Probleme mit Baufirma. Brauche dringend Hilfe!!!

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andy1983

Hallo

Wie stehen vor einem wahrscheinlich großem Problem. Ich bin da kein Fachmann, aber ich schätze es so ein.
Wir haben mit einer Baufirma einen Vertrag über ein Neubau einer Doppelhaushälfte abgeschlossen. Alles Verträge wurden letztes Jahr Nov abgeschlossen. Die Firma fing ohne 2ten Käufer (für die andere Doppelhaushälfte) dieses Jahr an zu bauen.
Heute habe ich mit dem Firmenchef gesprochen (ist eine sehr kleine Firma). Er teile mir folgendes mit:
Er wird höchstwahrscheinlich Insolvenz anmelden müssen. Er hat letztes Jahr eine fast sechsstellige Summe verloren, da die Bauherren irgendwann nicht mehr zahlen konnten.
Die Bank teilte ihm mit, dass er sich dieses Jahr nichts großartiges erlauben darf. Ihm wurde von der Bank vorher zugesagt, dass er das Geld für die 2te Doppelhaushälfte die Finanzierung bekommt (die andere Hälfte finanzieren ja wir).
Ein anderer Bauherr, der sich von der Firma auch ein Haus bauen läßt, kann komischerweise jetzt nach der ersten Rechnung auch nicht mehr zahlen. Aus diesem Grund bekommt die Firma kein Geld mehr von der Bank.
Er will Montag noch mal zum Chef der Bank und mit ihm reden.

Wir haben die erste Rate von 45.000€ schon bezahlt, das ganze aber erst nach Fertigstellung. Diese Summe beinhaltete das Grundstück und die Erdarbeiten.
Mittlerweile wurden die Schächte gesetzt und das Erdgeschoss fertiggestellt (beide Seiten).
Da wir ja das Grundstück mit der ersten Rate schon bezahlt haben gehört dieses Ja sowieso uns, genauso wie die angefangene Haushälfte.

Was passiert jetzt, wenn er wirklich Insolvenz anmeldet? Wir haben da große Angst. Uns gehen viele Fragen durch den Kopf.

Haben wir unser Geld verloren?
Wie geht der Hausbau weiter?
Wenn ja, wann kann er weiter gehen?
Wie geht er weiter?

Wenn wir jetzt allein weiter machen müßten und nur unsere Seite fertigstellen, geht das überhaupt? Kann mir das nicht vorstellen.

Der Firmenchef meinte nämlich zu mir es sei kein Problem. Es wäre dann so, dass die eine Seite ganz normal uns gehört und wir es fertigstellen können und die andere Seite gehört der Bank.
Was diese dann damit macht ist ihre Sache. Ob sie es schnellstmöglich in diesem Zustand verkauft oder es so erst mal stehen läßt weiß er nicht.

Er meinte halt nur: Es ist Fakt, dass wir uns keine Sorgen machen sollte, da wir das Geld nicht verlieren oder verloren haben und wir selber weitermachen können auch wenn wir unsere Seite allein fertigstellen und die andere Seite so stehen bleibt auch wenn bisher nur das Erdgeschoss steht.

Was sagt ihr dazu?
Wäre für jeden schnellen Tipp dankbar, da wir echt am verzweifeln sind!!!!!!
 
L

Lynx1984

Hallo andy1983,

als erstes wäre es wichtig zu wissen mit was für einer Firma Du baust. Ist dies ein Generalunternehmer oder ein Bauträger? Grundstückseigentümer bist Du, wenn Du im Grundbuch stehst. Tust Du das? Wenn Du im Grundbuch stehst, dann sind wir schon einmal einen RIESEN Schritt weiter, denn das Grundstück gehört dann Dir und natürlich auch die Gebäude darauf.

Dann wird es aber haarig! Sollte der Bauunternehmer wirklich Insolvenz anmelden müssen, dann musst Du den Bau selbst fertig stellen. Alles andere als einfach! Du solltest in jedem Fall Kontakt mit dem (insolventen) Bauunternehmen halten. Du brauchst unbedingt alle Pläne, aktuelle Ausschreibungen usw. So viel Unterlagen zu Deinem Haus wie nur möglich! Das "spart" Dir wahrscheinlich Mehrkosten von mehreren Tausend €, da diese nicht nochmals erstellt werden müssen. Auch musst Du unverzüglich Kontakt zu den Banken aufnehmen. Erstens zu Deiner Bank, um den Sachverhalt darzulegen und evtl. die Kreditmodalitäten zu regeln (evtl. längere bereitstellungszinsfreie Zeit o.ä. oder auch eine mögliche Erhöhung des Kreditrahmens) und natürlich zu der Bank des anderen Hauses, denn Ihr sitzt beide in einem Boot. Ein Doppelhaus allein fertig zu stellen ist absolut doof, also musst Du die Bank mit ins Boot holen und gemeinsam mit dieser Bank eine Lösung finden, wie Ihr gemeinsam das Haus fertigstellen könnt. Für die Bank ist es auch einfacher einen Käufer zu finden, wenn das Haus bereits fertiggestellt ist und gar noch der Nachbar auch auf Käuferfang geht...

