Hausbau-Kosten in 2024, 2025 oder überhaupt nicht?

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FormiSven

Hallo zusammen,

wir stellen uns momentan in Zeiten steigender Zinsen und Baukosten (mit einigen Freunden im Freundeskreis, die ebenfalls bauen wollen) die Frage, ob wir überhaupt in absehbarer Zukunft bauen können. Bei meiner Recherche bin ich auf dieses Forum hier gestoßen und freue mich über einen Meinungsaustausch.

Unsere aktuellen Rahmenbedingungen:
  • m30, ca. 3.000 € netto, Bachelor- & Masterstudium im Marketing abgeschlossen, unbefristete Vollzeitbeschäftigung im globalen Marketing seit Ende 2017, nächstes Jahr feststehender internet Aufstieg (+ ca. 10% Nettogehalt)
  • w29, ca. 2.000 € netto, Vollzeitbeschäftigung als Pressereferentin seit Ende 2018, aktuell noch bis 31.12.2023 befristet; Vollzeitstelle/Umwandlung in ein nicht-befristetes Arbeitsverhältnis wird aktuell bereits vom Arbeitgeber vorbereitet
  • Kinder: in den nächsten 3-5 Jahren keine geplant, was danach ist steht aber noch in der Glaskugel - Eltern haben aber Ihre Unterstützung bereits zugesagt, sollte der Kinderwunsch eines Tages akut werden uns bei der Finanzierung zu unterstützen falls nötig

  • Eigenkapital: leider aktuell nur ca. 10.000 € vorhanden - ich hatte einen Studienkredit i. H. v. 42.000 € den ich 2021 vollständig zurückgezahlt habe, zusätzlich ist mein Bafög i. H. der Maximalrückzahlungssumme von 10.000 € bereits vollständig rückbezahlt, beides hat unser/mein Eigenkapital entsprechend leider deutlich verkleinert. Im Nachhinein bin ich aber froh, damals den Studienkredit aufgenommen zu haben und das Studium durchgezogen zu haben - würde ich wieder genauso machen.

  • Aktuelle Ausgaben: ca. 700 Euro Warmmiete inkl. Strom (65qm Wohnung), weitere Ausgaben:
    • Auto #1 (Leasing): 190 € / Monat
    • Auto #2 (Finanzierung): 260 € / Monat, mit der jetzigen Tilgung Anfang 2025 fertig finanziert
      • Da wir auf dem Land wohnen und beide 30-40km Arbeitsweg haben, sind wir leider auf zwei Autos angewiesen, öffentlicher Nahverkehr ist hier nahezu nicht existent bzw. nicht in dem Maße, dass Pendeln für uns Sinn ergibt leider.
    • 400-600 € / Monat werden derzeit angespart (2 ETF Sparpläne / Tagesgeld; mal mehr, mal weniger)
    • Keine weiteren Verbindlichkeiten oder Kredite.
    • Wir sind einmal im Jahr im Urlaub mit Hund - möglichst günstig in den Bergen oder an der See, kleines AirBnb, maximal 1000 €. Würden wir aber zukünftig auch drauf verzichten.
  • Wunschgrundstück wurde 2022 von der Gemeinde gekauft bzw. finanziert (Neubaugebiet mit 13 Grundstücken): 799 qm, 100€/qm voll erschlossen -> 80.000 € Kosten
    • aktuelle Rückzahlung / Monat: 700 €, soll wenn es nach mir geht zeitnah auf 1000-1200 € angehoben werden, variabler Kredit über die Hausbank (im Nachhinein betrachtet hätten wir auch für 1-2 Jahre fest abschließen können, aber nachher ist man immer schlauer)
    • aktuelle Restschuld: noch ca. 65.000 €, Sondertilgungen und vollständige Ablösung jeder Zeit kostenlos möglich laut Vertrag
  • Hauswunsch: Standard; +- 140qm, umzäunter Garten mit kleiner Terrasse, Carport, kein Schnickschnack wie Smart Home, Photovoltaik-Anlage wäre natürlich toll, müsste aber in ein mögliches Gesamtbudget passen.

  • Erbe steht wird es leider weder bei Ihren, noch bei meinen Eltern geben. Ihr Vater ist 2015 verstorben, alle wohnen derzeit in Miete. Gesamt betrachtet kommen wir beide aus keinen finanziell rosig aufgestellten Familien, umso bedachter sind wir glaube ich in unserem Finanzkonsum und versuchen alles, um unseren Hausbautraum irgendwie irgendwann wahr machen zu können. Meine Mutter würde uns mit Ihrem Lebensgefährten aber für einen möglichen Hausbau mit ca. 25.000 € unterstützen können (ein Tropfen auf den heißen Stein, ich weiß).

