Faustregel zur Finanzierung

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G

garfunkel

Hab hier jetzt schon einige Threads gelesen.
Nur ist mir noch nicht so klar wie manche eine finanzielle Situation der Threadstarter usw. werten können.
(außer aus Erfahrung, logischem Denken und der gleichen)

Ich kenne z. B. den Leitsatz, dass eine Miete 1/3 des Nettomonatseinkommen nicht übersteigen sollte.
Münzt ihr das so auch auf die Hausfinanzierung um?

Das würde dann heißen, bei einem Nettoeinkommen von beispielsweise 2000€ hätte man eine monatliche Rate von max. 666€

Nun... Das wäre auf ein Miethaus aber die Kaltmiete gesehen.

Daher die Frage, wie ermittelt man was man sich leisten kann und was nicht und welche Faktoren werden da berücksichtigt?

Eine monatliche Rate die zur Abschätzung machbar oder nicht machbar herangezogen wird wird dann auch als "kalt" bezeichnet? Das heißt Nebenkosten für Heizung, Strom usw. sind immer noch mit hinzu zu rechnen?

Wie kann man selbst, ohne alles genau aufgeschrieben zu haben, eine Finanzierung werten?
Es gibt sicher Richtwerte wie z. B. beim Stromverbrauch für x Personenhaushalt.

Ebenso würde mich interessieren ob dann die Immobilie gleichzeitig als Altervorsoge betrachtet wird oder hier allgemein davon ausgegangen wird das man nochmal zusätzlich etwas beiseite legt.

und die abschließende Frage, wie viel Prozent vom Monatlichen Netto sollte die Kreditrate nicht übersteigen?

und dann doch noch ne Frage.
Wie lange sollte eine Finanzierung max. dauern?
Ab x Jahren wird in aller Regel eine Sanierung/Reparaturen fällig was wiederum Geld kostet und folge dessen eventuell ein neuer Kredit fällig ist.
 
T

toxicmolotof

Hallo Garfunkel,

die eine richtige Lösung gibt es nicht. Die Fragen die du stellst, führen zu verschiedenen Antworten, die alle mehr oder weniger richtig sind.

Ein pauschaler Ansatz ist, ähnlich wie bei der Miete, dass die Kreditrate 40% des Haushaltsnettoeinkommens nicht übersteigen sollte. Solche Dinge wie Nebenkosten hat man ja immer, egal ob ein vergleichbares Haus zur Miete genommen oder gekauft wird. Ebenso ist der Stromverbrauch bei Miete oder Kauf identisch.

Der beste Weg ist und bleibt immer noch eine Einnahmen/Ausgaben-Rechnung mit aktuellen Werten. Dann streicht man alles das weg, was bei einem Kauf wegfällt und ergänzt, was zusätzlich anfällt. Dann weiß man wie viel Geld man noch für eine Kreditrate übrig behält.

Ein anderer Weg ist es, die aktuelle Kaltmiete zu nehmen und dazu alle die Dinge zu addieren, die man für den Hauskauf bereit ist zu opfern. Hier zählen zum Beispiel die Sparraten zu, die man bisher zum Vermögensaufbau genutzt hat (sofern man diesen nicht weiter betreiben will), auch z.B. Bausparraten etc.

Eine Finanzierung sollte immer so gestaltet sein, dass sie beendet ist, wenn mit Einkommenseinbußen zu rechnen ist. In der Regel dürfte dies der Renteneintritt sein, kann aber auch 5 Jahre früher sein, wenn man das will. Ein grober Richtwert sind etwa maximal 30-35 Jahre Lauftzeit, wobei der Kreditnehmer zu Beginn auch nicht wesentlich älter sein sollte als 30-35 Jahre. Je später es wird, desto mehr Rate hat man zu stemmen.

Außerdem gibt es immer noch weitere individuelle Faktoren, die man berücksichtigen muss.

Beispiele:
Ein Landwirt mit Vieh-,Obst- und Gemüsehof hat u.U. geringere Lebenshaltungskosten als ein Manager in der Großstadt.
Die Großfamilie mit Verwandtschaft in der Eifel hat geringere Urlaubskosten als der Single mit Anspruch auf Weltreisen.
Diese Liste lässt sich beliebig fortführen.

Es dreht sich im Grunde immer um eine E/A-Rechnung.

Und der Rest ist logisches denken. Wenn mir jemand sagt, dass er auf den 4-wöchigen-Südafrikaurlaub oder den Porsche in der Garage als Nürburgring-Wochenendauto nicht verzichten möchte, dann müssen dafür wohl monatlich die 500 Euro auf Seite gelegt werden können.
 
