Teilabriss - Keller bestehen lassen?

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Z

zicoandenball

Liebes Forum,

in einer "dichtbesiedelten" Ecke Westfalens wollen wir uns ein Eigenheim kaufen. Weil die vorhandenen Baugrundstücke vor Ort meist zu klein sind, spricht viel dafür, ein Haus zu kaufen.

Unter anderem haben wir auch ein Grundstück ins Auge gefasst, auf dem bereits ein freistehendes Einfamilienhaus (mit zusätzlichem An- bzw. Ausbau) mit Einliegerwohnung und Dreifach-Garage vorhanden ist. Zustand und Aufteilung des Objekts sind jedoch denkbar schlecht, so dass wir auf Grund des schönen Grundstückes darüber nachdenken, das Haus teilweise abzureissen.

Teilabriss nenne ich mein Forumseintrag, weil ich der Keller und die Einliegerwohnung stehen bleiben soll. Ist das "statisch" möglich?

Lohnt es sich überhaupt den Keller stehen zu lassen (technische [Rohre und Leitungen,evtl. alte oder defekte Dichtungen und Isolierungen] und architektonische [Kelleraufgang] Bindung an die Gegebenheiten)?
 
B

Bauexperte

Hallo,

Unter anderem haben wir auch ein Grundstück ins Auge gefasst, auf dem bereits ein freistehendes Einfamilienhaus (mit zusätzlichem An- bzw. Ausbau) mit Einliegerwohnung und Dreifach-Garage vorhanden ist. Zustand und Aufteilung des Objekts sind jedoch denkbar schlecht, so dass wir auf Grund des schönen Grundstückes darüber nachdenken, das Haus teilweise abzureissen.
Teilabriss nenne ich mein Forumseintrag, weil ich der Keller und die Einliegerwohnung stehen bleiben soll. Ist das "statisch" möglich?
Möglich ist zunächst einmal Alles, es ist primär eine Frage der Statik und vor allem des Geldbeutels. Ich habe dies bislang zweimal realisiert und – eines sei vorweg angemerkt, mit der Bitte um Beherzigung: Eine solche Sanierungsmaßnahme kann nicht jeder, schon gar nicht ein GU, dessen klassisches Geschäft der Einfamilienhaus-Neubau ist. Dazu gibt es Spezialisten und diese sollten auch damit beauftragt werden, soll in den kommenden Jahren noch Freude am eigenen Heim vorherrschen.

Lohnt es sich überhaupt den Keller stehen zu lassen (technische [Rohre und Leitungen,evtl. alte oder defekte Dichtungen und Isolierungen] und architektonische [Kelleraufgang] Bindung an die Gegebenheiten)?
Zunächst einmal ist zu klären, wie alt das Gemäuer ist – gibt es noch eine verwertbare Statik? Wenn nicht, muß zunächst ein Statiker vor Ort das Gebäude und dessen Substanz in Augenschein nehmen. Im Anschluss der Unternehmer Deines Vertrauens in Zusammenarbeit mit seinem/Deinem Architekten entsprechende Pläne entwerfen, eine Kostenaufstellung incl. Abriss und ggf.. abstützende Maßnahmen ermitteln. nicht zu vergessen, die überproportional hohen Abrisskosten für den Teilabriß.

Ob sich dieses Bauprojekt lohnt, kann ich von meiner Seite des Computers aus nicht seriös beantworten, da ich weder Bausubstanz noch weitere Parameter kenne. Nur so viel: wenn es sich nicht gerade um einen erhaltenswerten Gewölbekeller handelt (und selbst dies ist in aller Regel kostspielige Liebhaberei), würde ich immer zu einem kompletten Abriss raten. Erstens ist es preiswerter – es müssen keine aufwendigen Stützmaßnahmen beachtet werden. Zweitens, wenn oberhalb des bestehenden Kellers aktueller Standard/Technik verbaut wird, macht es keinen Sinn, diese auf veraltete Bausubstanz aufzusetzen. Und drittens – sofern es sich nicht um Asbest handelt und die Bodenverhältnisse es zulassen, kann das Abrißmaterial für den Bodenaufbau herangezogen werden; mehr oder weniger Material, je nachdem ob neu mit oder ohne Keller gebaut werden soll.

