Baukosten eines Einfamilienhauses

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G

Goldbeere

Hallo an Alle!

Heute habe ich mal eine Frage zu den Baukosten eines Einfamilienhauses:

Hier im Forum habe ich gelesen, dass man mit Kosten von rund 1.000-1.350 Euro pro m² je nach Ausstattung rechnen muss. Soweit verständlich. Aber was heißt das jetzt in Bezug auf "die Art zu bauen"?
Wenn ich mit einem Architekten baue (Planung, Vergabe, Bauleitung) kommt zu dem Preis pro m² noch sein Honorar hinzu?
Heißt das dann aber auch, wenn ich mir einen GU/GÜ suche, kommt zu dem Preis noch sein Gewinn hinzu?
Wenn mir jetzt ein Architekt sagt, er plant mit ca. 175.000 Euro Kosten plus Honorar, würde das gleiche Haus bei einem GU/GÜ mind. auch 175.000 Euro plus Gewinn kosten?
Im Endeffekt ist es dann praktisch gleich teuer? Oder wo habe ich einen Denkfehler?

Ein schönes Wochenende für Alle! :)
Goldbeere
 
B

Bauexperte

Hallo Goldbeere,

Hier im Forum habe ich gelesen, dass man mit Kosten von rund 1.000-1.350 Euro pro m² je nach Ausstattung rechnen muss. Soweit verständlich. Aber was heißt das jetzt in Bezug auf "die Art zu bauen"?
Ein einfaches, quadratisches Haus ist preiswerter, als eines mit aufwendiger Architektur, bspw. mit Zwerchgiebeln oder vielen Fenstern, oder, oder. Auch spielt die Wahl des Maueraufbaus eine Rolle, ein zweischaliges Mauerwerk ist aufgrund der höheren Handwerkerleistungen teurer, als bspw. die Verwendung nur eines Materials mit WDVS; Verblender verursachen zusätzliche Kosten. nicht zu vergessen die verwendete Heiztechnik sowie die sonstigen Ausstattungsmerkmale.

Wenn ich mit einem Architekten baue (Planung, Vergabe, Bauleitung) kommt zu dem Preis pro m² noch sein Honorar hinzu?
Nach aller Erfahrung ja. Der Architekt errechnet den möglichen Erstellungspreis anhand der Preislisten der von ihm bevorzugt beauftragten Handwerksfirmen. Dazu addiert sich dann sein Honorar, gemessen an den Leistungsstufen, welche im Architektenvertrag vereinbart wurden.

Heißt das dann aber auch, wenn ich mir einen GU/GÜ suche, kommt zu dem Preis noch sein Gewinn hinzu?
Wenn er Dir einen Festpreis anbietet, sind im Regelfalll die Leistungen bzgl. notwendiger Architektur enthalten. Es kommt halt immer auf die Baubeschreibung an.

Im Endeffekt ist es dann praktisch gleich teuer? Oder wo habe ich einen Denkfehler??
Auch wenn das im Forum einige User anders sehen, ist der Architekt im Regelfall oftmals die - monetär gesehen - teurere Wahl. Es gibt wenige Architekten, welche - aus unterschiedlichen Gründen - in der Lage sind, ein Festpreisangebot abzugeben. Dafür ist die Zusammenarbeit Bauherr ./. Architekt oftmals enger, als bei überregional tätigen GU´s.

Die Wahrheit ist - wenn ein Architekt beauftragt wird, hat es in den seltensten Fällen ausschließlich etwas mit der vorhandenen Budgetierung zu tun. Die Entscheidung für einen Architekten wird aus ganz persönlichen Vorlieben heraus getroffen; die Entscheidung für einen seriösen GU aus dem Umstand heraus, dass sich der Bauherr um Nichts kümmern muß.

Freundliche Grüße
 
G

Goldbeere

Lieben Dank für Deine Antwort, Bauexperte. :)

So ganz verstehe ich es leider noch nicht...
Wenn ich davon ausgehe, dass ein GU auch die Architektenleistung mit anbietet und noch Gewinn machen will, dann muss es doch eigentlich teurer sein, als wenn ich selber nur einen Architekten beauftrage? Es ist doch eher unmöglich, dass der GU sagt, das Haus kostet z.B. 1.200 €/m² inklusive allem und beim Architekten kommt zu dem Preis noch sein Honorar dazu? Irgendwie merkwürdig... aber man liest hierüber (wie über so vieles beim Bau) immer unterschiedliche Ansichten. ;)

LG,
Goldbeere
 
B

Bauexperte

Hallo Goldbeere,

Lieben Dank für Deine Antwort, Bauexperte.
Gerne.

