich bspw. gerne eine tägliche Auswertung, keine wöchentliche.
  • Wie bringe ich die NIBE online? Es soll ja einen LAN-Anschluss geben, aber den habe ich bisher nicht gefunden. Eine Einweisung durch einen Techniker gab es bisher noch nicht, soll aber noch kommen.
  • Wie wird der Cop berechnet?
  • Wo sieht man, wie oft die NIBE enteist und wie kann man das steuern?
  • @Alpha: Du sagst, die Heizung im Haus sollte richtig eingestellt sein. Gemäß dem Hamdbuch zur NIBE habe ich sämtliche Heizungsregler auf Maximum gestellt und lediglich die Schlafräume etwas niedriger eingestellt. So konnte ich die Korrektur von +2 immerhin auf +1 runterregeln, sodass wir immer noch 20-21 Grad in de Wohnbereichen haben. Ist das dann so korrekt?
  • @Muck: Du sagst, man müsste überhaupt nicht lüften.. Wir haben in unserer Wohnküche nach einer ordentlichen "Kochorgie" teils 80% Luftfeuchtigkeit. Gilt das trotzdem noch? Zudem haben wir von unserem Vermieter eine nette Lektüre über das richtige Lüften erhalten, da dies gerade im Neubau wg Schimmelbildung immens wichtig ist.
Danke für Eure Unterstützung!
 
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Muck2019

HI Mirawe,
zu deinen Fragen:
1. Die erzeugte Wärmemenge wird bei mir am Display auf S.11 und bei Uplink angezeigt und aufgeschlüsselt nach WW nur heizen ohne Heizstab, mit Heizstab, WW nur Brauchwasser ohne Heizstab und als vierten Wert Warmwasser mit Heizstab. Ich würde hier von einer Genauigkeit von +-5% ausgehen. Üblicherweise ist bei Verrechnungen die Fehlertoleranz +-0,2% und bei Anzeigen +-1% heutzutage Standard.
2. Hinten oben rechts ist bei mir der LAN-Anschluss. Wie die Anlage online registriert wird, ist bei Nibe online gut beschrieben. Bei Anlagen vor 2013, meine ich, gab es noch keinen LAN-Anschluss.
3. Cop=Wärmemenge in kWh (Wärmengenzähler)/elektrische Energie in kWh (Stromzähler). Da bei mir Lüftung und F750 + Steuerung über einem Zähler laufen, kann ich die Pumpe allein nicht betrachten beim Cop, sondern immer nur mit der Lüftung zusammen. Dadurch kann ich im Sommer auch mal einen Cop unter 0 haben.
4. Es gibt zwei Möglichkeiten die Anzahl der Enteisungen einzusehen: Erstens anhand der Anzahl der Starts des Verdichters (wird dort angezeigt, wo auch der WW-Zähl ist) und zweitens über Uplink. Bei Uplink in der gratis Version kannst du dir einige Verläufe für die letzten 24h, oder letzten 7Tage oder letzten 3 Monate anzeigen lassen. Dort gibt es auch die Verläufe für die Fortluft. Sobald die Fortluft in einem Peak von -xx°C auf +ca. 5°C steigt, ist dies ein Enteisungsvorgang. Bei hoher Leistung sind bei der F750 eine Enteisung pro Stunge durchaus normal. Bei mir dauert eine Enteisung zw. 3-5min.
5. Auch wenn du Alpha angeschrieben hast, gebe ich auch mal meinem Senf dazu . Je niedriger du die Vorlauftemperatur bekommst und diese dir dauernd ausreicht, desto sparsamer wird die F750 laufen. Wir haben Kurve 4 bei +1 mit 220m^3/h und steuern über Thermostate. Eine Steuerung ohne Thermostate, rein über einem Abgleich ist effizienter, aber passt nicht zu unserem Wohnverhalten.
6. Beim Kochen nutzen wir unsere Dunstabzugshaube nach Draußen. Jedoch nicht wegen der Feuchtigkeit sondern wegen dem Fett und der Öle im Dampf...diese würden nur die Filter verkleben oder sogar vlt. doch irgendwie zur Heizung kommen. Stell dir einfach ein paar Hygrometer in die Zimmer und beobachte die Luftfeuchtigkeit. Wir haben im Schnitt 30-50%, was für manche sogar schon zu niedrig ist. Für Schimmelbildung ist alles ab 60% kritisch und Wände an denen gar keine Luft ran kommt...besonders bei Neubauten. Nach einem intensiven Bad haben wir ca. 65% im Bad. Nach ca. 2h nur noch 50%.