In unserem Neubaugebiet stehen aktuell vier Häuser (bzw. sind noch in Bau), alle Bauherren hatten die Finanzierung schon Ende 2021/Anfang 2022 abgeschlossen und sich somit günstige Zinsen sichern können. Das fünfte Grundstück haben wir reserviert bzw. gekauft, alle weiteren acht Grundstücke waren zeitweise Mitte/Ende 2022 reserviert aber wurden von den interessierten Bauherren nicht genommen - primär auf Grund der Zinsen & Baukosten. Für uns bedeutet das gleichzeitig aber auch etwas Gutes: Die Gemeinde sieht von der vertraglich festgelegten Baufrist mit einem Abschluss im Juni 2027 (Rohbau Juni 2025) ab und erlaubt es uns, mind. 3 Jahre "überziehen zu dürfen". Das haben wir auch bereits schriftlich und ein Vertreter der Gemeinde sagte mir kürzlich, sie hätten sich das alles auch anders vorgestellt und waren davon ausgegangen, alle Grundstücke Ende 2022 fix verkauft zu haben.

Haben wir eine Chance oder sind die Hausbau Kosten zu exorbitant? Ich freue mich über eure Erfahrungen!

Viele Grüße
Sven
 
O

Osnabruecker

Es gibt einen angepinnten Fragebogen, den bitte weitestgehend mit Angaben füllen.

Einige Grundlagen habt ihr schon, aber vieles fehlt da noch.

Was ins Auge fällt...
Kinderwunsch: in 3-5 Jahren wird erst überlegt ob man ein Kind möchte? Oder gibt es da schon Tendenzen?

Ihr habt "nur" ein Jahresurlaubsbudget von 1.000 €. Und das wollt ihr noch streichen? Man darf auch noch leben! Wenn es dann an der Finanzierung scheitert muss man sich vllt überlegen, wo die Prioritäten im Leben sind.

Wo soll überhaupt gebaut werden? Ländlich kann Speckgürtel von München sein oder ostdeutsche Provinz.

Ganz grob...
3.000x140 + 10% NK = 462.000
65.000 Restschuld
525.000 € Finanzierung
3%, 30 Jahre Volltilgung --> 2.213 € Rate

Selbst bei der Gehaltserhöhung liegt ihr bei mehr als 40% Kosten für den Kredit. Und das kalt!
Und ohne Berücksichtigung von Elternzeit o.ä...
 
F

FormiSven

Danke für dein Feedback! Den Fragebogen hatte ich tatsächlich zu spät gesehen, sorry dafür. Kinderwunsch ist da, ja - nicht heute, nicht morgen, aber eben in 3-5 Jahren wenn alles klappt (1-2 Kinder). Gebaut werden soll in Osthessen.

Ansonsten hatten wir innerhalb der Familie auch schon mal diskutiert, dass die Eltern unser Grundstück "bezahlen" sodass wir mit 0 Euro "Schulden" und Grundstück in Besitz in die Hausfinanzierung starten würden. Aber das müsste man dann ggf. nochmal zu gegebener Zeit besprechen ...

Bekannte von uns bauen gerade in der Nähe, die sind bei 2.100 € Rate rausgekommen, Netto liegt bei ca. 6k und Eigenkapital waren 40.000 € - knapp aber sie ziehen es damit durch. Der andere Wahnsinn in unserem Freundeskreis: Pärchen mit ca. 8k netto finanzieren zeitnah 187qm Stadtvilla zu 3.300 € / Monat ohne großartig Eigenkapital angespart zu haben. Wer es sich leisten kann und wo es die Bank mitmacht.
 
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Prager91

Danke für dein Feedback! Den Fragebogen hatte ich tatsächlich zu spät gesehen, sorry dafür. Kinderwunsch ist da, ja - nicht heute, nicht morgen, aber eben in 3-5 Jahren wenn alles klappt (1-2 Kinder). Gebaut werden soll in Osthessen.

Ansonsten hatten wir innerhalb der Familie auch schon mal diskutiert, dass die Eltern unser Grundstück "bezahlen" sodass wir mit 0 Euro "Schulden" und Grundstück in Besitz in die Hausfinanzierung starten würden. Aber das müsste man dann ggf. nochmal zu gegebener Zeit besprechen ...

