Autarkes Passivhaus in Raten, Tipps

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A

Autarkie

Hallo Zusammen,
nachstehend das Konzept unseres Wohnhauses in Sachen Energieeinsparung und dem Wunsch nach Autarkie. Baubeginn ist Frühjahr 2014, die Planung ist soweit fertig. Über Anregungen, Beurteilungen und Anmerkungen würden wir uns sehr freuen.

Konzept Autarkes Passivhaus in Raten:Es soll/wird ein Passivhaus mit dem nach PHPP geforderten Werten, also liegt das geplante Gebäude bei rund 15 kWh/m2/a Endenergiebedarf. Die Heizlast pro Qm liegt bei den geforderten 10 W/m2.
Baukörper ist 10x11m, fast Zweigeschossig mit 2m Kniestock. Alles in allem sind das rund 135 m2 Wohnfläche, die beheizt werden.
Nachfolgend die Passiv-Komponenten die direkt beim Bau ausgeführt werden:
Bodenplatte wird unterseitig lastabtragend mit Schaumglas gedämmt (Ein System aus Platten und Randabstellern von Foam-Glas, als kein Schaumglasschotter). Darüber kommt auch kein Estrich mit Dämmung da der Beton direkt geschliffen und später gewachst wird.
Die Erdgeschossdecke wird auch als Betondecke ausgeführt, oberseitig eine sehr dünne Korkauflage zur Trittschalldämmung und dann der Estrich, der ebenfalls geschliffen und gewachst wird
Wandbaustoff wird einer der neuen Dämmziegel mit Lambda 0,07 und 49cm Mauerwerksstärke, alle Wärmebrücken sind nachgewiesen und entsprechend ausgeführt.
Die Fenster und Türen liegen mit dreifach-Verglasung knapp unter den geforderten Uf bzw. Ud Werten von 0,8. Mein Traum wären Aluminium-Fenster mit innenliegendem Sonnenschutz (z.b. von Schüco) da ich hier noch auf Preise warte könnten es auch Holz-Aluminium-Fenster werden.
Das Dach wird als Systemdach mit TGI-Trägern fertig geliefert, U-Wert 0,1. Die Ausrichtung habe ich als OST-West vorgesehen mit 15 Grad Dachneigung.
Zu dem gibt es auf dem Grundstück dann noch einen großen Carport mit 2 Stellplätzen und einem Abstellraum.
Blower Door Test wird zur Kontrolle der Luftdichtheit durchgeführt.
Noch ein paar Hinweise, die bei meiner Auslegung bzw. Planung eine Rolle gespielt haben: Low Technik die einfach nur funktioniert und ich halte nichts von einer Beheizung des Hauses ausschließlich über die Zuluft mit all den negativen Begleiteigenschaften wie trockene Luft, hohe Luftwechselraten, gleiches Temperaturniveu usw. Und sollte ich mal im 25 Grad im Wohnzimmer und 15 Grad im Schlafzimmer haben wollen, dann muss das auch gehen.


Und dann bleibt da noch die Aktive - Haustechnik bei der ich einen Ausbau in Raten bis hin zur Autarkie des Hauses plane. Warum auf Raten: 1. hat mir die Bank natürlich ein Limit gesetzt, das ich auch gedenke einzuhalten. 2. Die jährlichen Energiekosten sind für ein Passivhauses unabhängig von der Haustechnik nicht wirklich hoch. 3 Ich habe einfach Spaß daran mir ein autarkes Haus für den Rest meines Lebens zu bauen!!!


Aktive Haustechnik die ich direkt beim Bau mit ausführen werde:


Betonkernaktivierung: Die Bodenplatte und die Geschossdecke erhalten die für eine Betonkernaktivierung erforderlichen Kunststoffverrohrung mit 5 Heizkreisen.
Hierfür liegen die Kosten ca. bei 3000,- Euro. Sicher ist das System träge, aber ich kann mit kleinen Einschränkungen zoniert heizen (z.B. im Schlafzimmer überhaupt nicht, Bad dafür mehr usw.). Bin durch die sehr niedrigen Vorlauftemperaturen komplett Systemoffen (Wärmepumpe; Solarthermie; Brennwerttechnik usw.) , und habe bei einer Temperaturspreizung von 3 Grad einen Wärmespeicher (44qm3 Beton) von rund 75 kWh, was umgerechnet auf einen Wasserspeicher (Temperaturspreizung 80 Grad) rund 1250 Liter bedeuten würde.


