Braucht man unbedingt einen Architekten?

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G

GerdBuchholz

Hallo!

Wir wollen im Frühjahr ein Einfamilienhaus bauen und haben uns unseren Grundriss schon mit einem Grafik-Programm selbst gezeichnet.
Brauchen wir nun unbedingt einen Architekten, der unseren Grundriss technisch korrekt umzeichnet? - Oder reicht ein technischer Zeichner und Statiker?

Ich habe gehört, daß ein bauvorlageberechtigter Bauingenieur auch ausreicht.

Wenn ja, wie unterscheidet sich das preislich (ungefähr)?

Und gibt es andere Gründe warum man unbedingt einen Architekten beauftragen sollte (z.B. Bauleitung, Gewährleistung)?

Hat da jemand Erfahrungen?

Viele Grüße, Gerd
 
Y

ypg

Ein Stempel-Aufdrücker wird wohl behördlich ausreichen, dennoch brauchts - glaube ich - eine Bauleitung während des Baus, also am besten ein Architekt. Das ist aber - glaube ich - länderabhängig... eventuell/wahrscheinlich kann Dir Bauexperte hier mehr dazu schreiben. Bauexperte glaubt nicht, wie ich, sondern weiß das!

Dennoch: Ich würde mir zwar auch zutrauen, einen Vorentwurf zu fertigen (hab ich auch), aber würde auf jeden Fall einen Architekt nehmen, der das ganze mit fachmännischen Auge und Wissen potenziert und optimiert. Auch wenn man meint, man wüsste, wie man wohnen möchte, schleichen sich a) viel zu viele Grundfehler ein, b) ein Architekt kann auf mehr Möglichkeiten zurückgreifen, wie dieses oder welches umzusetzen ist. Wir Laien bewegen uns in einem Feld, welches durch Nichtwissen geprägt ist. Manche Laien wissen wohl, dass es für bestimmte Spannungen Träger braucht, man kann auch googeln, wie viel Fläche Fenster ein Raum benötigt, aber so vieles wissen wir nicht (Kostensenkungen durch Optimierungen, Abfluss/Abwassergeschichten, DINs und was weiß ich). Da kannst Du für Dich noch so einen "tollen" Grundriss mit Grafikprogramm zeichnen, dennoch Klappt es dann nicht mehr mit einer optimierten Heizungs- und Abwasseranlage bzw. Lüftungseinbau... einem Zeichner ist wohl mehr zuzutrauen als einem Laien, aber wenn man den für ein paar Euros für einen Ausführungsplan bezahlt, warum sollte er Euch darauf hinweisen, dass die Räume oder - ganz konkret: die Treppe - nicht so funktioniert, wie Ihr es Euch gedacht habt?! Und dann steht Ihr im Rohbau und müsst kostspielige Veränderungen bezahlen oder teure Sonderausstattungen nehmen...
 
Y

ypg

Sonst stell doch den Entwurf mal ein... in diesem Forum können offensichtliche Funktions-Fehler auch von belesenden Laien schnell erkannt werden. Technisch mangelnde Funktion leider nicht so... zu wenig Architekten hier (außer Bauexperte, aber Bauexperte hält sich aus solchen Diskussionen meist heraus)
 
1

1980Martin

Ein Architekt ist nicht notwendig, wir stellen jedes Jahr ein paar Häuser hin, und einen Architekten haben wir nicht, die Bauleitung übernehmen wir selbst. Wenn man sich allerdings nicht auskennt mit dem Baugewerbe ist ein Architekt wahrscheinlich ratsam. Allerdings sind die nicht billig. Es kann auch mit einem Architekten einiges schief laufen. Am besten eine Baufirma nehmen die einen guten Ruf hat und sich mit den Sachen auskennt. Ist aber nicht leicht eine zu finden.grußMartin
 
B

Bauexperte

Hallo,

wir stellen jedes Jahr ein paar Häuser hin, und einen Architekten haben wir nicht,
Wer ist "wir" und wer erarbeitet die Grundrisse bei Euch oder nur eine bestimmte Häuserserie?

die Bauleitung übernehmen wir selbst.
Das liest sich nett, welche Ausbildung steckt denn hinter der Bauleitung?