Bekannte von uns bauen gerade in der Nähe, die sind bei 2.100 € Rate rausgekommen, Netto liegt bei ca. 6k und Eigenkapital waren 40.000 € - knapp aber sie ziehen es damit durch. Der andere Wahnsinn in unserem Freundeskreis: Pärchen mit ca. 8k netto finanzieren zeitnah 187qm Stadtvilla zu 3.300 € / Monat ohne großartig Eigenkapital angespart zu haben. Wer es sich leisten kann und wo es die Bank mitmacht.
Bei euren Rahmenbedingungen sehe ich tatsächlich in der aktuellen Phase eher schwarz, bzw. würdet ihr euch nichts Gutes tun...

Die Zinsphase ist zu heftig und bei den immer noch relativ hohen Baupreisen tut ihr euch schwer überhaupt großartig zu tilgen.

Meiner Meinung nach fehlen da einfach noch die 1.000€ netto mehr - die euch über die nächsten Jahre den Allerwertesten retten könnten und letztlich auch das Zinsniveau etwas abfangen könnten. Mit 5k Haushaltsnettoeinkommen und ohne Eigenkapital kann man in der aktuellen Phase nur sehr schwer ein Haus bauen.

Wenn ihr dann in 3 Jahren einen Kinderwunsch habt und diesen Wunsch aufgrund von finanziellen Mitteln nicht realisieren könnt ist das wesentlich schlimmer als in der aktuellen Phase kein Haus bauen zu können.
 
K

KarstenausNRW

Bekannte von uns bauen gerade in der Nähe, die sind bei 2.100 € Rate rausgekommen, Netto liegt bei ca. 6k und Eigenkapital waren 40.000 € - knapp aber sie ziehen es damit durch. Der andere Wahnsinn in unserem Freundeskreis: Pärchen mit ca. 8k netto finanzieren zeitnah 187qm Stadtvilla zu 3.300 € / Monat ohne großartig Eigenkapital angespart zu haben. Wer es sich leisten kann und wo es die Bank mitmacht.
Findest Du die beiden Finanzierungsstrukturen so schlimm?
Die ersten Bekannten haben noch ca. 4.000€ fürs Leben und NK. Ihr habt, sofern die Bekannten keine weiteren Finanzierungen haben, ein kleineres Budget dafür.
Die zweiten Bekannten haben sogar noch 4.700€ fürs Leben und NK. Das ist deutlich mehr als Ihr habt.
Jetzt frage ich mal knallhart, wie Ihr Euch Euer Leben überhaupt leisten könnte. Das ist ja ein Wahnsinn, mit so wenig Geld.

Man muss die Relationen sehen, und da stehen Eure Bekannten halt viel besser dar als Ihr.

Aber zurück zu Eurer Frage. Ob Ihr werdet bauen können oder nicht, hängt von drei Faktoren ab.
1. Zinsentwicklung
==> hier sehe ich für 2024/2025 keine Verbesserung am Markt
2. Bonität
==> Bei 5.000€ Nettoeinkommen und gem. Eurer Aufstellung lediglich 1.850€ für Miete und Finanzierungen + 400-600€ Sparrate sehe ich, dass Ihr - auch überspitzt gesagt - für einen Hausbauwunsch auf großem Fuß lebt. jeden Monat 2.500€ zu verleben passt nicht zu Eurem Wunsch. Bei dem Einkommen sollte eine Sparrate von mindestens 2.000€ im Monat da sein = T€ 50 in zwei Jahren
3. Wunschhaus
==> Müssen es großzügige 140qm sein? Man (Familie mit Kind) kann auch wunderbar auf 115qm leben ohne traurig zu sein. Und damit wird ein Haus direkt schon mal fast T€ 100 günstiger = aktuell rd. 500€ Monatsrate gespart.

Bei Punkt 1 könnt Ihr nicht handeln. Punkte 2 und 3 liegen in Euren Händen.

Also ja, Ihr könnt bauen. Aber nein, nicht so wie Ihr jetzt lebt und was Eure Wünsche sind.
 
P

Prager91

Wenn keine Kinder geplant/gewünscht sind und ihr ein Leben lang zu zweit wohnen wollt könnt ihr euch das größte Haus hinstellen.
Das ist nämlich genau der Punkt...

Die kritische Schwelle kommt immer erst dann wenn Kinder ins Spiel kommen. Elternzeit, Kosten für die Kinder etc... Da kommen dann ziemlich heftige Jahre auf euch zu - das muss euch immer bewusst sein.

Darauf wollte ich auch heraus.

Mit euren Rahmenbedingungen UND Kinderwunsch würde ich das Vorhaben "noch" nicht starten.

@KarstenausNRW hat recht. Ihr müsst viel viel mehr Geld auf die Seite legen. 50k in 2 Jahren sollten bei den Gehältern locker drin sein, wenn man den Traum vom Eigenheim hat. Die helfen euch sicherlich auch dann schon mal weiter.
 
Zuletzt aktualisiert 19.04.2024
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