Es wird zu viel gebaut, und zu wenig gebaut.

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Nordlys

Nordlys

Ganz interessanter Artikel:
In Deutschland entsteht zwar viel neuer Wohnraum, aber an den falschen Standorten. Laut einer Baubedarfsanalyse des Kölner Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) wurden in ländlichen Kreisen zwischen 2011 und 2015 zu viele neue Wohnungen und Einfamilienhäuser gebaut. Damit hat sich der Leerstand auf dem Land vergrößert - und der Wohnungsmangel in den Städten verschärft, wie das IW am Montag mitteilte.


In den sieben größten deutschen Städten wurden dem IW zufolge im selben Zeitraum nur 32 Prozent der benötigten Wohnungen gebaut. Damit entstanden allein in diesen Städten 60.000 Wohnungen zu wenig. Der Mangel an kleinen Wohnungen ist laut Studie am gravierendsten.

Auch für 2016 nehmen die Autoren eine weitere Verschärfung des Wohnungsmangels in Städten an, da die Zahl der fertiggestellten Wohngebäude im vergangenen Jahr "nur moderat gestiegen" sei. Selbst wenn sich die Rahmenbedingungen ändern sollten, also "die Zinsen wieder leicht steigen und die Wanderung in die Städte nachlässt", wird der Wohnraum in Städten laut IW knapp bleiben. Demnach werden dort auch weiterhin mehr Wohnungen gebraucht als gebaut.

Ganz anders ist die Situation der Studie zufolge außerhalb der Ballungszentren. In vielen ländlichen Kreisen ist demnach zwischen 2011 und 2015 deutlich zu viel Wohnraum entstanden. Im niedersächsischen Landkreis Emsland seien etwa über 1060 Wohnungen mehr gebaut worden "als auf Basis der demografischen Entwicklung und der Leerstände" nötig.

Ähnlich sieht es laut IW im norDeutsche Reihenhausein-westfälischen Landkreis Steinfurt sowie im Landkreis Vorpommern-Greifswald aus. Insgesamt sind in ländlichen Kreisen demnach 20 Prozent mehr Wohnungen gebaut worden als benötigt. Bei den Einfamilienhäusern sind es der Studie zufolge sogar "mehr als doppelt so viele".

Als Ursachen nennen die Autoren die Niedrigzinsen ebenso wie die Menge an verfügbaren Grundstücken. Die Finanzierung von Immobilien wurde demnach günstiger und deren Kauf attraktiver - obwohl die Baukosten "stetig angezogen sind". Gleichzeitig würden "Neubauten gegenüber Altbauten bevorzugt", was angesichts der insgesamt rückläufigen Bevölkerung auf dem Land zu neuen Leerständen führe.

Laut IW veröden so die Dorfzentren zunehmend, während die kommunalen Infrastrukturkosten durch die Zersiedlung steigen. Um weiteren Leerstand zu vermeiden, rät das Institut zu einem Umdenken in der Kommunalpolitik. Trotz des Wettbewerbs zwischen den Gemeinden sollten Bürgermeister keine neuen Bauflächen ausweisen und Neubau an einen Abbau von Leerstand koppeln, "um den Bestand attraktiver zu machen".

Gleichzeitig sollten Kommunen mit schrumpfender Bevölkerung die Innenentwicklung fördern und ihre Zentren attraktiver gestalten. Hier sei auch die Unterstützung von Bund und Land gefordert, erklärte das IW.

Insgesamt geht derzeit der Bau von Ein- und Zweifamilienhäusern derzeit zurück. Das Statistische Bundesamt teilte am Montag mit, die Genehmigungen für Einfamilienhäuser seien von Januar bis April um 16 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum gesunken, die für Zweifamilienhäuser um 6,5 Prozent. Die Genehmigungen für den Bau von Mehrfamilienhäusern dagegen stiegen um 2,5 Prozent auf insgesamt 51.100 - und damit auf den höchsten Stand in den ersten vier Monaten eines Jahres seit 19 Jahren.


Fazit von mir: Es wird, wenn das so stimmt, in bestimmten, ländlichen Gebieten bald günstige Kaufobjekte geben .Aber Stadtwohnungen bleiben teuer.
 
D

dragonfreak

Dabei bleibt die Frage was bald bedeutet.

Bei uns ist der Markt nach wie vor total überhitzt, auch auf dem Land.
Da werden für 20+ Jahre alte Häuser exorbitante Preise aufgerufen. Da braucht sich niemand wundern, wenn lieber neu gebaut wird.

Was zutrifft ist der Mangel an Stadtwohnungen, da hilft selbst der momentane Neubau nur wenig.
 
