"Zweischaliges Außenmauerwerk", Wandverbau, Mauerwerk Porenbeton

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C

Christian1982

Hallo liebes Forum,

wie bereits im "Ich stelle mich mal vor" Thread angekündigt würde ich gerne mal eine Frage bzgl. der Außenmauern loswerden.

Mir liegt ein konkretes Hausbauangebot einer (meiner Meinung nach) recht großen bekannten Baufirma vor.
Ich bin mir nicht sicher ob es hier im Forum erlaubt ist Name zu nennen.
Sagen wir der Name beginnt mit einem "V" und es gibt doch den ein oder anderen Musterhauspark in Deutschland,

Mein Frage :
Die Firma hat in Ihrer Baubeschreibung den folgenden Wandaufbau beschrieben:
40,0 cm dicke Außenwand:
Innenschale aus 15,0 cm Porenbeton Mauerwerk(Wärmedämmfähigkeitswert 0,10 W/mK) + 12,0 cm Wärmedämmung aus besonders hochwertiger Kerndämmung (0,035 W/mK) + 1,5cm Fingerspalt + 11,5 cm Verblendung (keine Angabe bzgl. Wärmedämmfähigkeitswert)

Es gibt auch noch eine Variante (selber Preis) in der die Verblendung durch eine zweite Reihe Porenbeton Mauerwerk (11,5cm) + Putzvassade ersetzt wird.

Zum einen würde mich mal Eure Meinung zu dem Aufbau interessieren. Die Firma wirbt damit, dass der geschilderte Aufbau sehr langlebig und isolierend ist. Der Verkäufer meinte, dass durch dir Trennung von Putz/Verblendung von der Isolierung keine Feuchtigkeit in das Mauerwerk ziehen könnte.
Ist der oben beschrieben Aufbau also wirklich sinnvoll ?

Bei stöbern im Forum bin ich auf den folgenden Thread gestoßen : https://www.hausbau-forum.de/Dämmung-isolation/4234-einschaliges-mauerwerk-vs-zweischaliges-mit-wdvs.html

Dieser macht mich jetzt stutzig. Zugegeben, ich bin kein Experte. Wird dort über eine ähnliche "Problematik" gesprochen? Oder handelt es sich dort um eine Verputzung direkt auf der Isolierung ?

Evtl. können einige von Euch ja ein wenig Licht ins Dunkel bringen.

Vielen Dank im Voraus !

Gruß
Christian
 
C

Christian1982

Hallo Bauexperte,

vielen Dank für die ausführliche Antwort !

Du warst also in Kaarst beim roten Wettbewerber; früher oder später schaut jeder Bauherr einmal dort hinein :D
:cool:


Am meisten muß ich immer über den - aus meiner Sicht - genialen Schachzug mit dem roten Zelt lachen :D
Öhh, das steh ich auf dem Schlauch. Zelt ?

Man mag zu WDVS stehen, wie man mag (ich mag es gar nicht und muß mich doch damit arrangieren) - langfristig und im Zugriff auf die Energieeinsparverordnung 2012 wird man um sie nicht herumkommen. Selbst die geschätzten roten Kollegen - so die erst kürzlich getroffene Feststellung eines SV der Verbraucherzentrale Bergheim - haben Probleme bei Verblendmauerwerk und Kfw 55; ob es an der Dämmung liegt oder der Abluftwärmepumpe oder einer Kombination von beidem, darauf wollte er sich nicht festlegen. Mit dieser Problematik muß sich aber auch jeder andere massive Anbieter auseinandersetzen.
Ok, ich versuche mal zusammen zu fassen(wenn man das so schreibt??)
WDVS sind Dämmmaterialien die nicht von der Firma genutzt werden. Sie scheinen auch gewissen Nachteile zu haben. Trotzdem sollten sie verwendet werden, um die Energieeinsparverordnung 2012 zu erreichen. Stimmt das ?
Weiterhin schein die Firma, Probleme mit der Kombination Wärmepumpe und Verblendstein zu haben. Heißt dies im Umkehrschluss, dass die Isolierung mit zweiter Reihe Porenbeton + Putz besser ist ?

Viele Grüße
Christian !
 
B

Bauexperte

Hallo Christian,

Öhh, das steh ich auf dem Schlauch. Zelt ?
Ja, ein rotes Zelt - die Werbeaussage für interessierte Bauherren dahinter lautet: wir können wetterunabhängig bauen.

Ok, ich versuche mal zusammen zu fassen(wenn man das so schreibt??)
Diese dauernden Überlegungen erspare ich mir, ich bleibe konstant bei der Rechtschreibung, welche in meiner Schulzeit angesagt war. Das bedeutet natürlich im Umkehrschluss, daß ich ständig mit fehlerhafter Orthographie unterwegs bin ;)

WDVS sind Dämmmaterialien die nicht von der Firma genutzt werden.
Sie scheinen auch gewissen Nachteile zu haben. Trotzdem sollten sie verwendet werden, um die Energieeinsparverordnung 2012 zu erreichen. Stimmt das ?
WDVS heißt übersetzt "Wärmedämmverbundsystem"; ein langes Wort, deshalb kürze ich ab. Bei einer kompletten Außenwanddämmung wird oft ein WDVS oder WDV-System eingesetzt, um Heizkosten zu senken und den steigenden Anforderungen der Energieeinsparverordnung zu genügen. Im Sprachgebrauch finden sich auch Begriffe wie Thermohaut oder Vollwärmeschutz.