Lüftungsanlage: Die für die Lüftungsanlage benötigten Lüftungsrohre / die Ventile für die Räume/ Wandeinlass- bzw. Auslassöffnung nach draußen werden direkt in der Bauphase mit eingebaut. Hier liegen die Kosten ca. bei 3000,- Euro. Betrieben wird die Lüftungsanlage am Anfang nur als Zuluft/Abluft-Anlage mit zwei kleine Rohrventilatoren.
Das reine Lüftungsgerät mit Wärmerückgewinnung kommt später, es ist mir natürlich bewusst das durch die fehlende Wärmerückgewinnung mein Endenergiebedarf auf ca. 20 kWh/m2/a steigen könnte (lt. PHPP). Im Haus selbst wohnen aber nur 2 Personen, die in der Woche lange und viel Arbeiten und die Raumaufteilung ist sehr offen gehalten, so das der reine Lüftungsbetrieb schon sehr sparsam gehalten werden kann.
Für die Vorwärmung der Luft ist ein Sole/Luft-Erdkollektor vorgesehen, es wird aber in der Bauphase nur das Kollektorrohr in der Baugrube des Carports verlegt und in den Hauswirtschaftsraum eingeführt.Hier liegen die Kosten ca. bei 1500,- Euro.
Später wird mich das Lüftungsgerät in guter Qualität ca. 4000,- Euro und die Einbindung des Solekollektors zur Vorwärmung der Frischluft ca. 1750,- Euro kosten.
Solarthermie-Anlage: Auf der nach Süden stehenden Rückwand des Carports soll eine 12 qm Solarthermie-Anlage gebaut werden (Fassadenanlage). Hier legen wir in der Bauphase nur das Anschlussrohr von der Rückwand bis in den Hauswirtschaftsraum und haben am Carport vorab für die entsprechenden Befestigungsmöglichkeiten der Kollektoren gesorgt (variabel, falls die geplanten Kollektoren nicht mehr lieferbar).
Hier liegen die Kosten ca. bei 1250,- Euro.
Den solaren Ertrag der Kollektoren, könnte ich später auch direkt in die Betonkernaktivierung schicken, da brauch ich dann noch nicht mal einen Speicher. Zusätzlich ist dann noch die Brauchwassererwärmung mit einem 1000 Liter Pufferspeicher mit Frischwasserstation als Option für den Weg zum Autarken Passivhaus geplant (ebenfalls ein weiterer Energiespeicher für rund 70kWh). Später wird mich die Kollektoranlage mit Speicher und Einbindung rund 8500, - Euro kosten.
Photovoltaik-Anlage: Wir werden was die Leistung der Photovoltaik-Anlage angeht alles geben. Das hat 2 Gründe: Die Bank sagt ja zur Photovoltaik-Anlage egal welcher Größe da die Anlage sich durch die gesetzlich garantierte Einspeisevergütung selbst trägt ( Es bleibt nichts übrig wie vor 2 bis 3 Jahren, aber die Anlage verhält sich kostenneutral ). Der zweite Grund ist die Wertigkeit der gewonnen Energie in Form von Strom, hiermit kann ich Heizen, Geräte betreiben, Licht usw.) Es werden 30 kWp auf dem Einfamilienhaus aufgebaut. Wie das geht: Sunpower Hochleistungsmodule (345 Wärmepumpe auf 1,5 qm) auf angepasster Dachfläche des Hauses, auf der passend zugeschnitten Dachfläche des Carports und auf der nach Süden zeigenden Fassadenfläche des Carport bzw. Hauses. Es wären sogar noch 15 kWp mehr möglich in Form eines Zaunes, das ist aber noch nicht mal als Option geplant. Bei 30 kWp erzeuge ich selbst in den Winter und Heizmonaten noch rund 4500 kWh Energie, und da ja ein Teil an der Fassade hängt, liegt auch kein Schnee drauf. Auf dem Weg zur Autarkie ist dann der Akkuspeicher geplant, zur Zeit wären die Kosten für 8 kWh Nutzbare Speicherkapazität ca. 7000 Euro ohne Abzug der Förderung.
Erdwärmenutzung: Da das Grundstück teilweise aufgefüllt werden muss wird auf recht kostengünstige Art ein Erdkollektor von rund 280 qm2 verlegt. Die Kosten für die Rohre, die Verlegung, die Erdarbeiten, den Anschluss bis zum Hauswirtschaftsraum sind mit 3000 Euro veranschlagt. Der Flächenkollektor soll später für eine Wärmepumpe genutzt werden, auch eine Kühlung der Betonkernaktivierung ist angesagt. Die Wärmepumpe selbst kommt dann wieder erst im Zuge des Autarkie-Wunsches später, und bietet sich ja aufgrund der hohen Überschüsse der Photovoltaik-Anlage auch im Winter an. Die Kosten für die Wärmepumpe liegen dann bei etwa 4500,- Euro.


Heizung: Hier wird direkt in der Bauphase eine GasbrennwertTherme eingebaut, eine Abgasführung kann in Absprache mit dem Bezirksschornsteinfeger kostengünstig direkt durch die Wand des Hauswirtschaftsraum nach draußen erfolgen, ohne eine aufwendige Schornsteinanlage. Die Therme wird mit Flüssiggas betrieben, das aus 33 Liter Flaschen kommt. Zur Autarkie kommt ein Flüssiggas Erdtank mit 6000 Litern dazu als Langzeit-Energiespeicher. Die Gasleitung vom geplanten Speicherstandort in den Hauswirtschaftsraum wird direkt mit gelegt. Kosten komplett ca 650 Euro. Die späteren Kosten für den Erdtank liegen bei 5000 Euro.