Der Gang zum Anwalt (für Baurecht) musst Du jetzt auch vollziehen! Ein möglicher Insolvenzverwalter wird mit allen rechtlichen Mitteln probieren so viel Geld wie möglich von Dir zu haben. Dagegen musst Du gewappnet sein! Es muss sichergestellt sein, dass Du Deinen Bau fertigstellen kannst und Deine Ansprüche durchgesetzt werden. Ebenso wird der Anwalt mit Dir das rechtlich korrekte weitere Vorgehen besprechen.

Insgesamt ist die Insolvenz des Bauunternehmens mehr als unerfreulich, denn es zieht nicht nur Arbeit, sondern IMMER Mehrkosten nach sich! Wenn insgesamt Mehrkosten von nur ca. 20k€ entstehen kannst Du noch froh sein! Wohl dem, der eine Baufertigstellungsbürgschaft/Versicherung hat. Wenn Du sowas hast, dann unverzüglich Schadensmeldung machen! Auf keinen Fall solltest Du jetzt weitere Zahlungen an das Bauunternehmen leisten! Eine mögliche Überzahlung gilt es zu vermeiden. Sollten noch Arbeiten laufen, dann nehme Kontakt zu diesen Sub-Unternehmen auf, damit diese direkt von Dir Geld erhalten können und das Geld nicht beim Bauunternehmen versickert...

Um Dein Haus dann fertig zu stellen brauchst Du natürlich Sachverstand. Das man den als Bauherr in der Regel nicht mitbringt ist normal. Also musst Du Dir eine neue Baufirma organisieren oder zu einem Architekten gehen, der für Dich die weitere Fertigstellung des Hauses organisiert. Hier kommen dann auch wieder die Unterlagen ins Spiel. Wer ist der Bauleiter? Dieser hat tausende Infos für Dich, die für Dich wichtig sind. Ein Zusammentreffen von diesem Bauleiter und Deiner neuen Baufirma/Architekt ist mehr als sinnvoll!

Es wird möglicherweise aber auch andere kuriose Dinge geben. Sollten Heizungsanlagen, Treppen o.ä. bereits eingebaut sein, denn solltest Du diese sichern (Haus zu machen!). Es ist nicht selten so, dass die Bauunternehmen "Ihre" Materialien wieder aus dem Haus holen, wenn nicht bezahlt wurde.

Ich wünsche Dir viel Erfolg bei der weiteren Erstellung des Hauses und natürlich viel Kraft für diese Zeit. Hole Dir in jedem Fall alle mögliche Unterstützung! Freund, Bekannte, Verwandte, Arbeitskollegen usw. Du wirst diese Unterstützung wohl benötigen. Wichtig ist, dass Du SCHNELL handelst. Vielleicht solltest Du Dir ein paar Tage Urlaub gönnen, um die wichtigen Termine wie z.B. Deinen Anwalt aufzusuchen schnellstmöglich zu regeln.

Ich hoffe Dir mit dieser Info fürs erste geholfen zu haben.

Beste Grüße
 
Zuletzt bearbeitet:
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andy1983

Vielen vielen Dank für deine Antwort. Hat mir schon mal sehr geholfen. Um noch einiges dazu zu sagen.
Generalunternehmen oder Bauträger? Was meinste damit? Kann mir darunter nicht wirklich was vorstellen. Bin gerade voll durch den Wind.

Wir stehen im Grundbuch. Also das Grundstück gehört uns. Es würde bereits bezahlt: Grundstück und die Erdarbeiten.
Die zweite Zahlung sollte nach dem Rohbau erfolgen ( Wurde aber nicht bezahlt, weils noch nicht fertiggestellt ist).
Die Schächte und das Erdgeschoss ist bereits fertiggestellt, also wird uns dies auch gehören, obwohl nicht bezahlt.

Morgen hab ich ein Termin mit der Firma. Unterlagen werde ich alle bekommen. So wie alle Angebote der einzelnen Firmen (Heizungsbauer, Fliesenleger, usw.), die vorher mit der Baufirma verhandelt worden sind. Der Chef der Firma meinte, dass wir diese Angebote mit Sicherheit übernehmen können, da die einzelnen Firmen ja auch ihre Aufträge behalten wollen.

Zu den Banken ist klar. Meine Bank weiß eigentlich schon Bescheid, weil meine Frau dort arbeitet. Mit der anderen Bank (Besitzer der anderen Hälfte werde ich auf jeden Fall Kontakt aufnehmen). Hoffentlich werden sie die Haushälfte fertigstellen wollen und nicht versuchen sie so zu verkaufen.