Wenn man sich allerdings nicht auskennt mit dem Baugewerbe ist ein Architekt wahrscheinlich ratsam. Allerdings sind die nicht billig.
Wer "billig" sucht, bekommt in aller Regel auch billig

Es kann auch mit einem Architekten einiges schief laufen.
Niemand kann über Wasser laufen .... jeder Architekt hat aber eine Versicherung für den worst case; ohne wird er nicht zugelassen, noch darf er arbeiten. Wie ist das bei euch?

Liebe Grüsse, Bauexperte
 
O

Orion

Hallo Gerd,

ganz unabhängig von formalen oder rechtlichen Sachen würde ich jedem dringend abraten, auf einen Architekten zu verzichten. Wir haben für unser Bauvorhaben einerseits einen Generalunternehmer und auf der anderen einen Architekten beauftragt. Ich muss sagen, der Architekt war aus folgenden Gründen notwendig:

1. Weil er natürlich schon tausende Pläne gezeichnet hat und nach 30 Jahren Berufserfahrung diesem Dinge auffallen, die mir nicht auffallen. Und bei einem Projekt, für das ich mich 30 Jahre lang verschulde, will ich keine unnötigen ärgerlichen Ecken (die hat man sowieso, aber nicht so viele). Hätten wir daran gedacht, die Räume so zu konzipieren, dass es sich notfalls auf einem Stock leben lässt? Hätten wir daran gedacht, den Dachvorsprung über der Haustüre zu vergrößern, weil diese nach Westen (Wetterseite) hin geht?

2. Weil uns unser Architekt genau sagen konnte, was in den Baubeschreibungen und Angeboten der Baufirmen nicht enthalten ist/noch fehlt. So haben wir zum Beispiel für die Erdarbeiten Angebote von rund 8.000 Euro bekommen. Unser Architekt hat diese sprichwörtlich zerrissen und dann erstnal eine vernünftige Leistungsbeschreibung verfasst. Hat dann am Ende das Doppelte gekostet aber wir wären den Firmen hier voll auf den Leim gegangen. Außerdem ist er mit uns den Bauvertrag durchgegangen und hat uns an Dutzenden Stellen auf schwammige Formulierungen hingewiesen. Beim abschließenden Vertragsgespräch war er mit dabei, wodurch diese Punkte konkret formuliert wurden.

3. Dazu: Bisher rund 2.000 Euro Ersparnis weil er nach "unsauberen/merkwürdigen" Rechnungen mit einer Kellebaufirma telefoniere und dies regelte.

4. Kostenschätzungen: Wir hätten niemals 10.000 Euro als Puffer für evtl. mögliches Zusatzkies, 2.500 Euro für Baustrom/Bauwasser und viele andere solcher Punkte einkalkuliert. Übrigens auch nicht die Bank, denn die freut sich bei einer Nachfinanzierung.

5. Schnittstellen: Wie genau wird die Treppe am Haus befestigt? Wo sind bauseits die Leitungen zu legen? Wie muss schon bei den ersten Erdarbeiten der Aushub gelagert werden, um später Arbeit und Kosten zu vermeiden? Und wie muss die Unterkonskruktion der Terrasse vorbereitet werden, damit diese später möglichst günstig gebaut werden kann und nicht mit der Isolierung des Hauses verbunden werden muss? Um diese und gefühlte Hundert andere Fragen hat er sich gekümmert.

6. Dazu: Erfahrung aus über 30 Jahren im Baugeschäft und ein unabhängiges Auge nach jedem relevanten Bauabschnitt.

Fazit: Der Architekt wird uns einige Tausend Euro kosten. Aber wir würden - obwohl bei uns alles gut läuft auf dem Bau - niemals an diesem Punkt sparen!
 
Zuletzt aktualisiert 29.03.2024
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