Energieverbrauch senken beim Altbau

4,80 Stern(e) 4 Votes
R

Ramius

Hallo zusammen,

wir kaufen einen Altbau mit Energieklasse G. Die jetzigen Besitzer haben nachweisbar ganz viel gemacht in den letzten Jahren, u. a. neue Fenster eingesetzt und das Dach neu gelegt + gedämmt. Auch eine solaranlage zur Warmwassergewinnung ist vorhanden.

Wir wundern uns daher, warum der Energieverbrauch so hoch ist. Der Makler und die Besitzer erklärten das so, dass beim Energieverbrauchsausweis ja nur dokumentiert ist, wie hoch der tatsächliche Verbrauch der letzten Monate war. Und da dort neun Personen (= Energieverbraucher) gelebt haben, sei eben so viel verbraucht worden. Das wäre bei uns (bald zu dritt :-) ) dann anders.

Kann man grundsätzlich so sagen? Und gibt es Erfahrungswerte, wo bei einem Altbau (100 Jahre alt) die meiste Energie flöten geht? Ich überlege nämlich, uns einen Energieberater an die Hand zu nehmen.

Danke für alle Antworten!

LG Ramos
 
D

dertill

Liegt ein Verbrauchsausweis oder Bedarfsausweis vor? Hier am besten mal im Netz den Unterschied raussuchen.
Hört sich aber nach Verbrauchsausweis an.

Überlege mal, ob ihr mit drei Personen weniger Heizen müsst als mit 9. Der Heizwärme Bedarf hängt da eher vom Verhalten ab, als von der Anzahl der Nutzer (nur Strom und Wasser werden weniger sein bei weniger Nutzern).

G hieße ja 200-250 kWh pro m Nutzfläche also 300 kWh pro m Wohnfläche.

Bei neuem Fenster und Dach würde ich eher D bis E erwarten.

Ist der Wert für Primärenergie oder Endenergie?
Was für eine Heizung ist verbaut.
Was für Wände? Kellerdecke? Wie alt sind die Fenster wirklich (im Rand vom Glas ist das in dem silberfarbenen Abstandshalter aufgedruckt)?

Bei so einem Verbrauch und den genannten Punkten kann eine Energieberatung schon Sinn machen. Günstigster erster Ansatz wäre z.B. Die Verbraucherzentrale für eine erste Einschätzung.
 
R

Ramius

Hallo dertill,

danke für deine detaillierte Antwort. Bei uns liegt ein Verbrauchsausweis vor, den Unterschied zum Bedarfsausweis kennen wir bzw. wurde uns auch erklärt. Daher hatten der Makler und die Besitzerin auch gesagt, dass es wahrscheinlich an der hohen Anzahl der Bewohner liegt.

Ich kann mir das schon so vorstellen. Zwar sollte man (egal ob mit zwei oder mit neun) jeden Raum grundsätzlich nicht "einfrieren" lassen und daher überall etwas heizen, aber es macht schon einen Unterschied, ob dann jeder in seinem Zimmer die Heizunng volll aufdreht oder nicht. So erkläre ich mir das selbst zumindest als Laie :-)

Der Endenergiebedarf liegt bei 210 kWh/m²*a, der Primärenergiebedarf bei 234 kWh/m²*a. Die Fenster wurden in den letzten ein bis drei Jahren erneuert. Zu den Wänden kann ich nichts Genaues sagen. Die zentrale Heizungsanlage wird mit Gas befeuert, dazu gibt es eine Solaranlage für Warmwasserproduktion und einen wasserführenden Kamin.

LG Marius
 
G

garfunkel

Würde einen Energieberater hinzuziehen. Die paar Euro auf den Kaufpreis gesehen ist es locker wert
 
D

dertill

Zwar sollte man (egal ob mit zwei oder mit neun) jeden Raum grundsätzlich nicht "einfrieren" lassen und daher überall etwas heizen, aber es macht schon einen Unterschied, ob dann jeder in seinem Zimmer die Heizunng volll aufdreht oder nicht.
Bei vollständiger (!) Nutzung eines Gebäudes, ist es egal, ob 3 oder 9 Personen darin wohnen. Wenn ihr einen "Flügel" des Gebäudes nicht nutzen werdet, wird der Verbrauch natürlich sinken, aber nicht nennenswert.

Wenn ihr die Raumtemperatur von dauerhaft 21°C auf 17-18°C (darunter macht eh kaum Sinn und ist auch bauphysikalisch gefährlich) absenkt, spart ihr für den kühleren Teil pro °C ca. 5% der Energiemenge ein.
Beispiel: 50m² mit 200kwh/m² von 21°C auf 18°C = 50m² * 200 kWh/m² * 0,05*(21-18) = 1500 kWh/Jahr.

Bezogen auf die 40.000 - 60.000 kWh (wie groß ist denn das Haus?) ist das nicht viel.


Wenn die derzeitigen Bewohner gerne bei 23°C im ganzen Haus leben, sind da natürlich noch 10% auf die Gesamtsumme drin.
Was noch dazu kommt ist eine Reduktion im Warmwasserbereich (ca. 500 kWh/Jahr und Bewohner), die hier aber gering ausfällt, da ja wahrscheinlich ca. 50% über die solare Bereitung gedeckt werden.

Ist der wasserführende Kamin mit eingerechnet? Steht im Ausweis bei den Brennstoffen. Wahrscheinlich nicht, da Primärenergie höher als Endenergie.

Was du nicht vergessen darfst: Mehr Menschen produzieren auch mehr Abwärme (100-200 W pro Person) und mehr technische Geräte (Spül-, Waschmaschine, Fernseher, Backofen/Herd) auch.

Ich würde mir da keine großen Illusionen machen, sondern mit einem Fachmann darüber sprechen. Du wirst dich dort nicht Totheizen, die Werte sprechen aber dafür, dass da noch irgendwo leicht einzusparende Energiemengen sind, oder die derzeitigen Nutzer gerne ganzjährig so wohnen wollen, wie letzten Sommer.

Wenn ihr aber erstmal geplant habt, einzuziehen ohne zu Renovieren (ich kenne ja den Gesamtzustand des Hauses nicht), könnt ihr ja auch erstmal ein Jahr darin wohnen und schauen, was die Heizung macht.
 
O

Obstlerbaum

Vergiss alle Aussagen von Makler und Besitzer - die wollen das Ding loswerden und nicht für Dich Energie sparen. Bei einem 100 Jahre alten Haus geht die Energie wortwörtlich überall flöten. Energieklasse G müssten über 200kWh/qm*a sein, kein wirklicher Spaß für den Geldbeutel...
 
Zuletzt aktualisiert 20.04.2024
Im Forum Haustechnik / Ökologisches Bauen gibt es 917 Themen mit insgesamt 12103 Beiträgen


Ähnliche Themen
Alle Bilder dieser Forenkategorie anzeigen
Oben