Erster Schritt wurde heute gegangen

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S

Sheva

Guten Abend an alle,

wir haben uns heute im Forum angemeldet und stehen ganz am Anfang unserer Hausbau-Planungen. Wir wohnen in Bremen und möchten im Umland bauen.

Heute sind wir erst einmal bei einem unabhängigen Finanzberater gewesen, der auch das Haus meines Bruders und damals meiner Eltern finanziert hat. Ich habe gerade mein Studium beendet und uns steht nun ein Nettoeinkommen von gesamt ca. 3650,- € zur Verfügung. Wir sind beide 29 Jahre alt - ich habe vor dem Studium also auch eine Ausbildung absolviert und Berufserfahrung gesammelt.

Ich bin eigentlich nur da gewesen, weil ich mir natürlich der außergewöhnlichen Zinssituation bewusst bin und gefragt habe, ob wir lieber sparen sollen um Eigenkapital aufzubauen oder lieber die niedrigen Zinsen nutzen sollen. Die Antwort war in diesem Fall ganz klar, dass wir mit 20.000 Eigenkapital unproblematisch einen Hausbaukredit über 220.000,- € erhalten können und wir eine außergewöhnliche gute Zinssituation haben. Anteil der KFW am möglichen Kredit 100.000,- € . Der effektive Zins für beide Kredite zusammen würde bei 2,79 % liegen, Kfw würden wir mit 4.35 % tilgen!!, den Bankkredit (120.000 €) zunächst nur mit 1 %. Bindungszeit zunächst 10 Jahre.
Monatliche Rate wären dann 958,31 €.

Das erscheint mir sowohl darstellbar monatlich als auch außerordentlich günstig.
Das ganze Gespräch war natürlich erst einmal nur zur Information, weil alle weiteren Schritte (Haustyp, Baufirma, Grundstück, .....) jetzt erst einmal geprüft und geklärt werden müssen, um dann den tatsächlichen Finanzierungsbedarf zu kennen.

Meine Frage dazu ist eigentlich nur, ob wir tatsächlich ein gutes (unverbindliches) Angebot erhalten haben und ob ihr es auch so seht, dass es in unserer Situation durchaus Sinn macht, lieber früher als später zu bauen, trotz des geringen Eigenkapital-Anteils ?

Besten Dank.
 
Der Da

Der Da

Ohje.... da wurde aber jemand mächtig schlecht beraten. Erstmal musst du einiges über Kredite wissen, bzw woher die günstigen Zinsen kommen.
Eine Bank finanziert dir günstig einen Kredit bis zu 60% des Hauswertes. Hier ist das Risiko am geringsten. Wahrscheinlich geht dein Berater
davon aus, dass das Haus später einen Wert von 350 000 hat, was auch mit Grundstück etc annähernd an die tatsächliche Summe herankommen kann.
Wenn du kein Reihenhaus bauen willst, musst du auf jedenfall damit rechnen. Die Frage, woher bekommst du die Fehlenden 130 000? Wenn sich
überhaupt eine Bank findet, die da mitspielt, wirds teuer, denn diese Bank wird an zweiter Stelle ins Grundbuch eingetragen, und hat somit
kaum Chancen ihr Invest zurück zu bekommen.

So nun zur Finanzierung: 2,79 % klingt erstmal SUPER. Aber was machst du nach 10 Jahren? Was passiert, wenn die Zinsen wie vor 10 Jahren
wieder auf 7-8% steigen?
Dann ist deine monatliche Belastung bei sicher 2000 € für das Haus. Und da müsstet ihr ne Menge mehr verdienen. Kinder großes Thema:
Wir bekommen auch aktuell Nachwuchs und können jetzt schon ausrechnen, wieviel Geld noch bleibt, wenn meine Frau in den Mutterschutz geht,
und ein Elternjahr macht. Danach steigt sie mit nur 50% ein, und wir haben zusätzliche Kosten für die Kinderbetreuung. Muss man alles
mit beachten. Dein Berater hat völlig versagt, wenn er Euch nur 10 Jahre angeboten hat. Man sollte mindestens 20 Jahre bei diesen niedrigen
Zinsen festschreiben. Sondertilgungsrechte vereinbaren und innerhalb der ersten 3-5 Jahre auf mindestens 3 % Tilgung gehen. Sonst hast du
am Ende der 20 Jahre noch eine Restschuld von 150 000, und wirst insgesamt 40 Jahre den Kredit zurückzahlen.

Aber unterm Strich ist das Alles erstmal Wurst. Ich beginnt falschrum. Zuerst die Kosten ermitteln, dann zum Finanzierer gehen. Wenn Ihr
nicht wisst, was es kosten wird, werdet Ihr auch keine guten Angebote bekommen. Und besorgt Euch Eigenkapital, nur wenn Ihr da gut dabei
seid, bekommt man "außergewöhnliche" und "außerordentliche" Angebote.

Schreib doch mal, wie du auf die 220 000€ kommst, oder wie du glaubst, damit ein haus bauen zu können. Die 20 000 € Eigenkapital kannste bei
deinen ganzen Berechnungen vergessen, denn die sollte man dringend als Puffer in der Hinterhand halten. Ein Bau wird immer teurer,
als geplant.... immer.
 
S

Sheva

Vielen Dank erst einmal für die ausführliche Antwort - so offen und konkret habe ich mir das vorgestellt.

Die max. 230.000 € für das Haus inkl. Grundstück südlich von Bremen habe ich deshalb so angelegt, weil Freunde von uns dort auch vor kurzem gebaut haben und in diesem Rahmen geblieben sind - in Bremen selber wäre das nur für ein Reihenhaus möglich.