Zum Gang zum Anwalt?! Wir haben zwar eine Rechtsschutz, aber die können wir ja dafür nicht in Anspruch nehmen wie ich gehört habe, weil man sowas angeblich nicht versichern kann.
Wieso sollte der Insolvenzverwalter zu uns kommen?!?!?!?!?
Wir haben doch damit nichts zu tun?!?!?!?!
Wir haben unsere Hälfte und fertig. Oder nicht???????

Baufertigstellungsbürgschaft haben wir leider nicht. Das ärgert mich total, weil mir sowas nie bekannt war. Ja ich weiß, selber schuld!!!!!

Mit der Fertigstellung hab ich mir das so gedacht, dass wir es selber machen. Mein Vater ist gelernter Maurer und hat sein Haus vo 13 Jahren auch selber gebaut. Also wird er davon noch was verstehen. Verwandte und Freunde würden auch jeden Fall helfen, die auch schon mal am Hausbau beschäftigt waren. Für Fragen jeglicher Art könnten wir jeder Zeit mit dem momentanen Firmenchef und Bauleiter sprechen.

Laut Firmenchef ( da ist schon irgendwie ne Freundschaft entstanden ) müßten wir bei weiterem Selberbau noch Geld sparen und nicht mehr zahlen ( hoffe er erzählt da keinen Mist ).
Er meinte das wir sozusagen schon jetzt Gewinn gemacht hätten da die Schächte gesetzt sind und das Erdgeschoss fertig gestellt ist und wir dafür noch nicht bezahlt haben. Außerdem kommt noch die Summe mit dazu, die sein Gewinn sein sollte.

Was sagt ihr (du) dazu?
Welche Unterlagen sind wichtig zu bekommen? Also welche dürfen nicht fehlen?
Was kann uns der Insolvenzverwalter antun?

Habe morgen den Termin mit der Baufirma. Brauche also noch mal dringend Antwort!!!!!!!!!!!

Danke Leute
 
B

Bauexperte

Zum Gang zum Anwalt?! Wir haben zwar eine Rechtsschutz, aber die können wir ja dafür nicht in Anspruch nehmen wie ich gehört habe, weil man sowas angeblich nicht versichern kann.
Wieso sollte der Insolvenzverwalter zu uns kommen?!?!?!?!? Wir haben doch damit nichts zu tun?!?!?!?! Wir haben unsere Hälfte und fertig. Oder nicht???????Habe morgen den Termin mit der Baufirma. Brauche also noch mal dringend Antwort!!!!!!!!!!!
Hallo Andy,

alles, was Du hier schreibst, hört sich nicht gut an – guten Kontakt zum Bauunternehmer hin oder her; sobald er die Insolvenz angemeldet hat, ändern sich die Spielregeln.

DAS, was Du jetzt ganz dringend in Angriff nehmen solltest, ist nicht hier um Hilfe anzufragen oder der erneute Gang zum Bauunternehmer, sondern einen Rechtsanwalt (RA) aufsuchen, der sich mit dem Thema „Neubau von Einfamilienhäusern/Baurecht“ und dem „Insolvenzrecht“ auskennt. Hier darf Niemand Dir eine Rechtsberatung geben, denn das ist in Deutschland ausschließlich den beratenden Berufen vorbehalten!

Auch, wenn Du glaubst, dass Du bereits das Grundstück nebst Erdgeschoss gekauft hast - da nach Baufortschritt bezahlt, bedeutet dies nicht notwendigerweise, dass es auch der Wahrheit entspricht; es kommt primär auf die Formulierung in Deinem Notar-/Werkvertrag an. Bspw. wonach der Vertrag (VOB/Baugesetzbuch) vereinbart wurde und ab welchem Zeitpunkt Du tatsächlich Eigentümer bist!

Wenn Dein Bauunternehmer der ist, für den Du ihn hältst, wird er Verständnis dafür aufbringen, dass Du – da Du überhaupt keine Ahnung von Vertragsgestaltung zu haben scheinst – einen RA zu Rate ziehst, Dich in diesem Vorhaben bestärken. Wenn erst einmal der Insolvenzverwalter eingeschaltet ist, kann es passieren, dass auch Dein RA keine Handhabe mehr hat, Deinen halben Rohbau aus der Insolvenzmasse herauszuhalten. Dann bleibst Du nicht nur auf Deinen Schulden sitzen, sondern hast weder Grundstück noch begonnenen Rohbau, da alles zur Insolvenzmasse gezählt wird, um die Gläubiger zu bedienen.

Auch wenn diese Beratungskosten keine Rechtsschutzversicherung neueren Datums übernimmt: es ist gut investiertes Geld

Freundliche Grüße
 
Zuletzt aktualisiert 20.04.2024
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