Projekt "Hausbau" - Hilfe in der Planungsphase erbeten

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D

dismantled

Hallo liebes Forum,

ich lese bei Euch schon eine Weile mit und habe, denke ich, schon einiges dazugelernt und in Erfahrung gebracht, was meiner Familie und mir für unser Projekt "Hausbau" sehr nützlich sein kann.

Eine kurze Vorstellung: Meine Frau und ich sind Mitte 30. Wir haben 2 Kinder (3 und 5). Ein drittes darf es eventuell auch noch sein. Wir sind im südlichen Niedersachsen zu Hause und wollen möglichst im Ort bauen.

Ich hätte von Euch hier gerne eine Einschätzung zu unserem Vorhaben. Wir haben schon ein paar Gespräche geführt (Architekt, Finanzberater) und Informationen eingeholt.

Unser Wunschaus ist ein massives Einfamilienhaus mit Zwerchgiebel, ohne Keller, mit ca. 140/150 qm Wohnfläche. Für Stauraum und Kellerersatz soll eine große Garage (ca. 4m x 9m - Einzelgarage + Abstellraum) direkt ans Haus. Einige bodentiefe Fenster, Fußbodenheizung wäre schön und ein Schornstein sollte auch drin sein. Ausstattungstechnisch wollen wir nichts extravagantes.
Es sollte ein KfW70-Haus werden, auch um die 50T€-Förderung mitnehmen zu können.

Raumaufteilung:
EG: Wohnzimmer und -Küche, Hauswirtschaftsraum, Bad mit Dusche, Gästezimmer (was später als Elternschlafzimmer genutzt werden könnte)
OG: 4 Zimmer, Bad

Grundstück:
Wir haben ein Grundstück im Auge, wo die Preisvorstellungen derzeit aber noch weit auseinander gehen. Alternativ wird es in (hoffentlich) naher Zukunft ein Neubaugebiet im Ort geben, wo wir wohl dank Ortansässigkeits- und Kinderbonus gute Chancen auf ein Grundstück hätten.
Das aktuell verfügbare Grundstück hat etwa 10% Gefälle von der Strasse weg. Alle Leitungen liegen an der Strasse. Besonderheit des Grundstücks: 2-geschossige Bebauung ist vorgeschrieben, also erhöhter Kniestock nötig. Laut Auskunft der Stadtwerke würde der Anschluss von Gas und Wasser ca. 5500 € kosten. Strom und Telekom kämen noch dazu.
Bauexperte veranschlagt hier in seinen Beiträgen immer 30 T€ Hausanschlusskosten. Was ist hier alles enthalten?

Finanzielle Lage:
Wir haben 40 T€ Eigenkapital (plus 10 T€ Reserve, die aber auch wirklich übrig bleiben sollen für Auto, Waschmaschine und was sonst noch so alles kaputt gehen kann). Das Eigenkapital setzt sich aus 25 T€ "Bargeld" und 15 T€ in Bausparverträgen zusammen.
Wir haben kalkuliert, dass wir monatlich maximal 900€ abtragen können und wollen. Sondertilgungsmöglichkeiten sollen natürlich vereinbart werden. Die 900€ sind mit einem Gehalt leistbar. Das zweite (halbe) Gehalt soll dann zumindest teilweise in Sondertilgungen fließen.

Unsere Kalkulation sieht momentan so aus:

Grundstück inkl. Erwerbsnebenkosten: 65 T€
Haus inkl. Garage ("schlüsselfertig"): 170 T€
Neue Küche: 10 T€
Garten und Co.: 5 T€
Kleinkram: 5 T€
----------------------------------------------
Gesamt: 255 T€
- Eigenkapital: 40 T€
----------------------------------------------
Finanzierungsbedarf: 215 T€

Der Finanzierungsbedarf deckt sich ja aktuell (aber leider nur bei maximal 10 Jahren Zinsbindung) mit den 900€ Abtrag.

Das "schlüsselfertig" heißt, dass dann wirklich das Haus komplett sein soll, inkl. Hausanschlusskosten, Bodenbelägen und Tapete. Innenausbau im OG mit Leichtbauwänden können wr auch.
In Eigenleistung würden wir (mit diversen Familienangehörigen) Bodenbelags- und Tapezierarbeiten und auch die Badausgestaltung (Fliesenlegen, Anbringen von Waschbecken und WC, Einbau der Dusche) machen. Garten- und Pflasterarbeiten machen wir auch selbst - muss ja auch nicht alles bei Einzug schon fertig sein.
Die Elektrik würden wir mit einem befreundeten Elektriker übernehmen, so dass hier zu den reinen Materialkosten noch eine Bezahlung einkalkuliert werden muss.

Uns ist schon klar, dass das Budget recht knapp ist. Es muss ja aber auch auf Dauer finanzierbar sein - schließlich zahlen wir daran die nächsten 40 Jahre.

Ein befreundeter Architekt bezeichnete die 170 T€ für das Haus als "sehr sportlich". Allerdings ist er auch mehr auf hochwertige okölogische Bauweise spezialisiert.

Den Katalogangaben von einigen Massivhausanbietern zufolge sollte es nicht gänzlich unmöglich sein, für diesen Preis zu bauen.

Prinzipiell würde ich lieber mit einem Architekten und Bau-Ing. bauen, als mit einem Massivhausanbieter - allein schon wegen der Bauüberwachung. Wir sind da aber nicht festgefahren.