M

MIA_SAN_MIA__

Das ist doch Käse. Wieso sollte ein Bürgermeister keine neuen Baugebiete mehr ausschreiben, wenn die Nachfrage dafür da ist? Bei uns gibts für eine Pazelle teils bis zu 10 Bewerber.
Es sollten sich vielleicht mal die Gemeinden mit großem Leerstand fragen, wieso das gerade bei ihnen so ist.

Insgesamt führt das doch nur zu einer größeren Verödung auf dem Land, wenn bauwillige Leute keine Flächen zur Verfügung gestellt bekommen.
 
Y

ypg

Das ist doch Käse. Wieso sollte ein Bürgermeister keine neuen Baugebiete mehr ausschreiben, wenn die Nachfrage dafür da ist? Bei uns gibts für eine Pazelle teils bis zu 10 Bewerber.
Es sollten sich vielleicht mal die Gemeinden mit großem Leerstand fragen, wieso das gerade bei ihnen so ist.

Insgesamt führt das doch nur zu einer größeren Verödung auf dem Land, wenn bauwillige Leute keine Flächen zur Verfügung gestellt bekommen.
Die bauwilligen Leute sind aber leider nicht bereit, Bestandshäuser zu kaufen und zu erhalten. Die Nachfrage ist also nur vom Verbraucher gegeben.

Nachhaltigkeit wird nämlich gern bei Immobilien ausgeklammert, wenn es um Abwägung geht, Bestand oder Neubau.
Viele Orte bestehen aus Häusern, die verwaisen, weil jeder lieber "neu haben" möchte.

Was in den Urlaubsländern kopfschüttelnd von uns in den nahen Küstenstädtchen kommentiert wird, gibt es auch bei uns.

Wir Deutschen sind Egoisten, die zwar ihre eigene neue Haustür haben wollen, davor aber ungern kehren ;)


In aller Kürze Grüsse
 
M

MIA_SAN_MIA__

Die bauwilligen Leute sind aber leider nicht bereit, Bestandshäuser zu kaufen und zu erhalten. Die Nachfrage ist also nur vom Verbraucher gegeben.

Nachhaltigkeit wird nämlich gern bei Immobilien ausgeklammert, wenn es um Abwägung geht, Bestand oder Neubau.
Viele Orte bestehen aus Häusern, die verwaisen, weil jeder lieber "neu haben" möchte.

Was in den Urlaubsländern kopfschüttelnd von uns in den nahen Küstenstädtchen kommentiert wird, gibt es auch bei uns.

Wir Deutschen sind Egoisten, die zwar ihre eigene neue Haustür haben wollen, davor aber ungern kehren ;)


In aller Kürze Grüsse
Wieso auch? bei den Preisen, die aktuell aufgerufen werden ist weder die Renovierung noch der Abriss attraktiv. Für eine Vollsanierung sind gleich mal 120k weg und da ist das Haus noch nicht gekauft...

Einzige Lösung ist, dass die Gemeinden wirklich den Leerstand beseitigen und diese Bauplätze wieder verkaufen. Das ist zwar ein ordentliches Minusgeschäft, sieht man aber jetzt immer häufiger.
 
11ant

11ant

Trotz des Wettbewerbs zwischen den Gemeinden sollten Bürgermeister keine neuen Bauflächen ausweisen und Neubau an einen Abbau von Leerstand koppeln, "um den Bestand attraktiver zu machen".
Der Bestand ist oft nicht attraktiver zu machen, zumindest in Dorfkernen: Parzellen, die ohne Umlegung von Äckern zu Bauland geworden sind. Auf so ein Dreiseithofgrundstück kriegt man kaum moderne Häuser hingestellt. Ich halte das für raumplanerisch günstiger, solche Siedlungsformen aufzugeben und daneben die Neubaugebiete zu stellen. Bäcker zu, Metzger zu, Kneipe zu, Grundschule zu. Dann ist ein Dorf tot. Das ist doch illusorisch zu glauben, daß man das mit Schweinestallausbauprämien als Wohngebiet wiederbelebt bekommt. Was man wiederbeleben kann, sind Alt-Neubaugebiete - teilweise durch so simple Dinge, wie dem Satteldach des Siedlungshäuschens einen großzügigen Kniestock verpassen zu dürfen. In jedem Fall braucht man zur Belebung junge Familien, und die gewinnt man unmöglich durch eine Dreiviertelstunde Busfahrt zur nächsten KiTa.

So ganz nebenbei: die Wirtschaftsforschungsinstitute haben es gerade nötig, sich über Fehlplanungen zu mokieren. Die meisten Fehlplanungen basieren doch gerade auf deren Fehlprognosen.
 
Zuletzt aktualisiert 29.03.2024
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