Vlt. noch eine Anmerkung zur Max. Verdichterleistung: Diese liegt bei 120Hz, wird aber von der Nibe gedrosselt, sobald die Ablufttemp. zu kalt wird. Bei ca. -15°C bis -20°C ist Schluss, da sonst Frostschäden entstehen können. Wenn ihr also diese Temp. bei ca. 90Hz bereits erreicht, setzt die Nibe die Max. zulässige Verdichterfrequenz auf 90Hz.
Deine 350kWh in den letzten 4 Wochen sehen für mich ok aus. Bedenke immer, jede Änderung an der Nibe kosten dich "Änderungsgebühren" in Form von mehr kWh für ca. 2-3 Tage. Die Nibe ist träge und muss sich immer erst anpassen. Anpassungen kosten meistens für diese Anpasszeit mehr Energie.
 
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4lpha0ne

Hallo Mirawe und Muck,

ich finde es sogar gut, wenn hier noch mehr ihre Erfahrung einbringen. Wir können alle nur voneinander lernen.
Woher holt Ihr Euch die konkreten Infos bzgl. Wärmemenge, etc? Ist das alles nur online verfügbar, oder kann man das an der Anlage selber einsehen? Beim Temperaturprotokoll hätte ich bspw. gerne eine tägliche Auswertung, keine wöchentliche.
Ich nutze da insgesamt 3 Wege. Der erste und einfachste ist, einfach einen USB-Stick anzustecken und die Daten mitzuloggen. Das steht auch im Handbuch. Man muss evtl. probieren, da je nach Stick-Größe u. Inhalt die F730 schon mal Mist baut. Z. B. schrieb sie auf einen Stick zwar Dateien, aber es war nur Datenmüll darin. Aber das ist zum Glück die Ausnahme. Es werden dann CSV-Dateien für jeden Tag geschrieben. Den Takt kann man im neu erschienenen USB-Menüpunkt unter Protokollierung einstellen - und die Protokollierung da auch aktivieren. Welche Werte geschrieben werden, lässt sich über eine Datei auf dem Stick beeinflussen (werde ich mal am WE bereitstellen). Bei der Auswertung kann schon Excel oder OpenOffice Calc etc. ausreichen. Ich nehme dafür Python-Scripte. Dazu kann man sich ja auch noch mal austauschen.

Ein anderer Menüpunkt erlaubt Laden und Speichern der Settings.

Der zweite Weg ist NIBE Uplink. Da habe ich die Fernsteuerung als Premium gekauft, aber nicht den umfangreichen Datenexport. Denn ich sah bei anderen Eigentümern die exportierten Daten und war enttäuscht über die schlechte Qualität.

Der dritte Weg ist über ein Python-Script aus dem Netz (github-Link müsste ich zu Hause mal heraussuchen, bin auf Tagung) möglich, wo jemand die private Schnittstelle von NIBE Uplink analysiert hat und da die Daten genauer als über den offiziellen Uplink erhält. Das lasse ich z.B. alle 30s die Daten herausschreiben.

Zur Enteisung:
Die Enteisung hängt von vielem ab. Es gibt v.a. schwedische Foren mit vielen Infos. Aber der letzte Winter ist schon etwas her, so dass ich nicht mehr alles im Kopf habe. Aber Luftfeuchtigkeit u. Fortlufttemperatur spielen da schon eine Rolle. Und wenn der Kompressor in höheren Frequenzbereichen läuft (also weit über 20 Hz) erreicht er auch eine stärkere Abkühlung und damit Wasserkondensation. Das Wasser friert dann bei -15°C Fortluft eher mal an. Aber so direkt steuern kann man das leider nicht, nur indirekt beeinflussen.