Zu der Finanzierung:

Angeboten wurde auch eine Laufzeit über 15 Jahre, dann kamen wir auf einen Effektivzins von 3.07 %. Das wir natürlich erst einmal Kosten ermitteln müssen, ist klar - mir war dieses Vorgespräch wichtig, um zu hören, wo kann man monatlich landen und wie ist die derzeitige Zinssituation. Wir haben nun einige Gespräche mit Baugesellschaften, einige mit Grundstück + Haus. Wir suchen parallel nach geeigneten Grundstücken rund um Bremen.

Das mit den steigenden Zinsen und dann evtl. Nachwuchs ist genau das, was mich auch umtreibt - mittelfristig wird die EZB ganz sicher zu Ihrer strikten Geldpolitik zurückkehren und dann reden wir über ganz andere Werte - von daher würde ich mich auch bei 20 Jahren wohler fühlen, weil ich dann auch davon ausgehen kann, dass ich beruflich entsprechend aufgestiegen bin und meine Frau zumindest Teilzeit wieder arbeiten kann.
 
Der Da

Der Da

Interviewe deine Freunde nochmal genau, was sie bezahlt haben. 230 000 für ein Haus klappt. Aber mit Grundstück, kann ich mir das nicht vorstellen.

Wir haben ein Grundstück zu 150 €/qm was bei uns in der Nähe ein Schnäppchen ist. Bei einem Fertighausanbieter haben wir ein Angebot bekommen: Schlüsselfertig für 100 qm Wohnfläche für 160 000. Damit hätte dein Budget gereicht. Allerdings sind in dem Preis weder die Außenanlage noch die Erdarbeiten noch eine Garage drin und das Grundstück hätte maximal 400 qm. Von einem Keller sprechen wird dann erstmal gar nicht. Für ein gut gebautes Haus musst du in etwa 1300 - 1500 € pro qm Wohnfläche rechnen. Und 100 qm sind echt nicht viel, wenn es um ein Haus geht.

Zu den Krediten: lass dich nicht davon Blenden, dass Berater dir einen Durchschnitsszins mittels KFW Schönrechnen. Zumal du auch einiges Investieren musst, damit du die KFW Darlehen überhaupt bekommst. Bei uns waren das Mehrkosten von fast 15 000€. Bei einem so engem Finanzierungsplan verabschiede dich von einer schicken Küche, schicken Badezimmermöbel und nem Schwedenofen. Diese posten hauen ordentlich ins Budget. Wir haben bei 190 000 € angefangen für ein Haus mit 140 qm, sind nun bei fast 230 000 durch Grundrissänderungen, Lüftungsanlage, Schwedenofen und so weiter. Der erste genannte Preis ist nur eine Richtung.

Da wir in einer ähnlichen Situation sind wie Ihr (bisschen älter) weiß ich, dass man monatlich gut 2000 € wegsparen kann. Vielleicht wartet ihr noch ein Jahr, zieht vielleicht in eine billigere Wohnung und spart maximal Eigenkapital an. Danach lässt sich super ein super schönes Traumhaus bauen... was ihr jetzt könnt ist ein Kompromiss, in dem Ihr den rest Eures Lebens wohnen werdet.

Welchen Tipp ich auch geben kann: Hat bei uns Wunder gewirkt: Fragt doch mal die Eltern. Eventuell kann man den Erbanteil schon vor dem Ableben sinnvoll investieren. Gerade jetzt wo allmählich das Sparbuch die beste geldanlage wird, überlegen viele ältere Leute, wohin mit dem Erspartem. War für uns auch ein schwerer Schritt, denn man will es ja auch alleine schaffen, aber beim Thema Bau ist falsche Scham fehl am Platz.
 
S

Sheva

Vielen Dank für die zweite Antwort - wir werden das noch einmal aufnehmen - zum Glück drängt uns derzeit ja niemand.

Wir haben die komfortable Situation, dass wir derzeit auch kaum Miete zahlen müssen (inkl. Nebenkosten 300,- €) und können so tatsächlich einiges an Geld zusammen sparen - im Hinterkopf bleibt immer das blöde Gefühl, dass man diese Zeit der super Zinsen verpasst.

Wenn wir davon ausgehen, dass wir ein Haus bauen wollen, was hier im Bremer Umland dann vielleicht ca. 300.000 € inkl. Grundstück kostet, was würdest du an Eigenkapital ansparen ?

Darf ich fragen, in welcher Region ihr baut ?

Noch einmal vielen Dank für die tollen Tipps.

Und eins stimmt natürlich:

Abstriche möchte man natürlich möglichst keine machen, ich möchte mein Haus zumindest soweit "vorbereitet" haben, dass ich später z.B. noch den Kamin einbauen kann, etc...
 
S

Sheva

Noch einmal vielen Dank, dank euch sind wir in den Überlegungen auf jeden Fall sehr bereichert worden.

Dann noch zur Info, habe eben noch einmal mit unseren Freunden gesprochen:

Grundstück 1100 m2 - 58.000,- € inkl. Nebenkosten
Habe hier auch einige weitere Grundstücke in dieser Preiskategorie gefunden
In Bremen ist man dann dank Bahn innerhalb von 13 Minuten.

Interessant sind da tatsächlich die regionalen Unterschiede, habe mal geschaut, Bremens Umland scheint in den alten Bundesländern so ziemlich das Günstigste zu sein.
 
Zuletzt aktualisiert 19.04.2024
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