Fragen bei der Hausbesichtigung - Worauf ist zu achten?

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Reefmaster

Liebe Forumsmitglieder und Eigenheimbesitzer
Meine Frau und ich suchen seit längerer Zeit nach einer (bezahlbaren) Immobilie.
Wir haben beide ein Nettoeinkommen von insgesamt ca 3500€ und wollen ein Haus kaufen, was bereits irgendwo steht. Bei der Laufzeit der Finanzierung dachten wir an maximal 30 Jahre, eher 25 Jahre. Als monatliche Gesamtrate inklusive der Nebenkosten wollen wir 1000 € zahlen, aber es ginge etwas mehr.
Schließlich möchte man ja auch noch Reserven für Reparaturen und anderes zurücklegen.

Nun haben wir eine Doppelhaushälfte gefunden. Das Haus wurde 1984 gebaut und bisher nicht saniert.
Ach ja ... die Fenster wurden 2009 alle erneuert.

Nun einige konkrete Fragen:
Laut Bauplan ist der Lüftungsschacht des Hauses aus Eternit gebaut worden. Ist dies schädlich?
Das Haus hat 105 qm mit Garten und soll 165000€ kosten.
Ich finde den Preis ehrlich gesagt zu gut um wahr zu sein, da die restlichen Häuser in der Umgebung einen Wert von 200000 € aufwärts haben und teilweise deutlich über 300000 € kosten (alle Baujahr 1980-1990)
Wisst ihr worauf man noch achten sollte? Das Haus wurde von uns bis jetzt nur von außen besichtigt, eine Innenbesichtigung soll in den kommenden zwei Wochen erfolgen.
Vielleicht habt ihr ja Ideen, was noch zu fragen wäre? Gibt es klassische Baumängel die man "sehen" kann (Bei Autos gibt es ja auch Schwerpunkte).
Ist man mit einem Gutachten immer auf der sicheren Seite?
Danke im voraus
 
wpic

wpic

Vor dem Kauf einer Immobilie sollte immer eine Objektbegehung mit einem fachlich versierten Gutachter durchgeführt werden. Sie dient der Einschätzung des Erhaltungszustandes, des Sanierungsaufwandes, der Bau- und planungsrechtlichen Situation für eventuell geplante Umbauten und Erweiterungen und der Prüfung der eigentumsrechtlichen Situation. Der Gutachter kann Dir auch überschlägig einen ersten Kostenrahmen für geplante Sanierungsmaßnahmen oder eine energetische Sanierung benennen; er sollte in der Lage sein, das Objekt in seiner GEsamtheit zu bewerten, also ein Architekt/Bauingenieur mit Kenntnissen der Altbausanierung und Baukonstruktionen verschiedener Baualtersklassen sein.

Ein Haus Baujahr 1984 ist nach den Anforderungen der II: Wärmeschutzverordnung gebaut worden. Möglicherweise ist der U-Wert der Außenwände geringer als der Uw-Wert der neuen Fenster, was bauphysikalisch ungünstig ist. Eine energetische Sanierung kann hier Abhilfe schaffen. Auch die Heizungsanlage sollte in die Bewertung mit einbezogen werden.

Der Kaufpreis kann bei Kenntnis von Immobilienpreisen vergleichbarer Objekte nach Marktlage vor Ort gegengeschätzt werden. Liegt er deutlich unter dem Marktwert vergleichbarer Objekte, lässt das bereits auf den Erhaltungszustand/Sanierungsaufwand schließen. Bei der Objektbegehung sollten dann auch die Baugenehmigungsunterlagen und die Baubeschreibung geprüft werden. Der Lüftungsschacht kann durchaus aus einem asbesthaltigem Eternitbauteil bestehen; Asbest wurde erst 1993 in Deutschland verboten.
 
Zuletzt bearbeitet:
Nordlys

Nordlys

Der Schacht ist unschädlich. Asbest ist dann schädlich, wenn Du es flext, sägst, raspelst o.Ä. Einfach so durch Anschauen macht es nichts.
Ein Haus, das klar billiger ist als üblich, Alarm an. Warum sollte jemand was verschenken? Direkt fragen, Wie kommen Sie zu dem Preis? Wo ist der Haken? Ist es Erbbauland? Ist der Keller nass? Ist es Notverkauf? Geh mit einem durch, der vom Fach ist. Ein Bauhandwerker, ein Ingenieur o.Ä.
 
Y

ypg

- Alte Heizung, Reparaturstau, eventuell kann man auch Schimmel sehen (oder riechen)

- Ein Sachverstand, wie @wpic ist vonnöten!

Allerdings würde ich ihn erst bei der Zweitbesichtigung mitnehmen und bei der ersten Begehung die Räume auf mich wirken lassen.

- Man muss auch damit rechnen, dass bei dem niedrigen Preis Voreilige beim langwierigen Überlegen sich das Haus reservieren bzw ohne Zaudern kaufen.

- Ich würde mir zudem anschauen, ob Wände für den Verkauf geweißt wurden. Da könnten Schimmelspuren überdeckt sein. Man achte auch auf Duftsteine

- lasst euch die Abrechnungen der letzten Jahre/des letzten Jahres zeigen - dann bekommt ihr einen Eindruck der Nebenkosten.
-> Energieausweis!

Der Verkäufer muss Fragen zu Schimmel, Asbest, Wasser und sonstige Gegebenheiten übrigens wahrheitsgemäß beantworten. Also direkt fragen. So etwas würde ich auch im späteren Kaufvertrag reinsetzen lassen, falls man später doch etwas findet, wovon der Verkäufer gewusst haben muss.



Grüsse
 
I

Iktinos

Das Haus hat 105 qm mit Garten und soll 165000€ kosten.
Ich finde den Preis ehrlich gesagt zu gut um wahr zu sein, da die restlichen Häuser in der Umgebung einen Wert von 200000 € aufwärts haben und teilweise deutlich über 300000 € kosten (alle Baujahr 1980-1990)
Wie Du die Referenzangaben auch immer aufgetan hast ... was auch immer an Schauermärchen Dir hier "verkauft" wird: es bleibt allgemein gültig: "Vor dem Kauf einer Immobilie sollte immer eine Objektbegehung mit einem fachlich versierten Gutachter durchgeführt werden" @wpic

Du kannst den Zustand der Immobilie als Laie nicht beurteilen; buche also Sachverstand und begehe das Objekt mit ihm/ihr; - gerne im 2. Anlauf, wenn Dir diese Karenzzeit bleibt - und entscheide nach fachkundlicher Beurteilung
 
Elina

Elina

Ich würde auch nicht gleich bei der ersten Besichtigung einen Sachverständigen mitnehmen. Manchmal, oder besser gesagt meistens erledigt sich die Sache schon von selbst, weil die Fotos schmeichelhafter waren als die Realität. Was haben wir viele Häuser angeschaut die schon auf den ersten Blick nicht mehr in Frage kamen...
Problem könnte evtl. sein, daß bei dem Preis auch entsprechend viele Mitbewerber da sind, die vielleicht schneller entschlossen sind...
Trotzdem sollte man bei so etwas wichtigem wie dem Hauskauf auf jeden Fall drüber schlafen, und noch mal zu einer zweiten Besichtigung gehen. Eindrücke reifen... und wenn sie dann erneut mit der Realität kollidieren bekommt man ein gutes Gefühl dafür, ob das Haus was für einen ist oder nicht. Schließlich sollt ihr dort leben.
Anschauen würde ich mir auf jeden Fall Dachboden und Keller. und vielleicht auch eine Heizkostenabrechnung zeigen lassen!
 
Zuletzt aktualisiert 19.04.2024
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