Hallo Goldbeere,
Lieben Dank für Deine Antwort, Bauexperte.
Gerne.
Wenn ich davon ausgehe, dass ein GU auch die Architektenleistung mit anbietet und noch Gewinn machen will, dann muss es doch eigentlich teurer sein, als wenn ich selber nur einen Architekten beauftrage?
Du kannst auf der einen Seite davon ausgehen, dass seriöse GU entweder eigene Baukolonnen und/oder Vertragspartner (Gewerke Roh-/Innenausbau) haben, mit welchen sie jahrelange Geschäftsbeziehungen pflegen. Diese Geschäftsbeziehungen fußen auf Preisverhandlungen, welche sich an der
Menge der zu erwartenden Aufträge orientieren und jährlich neu verhandelt werden. Auf der anderen Seite gibt es seriös und überregional tätige Anbieter, welche sich als Mittler zwischen Bauherr und GU verstehen. Will heißen, diese Anbieter haben eine Baubeschreibung erarbeitet und bereits im Vorfeld sämtliche Preisgrenzen mit ihren GU geklärt – durch bundesweite Kooperationen, wie bspw. beim Gewerk Fenster - und sind somit in der Lage zu attraktiven Konditionen, und zumeist hohem Sicherheitsstandard, am Markt zu operieren. Bei dieser Variante spielt der
Vergabe-Preis die wesentliche Rolle; alle Parteien verzichten auf einen Teil ihrer Marge, wenn dadurch die Bücher das ganze Jahr gefüllt sind. Übrigens gibt es noch sehr wenige Anbieter, welche die komplette Bauleistung tatsächlich aus eigenem Personalbestand realisieren, weil das Insolvenzrisiko einfach zu hoch ist.
Die Gefahr, welche sich aus diesem Modell ergibt, liegt darin, dass es unseriöse Anbieter gibt, welche sich auf die Gruppe derer eingestellt haben, welche noch eine Weile Eigenkapital
ansparen, ihren Bauwunsch in die Zukunft verschieben
sollten. Diese Anbieter haben die Vergabe-Preise bis auf das letzte Quäntchen heruntergehandelt, ändern lfd. die Vertragsgestaltung und bringen so die beteiligten Handwerker in eine extreme Lage, wenn Bauherren nicht zahlen. Dies führt oftmals dazu – kannst Du hier leider jede Menge nachlesen, dass die Handwerker aus Eigenschutz ihre Arbeit einstellen
müssen, da der geschuldete Werklohn aus unterschiedlichen Gründen nicht gezahlt wird. Diese Gruppe findest Du in den Beiträgen, welche meine Mods-Kollegen und ich als Billiganbieter bezeichnen und - meist in überschaubarem Zeitrahmen - auf der Liste der Insolvenzgerichte. Das ist auch der Grund, weshalb wir Mods
jeden potentiellen Bauherren darauf aufmerksam machen, eine Auskunft über seinen favorisierten Anbieter zu ziehen!
Es ist doch eher unmöglich, dass der GU sagt, das Haus kostet z.B. 1.200 €/m² inklusive allem und beim Architekten kommt zu dem Preis noch sein Honorar dazu?
Der Architekt arbeitet in der Regel mit örtlichen Handwerkern zusammen, welche normalerweise beim nächst gelegenen Baustoffhändler gelistet sind; Du kannst Dir sicherlich vorstellen, dass sich diese Zusammenarbeit auf max. 5-10 Häuser pro Jahr beschränkt. Zum einen, weil die Kapazität auf Seiten der Handwerker begrenzt, zum anderen weil der Architekt meistens auch als Bauleiter tätig und dadurch
seine Zeit limitiert ist; dies bedingt höhere
Einstandspreise, denn ein jeder der Beteiligten trägt Verantwortung für seine Mitarbeiter und deren Auskommen. An diesen Einstandspreisen und dem, mit dem Architekten vereinbarten Leistungsumfang, orientiert sich das Honorar (nach HOAI) des Architekten. Es wird also als letzte Position dem rechnerischen Angebot der beteiligten Handwerker hinzugefügt. Hier hat es übrigens schon interessante Urteile gegeben, in welchen der Architekt wie ein GU angesehen wurde, da er die verschiedenen Gewerke koordiniert hat => Schadensersatzpflichtig. Das ist u.a. der Grund, weshalb nur wenige Architekten ein Festpreisangebot abgeben.
Freundliche Grüße