Freundliche Grüße
 
Z

zicoandenball

Lieber Bauexperte,

herzlichen Dank für Deine Antwort.

was ist ein GU???

Wenn ich Dich richtig verstehe, rätst Du nicht nur aus ökonomischen Gründen ab, sondern auch auf Grund der anfallenden Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Gewerken, die auf Grund der "Keller-Problematik" anfallen würde!?!?! Als Hintergrund zu unseren "Plänen":

Wir haben eine Variante ins Auge gefasst die keinen Keller hat, so dass wir auf den geschilderten Gedanken gekommen sind. Deine Ausführungen sind jedoch nachvollziehbar.

Wenn Du bereits mit dem Abriss Erfahrungen hast, wie wäre dann vorzugehen?
Macht die Feststellung über anfallenden "Sondermüll" eine entsprechende Abrissfirma, oder ist hier ein Spezialist gefragt? Gibt es Schnittstellen zwischen dem Anbieter des Fertighauses und dem Abriss? Und macht es unter dem Gesichtspunkt, dass ich ja voraussichtlich noch eine Bodenplatte brauche (zudem die Baugruppe im Fall ohne Keller wieder gefüllt werden muss), die den Anforderungen des Fertighauses genügt, sämtliche "Vorarbeiten" in die Hände eines Architekten zu geben, der alles Dienstleistungen gebündelt aus einer Hand erledigt???

Danke für Eure Antworten!
zicoandenball
 
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B

Bauexperte

Hallo,

was ist ein GU???
GeneralUnternehmer

Wenn ich Dich richtig verstehe, rätst Du nicht nur aus ökonomischen Gründen ab, sondern auch auf Grund der anfallenden Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Gewerken, die auf Grund der "Keller-Problematik" anfallen würde!?!?!
Es entspricht meiner Erfahrung, dass so ein Projekt nur gelingen kann, wenn Menschen an der Realisierung beteiligt sind, welche sich auf genau diese Arbeiten spezialisiert haben; alles andere entspricht russischem Roulette.
Wir haben diese Variante ins Auge gefasst. Sie hat keinen Keller, so dass wir auf den geschilderten Gedanken gekommen sind. Deine Ausführungen sind jedoch nachvollziehbar.
Noch etwas aus meiner Erfahrungskiste: bei einem Fertighausanbieter passen die Keller häufig nur dort, wo er auch die Anbieter für den Keller vermittelt hat
Wenn Du bereits mit dem Abriss Erfahrungen hast, wie wäre dann vorzugehen?
Bei einem Teilabriß: zunächst die Statik anfordern oder ggf.. neu erstellen lassen; Bodengutachter beauftragen. Dann treffen sich in aller Regel der Statiker und der Bauunternehmer Deines Vertrauens am Grundstück. Alle 3 werden Dir anschließend alle Fragen hinsichtlich möglichem Sondermüll, Bodenverhältnissen und Kosten beantworten können.
Bei einem kompletten Abriss Bodengutachten in Auftrag geben und anschließend einen Abrissunternehmer Deiner Wahl mit einem Angebot beauftragen.
Gibt es Schnittstellen zwischen dem Anbieter des Fertighauses und dem Abriss?
Nur wenn Du die Variante Teilabriß wählst.
Und macht es unter dem Gesichtspunkt, dass ich ja voraussichtlich noch eine Bodenplatte brauche (zudem die Baugruppe im Fall ohne Keller wieder gefüllt werden muss), die den Anforderungen des Fertighauses genügt, sämtliche "Vorarbeiten" in die Hände eines Architekten zu geben, der alles Dienstleistungen gebündelt aus einer Hand erledigt???
In Sachen Teilabriß habe ich Dir ja schon geantwortet.

Wenn Du komplett abreißen läßt, sollte der Fertighausanbieter in der Lage sein, in Deinem Namen die notwendigen Schritte in enger Absprache mit den beteiligten Gewerken in die Wege zu leiten. Ansonsten wäre diese Aussage „uunsere Architekten machen aus Ihren Träumen und Ideen ein Unikat - modernste Fertigungstechnologie, qualifizierte Fachkräfte und ausgewählte ökologische Baustoffe machen ein Meisterstück daraus“ nicht das Papier wert, auf welchem sie gedruckt steht

Freundliche Grüße
 
Zuletzt aktualisiert 19.04.2024
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