Brauchwassererwärmung: Da nur 2 Personen und große Photovoltaik-Anlage wird im ersten Step ein elektrischer Durchlauferhitzer eingebaut. Einer reicht, da alle Räume mit Wasserversorgung direkt neben oder übereinander liegen und unserer Meinung nach bei max 3 m Leitungslänge keine Zirkulation des Brauchwassers von Nöten ist. Später kommt dann der 1000 Liter Brauchwasserspeicher mit Frischwasser zum Tragen, der dann wahlweise mit Solarenergie, Wärmepumpe oder Brennwerttherme geheizt wird.


Stromverbrauch: Zur Zeit liegt unser Verbrauch bei 2300 kWh im Jahr für die normalen Stromverbraucher (keine Warmwasser-Bereitung usw.). Bei unserem Einzug werden alle Elektrogeräte neu angeschafft (z.Zt. Mietküche und Mitbenutzung) und mind. den A+++ Standards entsprechen, die Waschmaschine und der Geschirrspüler bekommen einen Warmwasser-Anschluss, die Beleuchtung besteht nur aus LED-Leuchten. Damit sollten wir auf unter 1500kWh Verbrauch kommen, ohne Einschränkungen.


Nachtrag: Durch den späteren Einbau der Wärmerückgewinnung werden wir natürlich im Anfangsenergieverbrauch steigen, auch die Brauchwassererwärmung mit dem Durchlauferhitzer ist nicht gerade förderlich für geringe Energiekosten. Flüssiggas in Flaschen kostet rund 40 Prozent mehr wie normal, und bedeutet einen zusätzlichen Aufwand. Wichtig ist vor allen Dingen im ersten Bauabschnitt die Einhaltung der Kosten, die Einhaltung des Effizienzhaus 55 Standards wegen der Fördermöglichkeiten (dank übergroßer Photovoltaik-Anlage kein Problem) und die Möglichkeit zur Autarkie durch Erweiterung der Anlagentechnik.
Ausgaben für die Vorbereitung der Autarkie: Zuluftvorerwärmung mit Sole 1500 Euro, Erdkolllektor 3000 Euro, Solarthermieleitung 1250 Euro. Also gesamt in Summe 5750 Euro Mehrkosten bei den Baukosten die ich direkt mit finanzieren muss.
Für die Erweiterungen fallen an:
Solarthermie 8500 Euro, Lüftungsgerät mit Wärmerückgewinnung 4000 Euro, Zuluferwärmung über Erdreichwärmetauscher 1750 Euro, Sole-Wasser Wärmepumpe 4500 Euro, Akku Strom Speicher 7000 Euro, Erdtank Gas 5000 Euro. Es verschieben sich rund 30750 Euro Investition in die nächsten Jahre.
Aufgrund des Nutzerverhaltens rechne ich mit rund 2500 kWh/a Anfangsverbrauch für die Heizung (5-6 33kg Gasflaschen) für ca 375 Euro/a.
Für Strom und Warmwasser -Bereitung kommen an Anfang noch mal ca. 2000 kWh/a dazu (Photovoltaik-Strom im Eigenverbrauch schon abgezogen.) was ca. 600 Euro/a bedeutet.
Warum Gasheizung: Günstiges Investment am Anfang, und es ist die einzige Energieform die ich über 20 -25 Jahre speichern kann. Es soll mit Gas gekocht werden, eventuell ist auch noch eine Gaskaminofen für das Flammenspiel angedacht, ohne die Arbeit oder den Schmutz wie bei der Holzfeuerung. Mit dem vollen Erdtank kann der Energieverbrauch 15 Jahre gedeckt werden, ohne zukaufen zu müssen. Wenn die gesamte Haustechnik eingebaut wird sollte der Energieverbrauch des ganzen Hauses 1000 kWh nicht mehr überschreiten und der volle Erdtank für 35 Jahre den Energie-Einkauf überflüssig machen.
Die Reihenfolge der Anlagenerweiterung (diese erfolgt im 2 Jahresrythmus, da beruflich Profisionzahlungen erfolgen und Steuerliche Abschreibungen dazukommen: 1 Step wird die Wärmepumpe sein (es gibt ein Hybridsystem von Vaillant mit Wärmepumpe und Brennwerttherme das die Aufgabenstellung zur Zeit super erfüllen würde). 2 Step Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung und Einbindung der Zulufterwärmung durch den Solekollektor. 3. Solarthermie-Anlage mit 1000 Liter Speicher. 4 Step wird dann der Akkuspeicher sein, wobei Step 3 u. 4 auch getauscht werden könnten.
Alles in allem wird der Neubau erst mal ein sehr sehr gut gedämmtes Niedrigenergiehaus mit preiswertester Haustechnik, die dann Zug um Zug sehr einfach zu erweitern ist. Der Aufwand für die Steps sollte meist im Bereich von 2 Arbeitstagen liegen, da ja alles schon vorbereitet ist. Natürlich wird das Haus nicht komplett autark sein, aber mit dem Erdtank und der Gasmenge sind es immerhin rund 30 Jahre und das ist eine lange Zeit.
 
Zuletzt aktualisiert 25.04.2024
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