überraschende Rechnung, kein Kostenvoranschlag

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bibliophilia

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Wir haben, nachdem unser Heizungsinstallateur kurzfristig abgesprungen ist, einen neuen Installateur beauftragt. Das ganze lief sehr schnell (wir waren in zeitlicher Bedrängnis, der Installateur ein selbstständiger Freund meines Schwagers) und leider ohne Kostenvoranschlag ab.

Bei einem Vorgespräch haben wir gesagt, was wir wollen:
- Rohinstallation (Wasser, Abwasser und Abluft)
- Fußbodenheizung
- Gastherme mit Solarthermie, inklusive Solarleitung und passendem Kombigerät

Er hat gesagt, was das ganze ungefähr kosten soll. Rohinstallation 2500€, über alles weitere sprechen wir dann später.

Ja. Ich weiß. Blöd von uns.

Nun sind die meisten Sachen fertig. Wir haben bisher 3 Abschlagszahlungen von insgesamt 21.000€ bezahlt.
Vor den Abschlagszahlungen kam immer nur die Aussage, dass er unser Geld aufgebraucht haben. Er braucht noch mal so und so viel.
Nach der letzten Zahlung (12.000€) sagte er, das sei jetzt alles. da kommen maximal noch 500-1000€ darauf.

Klang logisch, es fehlte auch nicht mehr viel. Nur noch die Installation der Solaranlage und der Anschluss des Abwasserrohres.
Wir sagten, dass wir nun gerne mal langsam eine konkrete Aufstellung darüber hätten (vorher hat er uns vertröstet, das sei bei Abschlagszahlungen nicht üblich), was wir da die ganze Zeit bezahlt haben. Also eine Stundenaufstellung und eine Materialauflistung mit Preisen.

Das Abwasserrohr hat er dann angeschlossen und eine Aufstellung im Haus liegen lassen.
Handschriftlich. Er hat ungefähr 120 Lieferscheinnummern (von wo auch immer, und was auch immer wir mit den Nummern anfangen sollen) aufgelistet und Preise dahinter geschrieben. Aber weder was es ist, was er da gekauft hat, noch wie davon Transport o,ä, sind.

Z,B. hat er sich 3x Fußbodenheizungsschlauch liefern lassen. An 3 aufeinander folgenden Tagen. Dabei hatten wir ihm vorher ausgerechnet, wie viele Meter wir ca. brauchen. Wir kamen auf knapp 3 Rollen. Jede Rolle kam aber einzeln mit der Spedition und nach jeder leeren Rolle sagte er "Oh. Brauchen wir doch noch was. Ich ruf mal eben an".
Das zog sich so durch. An manchen Tagen kam die Spedition 3-4x mit einzelnen Schellen oder anderen Dingen. Wenn die für jede Anlieferung 40€ in Rechnung stellt, sehe ich eigentlich nicht ein, warum ich das zahlen soll. Er hätte ja auch einfach besser planen und vorausschauend bestellen können. Ausreichend Geld von uns hatte er immer.

Hinzu kommt die Auflistung der Stunden.
Er führt Daten und Gesamtstunden auf. Mindestens 4 davon sind an den Haaren herbei gezogen.
Beweisen können wir das natürlich nicht.
Stundenzettel zum Unterschreiben hat er uns aber auch nie vorgelegt.

Am Ende der handschriftlichen Auflistung dann der Knaller:
Wir sollen bitte noch mal 5500€ zahlen.
Weil das mit seinen Stunden und so doch alles teurer war. Außerdem waren alle Abschlagszahlungen anscheinend Nettopreise. Jetzt möchte er auf alles, also auch die 21000€, die wir bereits gezahlt haben, noch mal 19% Mehrwertsteuer.

Dass er eine Solaranlage einbauen sollte, hat er leider vergessen. Angeblich hätten wir da nie drüber gesprochen.
Kurioserweise hat er aber die Solarleitung zum Dach gelegt und unser von ihm bestelltes Heizungsgerät hat einen 300 Liter Pufferspeicher.
Die Solaranlage (und der Anschluss) ist also nicht mal in den 5000€ enthalten.

Da kommt wieder das Material ins Spiel. Er hätte direkt ein Komplettpaket aus Solaranlage und Heizungsanlage kaufen können. Das kostet (zumindest im Internet... Händlerpreise sind ja vielleicht noch mal anders) so viel, wie er uns für die normale Therme berechnet hat.
Die Solaranlage extra würde noch mal 1500€ kosten. (Plus Anschlusskosten).