L

Legurit

So wie du dich damit wohlfühlst und deine Bank dir den Kredit gibt ;-)
Ich würde das ehrlich gesagt nicht an % festmachen, sondern an deinen Lebenshaltungskosten... verdiene ich 10000 T€ im Monat spricht sicher nichts dagegen 50% für die Tilgung aufzuwenden; bekomme ich 1500 € werden schon 30% schwer.
Habe mal gelesen, dass die durchschnittlicher Finanzierung in Niedersachsen 42 Jahre dauert(e). Das war sicherlich irgendwo dem sehr hohen Zinsniveau vergangener Zeiten geschuldet.
Viel wichtiger als die absolute Dauer ist das Risiko, was du zu Zinsbindungsende hast - ist noch sehr viel vom Darlehen über und der Zins steigt, kann es dir das Genick brechen.
Ob du deine Immobilie als Altersvorsorge betrachtest ist dir überlassen - steuerlich absetzbar ist sie nicht.
 
f-pNo

f-pNo

Deine Fragen sind schwierig zu beantworten. Oftmals greifen die hier Rat gebenden auf ihre beruflichen) Erfahrungen zurück. Oftmals ist man im Internet auch noch etwas vorsichtiger, da der Ratgeber sich nie ganz sicher sein kann, ob er über alle Informationen verfügt.
Der Grundsatz, dass die mtl. Rate nicht 30 – 40 % des Einkommens übersteigen sollte, ist eine der „festeren“ Regeln. Auch hier gibt es aber Abweichungen von der Regel – je nachdem, welche Informationen vorliegen.

So würde ich folgende 2 Beispiele unterschiedlich bewerten:
Netto Gesamt : 5.000 Euro
aktuelle Kaltmiete : 1.000 Euro
Nebenkosten : 200 Euro
aktuelle Lebenshaltung : 1.500 Euro
feste Kosten : 1.000 Euro
mtl. Sparrate Bsp. 1 : 1.100 Euro
mtl. Sparrate Bsp. 2 : 200 Euro

Angestrebte Kreditrate: 1.700 Euro

Beispiel 2 gibt an, dass er seine Lebensweise mit dem Hausbau umstellen will, damit er die Belastung tragen kann.

Bei Beispiel 1 hätte ich deutlich weniger Bauchschmerzen, da er schon in der Vergangenheit durch sein Sparverhalten gezeigt hat, dass er sich dauerhaft einschränken kann. Bei Beispiel 2 wäre eine Finanzierung theoretisch möglich – praktisch stellt sich die Frage, inwiefern er seine bisherigen Lebensgewohnheiten (fast das gesamte Einkommen auf den Kopf hauen) dauerhaft umstellen kann. Hier haben viele (auch ich) regelmäßig Zweifel.

Nebenkosten Miete = Nebenkosten Haus (i.d.R. etwas mehr einplanen)
Stromkosten: Kann man i.d.R. vom selben Wert ausgehen. Weshalb sollte der Verbrauch Haushaltsstrom denn auch steigen, wenn man umzieht? Eher sinken, da man sich doch mal neuere Geräte anschafft.

Die Laufzeit wählen viele so, dass sie mit Renteneintritt mit der Kreditzahlung fertig werden.
Einige haben aber einen anderen Lebensplan – sie sind sicher, dass sie sich, wenn die Kids aus dem Haus sind und die Rente eintritt, verkleinern wollen. Daher stören sie sich nicht dran, dass der Kredit teilweise noch offen ist, da dieser mit Verkauf des Hauses getilgt werden soll. Beides sind Modelle, welche funktionieren können. Bei Modell 2 besteht aber das Risiko – was passiert, wenn sich der Lebensplan nach 30 Jahren geändert hat oder das Eigenheim (aus welchen Gründen auch immer) massiv an Wert verliert.

Sehr viele sehen das Eigenheim als Altersvorsorge. Im Alter „mietfrei“ wohnen, hat schon was und schont die Rente (mal abgesehen davon, dass Reparaturen trotzdem ausgeführt werden müssen). Viele werden neben dem Haus noch einen anderen Teil als AV laufen haben (LV, RV, Riester o.ä.).

Sehr häufig kommt auch das Thema Kinder bei der Beurteilung einer Finanzierung ins Spiel. Paare, welche kinderlos bauen, wollen oftmals später im „fertigen“ Nest, die Familie gründen. Diese Bauherren betrachten ihre aktuelle Situation (wie im Übrigen häufig auch die finanzierende Bank). In der aktuellen Situation klappt die Finanzierung auch.
Aber was passiert, wenn ein Verdiener langfristig wegfällt? Hat man zukünftige Kosten für Kinder schon mal berücksichtigt. Der Plan, dass ab Zeitpunkt X beide Elternteile Vollzeit arbeiten können, scheitert i.d.R. an der Realität. Selbst Teilzeit wird schwierig – sehe ich an unserer eigenen Situation (450 Euro Job geht gerade noch). Die Diskussion hier soll dann zumindest anregen, diesen Punkt nicht vollständig auszublenden.
Ich habe im Übrigen bei Familien mit Kindern i.d.R. deutlich weniger Bauchschmerzen mit einem Rat, als bei Familien ohne Kind, da die Kinderfamilien zumindest die Kosten schon (teilweise) kennen.

Eines sei abschließend noch mit dazu gesagt: Diejenigen, welche hier Rat geben, wollen dem Ratsuchenden nichts Böses – auch wenn sie manchmal das Traumschloss zerstören / schrumpfen lassen. Evtl. sind sie bei ihrem Rat manchmal zu vorsichtig – aber kennen sie tatsächlich immer alle Fakten?
Sie geben hier Rat – die Bewertung dessen sowie die Entscheidung obliegt dem potentiellen Bauherren alleine.
 
Zuletzt aktualisiert 28.03.2024
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