Zur Einstellung:
Ich hatte mir dazu mal YouTube-Videos von einem etwas speziellen Heizungsinstallateur und auch von anderen angeschaut. Demnach muss vor allem der Durchfluss an den Ventilen in den Heizkreisverteilerkästen gut eingestellt werden. Das war bei uns nicht so perfekt. Wir, ein Reihenhausbesitzer hier und andere haben v. a. ein recht kühles Kinderzimmer 1 gehabt, was 2 Außenwände hat und auch eine Lüftungsöffnung. Der Reihenhausbesitzer hat in diesen Fällen kurzerhand die Ventile in den kästen voll aufgedreht (Stellmotor abgezogen und dann geschraubt). Apropos Stellmotor. Da haben wir welche von Danfoss. Da hingen nach Einzug immer noch die roten Montageklemmen dran, die das Ventil dauerhaft auf halten, egal, was der Motor zu stellen versucht. Da hatten die frischen Gesellen etwas übersehen und meinten später sogar, das das so OK sei.

Das NIBE-Handbuch beschreibt diesen anderen Vorgang, wo man die Maximaltemperatur einstellt. Da hast du, Mirawe, das auch so gemacht, wie es uns erklärt wurde. Dann haben die Handwerker das Verfahren von NIBE. Wenn dann auch nur noch +1 da steht, ist die Heizkurve scheinbar gut eingestellt (natürlich ist noch abzuwarten, was bei anderen Temperaturen herauskommt).

Die Luftfeuchtigkeit in der Küche ist ja schon ordentlich. Geht der Wert nach dem Kochen auch schnell wieder runter? Und wo wird die Luft abgesaugt? So hohe Werte kenne ich gar nicht. Aber ich hatte das Hygrometer auch noch nicht so direkt in der Küche. Und wir haben im EG drei (!) Abzüge in Küche, kl. Bad und HA-Raum, während nur ein Lufteinlass vorhanden ist. Im 1. OG dagegen ist ein Abzug im Bad, dafür 3 Einlässe in den 3 Zimmern. Da gleicht die offene Treppe sicher auch aus. Im DG sind es jeweils einer.

Für die aktuelle Zeit werde ich noch die Werte zusammenstellen. Es ist in den letzten Wochen recht knapp mit Freizeit. Daher ist es eben gut, wenn sich hier mehrere einbringen .
 
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Muck2019

4Ipha,
könntest du uns auch deinen eingestellten Volumenstrom mitteilen und Heißflächengröße? Wir haben derzeit 5 Abzüge (1xKeller+2xEG+1xOG+1xDG) und 7 EInlässen. Aufgrund der diffuseren Einlassströmungen sollten wir erst bei einem größeren Volumenstrom Zugerscheinungen haben. Derzeit bin ich dabei, im Keller eine zusätzliche Zuluftöffnung mit Abzug zu installieren: Ich will unseren Vorratskeller kälter haben. Dort haben wir derzeit ca. 21°C. Mit dieser neuen Öffnung und Abzug wird der Kellerraum auf ca. +7°C zur Außentemp abkühlen und die Nibe benötigt weniger Luft aus den Wohnräumen...theoretisch sollte dies den Cop zwar senken, aber auch den Gesamtverbrauch.
 
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4lpha0ne

Hallo Muck,
bei den vorgeschlagenen 50% haben wir ca. 150-160 m³/h für ca. 146 m² Wohnfläche. Ein anderer Heizungsinstallateur mit mehr Nibe-Erfahrung meinte dazu zu einem Nachbarn (gleiches Bauprojekt), dass das eher zu viel wäre.
Die Einzelwerte kann ich noch nachreichen.
Das klingt bei dir nach starkem Kellerluftstrom. Da der nicht so warm daherkommt (wie z.B. aus Wohnraum mit viel Wasseraufnahmekapazität) könnte die Anlage sogar seltener enteisen müssen.
 
Zuletzt aktualisiert 24.04.2024
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