Wenn ich davon ausgehe, dass ein GU auch die Architektenleistung mit anbietet und noch Gewinn machen will, dann muss es doch eigentlich teurer sein, als wenn ich selber nur einen Architekten beauftrage?
Du kannst auf der einen Seite davon ausgehen, dass seriöse GU entweder eigene Baukolonnen und/oder Vertragspartner (Gewerke Roh-/Innenausbau) haben, mit welchen sie jahrelange Geschäftsbeziehungen pflegen. Diese Geschäftsbeziehungen fußen auf Preisverhandlungen, welche sich an der Menge der zu erwartenden Aufträge orientieren und jährlich neu verhandelt werden. Auf der anderen Seite gibt es seriös und überregional tätige Anbieter, welche sich als Mittler zwischen Bauherr und GU verstehen. Will heißen, diese Anbieter haben eine Baubeschreibung erarbeitet und bereits im Vorfeld sämtliche Preisgrenzen mit ihren GU geklärt – durch bundesweite Kooperationen, wie bspw. beim Gewerk Fenster - und sind somit in der Lage zu attraktiven Konditionen, und zumeist hohem Sicherheitsstandard, am Markt zu operieren. Bei dieser Variante spielt der Vergabe-Preis die wesentliche Rolle; alle Parteien verzichten auf einen Teil ihrer Marge, wenn dadurch die Bücher das ganze Jahr gefüllt sind. Übrigens gibt es noch sehr wenige Anbieter, welche die komplette Bauleistung tatsächlich aus eigenem Personalbestand realisieren, weil das Insolvenzrisiko einfach zu hoch ist.

Die Gefahr, welche sich aus diesem Modell ergibt, liegt darin, dass es unseriöse Anbieter gibt, welche sich auf die Gruppe derer eingestellt haben, welche noch eine Weile Eigenkapital ansparen, ihren Bauwunsch in die Zukunft verschieben sollten. Diese Anbieter haben die Vergabe-Preise bis auf das letzte Quäntchen heruntergehandelt, ändern lfd. die Vertragsgestaltung und bringen so die beteiligten Handwerker in eine extreme Lage, wenn Bauherren nicht zahlen. Dies führt oftmals dazu – kannst Du hier leider jede Menge nachlesen, dass die Handwerker aus Eigenschutz ihre Arbeit einstellen müssen, da der geschuldete Werklohn aus unterschiedlichen Gründen nicht gezahlt wird. Diese Gruppe findest Du in den Beiträgen, welche meine Mods-Kollegen und ich als Billiganbieter bezeichnen und - meist in überschaubarem Zeitrahmen - auf der Liste der Insolvenzgerichte. Das ist auch der Grund, weshalb wir Mods jeden potentiellen Bauherren darauf aufmerksam machen, eine Auskunft über seinen favorisierten Anbieter zu ziehen!

Es ist doch eher unmöglich, dass der GU sagt, das Haus kostet z.B. 1.200 €/m² inklusive allem und beim Architekten kommt zu dem Preis noch sein Honorar dazu?
Der Architekt arbeitet in der Regel mit örtlichen Handwerkern zusammen, welche normalerweise beim nächst gelegenen Baustoffhändler gelistet sind; Du kannst Dir sicherlich vorstellen, dass sich diese Zusammenarbeit auf max. 5-10 Häuser pro Jahr beschränkt. Zum einen, weil die Kapazität auf Seiten der Handwerker begrenzt, zum anderen weil der Architekt meistens auch als Bauleiter tätig und dadurch seine Zeit limitiert ist; dies bedingt höhere Einstandspreise, denn ein jeder der Beteiligten trägt Verantwortung für seine Mitarbeiter und deren Auskommen. An diesen Einstandspreisen und dem, mit dem Architekten vereinbarten Leistungsumfang, orientiert sich das Honorar (nach HOAI) des Architekten. Es wird also als letzte Position dem rechnerischen Angebot der beteiligten Handwerker hinzugefügt. Hier hat es übrigens schon interessante Urteile gegeben, in welchen der Architekt wie ein GU angesehen wurde, da er die verschiedenen Gewerke koordiniert hat => Schadensersatzpflichtig. Das ist u.a. der Grund, weshalb nur wenige Architekten ein Festpreisangebot abgeben.

Freundliche Grüße
 
Zuletzt aktualisiert 29.03.2024
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