Baufinanzierung trotz Krise?


Steigende Preise auf der ganzen Linie: Holz, Beton, Ziegel oder einfach nur die Spritkosten. Die Inflation erreicht nie gekannte Ausmaße und die Menschen sind allgemein verunsichert. Die Frage steht im Vordergrund: Wie soll es weitergehen mit der Wirtschaft, dem Wohlstand und den Lebenshaltungskosten? Ist es da nicht besser, abzuwarten, auf bessere Zeiten hoffen und den Bau des Eigenheimes zu verschieben? Es gibt genügend Gründe, eben das nicht zu tun. Ein wenig Mut ist gefragt, aber jede Krise bietet ihre Chancen.

Ist nicht immer eine Kriese?

Anfang der 90er-Jahren gab es keine Wirtschaftskrise wie heute. Doch haben wir vergessen, in welch astronomischen Höhen damals die Zinsen für Baukredite, Fahrzeugfinanzierung oder Konsumentenkredite schwebten? Infolge der Wiedervereinigung kamen leicht 9 Prozent und mehr für einen Hauskredit ins Spiel. Dazu die Gebühren – kein billiges Vergnügen. Auch in den Jahren vorher mussten Bauherren enorme Zinslasten tragen. Sicher gab es analog dazu auch höhere Erträge aus den Geldanlagen, um die 6,7 Prozent gab es 1995 auf Sparbriefe. Doch als Eigenkapital in die Finanzierung eingebunden, half das eigene Geld bestenfalls, die Zinslast zu senken.

Momentan: Besonders hohe Ersparnis bei den Zinsen

Rechnet man auf eine Summe von 100.000 € einen derzeitigen Zinssatz von 2,5 bis 2,8 Prozent, wird sichtbar, dass Geld zum Bauen momentan günstig ist wie selten zuvor. Ein Argument also, den geplanten Hausbau nicht zu verzögern. Derzeit werden Kredite teilweise mit einem Zinssatz von 1,3 - 1,8 Prozent angeboten. Hier sollte mit der Hausbank verhandelt werden, wie hoch die Nebenkosten, die Laufzeit und damit der effektive Jahreszins ausfallen wird.

Eigenkapital – wie aufteilen?

In den Hochzinszeiten galt, soviel eigenes Geld, wie entbehrlich in die Finanzierung einzubringen. Um die Zinsbelastung im Rahmen zu halten. Der Mindestbetrag des Eigenkapitals von üblicherweise 20 Prozent wurde bis auf 50 Prozent und mehr gesteigert. Das wäre in der momentanen Situation nicht zu empfehlen. Da das fremde Geld wesentlich billiger ist als vor etlichen Jahren, empfiehlt es sich, das Eigenkapital nur in Höhe des notwendigen Minimums einzubringen. Denn die kaum planbare Inflation bei den Baukosten sollte nicht über die Finanzierung, sondern aus einer dafür zu bildenden Reserve (eigenen Geldes) abgefangen werden. Dafür kann das restliche, freie Eigenkapital verwendet werden.

Fördermöglichkeiten ausschöpfen lohnt

Baukindergeld, steuerliche Möglichkeiten oder andere Fördermöglichkeiten lindern die monatliche Belastung, wenn es an das Abzahlen des Kredites geht. Eine andere Möglichkeit ist, sich nicht einen kompletten Neubau, sondern die Sanierung einer alten Immobilie zum Ziel zu machen. Hier ist zumindest die Bausubstanz schon vorhanden, auch eine Reihe Eigenleistungen können erbracht werden, mehr, als bei einem Neubau, der von Fachfirmen ausgeführt wird.

Alternative zum Neubau

Energetische Sanierungen von Altbauten sind förderfähig, etwa das Tauschen alter Fenster gegen neue. Das Nutzen von erneuerbaren Energien ebenfalls. Hier bieten sich derzeit optimale Voraussetzungen, eine Sanierung zu stemmen. Allerdings sieht es derzeit auf dem Immobilienmarkt bezüglich Sanierungsobjekten nicht so rosig aus. Seit 2020 hält der Trend an, alte Häuser neu zu gestalten. Besonders in den Ballungszentren und innerhalb der Großstädte braucht es viel Glück, eine solche Immobilie zu ergattern. Doch muss es unbedingt zentral gelegen sein? Wir leben im Zeitalter der Digitalisierung und Home-Office. Für viele Menschen wird das die Zukunft sein. Das bedeutet, dass Wohnort und Arbeitsstelle weiter auseinander liegen können. Warum also nicht den Schritt wagen, ein Sanierungsobjekt im ländlichen Raum zu erwerben?

