Mit dem Eigenheim ins Verderben.

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Häuslebauer40

Ein interessanter Artikel der Financial Times Deutschland, den sich vielleicht so mancher potentielle Häuslebauer mit wenig oder gar ohne Eigenkapital mal durchlesen sollte...

Mit dem Eigenheim ins Verderben 07.09.2012, 14:38 Uhr | Financial Times Deutschland

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Immer mehr Bürger wollen bauen, doch die Risiken steigen (Quelle: dpa)

Häuslekäufer müssen immer weniger eigenes Geld für die Finanzierung aufbringen. Ihre Verschuldung steigt dramatisch - und damit auch das Kreditausfallrisiko.


Immer höhere KreditrisikenDer Immobilienboom verleitet Käufer von Eigentumswohnungen und Eigenheimen sowie Banken und Sparkassen dazu, immer höhere Kreditrisiken einzugehen. Das zeigen neue Studien von Marktakteuren und -beobachtern. "Das Ausfallrisiko für Banken und Kreditnehmer ist deutlich gestiegen, weil Immobilienerwerber zunehmend weniger Eigenkapital mitbringen müssen", sagt Ralf Weitz, Geschäftsleiter für den Bereich Baufinanzierung beim Internetvermittler Immobilienscout24. "Die Entwicklung ist besorgniserregend", bestätigt Stephan Scharfenorth.

Eigenkapitalquote sinkt kontinuierlichNach einer Auswertung von 12.000 Kreditanfragen durch Immobilienscout24 ist der Anteil des Kaufpreises, den Erwerber von Eigentumswohnungen und Einfamilienhäusern aus ihren Ersparnissen stemmen können, im Laufe der vergangenen Jahre kontinuierlich gesunken.


Beispiel München: In der bayerischen Landeshauptstadt zahlten Wohnungskäufer im zweiten Quartal 2010 noch 27 Prozent des Kaufpreises mit vorhandenen eigenen Mitteln. "Im Juni dieses Jahres reichte das Eigenkapital im Schnitt nur noch aus, um damit 17 Prozent des Immobilienpreises zu decken", sagt Weitz. Bei Transaktionen am Berliner Markt schrumpfte die durchschnittliche Eigenkapitalquote der Erwerber seit Anfang 2011 von 23 auf zwölf Prozent.
Immobilienpreise steigen an
Gleichzeitig stiegen die Immobilienpreise zuletzt massiv an. In München verteuerten sich Eigentumswohnungen von März 2007 bis Juli 2011 im Schnitt pro Jahr um vier Prozent. Seither legten die Preise jedoch um zwölf Prozent zu. "Die Dynamik hat sich innerhalb des vergangenen Jahres verdreifacht", sagt Weitz. In Berlin stiegen die Preise von 2007 bis zum Sommer vergangenen Jahres um lediglich 14 Prozent. In den vergangenen zwölf Monaten schossen sie hingegen um 15 Prozent in die Höhe.

Danach ist der durchschnittliche Wert der erworbenen Immobilien allein von Februar bis Juli dieses Jahres um 5,6 Prozent von 187.658 Euro auf 198.753 Euro gestiegen. Zudem sei die Eigenkapitalquote privater Immobilienerwerber im Juni dieses Jahres im Mittel auf nur noch 13 Prozent gefallen.
Welle von Zwangsversteigerungen könnte folgen
"Der Immobilienboom und die niedrigen Baugeldzinsen verlocken zunehmend auch Haushalte mit niedrigen Einkommen und entsprechend geringen Ersparnissen zum Immobilienkauf", sagt Geschäftsführer Scharfenorth. Das birgt hohe Risiken für die Erwerber und die finanzierenden Banken und Sparkassen. "Steigt das Zinsniveau im Laufe der Zeit, gerät die Anschlussfinanzierung für diese Schwellenhaushalte in Gefahr", sagt Scharfenorth.



Dies könnte, wie zuvor in den USA, Großbritannien, Irland und Spanien, in einer Welle von Zwangsversteigerungen enden. In diesen Ländern hatte der Preisanstieg bei Häusern und Wohnungen von 2001 bis 2007 zuletzt immer mehr Käufer mit geringen Ersparnissen in den Markt gelockt. Als die Zinsen stiegen, konnten diese ihre Finanzierungen nicht mehr bedienen. Notverkäufe und Zwangsverwertungen ließen die Spekulationsblasen platzen. Banken gerieten reihenweise in Schieflage, was schließlich im Herbst 2008 in die globale Finanzkrise mündete.
Betongeldboom war Folge der Finanzkrise
In Deutschland löste ausgerechnet der damalige Crash an den Auslandsimmobilienmärkten den gegenwärtigen Betongoldboom aus. Vermögende Privatanleger bildeten die erste Käuferwelle. Sie zogen nach Ausbruch der Finanzkrise ihr Geld aus Aktien und Anleihen ab, um es in Eigentumswohnungen zu investierten. Der dadurch ausgelöste Preisanstieg locke nun zunehmend auch Anleger in Wohnimmobilien, die nur über geringe Ersparnisse verfügen. Dies liege auch an der Werbung der Banken und Vertriebe, sagt Weitz. "Das Marketing fördert den Einstieg in Immobilien und Kredite trotz gestiegener Risiken."
 