Für ein Wärmedämmverbundsystem stehen nur wenige Dämmstoffe am Markt zur Verfügung, da die Anforderungen sehr hoch sind. So eignen sich beispielsweise nachwachsende Dämmstoffe (bspw. mineralischer Dämmstoff.) nicht oder nur bedingt, da sie leichter brennbar sind und ein hohes Wasseraufnahmevermögen haben.

Tests haben ergeben, dass Polystyrol-Wärmedämmplatten neben giftigen Rauchgasen und einem gefährlichen Abtropfen im Brandfall an der Fassade auch eine brandbeschleunigende Wirkung haben können – besonders dann, wenn auf Brandsperren oder Brandriegel aus Mineralwolle verzichtet wird. Wichtig ist also eine fachgerechte Planung und Montage des Wärmedämmverbundsystems sowie ein Nachweis über die Verwendbarkeit durch eine allgemeine bauaufsichtliche Zulassung (AbZ). Diese AbZ wird ausschließlich vom Deutschen Institut für Bautechnik (DiBt) in Berlin vergeben.

Ein Wärmedämmverbundsystem anzubringen, ist keine Aufgabe für Hobby-Handwerker, da viele bauphysikalische Anforderungen, Anschlussdetails und ggf. auch statische Belange zu berücksichtigen sind.

Wärmedämmverbundsysteme werden üblicherweise von einem Hersteller angeboten. Dabei sind die Materialien aufeinander abgestimmt. Das Dämmmaterial, Dämmstoffplatten oder –lamellen, wird auf die Außenwand des Gebäudes aufgeklebt oder mit einem Schienensystem fixiert und mit einer Armierungsschicht versehen. Die Armierung besteht aus Armierungsmörtel (Unterputz), in dem ein Armierungsgewebe eingebettet ist. Der Außenputz bildet den Abschluss, er verhindert, dass Feuchtigkeit ins Mauerwerk dringt. Zusätzliches Dübeln ist bei einigen Systemen nur dann erforderlich, wenn der Untergrund nicht ausreichend trägt, zum Beispiel bei sandigem Altputz oder alten Beschichtungen.

Quelle: Energiewelt, meine HP

Weiterhin schein die Firma, Probleme mit der Kombination Wärmepumpe und Verblendstein zu haben.
Nicht mit Wärmepumpen im Allgemeinen, sondern mit der Kombination KFW 55 und der bislang verbauten Abluftwärmepumpe; das ist ein Unterschied! Abluftwärmepumpe kommen sinnvoller Weise nur in echten Passivhäusern (PH) zum Einsatz. Darunter ist in der Regel der Bauherr der Dumme, weil es sich dusselig an Stromkosten zahlt. Schau Dich mal auf dem HBF um und suche nach Beiträgen von €uro.

Heißt dies im Umkehrschluss, dass die Isolierung mit zweiter Reihe Porenbeton + Putz besser ist ?
Das ist wieder dieses "Jehova-Thema" - es gibt kein "gut" oder "schlecht" pro allgemeingültiger Aussage zum Außenwandaufbau; der eine bevorzugt Porenbeton, der nächste Poroton und wieder andere zweischalig oder Holzständer. Ich bspw. arbeite am liebsten monolithisch, das funzt aber nur begrenzt und muß am jeweiligen Projekt entschieden werden. Wenn ich nicht auf die denkbar schlechtesten Grundstücksvoraussetzungen (Lage des Grundstückes zur Sonne) treffe, funzt das - in Kombination mit entsprechender Technik - bis KfW 55. Aber - und das muß erwähnt werden, zu Lasten der Wohnfläche (WF) da die Stärke des Außenmauerwerkes auf 42,5 erhöht werden muß und nicht jedem Bauherren ein entsprechend großes Baufenster (BF) zur Verfügung steht.

Düsseldorf ist jetzt keine Weltreise für mich; wenn Du weiteren Aufklärungsbedarf hast, können wir uns über alles Wissenswerte bei einem Bauvorhaben (BV) im persönlichen Gespräch unterhalten.

Freundliche Grüße
 
C

Christian1982

Guten Morgen Bauexperte,

nochmals vielen Dank für deinen ausfühlirche Antwort !!

Schau Dich mal auf dem HBF um und suche nach Beiträgen von €uro.
Kann leider nur zwei Threads finden, die von €uro gestartet wurden. Diese sind aber nur jeweils einen Post lang. Welchen meintest du genau ?

Gruß
Christian !
 
Musketier

Musketier

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Zuletzt aktualisiert 28.03.2024
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