Trotz aller Begeisterung: Kühl kalkulieren

Eine Baufinanzierung ist keine Autofinanzierung, die nach 48 Monaten erledigt ist. Einzuplanen sind auch eventuelle Veränderungen. Man möchte zwar nicht davon ausgehen, aber was ist, wenn das Einkommen für eine gewisse Zeit geringer ausfällt als gewohnt? Deshalb darf die Kalkulation nicht zu knapp, das Eigenkapital nicht zu stark angegriffen werden. Eine Reserve für die laufenden Kosten sollte bleiben. Um den tatsächlichen Rahmen des finanziell machbaren auszuloten, sollte eine genaue Kostenaufstellung erfolgen.

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Kosten einer Mietwohnung

Zuerst steht die Frage: Was kostet meine momentane Lebensführung? Allen voran die Miete, alle Nebenkosten, Versicherungen, das Auto und das Smartphone. In diese Rechnung gehören auch Ausgaben für die Kinder oder Hobbys hinein. Gern wird übersehen, dass Ausgaben für Essen, Strom und Kleidung steigen, also reichlich planen. Alles zusammen ergibt einen Betrag. Der gilt als Ausgangsposition bei der Berechnung der Ausgaben, die als künftige Hauseigentümer zu stemmen sind.

Persönlicher Fragenkatalog

Was kostet der Bau inklusive aller Baunebenkosten? Ein Katalog mit Angeboten zum Hausbau gibt Aufschluss. Wie viel verdiene ich, Kindergeld und Fördermöglichkeiten eingerechnet? Welche monatliche Belastung ergibt sich aus der Finanzierung?

Hier sollte nichts geschönt werden. Das ist natürlich schwer, weil man dazu geneigt ist, in der Vorfreude die Kosten zu unterschätzen. Aber das neue Heim soll ja Freude machen. Deshalb noch die letzten Punkte:

Wie hoch werden die Betriebskosten im neuen Heim sein? Hier steht ein erhöhter Bedarf an Heizung, Strom und Grundstückssteuer ins Haus. Nicht zu vergessen: Frühzeitig beginnen, eine Instandhaltungsrücklage zu bilden. Denn Reparaturen oder ein neuer Heizkessel werden eines Tages zu bezahlen sein.

Klares Ja zur Immobilienfinanzierung

Nach dieser, manchmal mühsamen ersten Gründungsphase sollte in allen Dingen ein gutes Gefühl herrschen. Dem Gang zur Hausbank oder dem Finanzdienstleister steht nun nichts mehr entgegen. Banken schätzen es, wenn ihre Kunden im Vorfeld bereits ein durchdachtes Konzept haben, die Eigenkapitalnachweise und möglicherweise sogar schon ein Projekt zur Finanzierung vorlegen könne. Die weiteren Schritte, bis das Geld fließt, die Unterschriften beim Notar den Kauf besiegeln und die ersten Handwerker anrücken, erfordern etwas Geduld.

Fazit

Baufinanzierung in der derzeitigen Krise bietet Vorteile:

  • Finanzierungsangebote sind günstig wie nie
  • Die Zinsen auf Sparbriefe und Geldanlagen sind sehr niedrig, der Einsatz des Gesparten als Eigenkapital lohnt sich deshalb
  • Auch derzeitig günstige Mieten werden langfristig steigen, die monatliche Finanzierungsrate bleibt dagegen konstant und planbar
  • Bei energetischen Sanierungen von Altbauten gibt es viele förderfähige Projekte
  • Bei einem Neubau oder einer Sanierung wird der Einsatz von erneuerbarer Energie gefördert – ein Beitrag zum Schutz unseres Klimas



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