Was sagt ihr? Liegt das im Bereich des Möglichen oder ist es völlig utopisch, für diesen Preis unser Haus zu bekommen?

Und noch eine Frage zur Finanzierung: Die erste Einschätzung eines Finanzberaters war, dass es sinnvoller ist, die BVS aufzulösen und direkt als Eigenkapital zu verwenden. Ursprünglich hatten wir geplant, die BVS anzusparen und bei Zuteilungsreife (ca. 2016) zur Tilgung zu verwenden, um in vielleicht 10 Jahren den Abtrag reduzieren zu können. Wie ist Eure Einschätzung dazu? Uns kommt es hier in der Rechnung über die gesamte Laufzeit nicht auf 1000 € mehr oder weniger an - wir wollen lieber eine überschaubare Zeitlang den Gürtel etwas enger schnallen, um dann irgendwann mehr Luft zu haben. Dazu kommt auch, dass das Haus auch während unseres Arbeitslebens abbezahlt sein sollte - also nicht erst in 40, sondern spätestens in 30 Jahren.
Wie könnte man das mit der sinkenden monatlichen Belastung sonst lösen?

Ich freue mich auf Eure Antworten,
Jens
 
A

Alfredlima

Eine sehr interessante Auflistung hast du da geleistet Als kleiner Tipp von einem ehemaligen Häuslebauer! Etwa 20% von der eingeplanten Summe, sollten als Notnagel noch "oben darauf gerechnet" werden. Man benötigt immer mehr Geld als geplant. Vielleicht möchte man doch andere Fliesen oder 5 Steckdosen mehr etc. Das kostet leider alles und hätte uns fast ...
 
D

dismantled

Danke für die Antwort. Allerdings werden wir uns da schon selbst streng an unsere Vorgaben halten müssen, um unser Limit nicht zu überschreiten. Nochmal 30 T€ wollen wir auf jeden Fall nicht einkalkulieren. Für Notfälle gibt es die 10 T€ freies Kapital auf dem Sparbuch. Ideal wäre es natürlich, wenn wir bei der Planung unter dem Limit bleiben und dann noch Luft für Sonderwünsche und Komplikationen haben. Viel Spielraum wird es da aber sicher nicht geben.
Gerade die Elektrik werde ich mir aber vorher sehr genau anschauen und kalkulieren. Ich weiß, was Steckdosen und Netzwerksdosen kosten können...

@Bauexperte: Könntest Du was zu den Hausanschlusskosten sagen? Wie kommt man auf die 30 T€? Ist das vielleicht inkl. Erschließung?
 
B

Bauexperte

Hallo Jens,

Unser Wunschaus ist ein massives Einfamilienhaus mit Zwerchgiebel, ohne Keller, mit ca. 140/150 qm Wohnfläche.
Dann kannst Du Dich von TEUR 170 verabschieden; ein 1-Geschosser liegt bei ca. TEUR 185, ein II-Geschosser entsprechend mehr.

Für Stauraum und Kellerersatz soll eine große Garage (ca. 4m x 9m - Einzelgarage + Abstellraum) direkt ans Haus.
Hier empfiehlt es sich in den Rastermaßen der Fertiggaragen-Hersteller zu bleiben. Veränderungen in der Tiefe der Garage sind bis Max. 10,0 m kein größeres Problem - kostet natürlich mehr, aber alles über 3,00 m Breite erfordert Genehmigungen, Nachttransporte etc. also teuer. Eine Fertiggarage 3 x 9 incl. Geräteraum und Türe zum Garten liegt bei ca. € 7.200,00, eine Fertiggarage 4 x 9 dagegen ca 80% mehr – da kannst Du eher Mauern lassen

Es sollte ein KfW70-Haus werden, auch um die 50T€-Förderung mitnehmen zu können.
Nochmal TEUR 5 – 13 mehr, je nachdem welche Wärmepumpe Du favorisierst - Kfw 70-Mauerwerk vorausgesetzt.

Ein befreundeter Architekt bezeichnete die 170 T€ für das Haus als "sehr sportlich". Allerdings ist er auch mehr auf hochwertige okölogische Bauweise spezialisiert. Den Katalogangaben von einigen Massivhausanbietern zufolge sollte es nicht gänzlich unmöglich sein, für diesen Preis zu bauen.
Ich möchte dem Architekten unbegrenzt zustimmen – bei dem, was Euch vorschwebt, ist das Budget zu knapp bemessen. Selbst wenn Du Vieles in Eigenleistung (EL) erbringen willst, muß das Material ja bezahlt werden. Außerdem ist es in den meisten Fällen nicht „ehetauglich“ zu viel Zeit mit EL einzuplanen, abgesehen davon, dass auch das nötige Wissen vorhanden sein muß.

Ich weiß, dass es viele Anbieter gibt, welche Dir erzählen werden, dass Dein Budget ausreicht. Tue Dir selbst einen Gefallen – wenn Du mir nicht Glauben schenken willst – glaube Deinem befreundeten Architekten; Dein Budget reicht nicht, für ein BV dieser Art. Wenn auch noch Hanglage hinzukommt, kommen noch weitere Kosten für Erdarbeiten hinzu, welche in den TEUR 30-35 Nebenkosten noch nicht berücksichtigt sind.

Freundliche Grüße
 
Zuletzt aktualisiert 25.04.2024
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