emer

emer

Ja, kein Eigenkapital, niedriger Zins, 1% Tilgung und - oder viel mehr weil - 10 Jahre Laufzeit, heißt es anschließend für wohl nicht wenige: friss oder stirb. Wer sich den Zinsmarkt nicht im Mittel betrachtet und dieses Mittel nicht annähernd bedienen kann bzw. könnte, sollte auch heute nicht kaufen / bauen.

Bei dem aktuellem Zins sollte das Motto dennoch sein: Moderate Darlehenshöhe bei moderatem Eigenkapital, lange Laufzeiten (auch wenn der Zins dadurch höher ist), hohe Tilgung (im besten Fall keine Restschuld nach Zinsbindung).

Ohne Sinn und Verstand mal eben kaufen / bauen weil der Zins gut ist, sollte man vermeiden. Leider zeigt dieser Artikel das viele ihr Hirn ausschalten wenn sie hören, dass man angeblich ein Einfamilienhaus für unter 1000€/Monat und ohne Eigenkapital kaufen kann.
 
S

Shism

irgendwie ein dämlicher Artikel.....

versteht mich nicht falsch, klar ist es nicht gut sich eine immobilie mit 1% tilgung u 10 jahren laufzeit zu finanzieren, weil man sich nur so die monatliche rate Leisten kann...

was das ganze aber mit dem Eigenkapital zu tun haben soll will mir nicht recht in den Kopf...

Früher haben die Leute 27% Eigenkapital gehabt heute nur 17%... gleichzeitig wird geschrieben dass die Preise in den letzten jahren explodiert sind... ja klar wenn das Bauen 10% teurer wird im Jahr dann sinkt die Eigenkapital Quote... oder bekommt hier jemand 10% Zins p.a.?

Eigenkapital ist im grunde bei so einer Rechnung doch fast schon sch... egal... ob ich jetzt 70% leihe oder 90% da kann erstmal keiner sagen wer besser dran ist... der mit 70% musste damals halt 7% zins zahlen der jetzt mit nur 90% dafür nur 3%...

Bei wem ist das Ausfallrisiko jetzt höher?

Wer heute krampfhaft versucht Eigenkapital anzusparen wenn er vom einkommen her genug verdient um zu bauen der hat größte chancen einfach nur Geld zu verlieren.... Man kämpft gegen Inflation und stark steigende Baukosten an während man selbst nur magere Zinsen aufs ersparte bekommt...

Entscheidend ist wieviel man verdient und wieviel man leiht zu welchem zinssatz und welcher Laufzeit.... das muss zusammenpassen!
 
M

Meecrob

Bei steigenden Kosten für ein Hauskauf/-bau sollte es für mehr und mehr Menschen zu teuer werden ein Eigenheim zu erwerben. Dem entgegen kaufen/bauen heutzutage aber immer mehr Menschen, die es sich eigentlich nicht leisten könnten ein solches Eigenheim. Eben diese Gruppe, der Beitrag nennt sie Schwellenhaushalte, bekommt i.d.R. Probleme mit der Finanzierung, sofern sie mit 1% Tilgung sogut wie nichts schaffen und nach 10 Jahren höhere Zinszahlungen nicht wippen.
Schuld sind immer noch die Leute selbst. Ach ne, die bösen Banken, die den armen Kunden ja das falsche Produkt aufschwatzen...
 
S

Shism

Bei steigenden Kosten für ein Hauskauf/-bau sollte es für mehr und mehr Menschen zu teuer werden ein Eigenheim zu erwerben.
nicht wenn gleichzeitig die Kreditzinsen extrem sinken... und genau das war/ist ja der Fall...

Auch "früher" wurde ja noch über 70% finanziert... wenn das jetzt 80-90% sind dann wird das mehr als ausgeglichen durch die halbierung der Kreditzinsen...

Das Problem ist dass viele nach dem prinzip des größtmöglichen Hauses bauen.... d.h. die günstigen bedingungen auf dem Finanzmarkt werden genutzt um sich "mehr" Haus leisten zu können anstelle das ganze schneller abzuzahlen...

Dass diese "schwellenhaushalte" eine Finanzierung bekommen die eigentlich nur nach hinten losgehen kann ist da imho schuld der Banken... warum verkaufen die denen so ein Produkt? klar dass das ins Auge gehen muss... das hat aber nix mit dem Eigenkapital etc zu tun auf dem im Artikel so rumgeritten wird...
 
Zuletzt aktualisiert 28.03.2024
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