Also gehe ich davon aus, dass zu den 5500€, die jetzt noch kommen, noch mal 2-3000€ kommen werden.

Und langsam geht das doch etwas weit über unseren letzten Stand (noch maximal 500-1000€) hinaus.
Von meinem Schwager wissen wir, dass er generell eher schlecht kalkuliert und ihm das Wasser sowieso bis zum Hals steht. Mir kommt es so vor, als würde er einfach versuchen und wie eine goldene Kuh zu melken, um seine ganzen anderen ausstehenden Rechnungen zu bezahlen.
Aber auch das ist reine Spekulation.

Nächste Woche haben wir einen Termin mit ihm und wollen die Rechnung besprechen.

Dazu einige Fragen:

- Können wir verlangen, dass er uns die Rechnungen über das Material zeigt?
- Können wir Teilzahlungen einbehalten, z.B. weil er sich jedes Schräubchen einzeln mit der Spedition hat liefern lassen?
- Können wir den Mehrpreis für die Solaranlage einbehalten, weil er vercheckt hat, das richtige Gerät zu kaufen?
- Was ist mit den Stundennachweisen? Wer ist da in der Beweispflicht?
- Können wir ihn auf seine letzte mündliche Äußerung, dass nur noch 500-1000€ auf uns zukommen werden, festnageln?
- Sollten wir vorher zum Anwalt gehen? Wenn wir am Ende 3-4000€ nicht bezahlen wollen, ist das vermutlich kein Betrag mehr, bei dem man sich gütlich einigt.
- Wie sieht der Fall wohl aus, wenn er vor Gericht kommt? Wie viel gelten mündliche Vereinbarungen? Wer muss was beweisen?


Bitte schenkt euch den erhobenen Zeigefinger.
Ja, wir waren blöd. Und ja, wir ärgern uns selbst grün über unsere Dummheit. Aber das kann ich jetzt auch nicht mehr ändern. Jetzt versuche ich den Schaden zu begrenzen.
 
L

Legurit

Magst du noch mal schreiben, was ihr am Ende bezahlt habt? Inkl. MwSt. und ausstehendem Betrag und was ihr genau bekommen habt für den Betrag? (nur das man das noch mal einordnen kann)
 
B

Bauexperte

Guten Abend,

[...]
- Wie sieht der Fall wohl aus, wenn er vor Gericht kommt? Wie viel gelten mündliche Vereinbarungen? Wer muss was beweisen?
Das sind Fragen, welche Du mit einem RA klären mußt; hier dürfen wir keine Rechtsberatung betreiben.

Grundsätzlich ist es so, daß es keinen Vertrag benötigt, einen Handwerker verbindlich zu beauftragen. Verläuft alles, wie gewünscht: prima - im worst case "könnte" es haklig bis schwierig werden, da Du in der Beweislast bist. Gibt es Zeugen, welche Deine Verhandlungen mit dem beantragten Betrieb bezeugen können? Partner oder auch Ehepartner können ebenfalls bezeugen; die Richterinnen werden aber sehr genau hinschauen.

Deshalb meine Empfehlung - sprich sachlich mit dem Handwerker. Bislang hast Du nur Abschläge gezahlt, erst seine letzte Geldforderung geht mit Zustellung der Schlussrechnung einher. Aus der Schlussrechnung muß u.a.hervorgehen, wofür Du die Abschlagszahlungen geleistet hast; für Dich relevante Abnahmebescheinigungen wie auch bspw. Bedienungsanleitungen müssen beigefügt werden. Alternativ ein Datum benannt werden, wann Du über die Bescheinigungen/Anleitungen verfügen wirst.

Liebe Grüsse, Bauexperte
 
M

merlin83

Meine Erfahrungen haben mir gezeigt: Niemals im Freundes- und Bekanntenkreis beauftragen; da zahlt man meiner Erfahrung nach idR mehr für schlechtere Leistung.

Sag mal die Rahmendaten der Installation. Kann Dir dann mal mein Voranschlag aus dem teuren Süden zukommen lassen, den Du Ihm gerne mal vor den Latzknallen darfst.

Wenn grob unstimmig bleibt, würde ich es eskalieren.

Schöne Grüße,

Manuel
 
Zuletzt aktualisiert 18.04.2024
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